Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.verabschiedete Offiziere. zogen hat, ihm manche Freunde abwendig gemacht haben. Augenzeugen, deren Nachschrift. Im Hinblicke auf das Kammcrvotum und auf das von einer Verabschiedete Offiziere. er Notstand der massenhaften Pensionirungen im Offiziersstande Was zunächst die Frage der Berechtigung der Heeresleitung Grenzboten U. 1383. 2
verabschiedete Offiziere. zogen hat, ihm manche Freunde abwendig gemacht haben. Augenzeugen, deren Nachschrift. Im Hinblicke auf das Kammcrvotum und auf das von einer Verabschiedete Offiziere. er Notstand der massenhaften Pensionirungen im Offiziersstande Was zunächst die Frage der Berechtigung der Heeresleitung Grenzboten U. 1383. 2
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202794"/> <fw type="header" place="top"> verabschiedete Offiziere.</fw><lb/> <p xml:id="ID_13" prev="#ID_12"> zogen hat, ihm manche Freunde abwendig gemacht haben. Augenzeugen, deren<lb/> Behauptungen zuverlässig und einwandfrei erscheinen, bestätigen jetzt, was der<lb/> Boulangerismus in seinen Organen mit sittlicher Entrüstung für Lüge er¬<lb/> klärte. Der „schöne, ritterliche Boulanger," der Bayard des modernen Frank¬<lb/> reichs, ist wirklich in Verkleidung gekrochen und mit tief nach den Augen herab-<lb/> gedrückten Hut und ausgestülptem Rockkragen, eine blaue Brille auf der Nase<lb/> und den Heldenbart in ein Tuch gehüllt, als hinkender Teufel vom Lyoner Bahn¬<lb/> hofe aus durch die Straßen gehumpelt. Mehrere Leute, darunter auch ein Mit¬<lb/> glied des Senats, erkannten den Wolf in Schafskleidern und scherzten über ihn<lb/> in Freundeskreisen. Die Sache kam von da der Polizei zu Ohren, und diese<lb/> fand Mittel, festzustellen, daß solche und ähnliche Maskirung geradezu Gewohn¬<lb/> heit Boulangers gewesen ist, wenn er heimlich in Paris erschien und den Bahn¬<lb/> hof verließ. Frankreich hat zwar erlebt, daß ein Prinz die Posse ausführte,<lb/> einen abgerichteten Adler aufsteigen und sich dann auf seine Schulter senken zu<lb/> lassen, neben der unter seinem Hute ein Stück Speck lag, und es hat trotzdem<lb/> den prinzlichen Taschenspieler später zu seinem Gebieter gemacht. Aber er war<lb/> der Nachkomme eines Helden und der Träger großer Erinnerungen der Nation.<lb/> Boulanger hat nichts davon aufzuweisen, nichts, was seine Lächerlichkeit ver¬<lb/> gessen und verzeihen ließe. Er wird darin ertrinken, und es wird von ihm<lb/> heißen: „Luft im Laub und Wind im Rohr, und alles ist zerstoben." Auch<lb/> seine Kandidaturen in Marseille, Paris und andern Orten werden jetzt schwer¬<lb/> lich an der Sache etwas ändern. Die Komödie hat offenbar ausgespielt.</p><lb/> <div n="2"> <head> Nachschrift.</head> <p xml:id="ID_14"> Im Hinblicke auf das Kammcrvotum und auf das von einer<lb/> Versammlung der äußersten Linken einmütig beschlossene Manifest gegen den<lb/> Protest der Boulangeristen, welches Plebiszite grundsätzlich verwirft — der<lb/> schwerste Schlag, den der General bei dieser Agitation erhielt —, hat das<lb/> Protestkomitee die Kandidatur desselben Plötzlich zurückgezogen. Der Vorhang<lb/> ist damit gefallen, und schwerlich wird er sich noch einmal heben, um dem schau¬<lb/> spielernden General vor dem Publikum sein dankbares Kompliment machen<lb/> zu lassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Verabschiedete Offiziere.</head><lb/> <p xml:id="ID_15"> er Notstand der massenhaften Pensionirungen im Offiziersstande<lb/> ist schon wiederholt Gegenstand öffentlicher Besprechung bei den<lb/> verschiedensten Parteien gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_16"> Was zunächst die Frage der Berechtigung der Heeresleitung<lb/> zu dieser Maßregel anlangt, so werden wohl alle Parteien,<lb/> eingestandener- oder nicht eingestandenermaßen, sie anerkennen müssen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten U. 1383. 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
verabschiedete Offiziere.
zogen hat, ihm manche Freunde abwendig gemacht haben. Augenzeugen, deren
Behauptungen zuverlässig und einwandfrei erscheinen, bestätigen jetzt, was der
Boulangerismus in seinen Organen mit sittlicher Entrüstung für Lüge er¬
klärte. Der „schöne, ritterliche Boulanger," der Bayard des modernen Frank¬
reichs, ist wirklich in Verkleidung gekrochen und mit tief nach den Augen herab-
gedrückten Hut und ausgestülptem Rockkragen, eine blaue Brille auf der Nase
und den Heldenbart in ein Tuch gehüllt, als hinkender Teufel vom Lyoner Bahn¬
hofe aus durch die Straßen gehumpelt. Mehrere Leute, darunter auch ein Mit¬
glied des Senats, erkannten den Wolf in Schafskleidern und scherzten über ihn
in Freundeskreisen. Die Sache kam von da der Polizei zu Ohren, und diese
fand Mittel, festzustellen, daß solche und ähnliche Maskirung geradezu Gewohn¬
heit Boulangers gewesen ist, wenn er heimlich in Paris erschien und den Bahn¬
hof verließ. Frankreich hat zwar erlebt, daß ein Prinz die Posse ausführte,
einen abgerichteten Adler aufsteigen und sich dann auf seine Schulter senken zu
lassen, neben der unter seinem Hute ein Stück Speck lag, und es hat trotzdem
den prinzlichen Taschenspieler später zu seinem Gebieter gemacht. Aber er war
der Nachkomme eines Helden und der Träger großer Erinnerungen der Nation.
Boulanger hat nichts davon aufzuweisen, nichts, was seine Lächerlichkeit ver¬
gessen und verzeihen ließe. Er wird darin ertrinken, und es wird von ihm
heißen: „Luft im Laub und Wind im Rohr, und alles ist zerstoben." Auch
seine Kandidaturen in Marseille, Paris und andern Orten werden jetzt schwer¬
lich an der Sache etwas ändern. Die Komödie hat offenbar ausgespielt.
Nachschrift. Im Hinblicke auf das Kammcrvotum und auf das von einer
Versammlung der äußersten Linken einmütig beschlossene Manifest gegen den
Protest der Boulangeristen, welches Plebiszite grundsätzlich verwirft — der
schwerste Schlag, den der General bei dieser Agitation erhielt —, hat das
Protestkomitee die Kandidatur desselben Plötzlich zurückgezogen. Der Vorhang
ist damit gefallen, und schwerlich wird er sich noch einmal heben, um dem schau¬
spielernden General vor dem Publikum sein dankbares Kompliment machen
zu lassen.
Verabschiedete Offiziere.
er Notstand der massenhaften Pensionirungen im Offiziersstande
ist schon wiederholt Gegenstand öffentlicher Besprechung bei den
verschiedensten Parteien gewesen.
Was zunächst die Frage der Berechtigung der Heeresleitung
zu dieser Maßregel anlangt, so werden wohl alle Parteien,
eingestandener- oder nicht eingestandenermaßen, sie anerkennen müssen.
Grenzboten U. 1383. 2
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |