Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.Deutsche Arbeit in Afrika, schaften, wie die Ostafrikanische Gesellschaft in Deutschland, manche schöne Frucht Aber es kommt nicht allein darauf an, zu wissen, "wie jene Länder aus¬ Deutsche Arbeit in Afrika, schaften, wie die Ostafrikanische Gesellschaft in Deutschland, manche schöne Frucht Aber es kommt nicht allein darauf an, zu wissen, „wie jene Länder aus¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289568"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Arbeit in Afrika,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1516" prev="#ID_1515"> schaften, wie die Ostafrikanische Gesellschaft in Deutschland, manche schöne Frucht<lb/> vom Baume der geographischen Erkenntnis Afrikas bisher gepflückt haben und<lb/> weiter pflücken werden, es beabsichtigt auch die Reichsregierung selbst die Er¬<lb/> forschung der deutschafrikanischen Herrschafts- und Interessensphären in den<lb/> Bereich ihrer amtlichen Thätigkeit zu ziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1517" next="#ID_1518"> Aber es kommt nicht allein darauf an, zu wissen, „wie jene Länder aus¬<lb/> sehen, sondern zu erkennen, was sie hervorbringen," und darum weist Soyaux<lb/> darauf hin, daß uns außer der geographischen auch die naturwissenschaftliche<lb/> Erforschung unsers Besitzes notthut. Aus dieser Erforschung werden wir erst<lb/> erfahren, was dieser Besitz hervorbringen kann. Der Handel in unsern deutschen<lb/> Kolonien hat sich bisher mit den Produkten begnügt, die ihm von den Ein-<lb/> gebornen in die Strandfaktorei gebracht wurden. Damit werden aber natürlich<lb/> die verborgenen Schätze des Landes nicht im entferntesten genügend ausgenutzt.<lb/> Darum, wenn auch Soyaux der Überzeugung ist, daß der Hauptreichtum unsrer<lb/> überseeischen Gebiete in der Arbeit liegt, zu der wir insonderheit die Eingebornen<lb/> anregen müssen (wie das anzufangen ist, hat der Verfasser besonders im fünften<lb/> Kapitel, wo er über die Erziehung afrikanischer Eingebornen redet, ausführlicher<lb/> behandelt), so wird doch ein eingehenderes Studium der Natur uns von wesent¬<lb/> lichem Nutzen sein und sich zunächst am meisten lohnen. Es werden sich da<lb/> viele verwertbare Stoffe an Hölzern, Droguen, Pflanzensäften, Pflanzenfasern,<lb/> Früchten mannichfacher Art finden. Zur geographischen Erforschung muß vor<lb/> allem die botanische kommen. Gerade die Erkenntnis der kolonial-afrikanischen<lb/> Flora wird uns die gewichtigsten Fingerzeige für die wirtschaftliche Ausnutzung<lb/> des schwarzen Deutschlands geben. Gerade in botanischer Beziehung wissen<lb/> wir vom westafrikanischen Deutschland noch fast nichts, vom ostafrikanischen<lb/> nicht viel mehr als nichts. Soyaux hält die Einführung neuer Kulturen ohne<lb/> eine gleichzeitige Erforschung der Naturmaterialien für einen Mißgriff; die ein¬<lb/> heimische Pflanzenwelt berge wohl unerforschte Gewächse, die als Kulturpflanzen<lb/> behandelt werden könnten, welche dann unsern kolonialen Gesellschaften eine viel<lb/> vorteilhaftere und sichere Rente ergeben würden. Darum sollte das theoretisch¬<lb/> botanische Studium, aus welchem hier sofort eine praktische Nutzanwendung zu<lb/> ziehen sei, ernsthaft in unsern kolonialen Gebieten selbst betrieben werden. In<lb/> den Gebieten selbst, an Ort und Stelle darum, weil die Prüfung auf die<lb/> Verwendbarkeit der Pflanzenschätze an den frischen Naturobjekten, an den<lb/> Säften, Harzen, Fasern, Rinden, Früchten, Blüten, Blättern, Wurzeln u. s. w.,<lb/> vorzunehmen ist. Am getrockneten Material lassen sich nicht die Ergebnisse er¬<lb/> zielen, wie am Stammgewächs. Was hier für Pflanzen hauptsächlich zu be¬<lb/> nutzen und zu kultiviren sein möchten, darauf giebt besonders das sechste Kapitel<lb/> des Buches Aufschluß, das über „Produkte der Gegenwart und Zukunft" handelt.<lb/> Mit der botanischen, pflanzengeographischen Erforschung ist dann die Kenntnis<lb/> der Technik und der Chemie zu vereinigen. Der botanisch gebildete Chemiker</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0445]
Deutsche Arbeit in Afrika,
schaften, wie die Ostafrikanische Gesellschaft in Deutschland, manche schöne Frucht
vom Baume der geographischen Erkenntnis Afrikas bisher gepflückt haben und
weiter pflücken werden, es beabsichtigt auch die Reichsregierung selbst die Er¬
forschung der deutschafrikanischen Herrschafts- und Interessensphären in den
Bereich ihrer amtlichen Thätigkeit zu ziehen.
