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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Die Schlacht im Teutoburger Walde.

nur Rande der Flußthäler der Werre und Elfe hinaufziehen. Von dem letztem
Orte ans mußte ihn hierauf der Weg in südwestlicher Richtung zu denk Passe von
Iburg führen. Da sich die Straße auf dieser Strecke zunächst über die Höhen
hinzog, so hatte das Heer im Anfange keine örtlichen Schwierigkeiten zu über¬
winden, und das Erdreich war trotz des ununterbrochenen Lehmbodens im
ganzen trocken und fest. Unbequemlichkeiten traten erst bei Uhlenberg ein, wo
man ein feuchtes Thal zu durchschreiten hatte. Auch waren an dieser Stelle
verschiedne Bäche zu überbrücken, zunächst der Uhleubach, sodann die Hase,
nicht weit von der Stelle, an welcher die Gabelung dieses Flusses mit der Else
stattfindet, weiter der Königsbach, alles Thatsachen, die in unsrer Quelle aus¬
drücklich eine Erwähnung finden. Besser ging es wieder auf den gegenüber
liegenden Höhen, zu denen der weitere Weg hinaufführte. Jedenfalls waren
die örtlichen Verhältnisse auch hier nicht der Art, um die Römer schon jetzt in
irgend welche" Argwohn zu versetzen.

Sobald man jedoch über Bvrglvh hinausgekommen war, wurde die Lage
allmählich anders. Man muß Gelegenheit gehabt habe", von den Abhänge"
westlich dieses Ortes auf das ungeheure Meer von Wald hinabzusehen, welches
sich vor einem ausbreitet, um die Schilderungen zu verstehen, welche unsre Quelle
davon giebt. Im Süden ist die wilde Gegend durch ein Gebirge begrenzt,
welches sich in mehreren parallelen Ketten zu bedeutender Größe erhebt und
wie eine gewaltige Mauer die ganze Landschaft abschließt. Bor sich hatten die
Römer eine zweite Gebirgsmasse, das sogenannte Bnrgergebirge, welches in
gleicher Richtung mit dem erstgenannten von Osten nach Westen streicht. Das
Ange fiel zunächst ans den Mnsenberg, das östliche Ende dieser Kette; es streifte
aber auch die dahinter liegenden Höhen, und in einiger Entfernung ragte der
mächtige Dörenberg empor, die höchste Erhebung des ganzen Umkreises. Auf
der Nordseite senkt sich diese ganze Gebirgskette auf weitem Raume bis zur
Düte hinab, während der Abfall auf der Südseite steiler ist. Zwischen dem
zuerst beschriebenen Gebirgszüge und dem Burgergebirge liegt ein tiefes Längen¬
thal, welches jedoch gleichfalls vielfach zerklüftet und insbesondre durch einen
größeren Höhenrücken, den sogenannten Limbcrg, bis zu der Gegend von Iburg
hin durchzogen wird. Gegenüber dem letztgenannten Orte stößt sodann von dem
Bnrgergebirge aus ein Berg in südlicher Richtung vor, der sich dem Thale
Zuneigt, sodaß dadurch der Weg, welcher von Osnabrück herkommt und neben
dem Dörenberge durchführt, allmählich zu dem Passe von Iburg hinunterge¬
leitet wird.

Diese ganze Gebirgswelt, welche man vor sich hat von der südlichen Berg¬
kette an bis nördlich zur Düte und selbst darüber hinaus, ist noch jetzt mit
dem dichtesten Walde bedeckt, und wir werden voraussetzen müssen, daß in alten
Zeiten die Waldmassen nicht geringer gewesen sind. Es war der Teutoburger
Wald, den die Römer vor sich hatten. Wohl mochte manchem römischen


Die Schlacht im Teutoburger Walde.

nur Rande der Flußthäler der Werre und Elfe hinaufziehen. Von dem letztem
Orte ans mußte ihn hierauf der Weg in südwestlicher Richtung zu denk Passe von
Iburg führen. Da sich die Straße auf dieser Strecke zunächst über die Höhen
hinzog, so hatte das Heer im Anfange keine örtlichen Schwierigkeiten zu über¬
winden, und das Erdreich war trotz des ununterbrochenen Lehmbodens im
ganzen trocken und fest. Unbequemlichkeiten traten erst bei Uhlenberg ein, wo
man ein feuchtes Thal zu durchschreiten hatte. Auch waren an dieser Stelle
verschiedne Bäche zu überbrücken, zunächst der Uhleubach, sodann die Hase,
nicht weit von der Stelle, an welcher die Gabelung dieses Flusses mit der Else
stattfindet, weiter der Königsbach, alles Thatsachen, die in unsrer Quelle aus¬
drücklich eine Erwähnung finden. Besser ging es wieder auf den gegenüber
liegenden Höhen, zu denen der weitere Weg hinaufführte. Jedenfalls waren
die örtlichen Verhältnisse auch hier nicht der Art, um die Römer schon jetzt in
irgend welche» Argwohn zu versetzen.

