Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.katholischen Revolutionäre gegen den Papst war von einigen Jntrcmsigenten katholischen Revolutionäre gegen den Papst war von einigen Jntrcmsigenten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/288859"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1160" prev="#ID_1159" next="#ID_1161"> katholischen Revolutionäre gegen den Papst war von einigen Jntrcmsigenten<lb/> schon seit langem vorbereitet; Männern wie Bischof Korum, Giese, Franz,<lb/> Windthorst, Lieber paßt ein friedliebender Träger der Tiara überhaupt nicht,<lb/> und in den Organen dieser Führer, „Germania," „Kölnische Volkszeitung,"<lb/> „Schlesische Volkszeitung." „Westfälischer Merkur." fehlte es schon seit den<lb/> ersten Friedenspräliminarien nicht an Warnungen und leisen nach Se. Peter<lb/> gerichteten Drohungen. Noch ist in aller Erinnerung, was von diesen Blättern<lb/> in Bewegung gesetzt wurde, um die Ernennung eines Deutschen zum Erzbischof<lb/> in Posen zu hintertreiben. Bei den Polen, welche gewohnheitsmäßig die<lb/> katholische Kirche nur als Mittel für ihre polonisirenden Zwecke benutzen, fiel<lb/> die Maske sofort; die slawische Rohheit erging sich ohne Scheu in unverblümten<lb/> Schimpfereien gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche, und die deutschen<lb/> Zentrumsblätter gaben diese Artikel mit behaglicher Breite und mit fromm<lb/> verdrehten Augen wieder, indem sie ihre polnischen Brüder zum Ausharren in<lb/> so schwerer Prüfung — daß nämlich der Papst in einer preußischen Provinz<lb/> einen Deutschen zum Erzbischof ernannt hatte — ernährten. Dasselbe Schau¬<lb/> spiel wiederholte sich unter entsprechendem Nollenwechsel bei der Besetzung des<lb/> Bistums Kulm, nnr daß an Stelle des Hurz^ör?02Ul>,iiM die «Aa^ota lorunska<lb/> trat. Als es hieß, daß zwischen dem königlichen Gesandten beim Vatikan und<lb/> dem Staatssekretär Galimberti Verhandlungen wegen Revision der Kirchen-<lb/> gesetze schwebten, suchte die Presse von vornherein den Papst dadurch zu dis-<lb/> kreditiren. daß Forderungen für den Frieden als unbedingt notwendig aufge¬<lb/> stellt wurden, von denen man im voraus wußte, daß sie Leo XIII. selbst<lb/> nicht verlangen würde, wie z. B. die Zurückberufung der Jesuiten. Es ver¬<lb/> trägt sich wenig mit der Anerkennung eines unfehlbaren Lehramtes für den<lb/> Papst, wenn katholische Organe ihm vorschreiben, was für die Kirche ersprie߬<lb/> lich sei und was nicht. Der Kampf der deutschen Zentrumskatholiken gegen<lb/> den Papst entbrannte noch heftiger, als dieser das Zentrum ermahnte, für die<lb/> Septeunatsvorlage zu stimmen. Was in jener Zeit in Wahlversammlungen<lb/> von katholischen Geistlichen gegen den Papst geäußert wurde und wie auf ein<lb/> gegebenes Zeichen die katholische Presse im Verein mit der demokratischen aller<lb/> Länder gegen den Papst loszog, das haftet noch im Gedächtnis aller; das un¬<lb/> würdige Spiel, welches die Führer des Zentrums mit den Jacobinischcn Noten<lb/> trieben, zeugt von allem andern als von Ehrfurcht gegen die Person des katho¬<lb/> lischen Statthalters Christi. Der Papst selbst bezeichnete in seinen Noten sein<lb/> Eintreten für das Septennat nicht als eine politische Frage; er brachte sie aus¬<lb/> drücklich mit moralischen und religiösen, also mit denjenigen Gebieten in Zu¬<lb/> sammenhang, auf welchen er dogmatisch die Unfehlbarkeit besitzt. Dennoch<lb/> verharrte das gesamte Zentrum mit seinem Anhang auf seinem Ungehorsam,<lb/> bestritt dem Papste seine Zuständigkeit und kam auch noch in letzter Stunde<lb/> seinem Wunsche nicht nach. Noch deutlicher aber tritt der Ungehorsam</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
