Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.Nonphilologic, sind dieselben deutschen Frauen entweder nicht voll verständlich, oder aber sie Diese "neuphilologischen Essays" enthalten noch weitere sehr beachtens¬ Nonphilologic, sind dieselben deutschen Frauen entweder nicht voll verständlich, oder aber sie Diese „neuphilologischen Essays" enthalten noch weitere sehr beachtens¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203152"/> <fw type="header" place="top"> Nonphilologic,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1212" prev="#ID_1211"> sind dieselben deutschen Frauen entweder nicht voll verständlich, oder aber sie<lb/> enthalten Dinge in sich, von denen, wenigstens nach deutscher Anschauung,<lb/> Frauen besser fern gehalten werden." Und nun führt Körting an einzelnen<lb/> Beispielen den Beweis dafür. „Namentlich, schließt er, ist es angesichts der<lb/> Thatsache, daß die Romanlektüre von Frauen entschieden bevorzugt wird, von<lb/> schwerwiegender Bedeutung, daß der neuere französische Roman mit Vorliebe<lb/> Verhältnisse und Probleme behandelt, mit denen bekannt zu werden deutschen<lb/> Frauen nimmermehr zum Vorteil gereichen kann. Der französische Roman<lb/> beginnt meist mit der Ehe, oder es ist doch seine Handlung zum großen Teile<lb/> in das Eheleben verlegt. Er braucht um deswillen ganz gewiß nicht unsittlich<lb/> zu sein und ist es in seinen bessern Erzeugnissen auch wirklich nicht, aber er<lb/> kann leicht falsch aufgefaßt werden, und mindestens kann er die Phantasie der<lb/> deutschen Leserinnen, namentlich der jugendlichen, auf bedauerliche Pfade leiten.<lb/> Und wie schlimm erst, wenn deutsche Frauen und Mädchen ihre französischen<lb/> Kenntnisse dazu ausnutzen, um sich dem Genuß jener mit sittlichen Fäulnis¬<lb/> stoffen geschwängerten Romanlitteratur hinzugeben, die im modernen Frankreich<lb/> so üppig blüht und in den deutschen Leihbibliotheken eine breite Ablagcrungs-<lb/> stätte findet!" Darum ist Körting gegen die Bevorzugung des Französischen<lb/> im Sprachunterricht der Töchterschule und empfiehlt, die Herrschaft dem Eng¬<lb/> lischen einzuräumen, welches sowohl durch seine rein sprachliche Beschaffenheit<lb/> der deutschen Sprache näher steht, als auch wegen des dem deutschen ver¬<lb/> wandten Nationalcharakters der Engländer eine Litteratur vermittelt, die unsrer<lb/> weiblichen Jugend weit mehr unbedenkliche Werke bietet. Von den romanischen<lb/> Sprachen zieht Körting selbst das Italienische, u. a. auch als Vermittler der<lb/> großen Kunstgeschichte, dem Französischen vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1213"> Diese „neuphilologischen Essays" enthalten noch weitere sehr beachtens¬<lb/> werte Anregungen, die namentlich den akademischen Unterricht in derselben<lb/> Wissenschaft betreffen. Beherzigenswert ist auch der sechste Essay: „Die fach¬<lb/> wissenschaftliche Kritik in der Neuphilologie," worin Grundsätze ausgesprochen<lb/> werden, die für alle Kritik Geltung haben. Doch muß es hier genügen, darauf<lb/> hinzuweisen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
Nonphilologic,
sind dieselben deutschen Frauen entweder nicht voll verständlich, oder aber sie
enthalten Dinge in sich, von denen, wenigstens nach deutscher Anschauung,
Frauen besser fern gehalten werden." Und nun führt Körting an einzelnen
Beispielen den Beweis dafür. „Namentlich, schließt er, ist es angesichts der
Thatsache, daß die Romanlektüre von Frauen entschieden bevorzugt wird, von
schwerwiegender Bedeutung, daß der neuere französische Roman mit Vorliebe
Verhältnisse und Probleme behandelt, mit denen bekannt zu werden deutschen
Frauen nimmermehr zum Vorteil gereichen kann. Der französische Roman
beginnt meist mit der Ehe, oder es ist doch seine Handlung zum großen Teile
in das Eheleben verlegt. Er braucht um deswillen ganz gewiß nicht unsittlich
zu sein und ist es in seinen bessern Erzeugnissen auch wirklich nicht, aber er
kann leicht falsch aufgefaßt werden, und mindestens kann er die Phantasie der
deutschen Leserinnen, namentlich der jugendlichen, auf bedauerliche Pfade leiten.
Und wie schlimm erst, wenn deutsche Frauen und Mädchen ihre französischen
Kenntnisse dazu ausnutzen, um sich dem Genuß jener mit sittlichen Fäulnis¬
stoffen geschwängerten Romanlitteratur hinzugeben, die im modernen Frankreich
so üppig blüht und in den deutschen Leihbibliotheken eine breite Ablagcrungs-
stätte findet!" Darum ist Körting gegen die Bevorzugung des Französischen
im Sprachunterricht der Töchterschule und empfiehlt, die Herrschaft dem Eng¬
lischen einzuräumen, welches sowohl durch seine rein sprachliche Beschaffenheit
der deutschen Sprache näher steht, als auch wegen des dem deutschen ver¬
wandten Nationalcharakters der Engländer eine Litteratur vermittelt, die unsrer
weiblichen Jugend weit mehr unbedenkliche Werke bietet. Von den romanischen
Sprachen zieht Körting selbst das Italienische, u. a. auch als Vermittler der
großen Kunstgeschichte, dem Französischen vor.
Diese „neuphilologischen Essays" enthalten noch weitere sehr beachtens¬
werte Anregungen, die namentlich den akademischen Unterricht in derselben
Wissenschaft betreffen. Beherzigenswert ist auch der sechste Essay: „Die fach¬
wissenschaftliche Kritik in der Neuphilologie," worin Grundsätze ausgesprochen
werden, die für alle Kritik Geltung haben. Doch muß es hier genügen, darauf
hinzuweisen.
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