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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.

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Die Aarlsschule und Schillers Zugenddramen.

größere Sicherheit und Pünklichkeit unsrer Bahnen doch mehr als aufgewogen
werden. Übrigens haben sich drüben auch die sonstigen Schattenseiten des
Privatbahnsystems in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Beziehung zufolge
der Willkür im Tarifwesen, der Aufsaugung der kleinern durch die größern Ge¬
sellschaften, der Übermacht der sogenannten "Ringe" u. s. w. bereits soweit
fühlbar gemacht, daß das Verlangen nach einer starken Staatskontrole, wenn
nicht gänzlichen Verstaatlichung, immer allgemeiner wird.

Wir schließen unsre Mitteilungen mit der Versicherung, daß sie sich durch¬
weg auf Selbstgesehenes und Selbsterlebtes gründen, und daß es keineswegs in
unsrer Absicht gelegen hat, die amerikanischen Eisenbahneinrichtungen als solche
zu verkleinern. Jedes Land hat seine Eigentümlichkeiten, und wenn das
dortige Eisenbahnsystem den amerikanischen Eigentümlichkeiten nicht entspräche,
würde es eben nicht so sein, wie es ist. Wir haben lediglich dazu beitragen
wollen, daß unser einheimisches Eisenbahnwesen nicht wegen bloß vermeintlicher
Vorzüge des ausländischen unterschätzt und ihm nicht aus Scheingründen die
verdiente Anerkennung versagt werde.




Die Karlsschule und Schillers Jugendtraum.
von nark Trost.

le die goldnen Tage von Weimar stets die lebendigste Teilnahme
rege erhalten als die Zeit, wo die ästhetische Kultur der Deutschen
sich zu den höchsten, in sich vollendetsten Leistungen erhob, so
wird auch eine liebevolle Forschung nicht müde, der Entwicklungs¬
geschichte unsrer großen Dichter nachzugehen und die Spuren
ihres Werdens namentlich da zu verfolgen, wo sie, mit und an den Zeitgenossen
sich heranbildend, allmählich über diese hinauswachsen. Bei aller Bewunderung
fiir die Macht des deutschen Idealismus bringt ja namentlich die Gegenwart
sich mehr und mehr die Thatsache zum Bewußtsein, daß auch der Baum unsrer
nationalen Poesie keineswegs mit seinen Wurzeln in der Luft steht, daß er umso
siolzer und kräftiger emporwuchs, je reichere Nahrung er aus dem mütter¬
lichen Boden der Volks- und Zeitgeschichte saugen konnte. So hat der "junge
Goethe" manchem eine liebende Teilnahme abgewonnen, der dem "Knnstgreis"
von Weimar nur mit kühler Bewunderung gegenüberstand. Vielleicht in noch


Die Aarlsschule und Schillers Zugenddramen.

größere Sicherheit und Pünklichkeit unsrer Bahnen doch mehr als aufgewogen
werden. Übrigens haben sich drüben auch die sonstigen Schattenseiten des
Privatbahnsystems in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Beziehung zufolge
der Willkür im Tarifwesen, der Aufsaugung der kleinern durch die größern Ge¬
sellschaften, der Übermacht der sogenannten „Ringe" u. s. w. bereits soweit
fühlbar gemacht, daß das Verlangen nach einer starken Staatskontrole, wenn
nicht gänzlichen Verstaatlichung, immer allgemeiner wird.

Wir schließen unsre Mitteilungen mit der Versicherung, daß sie sich durch¬
weg auf Selbstgesehenes und Selbsterlebtes gründen, und daß es keineswegs in
unsrer Absicht gelegen hat, die amerikanischen Eisenbahneinrichtungen als solche
zu verkleinern. Jedes Land hat seine Eigentümlichkeiten, und wenn das
dortige Eisenbahnsystem den amerikanischen Eigentümlichkeiten nicht entspräche,
würde es eben nicht so sein, wie es ist. Wir haben lediglich dazu beitragen
wollen, daß unser einheimisches Eisenbahnwesen nicht wegen bloß vermeintlicher
Vorzüge des ausländischen unterschätzt und ihm nicht aus Scheingründen die
verdiente Anerkennung versagt werde.




Die Karlsschule und Schillers Jugendtraum.
von nark Trost.

le die goldnen Tage von Weimar stets die lebendigste Teilnahme
rege erhalten als die Zeit, wo die ästhetische Kultur der Deutschen
sich zu den höchsten, in sich vollendetsten Leistungen erhob, so
wird auch eine liebevolle Forschung nicht müde, der Entwicklungs¬
geschichte unsrer großen Dichter nachzugehen und die Spuren
ihres Werdens namentlich da zu verfolgen, wo sie, mit und an den Zeitgenossen
sich heranbildend, allmählich über diese hinauswachsen. Bei aller Bewunderung
fiir die Macht des deutschen Idealismus bringt ja namentlich die Gegenwart
sich mehr und mehr die Thatsache zum Bewußtsein, daß auch der Baum unsrer
nationalen Poesie keineswegs mit seinen Wurzeln in der Luft steht, daß er umso
siolzer und kräftiger emporwuchs, je reichere Nahrung er aus dem mütter¬
lichen Boden der Volks- und Zeitgeschichte saugen konnte. So hat der „junge
Goethe" manchem eine liebende Teilnahme abgewonnen, der dem „Knnstgreis"
von Weimar nur mit kühler Bewunderung gegenüberstand. Vielleicht in noch


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[0475] Die Aarlsschule und Schillers Zugenddramen. größere Sicherheit und Pünklichkeit unsrer Bahnen doch mehr als aufgewogen werden. Übrigens haben sich drüben auch die sonstigen Schattenseiten des Privatbahnsystems in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Beziehung zufolge der Willkür im Tarifwesen, der Aufsaugung der kleinern durch die größern Ge¬ sellschaften, der Übermacht der sogenannten „Ringe" u. s. w. bereits soweit fühlbar gemacht, daß das Verlangen nach einer starken Staatskontrole, wenn nicht gänzlichen Verstaatlichung, immer allgemeiner wird. Wir schließen unsre Mitteilungen mit der Versicherung, daß sie sich durch¬ weg auf Selbstgesehenes und Selbsterlebtes gründen, und daß es keineswegs in unsrer Absicht gelegen hat, die amerikanischen Eisenbahneinrichtungen als solche zu verkleinern. Jedes Land hat seine Eigentümlichkeiten, und wenn das dortige Eisenbahnsystem den amerikanischen Eigentümlichkeiten nicht entspräche, würde es eben nicht so sein, wie es ist. Wir haben lediglich dazu beitragen wollen, daß unser einheimisches Eisenbahnwesen nicht wegen bloß vermeintlicher Vorzüge des ausländischen unterschätzt und ihm nicht aus Scheingründen die verdiente Anerkennung versagt werde. Die Karlsschule und Schillers Jugendtraum. von nark Trost. le die goldnen Tage von Weimar stets die lebendigste Teilnahme rege erhalten als die Zeit, wo die ästhetische Kultur der Deutschen sich zu den höchsten, in sich vollendetsten Leistungen erhob, so wird auch eine liebevolle Forschung nicht müde, der Entwicklungs¬ geschichte unsrer großen Dichter nachzugehen und die Spuren ihres Werdens namentlich da zu verfolgen, wo sie, mit und an den Zeitgenossen sich heranbildend, allmählich über diese hinauswachsen. Bei aller Bewunderung fiir die Macht des deutschen Idealismus bringt ja namentlich die Gegenwart sich mehr und mehr die Thatsache zum Bewußtsein, daß auch der Baum unsrer nationalen Poesie keineswegs mit seinen Wurzeln in der Luft steht, daß er umso siolzer und kräftiger emporwuchs, je reichere Nahrung er aus dem mütter¬ lichen Boden der Volks- und Zeitgeschichte saugen konnte. So hat der „junge Goethe" manchem eine liebende Teilnahme abgewonnen, der dem „Knnstgreis" von Weimar nur mit kühler Bewunderung gegenüberstand. Vielleicht in noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202776/475>, abgerufen am 13.11.2024.