Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.Heilgymnastik im Altertum. soll. Übrigens sollte man bei der o-x^o^t" nach der Vorschrift des Antyllus Den eben beschriebenen Übungen in der Wirkung mehr oder weniger ähnlich Im Gegensatz zu allen diesen Übungen, welche die Muskelkraft mehr oder Heilgymnastik im Altertum. soll. Übrigens sollte man bei der o-x^o^t« nach der Vorschrift des Antyllus Den eben beschriebenen Übungen in der Wirkung mehr oder weniger ähnlich Im Gegensatz zu allen diesen Übungen, welche die Muskelkraft mehr oder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0183" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202282"/> <fw type="header" place="top"> Heilgymnastik im Altertum.</fw><lb/> <p xml:id="ID_667" prev="#ID_666"> soll. Übrigens sollte man bei der o-x^o^t« nach der Vorschrift des Antyllus<lb/> nicht nur die Arme, sondern auch die Schenkel und Füße gebrauchen, und<lb/> besonders nach Art der Faustkämpfer auf den Fußspitzen stehen, womöglich auch<lb/> Sprünge damit verbinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_668"> Den eben beschriebenen Übungen in der Wirkung mehr oder weniger ähnlich<lb/> war der Gebrauch der Handeln, und von den Turnspielen namentlich das Neifen-<lb/> und Ballspiel. Der Handeln («^^es) bediente man sich ursprünglich, wie das<lb/> schon in dem mit «^^««l (ich springe) zusammenhängenden Namen liegt, nur<lb/> beim Sprunge, um dem Körper einen größern Schwung zu geben. Später<lb/> gebrauchte man sie ziemlich in derselben Weise, wie es heute geschieht, und hatte<lb/> es dabei natürlich hauptsächlich auf die Kräftigung der Arme und der Brust¬<lb/> muskeln abgesehen. Von dem Reifenspiel sagt Antyllus, daß es überaus zu¬<lb/> träglich sei wegen der Mannichfaltigkeit der Bewegungen und der Drehungen,<lb/> die der Körper, namentlich der Oberkörper, dabei zu machen habe. Der Durch¬<lb/> messer des Reifens, sagt er, muß geringer als die Körperhöhe des Spielenden<lb/> sein und etwa bis zur Mitte der Brust reichen. Man soll das Rad nicht<lb/> nur gerade aus, sondern auch im Bogen treiben. Der Stab des Spielers soll<lb/> von Eisen sein und einen Griff von Holz haben. Die beweglichen Ringe, die<lb/> an den innern Seiten des Reifens angebracht sind, soll man nicht für überflüssig<lb/> halten, denn das Geräusch derselben gewährt Zerstreuung und Vergnügen, und<lb/> ist deshalb von heilsamer Wirkung. Bei dem Spiele muß man ähnlich wie<lb/> bei den Marschübungen verfahren, zuerst den Reifen langsam und in gerader<lb/> Richtung treiben, dann schneller und künstlicher, zuletzt, um deu Körper zu be¬<lb/> ruhigen, wieder langsamer. Wie beim Reifenspiel, so waren auch beim Ballspiel<lb/> die Bewegungen höchst mannichfaltig und ziemlich auf den ganzen Körper verteilt.<lb/> Kopf und Auge sollten dabei besonders wohlthätige Wirkungen erfahre». Die<lb/> Übungen waren sehr verschieden nach der Größe und Beschaffenheit der Bälle,<lb/> die Antyllus ausführlich beschreibt, und uach dem Verhalten der Spielenden,<lb/> die entweder mit andern oder allein ihre Übungen anstellen, entweder beim<lb/> Wurfe stehen bleiben oder, um zu fangen und dem Balle nachzulaufen, den<lb/> Platz wechseln konnten. Besonders erwähnt zu werden verdient das Spiel mit<lb/> dem Sackball, dem xc-^xoc,-. Man füllte ihn für schwächere Leute mit Feigen-<lb/> samen oder Mehl, für gewöhnlich aber mit Sand. Auch die Größe war nach Kraft<lb/> und Alter der Übenden verschieden. Solche Bälle hingen an einem Seil von der<lb/> Decke des Zimmers — im Gymnasium war es das sogenannte xc-^vxttop —<lb/> herab und reichte den Spielenden etwa bis zur Mitte des Unterleibes. Nun<lb/> schleuderte man sie fort, um sie mit den Händen, der Brust oder dem Rücken<lb/> aufzufangen, das letztere, weil man sich eine bedeutende Kräftigung der Muskeln<lb/> des Oberkörpers davon versprach.</p><lb/> <p xml:id="ID_669" next="#ID_670"> Im Gegensatz zu allen diesen Übungen, welche die Muskelkraft mehr oder<lb/> weniger anspannen, stehen die oben bereits kurz erwähnten passiven Bewegungen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0183]
Heilgymnastik im Altertum.
