Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.Die Krankheit des Jahrhunderts. Arm und ihre Latwergen in der Tasche und beweisen in einem Atem, daß der Nordciu hat durch einen öffentlich geführten Streit mit seinem Verleger, Die Erfindung und Handlung des Romans ist Phantasie- und kunstlos *) Die Krankheit des Jahrhunderts. Von Max Nordau. Leipzig, Balthasar
Wischer, 1888. Die Krankheit des Jahrhunderts. Arm und ihre Latwergen in der Tasche und beweisen in einem Atem, daß der Nordciu hat durch einen öffentlich geführten Streit mit seinem Verleger, Die Erfindung und Handlung des Romans ist Phantasie- und kunstlos *) Die Krankheit des Jahrhunderts. Von Max Nordau. Leipzig, Balthasar
Wischer, 1888. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202515"/> <fw type="header" place="top"> Die Krankheit des Jahrhunderts.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1532" prev="#ID_1531"> Arm und ihre Latwergen in der Tasche und beweisen in einem Atem, daß der<lb/> Kranke sterben werde, wenn er eine andre Mixtur brauche als die ihre, und un¬<lb/> fehlbar leben und gedeihen müsse, wenn er hinunterschlucke, was sie für ihn<lb/> zusammenbrauen. NöM8er tuon sIMsrs — ruft Monsieur Purgon: ^s vsux<lb/> cju's.og.ut cju'it sott «zustrs Mirs vous äsvsnis^ äsns un fest inonrsvls. (jus<lb/> V0us tsmbiox as.us 1a drsä/xsMS, as 1s. vrsäyxsxsis äsns 1s ä^sxsxsis,<lb/> as 1s ä/sxsxsis äsns l'sxsxsis, as 1'sxspsis äsns 1a lisntsris, as ig. lisotsris<lb/> asu« 1s. ä^Lssntsris, as 1s. ä^sLövtsris as.us l'b^äroxisis, se as l'u^äroxisis<lb/> äsns 1s xrivstion as 1s. vis on vous fürs, souäuit votrs tous! Ähnliche<lb/> Prophezeiungen durchhallen die ganze Reihe der Bücher, die es unternehmen,<lb/> uns das „Jahrhundert" oder das, was sie dafür halten, in seiner Entartung<lb/> und seinen Leiden vorzuführen. Daß unter deu Doktoren und Professoren<lb/> Herr Dr. Max Nord an, der Verfasser des vielbertthmteu Buches „Die kon¬<lb/> ventionellen Lügen der Kulturmenschheit," einer der hervorragendsten ist, wissen<lb/> wir nicht erst seit hente, und neu ist in seinem Die Krankheit des Jahr¬<lb/> hunderts^) betitelten Buche eigentlich nur die Form. Statt eines Pamphlets<lb/> oder einer Causerie bietet Nordciu diesmal einen Roman. Er nennt ihn auf<lb/> dem Titel nicht ausdrücklich so, aber nur als Roman können wir die Erfindung,<lb/> welche in diesem Buche die Anschauungen und Darlegungen des Schriftstellers<lb/> zusammenhält, ansehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> Nordciu hat durch einen öffentlich geführten Streit mit seinem Verleger,<lb/> welcher den Roman angeblich vor der Vollendung und letzten Feile und wider<lb/> den Willen des Schriftstellers gedruckt hatte, seine Arbeit ausdrücklich für un¬<lb/> abgeschlossen und der letzten Feile noch bedürftig erklärt. Dennoch haben wir jeden¬<lb/> falls mehr als eine Skizze, die etwa der eigentlichen Ausführung noch entgegen¬<lb/> harrte, wir haben ein Werk vor uns, welches in Handlung, Charakteristik und<lb/> Grundstimmung nur uoch kleine unwesentliche Abänderungen erfahren hätte, und<lb/> dessen Wirkungen unter allen Umständen von der Gestalt ausgehen müssen, in<lb/> der es, gleichviel ans welchem Grunde, einmal veröffentlicht ist. An diese<lb/> Wirkung und keineswegs an eine nicht zum Ausdruck gekommene Absicht des<lb/> Verfassers hat sich die Kritik zu halten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1534" next="#ID_1535"> Die Erfindung und Handlung des Romans ist Phantasie- und kunstlos<lb/> genug, die Betrachtungen und Räsonnements des Verfassers, welche größtenteils<lb/> dem Freundespaare Eynhardt und Schroeter in den Mund gelegt sind, erscheinen<lb/> offenbar auch Nordciu als das weitaus Wichtigere. Da er in seinen „Para¬<lb/> doxen" den Dichter als eines der überflüssigsten und schädlichsten Mitglieder<lb/> der Gesellschaft geschildert hat, so legt der Verfasser der „Krankheit des Jahr¬<lb/> hunderts" begreiflicherweise wenig Gewicht auf poetische Vollkommenheit, und</p><lb/> <note xml:id="FID_20" place="foot"> *) Die Krankheit des Jahrhunderts. Von Max Nordau. Leipzig, Balthasar<lb/> Wischer, 1888.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0416]
Die Krankheit des Jahrhunderts.
