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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Setzung seiner Erinnerungen wird uns Daudet voraussichtlich auf der Höhe seiner
Geltung und seiner Wirkungen zeigen, wir behalten uns vor, ihn auch auf diese
Höhe zu begleiten. Einstweilen sei der Band, der inhaltreich und lehrreich im
guten wie im bösen Sinne ist, auch der deutschen Leserwelt als eine Erschei¬
nung der neuesten französischen Litteratur empfohlen, an der man nicht vorüber¬
gehen darf.




Wie sieht man und wie xhotographirt man Farben?

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1^^-"cite Fragen sind Nätselfragen. Die erstere betrifft eine Thatsache,
deren volle Erklärung noch nicht gefunden ist, die andre eine
Aufgabe, die wohl vor der Hand noch unlösbar bleiben wird.
Machen wir uns die Aufgabe klar: Es handelt sich dabei um
eine photographische Aufnahme, die auf einer Platte ein Bild
in den natürlichen Farben der Dinge, nicht bloß in den Abstufungen von hell
und dunkel giebt. Mancher wird geneigt sein, zu fragen: Warum soll das
bei den großartigen Fortschritten der Technik und Chemie nicht möglich sein?
Was hat man nicht schon für unmöglich gehalten und später doch zu Wege
gebracht! Das ist richtig. Indessen muß man von der photographischen Chemie
nicht zu viel erwarten. Sie ist eine empirische Wissenschaft, oder vielmehr sie
ist eine Technik, die durch Probiren zu ihren Erfolgen kommt, ohne sagen zu
können, warum dies oder das so oder so wird. Überdies ist es Thatsache, daß
seit Jahrzehnten eifrig an der Herstellung farbiger Photographien gearbeitet wird,
daß aber alle Bemühungen vergeblich waren. Man ist daran gewöhnt, daß
aller paar Jahre die Mitteilung durch die Zeitung läuft, man habe die bunte
Photographie erfunden, und es fehle nur noch an einem Mittel, das Lichtbild
festzuhalten, lichtbeständig zu machen; aber immer wurde es bald darauf still.
Die bunte Photographie ist zur photographischen Seeschlange geworden.

Man hat allerdings Photographien in allen möglichen Farben und bietet
jetzt wirkliche photographische Buntdrucke aus. Aber diese Buntdrucke sind
nichts weiter als Farbendrucke der längst bekannten Art, nur daß sie mit
Hilfe der Photographie hergestellt werden. Es ist bekannt, daß Buntdrucke
angefertigt werden, indem man eine Anzahl von Platten nach einander auf
dasselbe Papier druckt, derart, daß jede Platte einer einzelnen Farbe dient.
Nach der älteren und gebräuchlicheren Herstellungsweise wurden diese Farben¬
bilder von dem Zeichner freihändig angefertigt, eine schwierige und zeitraubende
Arbeit; seitdem man gelernt hat, das photographische Bild auf Stein oder


Setzung seiner Erinnerungen wird uns Daudet voraussichtlich auf der Höhe seiner
Geltung und seiner Wirkungen zeigen, wir behalten uns vor, ihn auch auf diese
Höhe zu begleiten. Einstweilen sei der Band, der inhaltreich und lehrreich im
guten wie im bösen Sinne ist, auch der deutschen Leserwelt als eine Erschei¬
nung der neuesten französischen Litteratur empfohlen, an der man nicht vorüber¬
gehen darf.




Wie sieht man und wie xhotographirt man Farben?

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1^^-»cite Fragen sind Nätselfragen. Die erstere betrifft eine Thatsache,
deren volle Erklärung noch nicht gefunden ist, die andre eine
Aufgabe, die wohl vor der Hand noch unlösbar bleiben wird.
Machen wir uns die Aufgabe klar: Es handelt sich dabei um
eine photographische Aufnahme, die auf einer Platte ein Bild
in den natürlichen Farben der Dinge, nicht bloß in den Abstufungen von hell
und dunkel giebt. Mancher wird geneigt sein, zu fragen: Warum soll das
bei den großartigen Fortschritten der Technik und Chemie nicht möglich sein?
Was hat man nicht schon für unmöglich gehalten und später doch zu Wege
gebracht! Das ist richtig. Indessen muß man von der photographischen Chemie
nicht zu viel erwarten. Sie ist eine empirische Wissenschaft, oder vielmehr sie
ist eine Technik, die durch Probiren zu ihren Erfolgen kommt, ohne sagen zu
können, warum dies oder das so oder so wird. Überdies ist es Thatsache, daß
seit Jahrzehnten eifrig an der Herstellung farbiger Photographien gearbeitet wird,
daß aber alle Bemühungen vergeblich waren. Man ist daran gewöhnt, daß
aller paar Jahre die Mitteilung durch die Zeitung läuft, man habe die bunte
Photographie erfunden, und es fehle nur noch an einem Mittel, das Lichtbild
festzuhalten, lichtbeständig zu machen; aber immer wurde es bald darauf still.
Die bunte Photographie ist zur photographischen Seeschlange geworden.

