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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Lin Denkmal der Leipziger Völkerschlacht.

"Zeitung für die elegante Welt", brachte die versprochene Zeichnung nicht,
schließlich mußte es Seckendoff gar erleben, daß sein Plan öffentlich (in den
von Brockhaus herausgegebenen "Deutschen Blättern" Ur. 152) angegriffen wurde,
daß erklärt wurde, weder sei es die Sache "eines dunkeln Privatmannes," ein
solches Denkmal zu errichten, noch sei jetzt bereits die rechte Zeit und Stunde
dazu; "noch liegen die Wohnungen unsers Landmanns in Schutt und Asche,
noch irren tausend Waisen unversorgt in allen Provinzen des unglücklichen
Sachsenlandes, noch werden aller Orten die Folgen des Krieges schmerzlich em¬
pfunden." Und so zog sich denn endlich Seckendorff gekränkt von der Sache
zurück und stellte, weil die Redaktion der "Deutschen Blätter" nicht die von
ihm gewünschte Berichtigung gebracht hatte, die ganze Geschichte seines Denk-
malsplancs in der oben erwähnten Schrift zusammen. "Mag meine Bemü¬
hung -- heißt es am Schlüsse -- erkannt oder nicht erkannt werden, mag
ein andrer mit dem Auftrage zur Besorgung beehrt werden, mag mein bisher
gehabter Geld- und Zeitaufwand in ein Nichts dahin schwinden, so habe ich
doch vor allen die Bahn gebrochen, daß etwas Großes nun zu stände kommen
wird, und ziehe mich dann bescheiden in meine Einsamkeit zurück."

Aber wie schon das Beispiel Arndts zeigt, waren es nicht nur "dunkle
Privatleute," die ihre Denkmalsideen anboten, auch namhafte Personen, da¬
runter bedeutende Künstler, traten mit Entwürfen an die Öffentlichkeit.

Dannecker, der berühmte württembergische Bildhauer, übergab, wie der
"Freimüthige" vom 25. Juli 1814 mitteilte, dem Fürsten Metternich eine Zeich¬
nung zu einem Denkmale, die in folgender Weise beschrieben wird. "Auf einer
Säule von Granit steht eine männliche Figur mit einer Löwenhaut bekleidet.
Links stützt sie sich auf zusammengebundene Stäbe, und in der Rechten hält sie
ein Schwert und den Ölzweig. Sie ist das Symbol der Kraft, die durch Einig¬
keit und Waffenthaten den Frieden erkämpfte. Unter dem Knauf der Säule
stehen die Bildnisse der Verbündeten. Dann folgen die Inschriften, die Ge¬
schichte unserer Zeit enthaltend, sowie die Namen der Feldherren. Am Fuße
der Säule sind zwei große sitzende Figuren, die Staatsgewalt und die allge¬
meine Glückseligkeit der Länder bedeutend."

Unstreitig der großartigste und reichste Plan, ein Entwurf, zu dessen Aus¬
führung sich Baukunst und Bildhauerei die Hände reichen sollten, ging von dem
bekannten badischen Architekten Weinbrenner, dem "Vorläufer Schinkels," aus.
Er liegt gedruckt vor in einem Qnerfolioheft mit vier Tafeln Grund- und Auf¬
rissen: "Ideen zu einem Teutschen National-Denkmal des entscheidenden Sieges
bei Leipzig. Von Friedrich Weinbrenner, Großherzoglich Badischen Oberbau¬
direktor. Karlsruhe, 1814." Text und Zeichnungen ergeben folgendes Bild.
Auf einem quadratischen Unterbau "in der Gestalt einer gothischen Festung"
von 200 Fuß ins Geviert und 50 Fuß Höhe steht ein quadratischer Tempel
von 100 Fuß Höhe und Breite. Durch den Unterbau führen von der Mitte


Lin Denkmal der Leipziger Völkerschlacht.

„Zeitung für die elegante Welt", brachte die versprochene Zeichnung nicht,
schließlich mußte es Seckendoff gar erleben, daß sein Plan öffentlich (in den
von Brockhaus herausgegebenen „Deutschen Blättern" Ur. 152) angegriffen wurde,
daß erklärt wurde, weder sei es die Sache „eines dunkeln Privatmannes," ein
solches Denkmal zu errichten, noch sei jetzt bereits die rechte Zeit und Stunde
dazu; „noch liegen die Wohnungen unsers Landmanns in Schutt und Asche,
noch irren tausend Waisen unversorgt in allen Provinzen des unglücklichen
Sachsenlandes, noch werden aller Orten die Folgen des Krieges schmerzlich em¬
pfunden." Und so zog sich denn endlich Seckendorff gekränkt von der Sache
zurück und stellte, weil die Redaktion der „Deutschen Blätter" nicht die von
ihm gewünschte Berichtigung gebracht hatte, die ganze Geschichte seines Denk-
malsplancs in der oben erwähnten Schrift zusammen. „Mag meine Bemü¬
hung — heißt es am Schlüsse — erkannt oder nicht erkannt werden, mag
ein andrer mit dem Auftrage zur Besorgung beehrt werden, mag mein bisher
gehabter Geld- und Zeitaufwand in ein Nichts dahin schwinden, so habe ich
doch vor allen die Bahn gebrochen, daß etwas Großes nun zu stände kommen
wird, und ziehe mich dann bescheiden in meine Einsamkeit zurück."

Aber wie schon das Beispiel Arndts zeigt, waren es nicht nur „dunkle
Privatleute," die ihre Denkmalsideen anboten, auch namhafte Personen, da¬
runter bedeutende Künstler, traten mit Entwürfen an die Öffentlichkeit.

Dannecker, der berühmte württembergische Bildhauer, übergab, wie der
„Freimüthige" vom 25. Juli 1814 mitteilte, dem Fürsten Metternich eine Zeich¬
nung zu einem Denkmale, die in folgender Weise beschrieben wird. „Auf einer
Säule von Granit steht eine männliche Figur mit einer Löwenhaut bekleidet.
Links stützt sie sich auf zusammengebundene Stäbe, und in der Rechten hält sie
ein Schwert und den Ölzweig. Sie ist das Symbol der Kraft, die durch Einig¬
keit und Waffenthaten den Frieden erkämpfte. Unter dem Knauf der Säule
stehen die Bildnisse der Verbündeten. Dann folgen die Inschriften, die Ge¬
schichte unserer Zeit enthaltend, sowie die Namen der Feldherren. Am Fuße
der Säule sind zwei große sitzende Figuren, die Staatsgewalt und die allge¬
meine Glückseligkeit der Länder bedeutend."

Unstreitig der großartigste und reichste Plan, ein Entwurf, zu dessen Aus¬
führung sich Baukunst und Bildhauerei die Hände reichen sollten, ging von dem
bekannten badischen Architekten Weinbrenner, dem „Vorläufer Schinkels," aus.
Er liegt gedruckt vor in einem Qnerfolioheft mit vier Tafeln Grund- und Auf¬
rissen: „Ideen zu einem Teutschen National-Denkmal des entscheidenden Sieges
bei Leipzig. Von Friedrich Weinbrenner, Großherzoglich Badischen Oberbau¬
direktor. Karlsruhe, 1814." Text und Zeichnungen ergeben folgendes Bild.
Auf einem quadratischen Unterbau „in der Gestalt einer gothischen Festung"
von 200 Fuß ins Geviert und 50 Fuß Höhe steht ein quadratischer Tempel
von 100 Fuß Höhe und Breite. Durch den Unterbau führen von der Mitte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/195>, abgerufen am 25.07.2024.