Arm und ihre Latwergen in der Tasche und beweisen in einem Atem, daß der
Kranke sterben werde, wenn er eine andre Mixtur brauche als die ihre, und un¬
fehlbar leben und gedeihen müsse, wenn er hinunterschlucke, was sie für ihn
zusammenbrauen. NöM8er tuon sIMsrs — ruft Monsieur Purgon: ^s vsux
cju's.og.ut cju'it sott «zustrs Mirs vous äsvsnis^ äsns un fest inonrsvls. (jus
V0us tsmbiox as.us 1a drsä/xsMS, as 1s. vrsäyxsxsis äsns 1s ä^sxsxsis,
as 1s ä/sxsxsis äsns l'sxsxsis, as 1'sxspsis äsns 1a lisntsris, as ig. lisotsris
asu« 1s. ä^Lssntsris, as 1s. ä^sLövtsris as.us l'b^äroxisis, se as l'u^äroxisis
äsns 1s xrivstion as 1s. vis on vous fürs, souäuit votrs tous! Ähnliche
Prophezeiungen durchhallen die ganze Reihe der Bücher, die es unternehmen,
uns das „Jahrhundert" oder das, was sie dafür halten, in seiner Entartung
und seinen Leiden vorzuführen. Daß unter deu Doktoren und Professoren
Herr Dr. Max Nord an, der Verfasser des vielbertthmteu Buches „Die kon¬
ventionellen Lügen der Kulturmenschheit," einer der hervorragendsten ist, wissen
wir nicht erst seit hente, und neu ist in seinem Die Krankheit des Jahr¬
hunderts^) betitelten Buche eigentlich nur die Form. Statt eines Pamphlets
oder einer Causerie bietet Nordciu diesmal einen Roman. Er nennt ihn auf
dem Titel nicht ausdrücklich so, aber nur als Roman können wir die Erfindung,
welche in diesem Buche die Anschauungen und Darlegungen des Schriftstellers
zusammenhält, ansehen.
Nordciu hat durch einen öffentlich geführten Streit mit seinem Verleger,
welcher den Roman angeblich vor der Vollendung und letzten Feile und wider
den Willen des Schriftstellers gedruckt hatte, seine Arbeit ausdrücklich für un¬
abgeschlossen und der letzten Feile noch bedürftig erklärt. Dennoch haben wir jeden¬
falls mehr als eine Skizze, die etwa der eigentlichen Ausführung noch entgegen¬
harrte, wir haben ein Werk vor uns, welches in Handlung, Charakteristik und
Grundstimmung nur uoch kleine unwesentliche Abänderungen erfahren hätte, und
dessen Wirkungen unter allen Umständen von der Gestalt ausgehen müssen, in
der es, gleichviel ans welchem Grunde, einmal veröffentlicht ist. An diese
Wirkung und keineswegs an eine nicht zum Ausdruck gekommene Absicht des
Verfassers hat sich die Kritik zu halten.
Die Erfindung und Handlung des Romans ist Phantasie- und kunstlos
genug, die Betrachtungen und Räsonnements des Verfassers, welche größtenteils
dem Freundespaare Eynhardt und Schroeter in den Mund gelegt sind, erscheinen
offenbar auch Nordciu als das weitaus Wichtigere. Da er in seinen „Para¬
doxen" den Dichter als eines der überflüssigsten und schädlichsten Mitglieder
der Gesellschaft geschildert hat, so legt der Verfasser der „Krankheit des Jahr¬
hunderts" begreiflicherweise wenig Gewicht auf poetische Vollkommenheit, und
*) Die Krankheit des Jahrhunderts. Von Max Nordau. Leipzig, Balthasar
Wischer, 1888.
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