Aber es kommt nicht allein darauf an, zu wissen, „wie jene Länder aus¬
sehen, sondern zu erkennen, was sie hervorbringen," und darum weist Soyaux
darauf hin, daß uns außer der geographischen auch die naturwissenschaftliche
Erforschung unsers Besitzes notthut. Aus dieser Erforschung werden wir erst
erfahren, was dieser Besitz hervorbringen kann. Der Handel in unsern deutschen
Kolonien hat sich bisher mit den Produkten begnügt, die ihm von den Ein-
gebornen in die Strandfaktorei gebracht wurden. Damit werden aber natürlich
die verborgenen Schätze des Landes nicht im entferntesten genügend ausgenutzt.
Darum, wenn auch Soyaux der Überzeugung ist, daß der Hauptreichtum unsrer
überseeischen Gebiete in der Arbeit liegt, zu der wir insonderheit die Eingebornen
anregen müssen (wie das anzufangen ist, hat der Verfasser besonders im fünften
Kapitel, wo er über die Erziehung afrikanischer Eingebornen redet, ausführlicher
behandelt), so wird doch ein eingehenderes Studium der Natur uns von wesent¬
lichem Nutzen sein und sich zunächst am meisten lohnen. Es werden sich da
viele verwertbare Stoffe an Hölzern, Droguen, Pflanzensäften, Pflanzenfasern,
Früchten mannichfacher Art finden. Zur geographischen Erforschung muß vor
allem die botanische kommen. Gerade die Erkenntnis der kolonial-afrikanischen
Flora wird uns die gewichtigsten Fingerzeige für die wirtschaftliche Ausnutzung
des schwarzen Deutschlands geben. Gerade in botanischer Beziehung wissen
wir vom westafrikanischen Deutschland noch fast nichts, vom ostafrikanischen
nicht viel mehr als nichts. Soyaux hält die Einführung neuer Kulturen ohne
eine gleichzeitige Erforschung der Naturmaterialien für einen Mißgriff; die ein¬
heimische Pflanzenwelt berge wohl unerforschte Gewächse, die als Kulturpflanzen
behandelt werden könnten, welche dann unsern kolonialen Gesellschaften eine viel
vorteilhaftere und sichere Rente ergeben würden. Darum sollte das theoretisch¬
botanische Studium, aus welchem hier sofort eine praktische Nutzanwendung zu
ziehen sei, ernsthaft in unsern kolonialen Gebieten selbst betrieben werden. In
den Gebieten selbst, an Ort und Stelle darum, weil die Prüfung auf die
Verwendbarkeit der Pflanzenschätze an den frischen Naturobjekten, an den
Säften, Harzen, Fasern, Rinden, Früchten, Blüten, Blättern, Wurzeln u. s. w.,
vorzunehmen ist. Am getrockneten Material lassen sich nicht die Ergebnisse er¬
zielen, wie am Stammgewächs. Was hier für Pflanzen hauptsächlich zu be¬
nutzen und zu kultiviren sein möchten, darauf giebt besonders das sechste Kapitel
des Buches Aufschluß, das über „Produkte der Gegenwart und Zukunft" handelt.
Mit der botanischen, pflanzengeographischen Erforschung ist dann die Kenntnis
der Technik und der Chemie zu vereinigen. Der botanisch gebildete Chemiker
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