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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Deutschland und die Südafrikanische Republik

sowie nach den benachbarten portugiesischen und englischen Gebieten handelt,
und dein Ganzen schließlich eine Karte des südlichen Afrikas beigegeben ist, die
eine hinreichende Übersicht über dessen einzelne Staaten und Stammbesitze ge¬
währt. Indem wir denen, welche sich mit allen Einzelnheiten dieses inhaltlich
musterhaften Berichts bekannt zu machen wünschen, das Buch selbst empfehlen,
wenden wir uns zu einer gedrängten Zusammenstellung der Hauptsachen, die
sich vorzüglich mit der südafrikanischen Republik beschäftigen soll, da diese
für die Einwanderung und die Einfuhr aus dem Deutschen Reiche zunächst von
Wert und Wichtigkeit ist.

Die Staaten unsrer niederdeutschen Stammverwandten umfassen, zwischen
dem. 22. und 31. Grade südlicher Breite und dem 23. und 30. Grade östlicher
Länge gelegen, insgesamt einen Flächenraum von 415 639 Quadratkilometern
und haben nur ungefähr eine halbe Million Einwohner, wobei Stellaland und
die im Gebiete der Dmnaras und Ovambos gelegenen neueren Ansiedlungen
von Voers, von denen Upingtonia unter den Schutz des Deutschen Reiches ge¬
stellt ist, nicht mitgerechnet sind. Die Südafrikanische Republik wird im Süden
vom Vaalflusfe, im Osten von den Drakenbergen und im Norden und Westen
vom Limpopostrvme und dessen Nebenflüsse Mariquo begrenzt und hat eine
Ausdehnung von 308 200 Quadratkilometern und etwa 374000 Einwohner.
Sie läßt sich ihrer Natur nach in drei Gebiete teilen. Das südliche, als
"Hvoveld" (Hochfeld) bezeichnet und 3500 bis 6000 Fuß über dem Meere ge¬
legen, besteht meist aus Grasebenen, ans denen sich niedrige Vcrgzüge erheben.
Das nordwestliche, "Buschveld" genannt, liegt tiefer und ist größtenteils mit
Savannenwald und Gesträuch bewachsen. Der Osten endlich, das "Bankenveld,"
ist ein vielfach zerklüftetes, flußreiches Terasseuland, das im Mauntschberge
eine Höhe von mehr als 7100 Fuß erreicht. Das ganze Land ist wohl¬
bewässert, da es von zahlreichen größeren und kleineren Flüssen durchströmt
wird, von denen wir nur den Limpopo, den Ukomanzi, den Tugela und den
Pvngola anführen. Der im Süden sich anschließende Oranje-Freistaat hat
einen Flächenraum von 107 400 Quadratkilometern und etwas mehr als
133500 Einwohner. Der Boden bildet ein grasbewachsenes Tafelland mit einer
mittleren Höhe von 5500 Fuß über dem Meere, das im Westen sich allmählich
senkt und hier sowie im Norden ans ungeheuern Hochebenen besteht, aus denen
Hügel und Berge aufsteigen. Von Flüssen ist außer dem Veni, der im Norden
lind Westen, und dem Orange, der im Süden die Grenze des Staates bildet,
als bedeutend noch der Kaledon zu nennen. Das Klima eignet sich in beiden
Republiken nach ärztlichen: Ausspruche außerordentlich gut zur Ansiedelung von
Deutschen. Nur in Jahren, wo viel Regen fällt (vom März bis zum Mai
fallen die meisten Niederschläge) erzeugt der Boden in den Thälern und Wäl¬
dern leicht .Krankheiten. Die Hitze des Sommers ist nicht unerträglich. Die
reine Luft der Hochebene gestattet dem Eingebornen und nicht minder dem


Deutschland und die Südafrikanische Republik

sowie nach den benachbarten portugiesischen und englischen Gebieten handelt,
und dein Ganzen schließlich eine Karte des südlichen Afrikas beigegeben ist, die
eine hinreichende Übersicht über dessen einzelne Staaten und Stammbesitze ge¬
währt. Indem wir denen, welche sich mit allen Einzelnheiten dieses inhaltlich
musterhaften Berichts bekannt zu machen wünschen, das Buch selbst empfehlen,
wenden wir uns zu einer gedrängten Zusammenstellung der Hauptsachen, die
sich vorzüglich mit der südafrikanischen Republik beschäftigen soll, da diese
für die Einwanderung und die Einfuhr aus dem Deutschen Reiche zunächst von
Wert und Wichtigkeit ist.

