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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Theodor Althaus.

zu Würzburg. In derselben Zeit wurde in Frankfurt ein "Verein zur Unter¬
stützung deutscher Schulen im Auslande" begründet, im Jahre 1882 der
"Schweizerische Schulverein" zu Zürich, im Jahre 1885 der "Nationale deutsch-
amerikanische Schulverein" in Chicago, 1886 der Newyvrker "Verein zum
Schutze deutscher Kultur," der "Deutsche Schulverein" zu Porto Alegre in
Brasilien und wohl noch andre mehr, deren Namen ich bisher nicht habe er¬
fahren können. Es schwellt uns die Brust mit hoher Freude, wenn wir lesen,
daß der deutsch-amerikanische Lehrertag die Zahl sämtlicher deutscheu Schulen
in den Vereinigten Staaten mit 2364, die der Lehrer mit 6779 und der Schüler
mit 430465 angiebt! Dazu die unzähligen deutsche" Gesangs- und Gcselligkeits-
vereine, die Turnvereine, Auskunftsvereine, deutsche Spitäler und so viele andre,
hier gar nicht aufzuzählende Anstalten! Wahrlich, der große deutsche Krieg der
Heilsjahre 1870/71 ist unberechenbar in seinen Wirkungen gewesen, und allent¬
halben reift aus dem kostbaren Blute seiner Toten die herrlichste Saat.
Kamerun, Guinea und das Hinterland von Sansibar sind kleine, kleine Stationen
gegen das, was noch die Zukunft birgt, wenn wir sie weise vorzubereiten ver¬
stehen. Und hierzu gehört vor allen Dingen die werkthätige Unterstützung der
Bemühungen unsrer Schulvereine. (Schluß folgt.)




Theodor Althaus.

in vortreffliches Buch, das an einen bedeutenden und trotz seiner
Irrtümer vorzüglichen und liebenswürdigen Menschen erinnert,
ein Lebensbild, das zugleich das Bild einer Zeit und einer Ent¬
wicklung heraufbeschwört, die wir glücklich überwunden haben,
aber nicht vergessen wollen und sollen, liegt in Theodor Alt¬
haus, einem Lebensbilde von Friedrich Althaus (Bonn, Emil Strauß, 1888)
vor uns. Das Buch erscheint insofern zur rechten Stunde, als, wie die Vor¬
rede richtig hervorhebt, "die Größe des in unserm Vaterlande vollzogenen
Umschwunges dem Rückblick ans die Ereignisse und die Vertreter jener früher
durchlaufenen vorbereitenden Entwicklungsphasen ein neues Interesse verleiht.
Und einen würdigenden Rückblick scheint Theodor Althaus in jedem Siime zu
verdienen, denn er war zugleich ein völlig moderner und ein von Grund aus
deutscher Charakter. Theolog, Dichter, Politiker, Patriot, Märtyrer für seine
Überzeugung, tritt er hervor als eine der interessantesten Charaktergestalten
der merkwürdigen Übergangsepoche der Hoffnung, der Erfüllung, der Enttäuschung,


Theodor Althaus.

zu Würzburg. In derselben Zeit wurde in Frankfurt ein „Verein zur Unter¬
stützung deutscher Schulen im Auslande" begründet, im Jahre 1882 der
„Schweizerische Schulverein" zu Zürich, im Jahre 1885 der „Nationale deutsch-
amerikanische Schulverein" in Chicago, 1886 der Newyvrker „Verein zum
Schutze deutscher Kultur," der „Deutsche Schulverein" zu Porto Alegre in
Brasilien und wohl noch andre mehr, deren Namen ich bisher nicht habe er¬
fahren können. Es schwellt uns die Brust mit hoher Freude, wenn wir lesen,
daß der deutsch-amerikanische Lehrertag die Zahl sämtlicher deutscheu Schulen
in den Vereinigten Staaten mit 2364, die der Lehrer mit 6779 und der Schüler
mit 430465 angiebt! Dazu die unzähligen deutsche» Gesangs- und Gcselligkeits-
vereine, die Turnvereine, Auskunftsvereine, deutsche Spitäler und so viele andre,
hier gar nicht aufzuzählende Anstalten! Wahrlich, der große deutsche Krieg der
Heilsjahre 1870/71 ist unberechenbar in seinen Wirkungen gewesen, und allent¬
halben reift aus dem kostbaren Blute seiner Toten die herrlichste Saat.
Kamerun, Guinea und das Hinterland von Sansibar sind kleine, kleine Stationen
gegen das, was noch die Zukunft birgt, wenn wir sie weise vorzubereiten ver¬
stehen. Und hierzu gehört vor allen Dingen die werkthätige Unterstützung der
Bemühungen unsrer Schulvereine. (Schluß folgt.)




