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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.

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Ricks Lyhne.
Z. P. Zacobsen. Roman von
Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann.
(Fortsetzung.)

it vollen Segeln standen die kleinen Schiffe vor Seelands Sand¬
bank, die schweren Fregatten der Engländer näherten sich lang¬
sam in undurchdringlicher Kette, während der glänzend weiße
Schaum unter den schwarzen Bugen zischte und die Kanonen die
Luft mit ihrem lauten Gedröhn erfüllten. Näher und immer
näher; blau und rot leuchtete es, goldig schimmerte es von "Albions" und
..Conquerors" riesigen Gallionen. Die grauen Segelmassen bedeckten den Hori¬
zont, Pulverdampf rollte in weißen Wolken daher und trieb als schleierhafter
Nebel dicht über der blanken, sonnenspiegelnden Wasserfläche dahin. Da flog
das Verdeck von Eriks Fahrzeug mit einem schwachen Knall in die Luft, die
Hede geriet in Brand, die rote Lohe schlug empor, und an Raaen und Masten
hinauf züngelten die Flammen, fraßen sich langsam durch die Einfassung der
Segel und schlugen dann gleich langen Blitzen in das Segeltuch, das sich brennend
aufrollte und krümmte und dann endlich in großen, schwarzen Fetzen weit hinaus
über das Meer flatterte. Noch wehte der Danebrog von der schlanken Spitze
des wolkenhohe" Schoonermastes, die Flaggenschnur war verbrannt, er flatterte
Wild, als schlüge er kampfbereit die roten Schwingen; aber die Flammen
strichen in wilder Lohe darüber hin, und ohne Steuer und ohne Lenker trieb
jetzt das rauchgeschwärzte Schiff dahin, tot und willenlos, ein Spielball der
Winde und der Wogen des Strandes.

Ricks' Fahrzeug wollte nicht so gut brennen; das Pulver hatte zwar ge¬
fangen, und der dichte Rauch war aufgestiegen, aber das war auch alles, und
das genügte nicht.


GrenzboKn II. 1888. 42


Ricks Lyhne.
Z. P. Zacobsen. Roman von
Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann.
(Fortsetzung.)

it vollen Segeln standen die kleinen Schiffe vor Seelands Sand¬
bank, die schweren Fregatten der Engländer näherten sich lang¬
sam in undurchdringlicher Kette, während der glänzend weiße
Schaum unter den schwarzen Bugen zischte und die Kanonen die
Luft mit ihrem lauten Gedröhn erfüllten. Näher und immer
näher; blau und rot leuchtete es, goldig schimmerte es von „Albions" und
..Conquerors" riesigen Gallionen. Die grauen Segelmassen bedeckten den Hori¬
zont, Pulverdampf rollte in weißen Wolken daher und trieb als schleierhafter
Nebel dicht über der blanken, sonnenspiegelnden Wasserfläche dahin. Da flog
das Verdeck von Eriks Fahrzeug mit einem schwachen Knall in die Luft, die
Hede geriet in Brand, die rote Lohe schlug empor, und an Raaen und Masten
hinauf züngelten die Flammen, fraßen sich langsam durch die Einfassung der
Segel und schlugen dann gleich langen Blitzen in das Segeltuch, das sich brennend
aufrollte und krümmte und dann endlich in großen, schwarzen Fetzen weit hinaus
über das Meer flatterte. Noch wehte der Danebrog von der schlanken Spitze
des wolkenhohe» Schoonermastes, die Flaggenschnur war verbrannt, er flatterte
Wild, als schlüge er kampfbereit die roten Schwingen; aber die Flammen
strichen in wilder Lohe darüber hin, und ohne Steuer und ohne Lenker trieb
jetzt das rauchgeschwärzte Schiff dahin, tot und willenlos, ein Spielball der
Winde und der Wogen des Strandes.

Ricks' Fahrzeug wollte nicht so gut brennen; das Pulver hatte zwar ge¬
fangen, und der dichte Rauch war aufgestiegen, aber das war auch alles, und
das genügte nicht.


GrenzboKn II. 1888. 42
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[0337] [Abbildung] Ricks Lyhne. Z. P. Zacobsen. Roman von Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann. (Fortsetzung.) it vollen Segeln standen die kleinen Schiffe vor Seelands Sand¬ bank, die schweren Fregatten der Engländer näherten sich lang¬ sam in undurchdringlicher Kette, während der glänzend weiße Schaum unter den schwarzen Bugen zischte und die Kanonen die Luft mit ihrem lauten Gedröhn erfüllten. Näher und immer näher; blau und rot leuchtete es, goldig schimmerte es von „Albions" und ..Conquerors" riesigen Gallionen. Die grauen Segelmassen bedeckten den Hori¬ zont, Pulverdampf rollte in weißen Wolken daher und trieb als schleierhafter Nebel dicht über der blanken, sonnenspiegelnden Wasserfläche dahin. Da flog das Verdeck von Eriks Fahrzeug mit einem schwachen Knall in die Luft, die Hede geriet in Brand, die rote Lohe schlug empor, und an Raaen und Masten hinauf züngelten die Flammen, fraßen sich langsam durch die Einfassung der Segel und schlugen dann gleich langen Blitzen in das Segeltuch, das sich brennend aufrollte und krümmte und dann endlich in großen, schwarzen Fetzen weit hinaus über das Meer flatterte. Noch wehte der Danebrog von der schlanken Spitze des wolkenhohe» Schoonermastes, die Flaggenschnur war verbrannt, er flatterte Wild, als schlüge er kampfbereit die roten Schwingen; aber die Flammen strichen in wilder Lohe darüber hin, und ohne Steuer und ohne Lenker trieb jetzt das rauchgeschwärzte Schiff dahin, tot und willenlos, ein Spielball der Winde und der Wogen des Strandes. Ricks' Fahrzeug wollte nicht so gut brennen; das Pulver hatte zwar ge¬ fangen, und der dichte Rauch war aufgestiegen, aber das war auch alles, und das genügte nicht. GrenzboKn II. 1888. 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202776/337>, abgerufen am 13.11.2024.