katholischen Revolutionäre gegen den Papst war von einigen Jntrcmsigenten
schon seit langem vorbereitet; Männern wie Bischof Korum, Giese, Franz,
Windthorst, Lieber paßt ein friedliebender Träger der Tiara überhaupt nicht,
und in den Organen dieser Führer, „Germania," „Kölnische Volkszeitung,"
„Schlesische Volkszeitung." „Westfälischer Merkur." fehlte es schon seit den
ersten Friedenspräliminarien nicht an Warnungen und leisen nach Se. Peter
gerichteten Drohungen. Noch ist in aller Erinnerung, was von diesen Blättern
in Bewegung gesetzt wurde, um die Ernennung eines Deutschen zum Erzbischof
in Posen zu hintertreiben. Bei den Polen, welche gewohnheitsmäßig die
katholische Kirche nur als Mittel für ihre polonisirenden Zwecke benutzen, fiel
die Maske sofort; die slawische Rohheit erging sich ohne Scheu in unverblümten
Schimpfereien gegen das Oberhaupt der katholischen Kirche, und die deutschen
Zentrumsblätter gaben diese Artikel mit behaglicher Breite und mit fromm
verdrehten Augen wieder, indem sie ihre polnischen Brüder zum Ausharren in
so schwerer Prüfung — daß nämlich der Papst in einer preußischen Provinz
einen Deutschen zum Erzbischof ernannt hatte — ernährten. Dasselbe Schau¬
spiel wiederholte sich unter entsprechendem Nollenwechsel bei der Besetzung des
Bistums Kulm, nnr daß an Stelle des Hurz^ör?02Ul>,iiM die «Aa^ota lorunska
trat. Als es hieß, daß zwischen dem königlichen Gesandten beim Vatikan und
dem Staatssekretär Galimberti Verhandlungen wegen Revision der Kirchen-
gesetze schwebten, suchte die Presse von vornherein den Papst dadurch zu dis-
kreditiren. daß Forderungen für den Frieden als unbedingt notwendig aufge¬
stellt wurden, von denen man im voraus wußte, daß sie Leo XIII. selbst
nicht verlangen würde, wie z. B. die Zurückberufung der Jesuiten. Es ver¬
trägt sich wenig mit der Anerkennung eines unfehlbaren Lehramtes für den
Papst, wenn katholische Organe ihm vorschreiben, was für die Kirche ersprie߬
lich sei und was nicht. Der Kampf der deutschen Zentrumskatholiken gegen
den Papst entbrannte noch heftiger, als dieser das Zentrum ermahnte, für die
Septeunatsvorlage zu stimmen. Was in jener Zeit in Wahlversammlungen
von katholischen Geistlichen gegen den Papst geäußert wurde und wie auf ein
gegebenes Zeichen die katholische Presse im Verein mit der demokratischen aller
Länder gegen den Papst loszog, das haftet noch im Gedächtnis aller; das un¬
würdige Spiel, welches die Führer des Zentrums mit den Jacobinischcn Noten
trieben, zeugt von allem andern als von Ehrfurcht gegen die Person des katho¬
lischen Statthalters Christi. Der Papst selbst bezeichnete in seinen Noten sein
Eintreten für das Septennat nicht als eine politische Frage; er brachte sie aus¬
drücklich mit moralischen und religiösen, also mit denjenigen Gebieten in Zu¬
sammenhang, auf welchen er dogmatisch die Unfehlbarkeit besitzt. Dennoch
verharrte das gesamte Zentrum mit seinem Anhang auf seinem Ungehorsam,
bestritt dem Papste seine Zuständigkeit und kam auch noch in letzter Stunde
seinem Wunsche nicht nach. Noch deutlicher aber tritt der Ungehorsam
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