Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Wie steht man und wie xhowgraphirt man Farben?

kann in der That ohne Schwierigkeit drei oder mehr gleichzeitige Aufnahmen
von demselben Gegenstände machen, wenn man einen drei- oder mehrfachen
Apparat anwendet. Ja man kann ein mit einem Objektiv aufgenommenes
Bild durch Prismen und Spiegel vervielfältigen. Läßt mau nun jedes dieser
Bilder auf eine Platte einwirken, die nur blau-, rot- oder gclbempfiudlich ist,
so gewinnt man die erwähnten Farbenbilder. Diese werden auf Stein über¬
tragen mit der betreffenden Farbe eingewalzt und nach einander auf das Papier
gedruckt. Nun hat man zwar keine Reagentien auf die einzelnen Farben, aber
man kann durch optische Mittel gewisse Farben abfangen und andre durch¬
lassen. schalte ich zwischen Objektiv und Platte Gläser ein, die nur die rote
Farbe durchlassen, und gebe ich zugleich der empfindlichen Schicht der Platte eine
entsprechende Färbung, so gewinne ich aus dem photvgraphirten Bilde alle seiue
roten Bestandteile. Das gleiche gilt von gelb und von blau. Aus diesen
drei Farben setzt sich die ganze bunte Mannigfaltigkeit der Natur zusammen.
Nachdem ich sie photographisch in ihre Urbestaudteile aufgelöst habe, lege ich
sie durch den Druck, indem ich eine Platte über die andre drücke, wieder zu¬
sammen und gewinne so eine farbige Photographie.

Damit wäre das Problem gelöst, wenn die praktische Ausführung dem
theoretischen Plane entspräche. Absolute Farben giebt es nicht, weder absolut
reine, noch absolut durchscheinende. Die farbige Glasscheibe läßt zwar rote
Strahlen durch, aber zugleich auch andre, die sie hätte abwehren sollen. Die
blaue und gelbe Scheibe thut dasselbe. Die helldunkle Aufnahme bringt nicht
allein Helldunkel, sondern auch alle Farben in der oben angeführten falschen
Wiedergabe, und weiß erscheint in den verschiedenen Farbenbildern nicht als
farblos, sondern als gefärbt. Unsre Farbmittel sind sämtlich unrein, derart, daß
sie von sich sagen könnten: "Uns bleibt ein Erdenrest zu tragen peinlich, und wäre
er Asbest, er ist nicht reinlich." Der Buntdruck müßte der Theorie nach mit drei
Grundtvnen auskommen können, aber er wendet Dutzende verschiedener Farb¬
stoffe an, weil jene verunreinigten Grundstoffe nicht die richtigen Mischungen
ergeben. Dieser Übelstand tritt bei den farbigen Photographien so lebhaft
hervor, daß die auf die oben beschriebene Weise hergestellten Photographien
unbrauchbar sind oder erst nach tiefgreifenden Korrekturen einigermaßen brauch¬
bar werden. Damit verlieren sie aber ihren Wert.

Den richtigen Weg zur Herstellung bunter Photographien haben wir also
gefunden. Er besteht in einer Zerlegung des Bildes bei einer mehrfachen Auf¬
nahme in die farbigen Grundbestandteile und die Zusammenlegung derselben
durch Überdrucke. Es ist nur zu hoffen, daß später einmal bessere Erfolge
erzielt werden, als die sind, mit denen man sich jetzt noch hat begnügen müssen.
Sie werden durch feinere Behandlung nicht so sehr des chemischen als des
optischen Teiles gewonnen werden können. Für jetzt ist und bleibt die farbige
Photographie ein frommer Wunsch.


Wie steht man und wie xhowgraphirt man Farben?

kann in der That ohne Schwierigkeit drei oder mehr gleichzeitige Aufnahmen
von demselben Gegenstände machen, wenn man einen drei- oder mehrfachen
Apparat anwendet. Ja man kann ein mit einem Objektiv aufgenommenes
Bild durch Prismen und Spiegel vervielfältigen. Läßt mau nun jedes dieser
Bilder auf eine Platte einwirken, die nur blau-, rot- oder gclbempfiudlich ist,
so gewinnt man die erwähnten Farbenbilder. Diese werden auf Stein über¬
tragen mit der betreffenden Farbe eingewalzt und nach einander auf das Papier
gedruckt. Nun hat man zwar keine Reagentien auf die einzelnen Farben, aber
man kann durch optische Mittel gewisse Farben abfangen und andre durch¬
lassen. schalte ich zwischen Objektiv und Platte Gläser ein, die nur die rote
Farbe durchlassen, und gebe ich zugleich der empfindlichen Schicht der Platte eine
entsprechende Färbung, so gewinne ich aus dem photvgraphirten Bilde alle seiue
roten Bestandteile. Das gleiche gilt von gelb und von blau. Aus diesen
drei Farben setzt sich die ganze bunte Mannigfaltigkeit der Natur zusammen.
Nachdem ich sie photographisch in ihre Urbestaudteile aufgelöst habe, lege ich
sie durch den Druck, indem ich eine Platte über die andre drücke, wieder zu¬
sammen und gewinne so eine farbige Photographie.