soll. Übrigens sollte man bei der o-x^o^t« nach der Vorschrift des Antyllus
nicht nur die Arme, sondern auch die Schenkel und Füße gebrauchen, und
besonders nach Art der Faustkämpfer auf den Fußspitzen stehen, womöglich auch
Sprünge damit verbinden.
Den eben beschriebenen Übungen in der Wirkung mehr oder weniger ähnlich
war der Gebrauch der Handeln, und von den Turnspielen namentlich das Neifen-
und Ballspiel. Der Handeln («^^es) bediente man sich ursprünglich, wie das
schon in dem mit «^^««l (ich springe) zusammenhängenden Namen liegt, nur
beim Sprunge, um dem Körper einen größern Schwung zu geben. Später
gebrauchte man sie ziemlich in derselben Weise, wie es heute geschieht, und hatte
es dabei natürlich hauptsächlich auf die Kräftigung der Arme und der Brust¬
muskeln abgesehen. Von dem Reifenspiel sagt Antyllus, daß es überaus zu¬
träglich sei wegen der Mannichfaltigkeit der Bewegungen und der Drehungen,
die der Körper, namentlich der Oberkörper, dabei zu machen habe. Der Durch¬
messer des Reifens, sagt er, muß geringer als die Körperhöhe des Spielenden
sein und etwa bis zur Mitte der Brust reichen. Man soll das Rad nicht
nur gerade aus, sondern auch im Bogen treiben. Der Stab des Spielers soll
von Eisen sein und einen Griff von Holz haben. Die beweglichen Ringe, die
an den innern Seiten des Reifens angebracht sind, soll man nicht für überflüssig
halten, denn das Geräusch derselben gewährt Zerstreuung und Vergnügen, und
ist deshalb von heilsamer Wirkung. Bei dem Spiele muß man ähnlich wie
bei den Marschübungen verfahren, zuerst den Reifen langsam und in gerader
Richtung treiben, dann schneller und künstlicher, zuletzt, um deu Körper zu be¬
ruhigen, wieder langsamer. Wie beim Reifenspiel, so waren auch beim Ballspiel
die Bewegungen höchst mannichfaltig und ziemlich auf den ganzen Körper verteilt.
Kopf und Auge sollten dabei besonders wohlthätige Wirkungen erfahre». Die
Übungen waren sehr verschieden nach der Größe und Beschaffenheit der Bälle,
die Antyllus ausführlich beschreibt, und uach dem Verhalten der Spielenden,
die entweder mit andern oder allein ihre Übungen anstellen, entweder beim
Wurfe stehen bleiben oder, um zu fangen und dem Balle nachzulaufen, den
Platz wechseln konnten. Besonders erwähnt zu werden verdient das Spiel mit
dem Sackball, dem xc-^xoc,-. Man füllte ihn für schwächere Leute mit Feigen-
samen oder Mehl, für gewöhnlich aber mit Sand. Auch die Größe war nach Kraft
und Alter der Übenden verschieden. Solche Bälle hingen an einem Seil von der
Decke des Zimmers — im Gymnasium war es das sogenannte xc-^vxttop —
herab und reichte den Spielenden etwa bis zur Mitte des Unterleibes. Nun
schleuderte man sie fort, um sie mit den Händen, der Brust oder dem Rücken
aufzufangen, das letztere, weil man sich eine bedeutende Kräftigung der Muskeln
des Oberkörpers davon versprach.
Im Gegensatz zu allen diesen Übungen, welche die Muskelkraft mehr oder
weniger anspannen, stehen die oben bereits kurz erwähnten passiven Bewegungen.
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