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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Woher beziehen wir unsern Tobensbedarf?

einfuhr von 24627 Doppelzentnern im Werte von 7637 000 M. verzeichnet.
Das Verhältnis scheint sich aber mehr und mehr auszugleichen.

Als Grundlage der Viehzucht kommen die Wiesen, sowie die Weiden und
Hutungen in Betracht. Erstere betragen in Preußen 9,5, letztere 11,2 Prozent
der Gesamtfläche. Sogenannte reiche Weiden (Fettweiden) umfasse" aber nur
1,3 Prozent und finden sich in größerm Umfange nur in Schleswig-Holstein
mit 5,1 Prozent der Bodenfläche vertreten. Der Preis der .Heues betrug im
Jahre 1884 für 1000 Kilogramm durchschnittlich 61,5 M., der des Serosch
43 M. Der Anbau vou Fntterkrciutcru umfaßt etwa 8.3 Prozent des bestell¬
baren Bodens in Preußen. Die bedeutendste Stelle nimmt darunter der Klee
ein, mit welchem mehr als eine Million Hektaren bebaut war.

An Pferden ergab die Zählung vom 10. Januar 1883 in Preußen einen
Bestand von 2417138 Stück; erheblich größer als der Bestand von 1873.
Gleichwohl erzeugt Deutschland nicht seineu vollen Pferdcbedarf. Die Mehr¬
einfuhr für Deutschland betrug im Jahre 1884 55435 Stück im Werte von
41410000 M. Auch hier bildet Nußland die Haupterzeugungsquelle. Außerdem
werden größere Mengen aus Österreich-Ungarn, sowie über Belgien und Hamburg
eingeführt.

An Rindvieh besaß Preußen bei der Zählung von 1883 8 737199 Stück.
Auch hier hat die Zahl erheblich zugenommen. Der Preis für das Kilogramm
Rindfleisch betrug durchschnittlich 120, der für Kalbfleisch 102 Pfennige. Die
deutsche Ausfuhr von Rindvieh übersteigt die Einfuhr bedeutend. Beide haben
jedoch im Jahre 1884 im Vergleich mit den Vorjahren abgenommen. Die
Mehrausfuhr von 1884 betrug 92526 Stück Großvieh und 32831 Kälber.
Schleswig-Holstein war dabei mit 23755 Stück (welche nach England verschifft
wurden) beteiligt. Auch für ausgeschlachtetes frisches und zubereitetes Fleisch,
das in den Vorjahren noch eine Mehrcinfuhr ergab, hat sich die Ausfuhr so
gehoben, daß im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 53095 Doppelzentnern zu
verzeichm war. Der Wert dieser gesamten Mehrcmsfnhr wird auf 38405000 M.
geschätzt und überstieg den Wert der Vorjahre um das Drei- und Vierfache.

An Schafen ergab die Zählung von 1883 für Preußen einen Bestand von
14749 975 Stück. Sie hatten gegen 1873 fast um 5 Millionen abgenommen.
Dabei ist die Schafhaltung in einzelnen Landesteilen sehr verschieden. Auf den
Quadratkilometer fielen in Pommern 84,6 Stück, dagegen in der Rheinprovinz
12.4. in 5>vhenzollern gar nur 8.3 Stück. Das Kilogramm Hammelfleisch wurde
im Jahre 1884 durchschnittlich mit 114 Pfennigen bezahlt. Auch hier überstieg
die Ausfuhr die Einfuhr bedeutend. Die Mehrausfuhr betrug 1267938 Schafe
und 18285 Lämmer, zusammen im Werte von 33227 000 M. Schleswig-
Holstein lieferte dazu 50314 Stück. ^'

Die 5>auptmnrkte für die Ausfuhr deutschen Schlachtviehes find bisher
Paris und° London gewesen. Aber gerade dort ist durch überseeische Zufuhr


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einfuhr von 24627 Doppelzentnern im Werte von 7637 000 M. verzeichnet.
Das Verhältnis scheint sich aber mehr und mehr auszugleichen.

Als Grundlage der Viehzucht kommen die Wiesen, sowie die Weiden und
Hutungen in Betracht. Erstere betragen in Preußen 9,5, letztere 11,2 Prozent
der Gesamtfläche. Sogenannte reiche Weiden (Fettweiden) umfasse» aber nur
1,3 Prozent und finden sich in größerm Umfange nur in Schleswig-Holstein
mit 5,1 Prozent der Bodenfläche vertreten. Der Preis der .Heues betrug im
Jahre 1884 für 1000 Kilogramm durchschnittlich 61,5 M., der des Serosch
43 M. Der Anbau vou Fntterkrciutcru umfaßt etwa 8.3 Prozent des bestell¬
baren Bodens in Preußen. Die bedeutendste Stelle nimmt darunter der Klee
ein, mit welchem mehr als eine Million Hektaren bebaut war.

An Pferden ergab die Zählung vom 10. Januar 1883 in Preußen einen
Bestand von 2417138 Stück; erheblich größer als der Bestand von 1873.
Gleichwohl erzeugt Deutschland nicht seineu vollen Pferdcbedarf. Die Mehr¬
einfuhr für Deutschland betrug im Jahre 1884 55435 Stück im Werte von
41410000 M. Auch hier bildet Nußland die Haupterzeugungsquelle. Außerdem
werden größere Mengen aus Österreich-Ungarn, sowie über Belgien und Hamburg
eingeführt.