Sobald man jedoch über Bvrglvh hinausgekommen war, wurde die Lage
allmählich anders. Man muß Gelegenheit gehabt habe», von den Abhänge»
westlich dieses Ortes auf das ungeheure Meer von Wald hinabzusehen, welches
sich vor einem ausbreitet, um die Schilderungen zu verstehen, welche unsre Quelle
davon giebt. Im Süden ist die wilde Gegend durch ein Gebirge begrenzt,
welches sich in mehreren parallelen Ketten zu bedeutender Größe erhebt und
wie eine gewaltige Mauer die ganze Landschaft abschließt. Bor sich hatten die
Römer eine zweite Gebirgsmasse, das sogenannte Bnrgergebirge, welches in
gleicher Richtung mit dem erstgenannten von Osten nach Westen streicht. Das
Ange fiel zunächst ans den Mnsenberg, das östliche Ende dieser Kette; es streifte
aber auch die dahinter liegenden Höhen, und in einiger Entfernung ragte der
mächtige Dörenberg empor, die höchste Erhebung des ganzen Umkreises. Auf
der Nordseite senkt sich diese ganze Gebirgskette auf weitem Raume bis zur
Düte hinab, während der Abfall auf der Südseite steiler ist. Zwischen dem
zuerst beschriebenen Gebirgszüge und dem Burgergebirge liegt ein tiefes Längen¬
thal, welches jedoch gleichfalls vielfach zerklüftet und insbesondre durch einen
größeren Höhenrücken, den sogenannten Limbcrg, bis zu der Gegend von Iburg
hin durchzogen wird. Gegenüber dem letztgenannten Orte stößt sodann von dem
Bnrgergebirge aus ein Berg in südlicher Richtung vor, der sich dem Thale
Zuneigt, sodaß dadurch der Weg, welcher von Osnabrück herkommt und neben
dem Dörenberge durchführt, allmählich zu dem Passe von Iburg hinunterge¬
leitet wird.

Diese ganze Gebirgswelt, welche man vor sich hat von der südlichen Berg¬
kette an bis nördlich zur Düte und selbst darüber hinaus, ist noch jetzt mit
dem dichtesten Walde bedeckt, und wir werden voraussetzen müssen, daß in alten
Zeiten die Waldmassen nicht geringer gewesen sind. Es war der Teutoburger
Wald, den die Römer vor sich hatten. Wohl mochte manchem römischen


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[0587] Die Schlacht im Teutoburger Walde. nur Rande der Flußthäler der Werre und Elfe hinaufziehen. Von dem letztem Orte ans mußte ihn hierauf der Weg in südwestlicher Richtung zu denk Passe von Iburg führen. Da sich die Straße auf dieser Strecke zunächst über die Höhen hinzog, so hatte das Heer im Anfange keine örtlichen Schwierigkeiten zu über¬ winden, und das Erdreich war trotz des ununterbrochenen Lehmbodens im ganzen trocken und fest. Unbequemlichkeiten traten erst bei Uhlenberg ein, wo man ein feuchtes Thal zu durchschreiten hatte. Auch waren an dieser Stelle verschiedne Bäche zu überbrücken, zunächst der Uhleubach, sodann die Hase, nicht weit von der Stelle, an welcher die Gabelung dieses Flusses mit der Else stattfindet, weiter der Königsbach, alles Thatsachen, die in unsrer Quelle aus¬ drücklich eine Erwähnung finden. Besser ging es wieder auf den gegenüber liegenden Höhen, zu denen der weitere Weg hinaufführte. Jedenfalls waren die örtlichen Verhältnisse auch hier nicht der Art, um die Römer schon jetzt in irgend welche» Argwohn zu versetzen. Sobald man jedoch über Bvrglvh hinausgekommen war, wurde die Lage allmählich anders. Man muß Gelegenheit gehabt habe», von den Abhänge» westlich dieses Ortes auf das ungeheure Meer von Wald hinabzusehen, welches sich vor einem ausbreitet, um die Schilderungen zu verstehen, welche unsre Quelle davon giebt. Im Süden ist die wilde Gegend durch ein Gebirge begrenzt, welches sich in mehreren parallelen Ketten zu bedeutender Größe erhebt und wie eine gewaltige Mauer die ganze Landschaft abschließt. Bor sich hatten die Römer eine zweite Gebirgsmasse, das sogenannte Bnrgergebirge, welches in gleicher Richtung mit dem erstgenannten von Osten nach Westen streicht. Das Ange fiel zunächst ans den Mnsenberg, das östliche Ende dieser Kette; es streifte aber auch die dahinter liegenden Höhen, und in einiger Entfernung ragte der mächtige Dörenberg empor, die höchste Erhebung des ganzen Umkreises. Auf der Nordseite senkt sich diese ganze Gebirgskette auf weitem Raume bis zur Düte hinab, während der Abfall auf der Südseite steiler ist. Zwischen dem zuerst beschriebenen Gebirgszüge und dem Burgergebirge liegt ein tiefes Längen¬ thal, welches jedoch gleichfalls vielfach zerklüftet und insbesondre durch einen größeren Höhenrücken, den sogenannten Limbcrg, bis zu der Gegend von Iburg hin durchzogen wird. Gegenüber dem letztgenannten Orte stößt sodann von dem Bnrgergebirge aus ein Berg in südlicher Richtung vor, der sich dem Thale Zuneigt, sodaß dadurch der Weg, welcher von Osnabrück herkommt und neben dem Dörenberge durchführt, allmählich zu dem Passe von Iburg hinunterge¬ leitet wird. Diese ganze Gebirgswelt, welche man vor sich hat von der südlichen Berg¬ kette an bis nördlich zur Düte und selbst darüber hinaus, ist noch jetzt mit dem dichtesten Walde bedeckt, und wir werden voraussetzen müssen, daß in alten Zeiten die Waldmassen nicht geringer gewesen sind. Es war der Teutoburger Wald, den die Römer vor sich hatten. Wohl mochte manchem römischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/587>, abgerufen am 17.09.2024.