Die Staaten unsrer niederdeutschen Stammverwandten umfassen, zwischen
dem. 22. und 31. Grade südlicher Breite und dem 23. und 30. Grade östlicher
Länge gelegen, insgesamt einen Flächenraum von 415 639 Quadratkilometern
und haben nur ungefähr eine halbe Million Einwohner, wobei Stellaland und
die im Gebiete der Dmnaras und Ovambos gelegenen neueren Ansiedlungen
von Voers, von denen Upingtonia unter den Schutz des Deutschen Reiches ge¬
stellt ist, nicht mitgerechnet sind. Die Südafrikanische Republik wird im Süden
vom Vaalflusfe, im Osten von den Drakenbergen und im Norden und Westen
vom Limpopostrvme und dessen Nebenflüsse Mariquo begrenzt und hat eine
Ausdehnung von 308 200 Quadratkilometern und etwa 374000 Einwohner.
Sie läßt sich ihrer Natur nach in drei Gebiete teilen. Das südliche, als
„Hvoveld" (Hochfeld) bezeichnet und 3500 bis 6000 Fuß über dem Meere ge¬
legen, besteht meist aus Grasebenen, ans denen sich niedrige Vcrgzüge erheben.
Das nordwestliche, „Buschveld" genannt, liegt tiefer und ist größtenteils mit
Savannenwald und Gesträuch bewachsen. Der Osten endlich, das „Bankenveld,"
ist ein vielfach zerklüftetes, flußreiches Terasseuland, das im Mauntschberge
eine Höhe von mehr als 7100 Fuß erreicht. Das ganze Land ist wohl¬
bewässert, da es von zahlreichen größeren und kleineren Flüssen durchströmt
wird, von denen wir nur den Limpopo, den Ukomanzi, den Tugela und den
Pvngola anführen. Der im Süden sich anschließende Oranje-Freistaat hat
einen Flächenraum von 107 400 Quadratkilometern und etwas mehr als
133500 Einwohner. Der Boden bildet ein grasbewachsenes Tafelland mit einer
mittleren Höhe von 5500 Fuß über dem Meere, das im Westen sich allmählich
senkt und hier sowie im Norden ans ungeheuern Hochebenen besteht, aus denen
Hügel und Berge aufsteigen. Von Flüssen ist außer dem Veni, der im Norden
lind Westen, und dem Orange, der im Süden die Grenze des Staates bildet,
als bedeutend noch der Kaledon zu nennen. Das Klima eignet sich in beiden
Republiken nach ärztlichen: Ausspruche außerordentlich gut zur Ansiedelung von
Deutschen. Nur in Jahren, wo viel Regen fällt (vom März bis zum Mai
fallen die meisten Niederschläge) erzeugt der Boden in den Thälern und Wäl¬
dern leicht .Krankheiten. Die Hitze des Sommers ist nicht unerträglich. Die
reine Luft der Hochebene gestattet dem Eingebornen und nicht minder dem


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[0125] Deutschland und die Südafrikanische Republik sowie nach den benachbarten portugiesischen und englischen Gebieten handelt, und dein Ganzen schließlich eine Karte des südlichen Afrikas beigegeben ist, die eine hinreichende Übersicht über dessen einzelne Staaten und Stammbesitze ge¬ währt. Indem wir denen, welche sich mit allen Einzelnheiten dieses inhaltlich musterhaften Berichts bekannt zu machen wünschen, das Buch selbst empfehlen, wenden wir uns zu einer gedrängten Zusammenstellung der Hauptsachen, die sich vorzüglich mit der südafrikanischen Republik beschäftigen soll, da diese für die Einwanderung und die Einfuhr aus dem Deutschen Reiche zunächst von Wert und Wichtigkeit ist. Die Staaten unsrer niederdeutschen Stammverwandten umfassen, zwischen dem. 22. und 31. Grade südlicher Breite und dem 23. und 30. Grade östlicher Länge gelegen, insgesamt einen Flächenraum von 415 639 Quadratkilometern und haben nur ungefähr eine halbe Million Einwohner, wobei Stellaland und die im Gebiete der Dmnaras und Ovambos gelegenen neueren Ansiedlungen von Voers, von denen Upingtonia unter den Schutz des Deutschen Reiches ge¬ stellt ist, nicht mitgerechnet sind. Die Südafrikanische Republik wird im Süden vom Vaalflusfe, im Osten von den Drakenbergen und im Norden und Westen vom Limpopostrvme und dessen Nebenflüsse Mariquo begrenzt und hat eine Ausdehnung von 308 200 Quadratkilometern und etwa 374000 Einwohner. Sie läßt sich ihrer Natur nach in drei Gebiete teilen. Das südliche, als „Hvoveld" (Hochfeld) bezeichnet und 3500 bis 6000 Fuß über dem Meere ge¬ legen, besteht meist aus Grasebenen, ans denen sich niedrige Vcrgzüge erheben. Das nordwestliche, „Buschveld" genannt, liegt tiefer und ist größtenteils mit Savannenwald und Gesträuch bewachsen. Der Osten endlich, das „Bankenveld," ist ein vielfach zerklüftetes, flußreiches Terasseuland, das im Mauntschberge eine Höhe von mehr als 7100 Fuß erreicht. Das ganze Land ist wohl¬ bewässert, da es von zahlreichen größeren und kleineren Flüssen durchströmt wird, von denen wir nur den Limpopo, den Ukomanzi, den Tugela und den Pvngola anführen. Der im Süden sich anschließende Oranje-Freistaat hat einen Flächenraum von 107 400 Quadratkilometern und etwas mehr als 133500 Einwohner. Der Boden bildet ein grasbewachsenes Tafelland mit einer mittleren Höhe von 5500 Fuß über dem Meere, das im Westen sich allmählich senkt und hier sowie im Norden ans ungeheuern Hochebenen besteht, aus denen Hügel und Berge aufsteigen. Von Flüssen ist außer dem Veni, der im Norden lind Westen, und dem Orange, der im Süden die Grenze des Staates bildet, als bedeutend noch der Kaledon zu nennen. Das Klima eignet sich in beiden Republiken nach ärztlichen: Ausspruche außerordentlich gut zur Ansiedelung von Deutschen. Nur in Jahren, wo viel Regen fällt (vom März bis zum Mai fallen die meisten Niederschläge) erzeugt der Boden in den Thälern und Wäl¬ dern leicht .Krankheiten. Die Hitze des Sommers ist nicht unerträglich. Die reine Luft der Hochebene gestattet dem Eingebornen und nicht minder dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/125>, abgerufen am 28.09.2024.