Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Die Geschichte von dein kranken 'Königssohne der NUN durch den Schlag des Pulses und die Farbe der Wangen ans die
Neun erkundigt sich der Arzt nach der Heimat der Schönen, nach ihren An¬
Und als er durch weitere Fragen die Heimathstadt des Mannes herausgebracht
Nun macht der Arzt den Vorschlag, den Goldschmied aus Samarkand
Dann aber mischt der Arzt dem Goldschmied einen Trank, nach dessen Genuß Die Geschichte von dein kranken 'Königssohne der NUN durch den Schlag des Pulses und die Farbe der Wangen ans die
Neun erkundigt sich der Arzt nach der Heimat der Schönen, nach ihren An¬
Und als er durch weitere Fragen die Heimathstadt des Mannes herausgebracht
Nun macht der Arzt den Vorschlag, den Goldschmied aus Samarkand
Dann aber mischt der Arzt dem Goldschmied einen Trank, nach dessen Genuß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204363"/> <fw type="header" place="top"> Die Geschichte von dein kranken 'Königssohne</fw><lb/> <p xml:id="ID_889" prev="#ID_888" next="#ID_890"> der NUN durch den Schlag des Pulses und die Farbe der Wangen ans die<lb/> rechte Spur geführt wird. Denn</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_22" type="poem"> <l> Liebe verraten schwere Seufzer ja,<lb/> Kein Leiden kommt der Liebe Leiden nah.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_890" prev="#ID_889" next="#ID_891"> Neun erkundigt sich der Arzt nach der Heimat der Schönen, nach ihren An¬<lb/> gehörigen, ihren Bekannten, nach den Ortschaften, wo sie ehemals geweilt hat,<lb/> während er unausgesetzt Acht auf deu Pulsschlag giebt. Aber der Puls bleibt<lb/> ruhig, und die Farbe der Wangen unverändert,</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"> <l> Bis von dem wonnigen Samcirkand er sprach.<lb/> Da bebt' ihr Puls, der Wangen Farbe schwand.<lb/> Ein Goldschmied aber lebt' in Samarkand.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_891" prev="#ID_890" next="#ID_892"> Und als er durch weitere Fragen die Heimathstadt des Mannes herausgebracht<lb/> hat, ist ihm alles klar:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem"> <l> Jetzt, rief er, kenn' ich deiner Krankheit Wesen,<lb/> Und wie dnrch Zauberkraft sollst du genesen.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_892" prev="#ID_891" next="#ID_893"> Nun macht der Arzt den Vorschlag, den Goldschmied aus Samarkand<lb/> kommen zu lassen, damit das Mägdlein durch seine Gegenwart genese. Der<lb/> .König willigt ein. Aber es zeigt sich bald, daß er kein Seleukvs ist, und daß<lb/> seine Seele von der Tugend der Entsagung nichts weiß. Zwei Boten begeben<lb/> sich nach Samarkand und überbringen dem Goldschmied kostbare Geschenke nebst<lb/> der Einladung, an den Hof des Königs zu kommen, der von der Kunst des<lb/> weltberühmten Mannes vernommen habe. Da verläßt der also geladene Weib<lb/> und Kind und macht sich frohen Mutes auf den Weg, ohne zu ahnen, daß<lb/> der König nach seinem Blute dürstet.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_25" type="poem"> <l> Da sprach der Greis zum Schah: Die Maid verehre<lb/> Dem fremden Herrn, daß sie ihm angehöre.<lb/> Vereint mit ihm erstarkt sie, und die Glut<lb/> Der Lieb' erlischt in des Genusses Flut.<lb/> Ihm gab der Schah die Moudgesichtige,<lb/> Zwei Herzen einend so, sehnsüchtige,<lb/> Sechs Monde lebten sie in Lust und Freude,<lb/> Bis ganz genas die Maid von ihrem Leide.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_893" prev="#ID_892" next="#ID_894"> Dann aber mischt der Arzt dem Goldschmied einen Trank, nach dessen Genuß<lb/> dieser hinsiecht und seine Schönheit gänzlich verliert. Da vergeht auch die<lb/> Leidenschaft des Mädchens, und das beklagenswerte Opfer der Hinterlist des<lb/> Herrschers quält sich langsam zu, Tode. Der Schluß wird auch hier nach<lb/> der Sitte orientalischer Dichter verschwiegen, er ergiebt sich von selbst. Aber,<lb/> fügt der Dichter hinzu, der Arzt hat keine Sünde begangen. Was er that,<lb/> war Gottes Gebot. Gott hat dem Könige den Traum gesandt und alles so<lb/> gefügt, wie es kam. Gott ist allmächtig, und an seinem Willen darf man</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
Die Geschichte von dein kranken 'Königssohne
der NUN durch den Schlag des Pulses und die Farbe der Wangen ans die
rechte Spur geführt wird. Denn
Liebe verraten schwere Seufzer ja,
Kein Leiden kommt der Liebe Leiden nah.
Neun erkundigt sich der Arzt nach der Heimat der Schönen, nach ihren An¬
gehörigen, ihren Bekannten, nach den Ortschaften, wo sie ehemals geweilt hat,
während er unausgesetzt Acht auf deu Pulsschlag giebt. Aber der Puls bleibt
ruhig, und die Farbe der Wangen unverändert,
Bis von dem wonnigen Samcirkand er sprach.
Da bebt' ihr Puls, der Wangen Farbe schwand.
Ein Goldschmied aber lebt' in Samarkand.
Und als er durch weitere Fragen die Heimathstadt des Mannes herausgebracht
hat, ist ihm alles klar:
Jetzt, rief er, kenn' ich deiner Krankheit Wesen,
Und wie dnrch Zauberkraft sollst du genesen.
Nun macht der Arzt den Vorschlag, den Goldschmied aus Samarkand
kommen zu lassen, damit das Mägdlein durch seine Gegenwart genese. Der
.König willigt ein. Aber es zeigt sich bald, daß er kein Seleukvs ist, und daß
seine Seele von der Tugend der Entsagung nichts weiß. Zwei Boten begeben
sich nach Samarkand und überbringen dem Goldschmied kostbare Geschenke nebst
der Einladung, an den Hof des Königs zu kommen, der von der Kunst des
weltberühmten Mannes vernommen habe. Da verläßt der also geladene Weib
und Kind und macht sich frohen Mutes auf den Weg, ohne zu ahnen, daß
der König nach seinem Blute dürstet.
Da sprach der Greis zum Schah: Die Maid verehre
Dem fremden Herrn, daß sie ihm angehöre.
Vereint mit ihm erstarkt sie, und die Glut
Der Lieb' erlischt in des Genusses Flut.
Ihm gab der Schah die Moudgesichtige,
Zwei Herzen einend so, sehnsüchtige,
Sechs Monde lebten sie in Lust und Freude,
Bis ganz genas die Maid von ihrem Leide.
Dann aber mischt der Arzt dem Goldschmied einen Trank, nach dessen Genuß
dieser hinsiecht und seine Schönheit gänzlich verliert. Da vergeht auch die
Leidenschaft des Mädchens, und das beklagenswerte Opfer der Hinterlist des
Herrschers quält sich langsam zu, Tode. Der Schluß wird auch hier nach
der Sitte orientalischer Dichter verschwiegen, er ergiebt sich von selbst. Aber,
fügt der Dichter hinzu, der Arzt hat keine Sünde begangen. Was er that,
war Gottes Gebot. Gott hat dem Könige den Traum gesandt und alles so
gefügt, wie es kam. Gott ist allmächtig, und an seinem Willen darf man
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