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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.

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Ulrich von Hütten,

Wie hatte es diesen schon geschmerzt, sich vorstellen zu müssen, wie sie in Rom
lachen über die hirnlosen Deutschen:


^In >vio Kristonüelis der bäbsst unser laoliöt,
soeurs er sinsn ^VaUrsn soit, wis öl's Iiis Il^dö AemÄvIwt. . . .
Ir tintsolro/. Silber port in minor vvslsvlivn svlrriu.
ir pk-dffsQ, e^use Kiionr nine trinkst vin
unä <Ils tosrsvbvn tintsolisn loivn v".ston.

Auch Hütten "thut es in der Seele weh," daß man gerade die Deutschen
für dumm genug halte, um sie in der plumpsten Weise auszubeuten. Was
lassen sie sich in ihrer Gutmütigkeit vom Klerus allein für Befreiungen vom
Fasten an Geld abnehmen!


Und thätens das im walischen Land,
Sie kämen bald zu Spott und Schand, .. .
Dort hab ich keinen Narren nie
Gesehen, der um Geld wie hie
Erlaubnis hab zu essen kauft.. , .
Warum wird nicht die wälsche Art
Mit Ablaß so beschweret hart?
Allein die Deutschen Rarren sein,
Das thut mir weh und macht mir Pein.

Alle diese Summen dienen nur zum Wohlleben der schwelgenden römischen Prä¬
laten, die täglich nehmen


Von Deutschen unser Schweiß und Blut.
Ist das zu leiden, und ists gut?
Ich rat', man geb ihn fürder meh
Kein Pfennig, daß sie Hungers Weh
Ersterben.

Hatte Walther geklagt, der Papst sei volvk im voräsn rmösr
Amor MlMvn, so klagt Hütten:


So ist jetzt nur des Papstes Weis,
Daß er die Schäflein schind und schad,
Acht nicht, ob eins zu leben hab.

Mit Betrübnis sieht er, wie mancher Geistliche gerade das Gegenteil von dem
thut, was er lehrt,

Gleichwie ein Bildstock Straßen zeigt,
Die er zu gehn nicht ist geneigt.

Darum jammert ihn seines Volkes, und er klagt:


Ich sag: es ist Bekehrung not,
Und sollt man mich drum schlagen tot.

Noch hofft er auf den jungen Kaiser Karl V.:


Hierum all Fürsten ich vernahm,
Den edeln Carvlum voran,
Daß sie sich solches nehmen an,

Grenzboten II. 1888. S
Ulrich von Hütten,

Wie hatte es diesen schon geschmerzt, sich vorstellen zu müssen, wie sie in Rom
lachen über die hirnlosen Deutschen:


^In >vio Kristonüelis der bäbsst unser laoliöt,
soeurs er sinsn ^VaUrsn soit, wis öl's Iiis Il^dö AemÄvIwt. . . .
Ir tintsolro/. Silber port in minor vvslsvlivn svlrriu.
ir pk-dffsQ, e^use Kiionr nine trinkst vin
unä <Ils tosrsvbvn tintsolisn loivn v».ston.

Auch Hütten „thut es in der Seele weh," daß man gerade die Deutschen
für dumm genug halte, um sie in der plumpsten Weise auszubeuten. Was
lassen sie sich in ihrer Gutmütigkeit vom Klerus allein für Befreiungen vom
Fasten an Geld abnehmen!


Und thätens das im walischen Land,
Sie kämen bald zu Spott und Schand, .. .
Dort hab ich keinen Narren nie
Gesehen, der um Geld wie hie
Erlaubnis hab zu essen kauft.. , .
Warum wird nicht die wälsche Art
Mit Ablaß so beschweret hart?
Allein die Deutschen Rarren sein,
Das thut mir weh und macht mir Pein.

Alle diese Summen dienen nur zum Wohlleben der schwelgenden römischen Prä¬
laten, die täglich nehmen


Von Deutschen unser Schweiß und Blut.
Ist das zu leiden, und ists gut?
Ich rat', man geb ihn fürder meh
Kein Pfennig, daß sie Hungers Weh
Ersterben.

Hatte Walther geklagt, der Papst sei volvk im voräsn rmösr
Amor MlMvn, so klagt Hütten:


So ist jetzt nur des Papstes Weis,
Daß er die Schäflein schind und schad,
Acht nicht, ob eins zu leben hab.

Mit Betrübnis sieht er, wie mancher Geistliche gerade das Gegenteil von dem
thut, was er lehrt,

Gleichwie ein Bildstock Straßen zeigt,
Die er zu gehn nicht ist geneigt.

Darum jammert ihn seines Volkes, und er klagt:


Ich sag: es ist Bekehrung not,
Und sollt man mich drum schlagen tot.

Noch hofft er auf den jungen Kaiser Karl V.:


Hierum all Fürsten ich vernahm,
Den edeln Carvlum voran,
Daß sie sich solches nehmen an,

Grenzboten II. 1888. S
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[0073] Ulrich von Hütten, Wie hatte es diesen schon geschmerzt, sich vorstellen zu müssen, wie sie in Rom lachen über die hirnlosen Deutschen: ^In >vio Kristonüelis der bäbsst unser laoliöt, soeurs er sinsn ^VaUrsn soit, wis öl's Iiis Il^dö AemÄvIwt. . . . Ir tintsolro/. Silber port in minor vvslsvlivn svlrriu. ir pk-dffsQ, e^use Kiionr nine trinkst vin unä <Ils tosrsvbvn tintsolisn loivn v».ston. Auch Hütten „thut es in der Seele weh," daß man gerade die Deutschen für dumm genug halte, um sie in der plumpsten Weise auszubeuten. Was lassen sie sich in ihrer Gutmütigkeit vom Klerus allein für Befreiungen vom Fasten an Geld abnehmen! Und thätens das im walischen Land, Sie kämen bald zu Spott und Schand, .. . Dort hab ich keinen Narren nie Gesehen, der um Geld wie hie Erlaubnis hab zu essen kauft.. , . Warum wird nicht die wälsche Art Mit Ablaß so beschweret hart? Allein die Deutschen Rarren sein, Das thut mir weh und macht mir Pein. Alle diese Summen dienen nur zum Wohlleben der schwelgenden römischen Prä¬ laten, die täglich nehmen Von Deutschen unser Schweiß und Blut. Ist das zu leiden, und ists gut? Ich rat', man geb ihn fürder meh Kein Pfennig, daß sie Hungers Weh Ersterben. Hatte Walther geklagt, der Papst sei volvk im voräsn rmösr Amor MlMvn, so klagt Hütten: So ist jetzt nur des Papstes Weis, Daß er die Schäflein schind und schad, Acht nicht, ob eins zu leben hab. Mit Betrübnis sieht er, wie mancher Geistliche gerade das Gegenteil von dem thut, was er lehrt, Gleichwie ein Bildstock Straßen zeigt, Die er zu gehn nicht ist geneigt. Darum jammert ihn seines Volkes, und er klagt: Ich sag: es ist Bekehrung not, Und sollt man mich drum schlagen tot. Noch hofft er auf den jungen Kaiser Karl V.: Hierum all Fürsten ich vernahm, Den edeln Carvlum voran, Daß sie sich solches nehmen an, Grenzboten II. 1888. S

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202776/73>, abgerufen am 05.02.2025.