Man hat allerdings Photographien in allen möglichen Farben und bietet
jetzt wirkliche photographische Buntdrucke aus. Aber diese Buntdrucke sind
nichts weiter als Farbendrucke der längst bekannten Art, nur daß sie mit
Hilfe der Photographie hergestellt werden. Es ist bekannt, daß Buntdrucke
angefertigt werden, indem man eine Anzahl von Platten nach einander auf
dasselbe Papier druckt, derart, daß jede Platte einer einzelnen Farbe dient.
Nach der älteren und gebräuchlicheren Herstellungsweise wurden diese Farben¬
bilder von dem Zeichner freihändig angefertigt, eine schwierige und zeitraubende
Arbeit; seitdem man gelernt hat, das photographische Bild auf Stein oder


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[0240] Setzung seiner Erinnerungen wird uns Daudet voraussichtlich auf der Höhe seiner Geltung und seiner Wirkungen zeigen, wir behalten uns vor, ihn auch auf diese Höhe zu begleiten. Einstweilen sei der Band, der inhaltreich und lehrreich im guten wie im bösen Sinne ist, auch der deutschen Leserwelt als eine Erschei¬ nung der neuesten französischen Litteratur empfohlen, an der man nicht vorüber¬ gehen darf. Wie sieht man und wie xhotographirt man Farben? AM^^W MM VT ^Mi Z^F 1^^-»cite Fragen sind Nätselfragen. Die erstere betrifft eine Thatsache, deren volle Erklärung noch nicht gefunden ist, die andre eine Aufgabe, die wohl vor der Hand noch unlösbar bleiben wird. Machen wir uns die Aufgabe klar: Es handelt sich dabei um eine photographische Aufnahme, die auf einer Platte ein Bild in den natürlichen Farben der Dinge, nicht bloß in den Abstufungen von hell und dunkel giebt. Mancher wird geneigt sein, zu fragen: Warum soll das bei den großartigen Fortschritten der Technik und Chemie nicht möglich sein? Was hat man nicht schon für unmöglich gehalten und später doch zu Wege gebracht! Das ist richtig. Indessen muß man von der photographischen Chemie nicht zu viel erwarten. Sie ist eine empirische Wissenschaft, oder vielmehr sie ist eine Technik, die durch Probiren zu ihren Erfolgen kommt, ohne sagen zu können, warum dies oder das so oder so wird. Überdies ist es Thatsache, daß seit Jahrzehnten eifrig an der Herstellung farbiger Photographien gearbeitet wird, daß aber alle Bemühungen vergeblich waren. Man ist daran gewöhnt, daß aller paar Jahre die Mitteilung durch die Zeitung läuft, man habe die bunte Photographie erfunden, und es fehle nur noch an einem Mittel, das Lichtbild festzuhalten, lichtbeständig zu machen; aber immer wurde es bald darauf still. Die bunte Photographie ist zur photographischen Seeschlange geworden. Man hat allerdings Photographien in allen möglichen Farben und bietet jetzt wirkliche photographische Buntdrucke aus. Aber diese Buntdrucke sind nichts weiter als Farbendrucke der längst bekannten Art, nur daß sie mit Hilfe der Photographie hergestellt werden. Es ist bekannt, daß Buntdrucke angefertigt werden, indem man eine Anzahl von Platten nach einander auf dasselbe Papier druckt, derart, daß jede Platte einer einzelnen Farbe dient. Nach der älteren und gebräuchlicheren Herstellungsweise wurden diese Farben¬ bilder von dem Zeichner freihändig angefertigt, eine schwierige und zeitraubende Arbeit; seitdem man gelernt hat, das photographische Bild auf Stein oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/240>, abgerufen am 22.07.2024.