Theodor Althaus.

in vortreffliches Buch, das an einen bedeutenden und trotz seiner
Irrtümer vorzüglichen und liebenswürdigen Menschen erinnert,
ein Lebensbild, das zugleich das Bild einer Zeit und einer Ent¬
wicklung heraufbeschwört, die wir glücklich überwunden haben,
aber nicht vergessen wollen und sollen, liegt in Theodor Alt¬
haus, einem Lebensbilde von Friedrich Althaus (Bonn, Emil Strauß, 1888)
vor uns. Das Buch erscheint insofern zur rechten Stunde, als, wie die Vor¬
rede richtig hervorhebt, „die Größe des in unserm Vaterlande vollzogenen
Umschwunges dem Rückblick ans die Ereignisse und die Vertreter jener früher
durchlaufenen vorbereitenden Entwicklungsphasen ein neues Interesse verleiht.
Und einen würdigenden Rückblick scheint Theodor Althaus in jedem Siime zu
verdienen, denn er war zugleich ein völlig moderner und ein von Grund aus
deutscher Charakter. Theolog, Dichter, Politiker, Patriot, Märtyrer für seine
Überzeugung, tritt er hervor als eine der interessantesten Charaktergestalten
der merkwürdigen Übergangsepoche der Hoffnung, der Erfüllung, der Enttäuschung,


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[0516] Theodor Althaus. zu Würzburg. In derselben Zeit wurde in Frankfurt ein „Verein zur Unter¬ stützung deutscher Schulen im Auslande" begründet, im Jahre 1882 der „Schweizerische Schulverein" zu Zürich, im Jahre 1885 der „Nationale deutsch- amerikanische Schulverein" in Chicago, 1886 der Newyvrker „Verein zum Schutze deutscher Kultur," der „Deutsche Schulverein" zu Porto Alegre in Brasilien und wohl noch andre mehr, deren Namen ich bisher nicht habe er¬ fahren können. Es schwellt uns die Brust mit hoher Freude, wenn wir lesen, daß der deutsch-amerikanische Lehrertag die Zahl sämtlicher deutscheu Schulen in den Vereinigten Staaten mit 2364, die der Lehrer mit 6779 und der Schüler mit 430465 angiebt! Dazu die unzähligen deutsche» Gesangs- und Gcselligkeits- vereine, die Turnvereine, Auskunftsvereine, deutsche Spitäler und so viele andre, hier gar nicht aufzuzählende Anstalten! Wahrlich, der große deutsche Krieg der Heilsjahre 1870/71 ist unberechenbar in seinen Wirkungen gewesen, und allent¬ halben reift aus dem kostbaren Blute seiner Toten die herrlichste Saat. Kamerun, Guinea und das Hinterland von Sansibar sind kleine, kleine Stationen gegen das, was noch die Zukunft birgt, wenn wir sie weise vorzubereiten ver¬ stehen. Und hierzu gehört vor allen Dingen die werkthätige Unterstützung der Bemühungen unsrer Schulvereine. (Schluß folgt.) Theodor Althaus. in vortreffliches Buch, das an einen bedeutenden und trotz seiner Irrtümer vorzüglichen und liebenswürdigen Menschen erinnert, ein Lebensbild, das zugleich das Bild einer Zeit und einer Ent¬ wicklung heraufbeschwört, die wir glücklich überwunden haben, aber nicht vergessen wollen und sollen, liegt in Theodor Alt¬ haus, einem Lebensbilde von Friedrich Althaus (Bonn, Emil Strauß, 1888) vor uns. Das Buch erscheint insofern zur rechten Stunde, als, wie die Vor¬ rede richtig hervorhebt, „die Größe des in unserm Vaterlande vollzogenen Umschwunges dem Rückblick ans die Ereignisse und die Vertreter jener früher durchlaufenen vorbereitenden Entwicklungsphasen ein neues Interesse verleiht. Und einen würdigenden Rückblick scheint Theodor Althaus in jedem Siime zu verdienen, denn er war zugleich ein völlig moderner und ein von Grund aus deutscher Charakter. Theolog, Dichter, Politiker, Patriot, Märtyrer für seine Überzeugung, tritt er hervor als eine der interessantesten Charaktergestalten der merkwürdigen Übergangsepoche der Hoffnung, der Erfüllung, der Enttäuschung,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/516>, abgerufen am 22.07.2024.