Damit wäre das Problem gelöst, wenn die praktische Ausführung dem
theoretischen Plane entspräche. Absolute Farben giebt es nicht, weder absolut
reine, noch absolut durchscheinende. Die farbige Glasscheibe läßt zwar rote
Strahlen durch, aber zugleich auch andre, die sie hätte abwehren sollen. Die
blaue und gelbe Scheibe thut dasselbe. Die helldunkle Aufnahme bringt nicht
allein Helldunkel, sondern auch alle Farben in der oben angeführten falschen
Wiedergabe, und weiß erscheint in den verschiedenen Farbenbildern nicht als
farblos, sondern als gefärbt. Unsre Farbmittel sind sämtlich unrein, derart, daß
sie von sich sagen könnten: „Uns bleibt ein Erdenrest zu tragen peinlich, und wäre
er Asbest, er ist nicht reinlich." Der Buntdruck müßte der Theorie nach mit drei
Grundtvnen auskommen können, aber er wendet Dutzende verschiedener Farb¬
stoffe an, weil jene verunreinigten Grundstoffe nicht die richtigen Mischungen
ergeben. Dieser Übelstand tritt bei den farbigen Photographien so lebhaft
hervor, daß die auf die oben beschriebene Weise hergestellten Photographien
unbrauchbar sind oder erst nach tiefgreifenden Korrekturen einigermaßen brauch¬
bar werden. Damit verlieren sie aber ihren Wert.