An Rindvieh besaß Preußen bei der Zählung von 1883 8 737199 Stück.
Auch hier hat die Zahl erheblich zugenommen. Der Preis für das Kilogramm
Rindfleisch betrug durchschnittlich 120, der für Kalbfleisch 102 Pfennige. Die
deutsche Ausfuhr von Rindvieh übersteigt die Einfuhr bedeutend. Beide haben
jedoch im Jahre 1884 im Vergleich mit den Vorjahren abgenommen. Die
Mehrausfuhr von 1884 betrug 92526 Stück Großvieh und 32831 Kälber.
Schleswig-Holstein war dabei mit 23755 Stück (welche nach England verschifft
wurden) beteiligt. Auch für ausgeschlachtetes frisches und zubereitetes Fleisch,
das in den Vorjahren noch eine Mehrcinfuhr ergab, hat sich die Ausfuhr so
gehoben, daß im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 53095 Doppelzentnern zu
verzeichm war. Der Wert dieser gesamten Mehrcmsfnhr wird auf 38405000 M.
geschätzt und überstieg den Wert der Vorjahre um das Drei- und Vierfache.

An Schafen ergab die Zählung von 1883 für Preußen einen Bestand von
14749 975 Stück. Sie hatten gegen 1873 fast um 5 Millionen abgenommen.
Dabei ist die Schafhaltung in einzelnen Landesteilen sehr verschieden. Auf den
Quadratkilometer fielen in Pommern 84,6 Stück, dagegen in der Rheinprovinz
12.4. in 5>vhenzollern gar nur 8.3 Stück. Das Kilogramm Hammelfleisch wurde
im Jahre 1884 durchschnittlich mit 114 Pfennigen bezahlt. Auch hier überstieg
die Ausfuhr die Einfuhr bedeutend. Die Mehrausfuhr betrug 1267938 Schafe
und 18285 Lämmer, zusammen im Werte von 33227 000 M. Schleswig-
Holstein lieferte dazu 50314 Stück. ^'

Die 5>auptmnrkte für die Ausfuhr deutschen Schlachtviehes find bisher
Paris und° London gewesen. Aber gerade dort ist durch überseeische Zufuhr


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[0517] Woher beziehen wir unsern Tobensbedarf? einfuhr von 24627 Doppelzentnern im Werte von 7637 000 M. verzeichnet. Das Verhältnis scheint sich aber mehr und mehr auszugleichen. Als Grundlage der Viehzucht kommen die Wiesen, sowie die Weiden und Hutungen in Betracht. Erstere betragen in Preußen 9,5, letztere 11,2 Prozent der Gesamtfläche. Sogenannte reiche Weiden (Fettweiden) umfasse» aber nur 1,3 Prozent und finden sich in größerm Umfange nur in Schleswig-Holstein mit 5,1 Prozent der Bodenfläche vertreten. Der Preis der .Heues betrug im Jahre 1884 für 1000 Kilogramm durchschnittlich 61,5 M., der des Serosch 43 M. Der Anbau vou Fntterkrciutcru umfaßt etwa 8.3 Prozent des bestell¬ baren Bodens in Preußen. Die bedeutendste Stelle nimmt darunter der Klee ein, mit welchem mehr als eine Million Hektaren bebaut war. An Pferden ergab die Zählung vom 10. Januar 1883 in Preußen einen Bestand von 2417138 Stück; erheblich größer als der Bestand von 1873. Gleichwohl erzeugt Deutschland nicht seineu vollen Pferdcbedarf. Die Mehr¬ einfuhr für Deutschland betrug im Jahre 1884 55435 Stück im Werte von 41410000 M. Auch hier bildet Nußland die Haupterzeugungsquelle. Außerdem werden größere Mengen aus Österreich-Ungarn, sowie über Belgien und Hamburg eingeführt. An Rindvieh besaß Preußen bei der Zählung von 1883 8 737199 Stück. Auch hier hat die Zahl erheblich zugenommen. Der Preis für das Kilogramm Rindfleisch betrug durchschnittlich 120, der für Kalbfleisch 102 Pfennige. Die deutsche Ausfuhr von Rindvieh übersteigt die Einfuhr bedeutend. Beide haben jedoch im Jahre 1884 im Vergleich mit den Vorjahren abgenommen. Die Mehrausfuhr von 1884 betrug 92526 Stück Großvieh und 32831 Kälber. Schleswig-Holstein war dabei mit 23755 Stück (welche nach England verschifft wurden) beteiligt. Auch für ausgeschlachtetes frisches und zubereitetes Fleisch, das in den Vorjahren noch eine Mehrcinfuhr ergab, hat sich die Ausfuhr so gehoben, daß im Jahre 1884 eine Mehrausfuhr von 53095 Doppelzentnern zu verzeichm war. Der Wert dieser gesamten Mehrcmsfnhr wird auf 38405000 M. geschätzt und überstieg den Wert der Vorjahre um das Drei- und Vierfache. An Schafen ergab die Zählung von 1883 für Preußen einen Bestand von 14749 975 Stück. Sie hatten gegen 1873 fast um 5 Millionen abgenommen. Dabei ist die Schafhaltung in einzelnen Landesteilen sehr verschieden. Auf den Quadratkilometer fielen in Pommern 84,6 Stück, dagegen in der Rheinprovinz 12.4. in 5>vhenzollern gar nur 8.3 Stück. Das Kilogramm Hammelfleisch wurde im Jahre 1884 durchschnittlich mit 114 Pfennigen bezahlt. Auch hier überstieg die Ausfuhr die Einfuhr bedeutend. Die Mehrausfuhr betrug 1267938 Schafe und 18285 Lämmer, zusammen im Werte von 33227 000 M. Schleswig- Holstein lieferte dazu 50314 Stück. ^' Die 5>auptmnrkte für die Ausfuhr deutschen Schlachtviehes find bisher Paris und° London gewesen. Aber gerade dort ist durch überseeische Zufuhr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/517>, abgerufen am 17.09.2024.