Den richtigen Weg zur Herstellung bunter Photographien haben wir also
gefunden. Er besteht in einer Zerlegung des Bildes bei einer mehrfachen Auf¬
nahme in die farbigen Grundbestandteile und die Zusammenlegung derselben
durch Überdrucke. Es ist nur zu hoffen, daß später einmal bessere Erfolge
erzielt werden, als die sind, mit denen man sich jetzt noch hat begnügen müssen.
Sie werden durch feinere Behandlung nicht so sehr des chemischen als des
optischen Teiles gewonnen werden können. Für jetzt ist und bleibt die farbige
Photographie ein frommer Wunsch.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203679"/>
          <fw type="header" place="top"> Wie steht man und wie xhowgraphirt man Farben?</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_594" prev="#ID_593"> kann in der That ohne Schwierigkeit drei oder mehr gleichzeitige Aufnahmen<lb/>
von demselben Gegenstände machen, wenn man einen drei- oder mehrfachen<lb/>
Apparat anwendet. Ja man kann ein mit einem Objektiv aufgenommenes<lb/>
Bild durch Prismen und Spiegel vervielfältigen. Läßt mau nun jedes dieser<lb/>
Bilder auf eine Platte einwirken, die nur blau-, rot- oder gclbempfiudlich ist,<lb/>
so gewinnt man die erwähnten Farbenbilder. Diese werden auf Stein über¬<lb/>
tragen mit der betreffenden Farbe eingewalzt und nach einander auf das Papier<lb/>
gedruckt. Nun hat man zwar keine Reagentien auf die einzelnen Farben, aber<lb/>
man kann durch optische Mittel gewisse Farben abfangen und andre durch¬<lb/>
lassen. schalte ich zwischen Objektiv und Platte Gläser ein, die nur die rote<lb/>
Farbe durchlassen, und gebe ich zugleich der empfindlichen Schicht der Platte eine<lb/>
entsprechende Färbung, so gewinne ich aus dem photvgraphirten Bilde alle seiue<lb/>
roten Bestandteile. Das gleiche gilt von gelb und von blau. Aus diesen<lb/>
drei Farben setzt sich die ganze bunte Mannigfaltigkeit der Natur zusammen.<lb/>
Nachdem ich sie photographisch in ihre Urbestaudteile aufgelöst habe, lege ich<lb/>
sie durch den Druck, indem ich eine Platte über die andre drücke, wieder zu¬<lb/>
sammen und gewinne so eine farbige Photographie.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_595"> Damit wäre das Problem gelöst, wenn die praktische Ausführung dem<lb/>
theoretischen Plane entspräche. Absolute Farben giebt es nicht, weder absolut<lb/>
reine, noch absolut durchscheinende. Die farbige Glasscheibe läßt zwar rote<lb/>
Strahlen durch, aber zugleich auch andre, die sie hätte abwehren sollen. Die<lb/>
blaue und gelbe Scheibe thut dasselbe. Die helldunkle Aufnahme bringt nicht<lb/>
allein Helldunkel, sondern auch alle Farben in der oben angeführten falschen<lb/>
Wiedergabe, und weiß erscheint in den verschiedenen Farbenbildern nicht als<lb/>
farblos, sondern als gefärbt. Unsre Farbmittel sind sämtlich unrein, derart, daß<lb/>
sie von sich sagen könnten: &#x201E;Uns bleibt ein Erdenrest zu tragen peinlich, und wäre<lb/>
er Asbest, er ist nicht reinlich." Der Buntdruck müßte der Theorie nach mit drei<lb/>
Grundtvnen auskommen können, aber er wendet Dutzende verschiedener Farb¬<lb/>
stoffe an, weil jene verunreinigten Grundstoffe nicht die richtigen Mischungen<lb/>
ergeben. Dieser Übelstand tritt bei den farbigen Photographien so lebhaft<lb/>
hervor, daß die auf die oben beschriebene Weise hergestellten Photographien<lb/>
unbrauchbar sind oder erst nach tiefgreifenden Korrekturen einigermaßen brauch¬<lb/>
bar werden.  Damit verlieren sie aber ihren Wert.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_596"> Den richtigen Weg zur Herstellung bunter Photographien haben wir also<lb/>
gefunden. Er besteht in einer Zerlegung des Bildes bei einer mehrfachen Auf¬<lb/>
nahme in die farbigen Grundbestandteile und die Zusammenlegung derselben<lb/>
durch Überdrucke. Es ist nur zu hoffen, daß später einmal bessere Erfolge<lb/>
erzielt werden, als die sind, mit denen man sich jetzt noch hat begnügen müssen.<lb/>
Sie werden durch feinere Behandlung nicht so sehr des chemischen als des<lb/>
optischen Teiles gewonnen werden können. Für jetzt ist und bleibt die farbige<lb/>
Photographie ein frommer Wunsch.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0244] Wie steht man und wie xhowgraphirt man Farben? kann in der That ohne Schwierigkeit drei oder mehr gleichzeitige Aufnahmen von demselben Gegenstände machen, wenn man einen drei- oder mehrfachen Apparat anwendet. Ja man kann ein mit einem Objektiv aufgenommenes Bild durch Prismen und Spiegel vervielfältigen. Läßt mau nun jedes dieser Bilder auf eine Platte einwirken, die nur blau-, rot- oder gclbempfiudlich ist, so gewinnt man die erwähnten Farbenbilder. Diese werden auf Stein über¬ tragen mit der betreffenden Farbe eingewalzt und nach einander auf das Papier gedruckt. Nun hat man zwar keine Reagentien auf die einzelnen Farben, aber man kann durch optische Mittel gewisse Farben abfangen und andre durch¬ lassen. schalte ich zwischen Objektiv und Platte Gläser ein, die nur die rote Farbe durchlassen, und gebe ich zugleich der empfindlichen Schicht der Platte eine entsprechende Färbung, so gewinne ich aus dem photvgraphirten Bilde alle seiue roten Bestandteile. Das gleiche gilt von gelb und von blau. Aus diesen drei Farben setzt sich die ganze bunte Mannigfaltigkeit der Natur zusammen. Nachdem ich sie photographisch in ihre Urbestaudteile aufgelöst habe, lege ich sie durch den Druck, indem ich eine Platte über die andre drücke, wieder zu¬ sammen und gewinne so eine farbige Photographie. Damit wäre das Problem gelöst, wenn die praktische Ausführung dem theoretischen Plane entspräche. Absolute Farben giebt es nicht, weder absolut reine, noch absolut durchscheinende. Die farbige Glasscheibe läßt zwar rote Strahlen durch, aber zugleich auch andre, die sie hätte abwehren sollen. Die blaue und gelbe Scheibe thut dasselbe. Die helldunkle Aufnahme bringt nicht allein Helldunkel, sondern auch alle Farben in der oben angeführten falschen Wiedergabe, und weiß erscheint in den verschiedenen Farbenbildern nicht als farblos, sondern als gefärbt. Unsre Farbmittel sind sämtlich unrein, derart, daß sie von sich sagen könnten: „Uns bleibt ein Erdenrest zu tragen peinlich, und wäre er Asbest, er ist nicht reinlich." Der Buntdruck müßte der Theorie nach mit drei Grundtvnen auskommen können, aber er wendet Dutzende verschiedener Farb¬ stoffe an, weil jene verunreinigten Grundstoffe nicht die richtigen Mischungen ergeben. Dieser Übelstand tritt bei den farbigen Photographien so lebhaft hervor, daß die auf die oben beschriebene Weise hergestellten Photographien unbrauchbar sind oder erst nach tiefgreifenden Korrekturen einigermaßen brauch¬ bar werden. Damit verlieren sie aber ihren Wert. Den richtigen Weg zur Herstellung bunter Photographien haben wir also gefunden. Er besteht in einer Zerlegung des Bildes bei einer mehrfachen Auf¬ nahme in die farbigen Grundbestandteile und die Zusammenlegung derselben durch Überdrucke. Es ist nur zu hoffen, daß später einmal bessere Erfolge erzielt werden, als die sind, mit denen man sich jetzt noch hat begnügen müssen. Sie werden durch feinere Behandlung nicht so sehr des chemischen als des optischen Teiles gewonnen werden können. Für jetzt ist und bleibt die farbige Photographie ein frommer Wunsch.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/244
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/244>, abgerufen am 03.07.2024.