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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Neue Goethe-Studien.

gelegentlich der schlimmsten Art, möglich, abgesehen davon, daß ihm sein gesetz¬
mäßiges Betragen womöglich als "Jnkvulanz" oder noch schlimmeres ange¬
rechnet wird.

Wird die Neuregelung der Verhältnisse in der hier angedeuteten Weise
vorgenommen, so wird der Apotheker in gewohnter Pflichttreue den Wünschen
des Publikums dienstbar sein, aber nicht mehr, denn im Grunde ist er doch
gleich dem Arzte kein Freund der Geheimmittel.

Was die Preisstellung betrifft, für deren Freigebung wir bei den Patent-
arzneicn eintreten, so sind wir entschieden der Meinung, daß dieselbe sich ii?
den Grenzen der Taxe halten werde. Wird sie überschritten, so werden Gründe
dafür maßgebend sein, denen sich auch die Neichstaxc fügen muß. Angebot und
Nachfrage werden auch in diesem Falle die maßgebenden und allein richtigen
Faktoren sein.

Wenn wir schließlich noch einen Blick ans die vorgeschlagene Besteuerung
werfen, so ist über deren Ertrag auch etwas nur annähernd der Wahrheit nahe¬
kommendes kaum zu sagen, eine immerhin nennenswerte Einnahme aber ist sicher
vorauszusagen. Den Konsum an Schweizer Pillen schätzen wir jährlich in
Deutschland auf mindestens 24V 000 Schachteln zu je 1 Mark, die bei fünf Prozent
Wertsteuer 12000 Mark einbrachten! Eine höhere Besteuerung der ausländischen
Mittel wäre natürlich sehr angebracht und der deutschen Industrie hochwill¬
komner.




Neue Goethe-Studien.

le letzte Zeit hat uns zwei neue Bücher über Goethe gebracht,
die uns bedeutend genug erscheinen, um die Aufmerksamkeit unsrer
Leser mit einigem Nachdruck auf sie zu lenken. Wir wissen sehr
wohl, daß wir mit einiger, in manchen Kreisen gern gepflegter
Voreingenommenheit gegen solche Schriften und Studien über
Goethe und seine Werke zu rechnen haben. Die Kleinlichkeit, in welche die
lommentirlustige Goetheliteratur hineingeraten ist, hat eine spöttische und nicht
ungerechtfertigte Opposition bei allen jenen Verehrern des Genius hervorge¬
rufen, denen er aus weit höhern Gesichtspunkten lieb und teuer geworden ist.
Mit solcher Kleinlichkeit haben, dies sei gleich gesagt, die Aufsätze Wilhelm
Scherers*) über Goethe und die Studie Otto Harnacks**): Goethe in der




*) Aufsätze über Goethe von Wilhelm Scherer. (Herausgegeben von Erich
Schmidt.) Berlin, Weidmcnmsche Buchhandlung, 1886.
Goethe in der Epoche seiner Vollendung. (180S-1832.) Versuch einer
Darstellung seiner Denkweise und Weltbetrnchtung von Dr. Otto Harnack. Leipzig, I. C.
Hmnchssche Buchhandlung, 1887.
Neue Goethe-Studien.

gelegentlich der schlimmsten Art, möglich, abgesehen davon, daß ihm sein gesetz¬
mäßiges Betragen womöglich als „Jnkvulanz" oder noch schlimmeres ange¬
rechnet wird.

Wird die Neuregelung der Verhältnisse in der hier angedeuteten Weise
vorgenommen, so wird der Apotheker in gewohnter Pflichttreue den Wünschen
des Publikums dienstbar sein, aber nicht mehr, denn im Grunde ist er doch
gleich dem Arzte kein Freund der Geheimmittel.

Was die Preisstellung betrifft, für deren Freigebung wir bei den Patent-
arzneicn eintreten, so sind wir entschieden der Meinung, daß dieselbe sich ii?
den Grenzen der Taxe halten werde. Wird sie überschritten, so werden Gründe
dafür maßgebend sein, denen sich auch die Neichstaxc fügen muß. Angebot und
Nachfrage werden auch in diesem Falle die maßgebenden und allein richtigen
Faktoren sein.

Wenn wir schließlich noch einen Blick ans die vorgeschlagene Besteuerung
werfen, so ist über deren Ertrag auch etwas nur annähernd der Wahrheit nahe¬
kommendes kaum zu sagen, eine immerhin nennenswerte Einnahme aber ist sicher
vorauszusagen. Den Konsum an Schweizer Pillen schätzen wir jährlich in
Deutschland auf mindestens 24V 000 Schachteln zu je 1 Mark, die bei fünf Prozent
Wertsteuer 12000 Mark einbrachten! Eine höhere Besteuerung der ausländischen
Mittel wäre natürlich sehr angebracht und der deutschen Industrie hochwill¬
komner.




Neue Goethe-Studien.

le letzte Zeit hat uns zwei neue Bücher über Goethe gebracht,
die uns bedeutend genug erscheinen, um die Aufmerksamkeit unsrer
Leser mit einigem Nachdruck auf sie zu lenken. Wir wissen sehr
wohl, daß wir mit einiger, in manchen Kreisen gern gepflegter
Voreingenommenheit gegen solche Schriften und Studien über
Goethe und seine Werke zu rechnen haben. Die Kleinlichkeit, in welche die
lommentirlustige Goetheliteratur hineingeraten ist, hat eine spöttische und nicht
ungerechtfertigte Opposition bei allen jenen Verehrern des Genius hervorge¬
rufen, denen er aus weit höhern Gesichtspunkten lieb und teuer geworden ist.
Mit solcher Kleinlichkeit haben, dies sei gleich gesagt, die Aufsätze Wilhelm
Scherers*) über Goethe und die Studie Otto Harnacks**): Goethe in der




*) Aufsätze über Goethe von Wilhelm Scherer. (Herausgegeben von Erich
Schmidt.) Berlin, Weidmcnmsche Buchhandlung, 1886.
Goethe in der Epoche seiner Vollendung. (180S-1832.) Versuch einer
Darstellung seiner Denkweise und Weltbetrnchtung von Dr. Otto Harnack. Leipzig, I. C.
Hmnchssche Buchhandlung, 1887.
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[0279] Neue Goethe-Studien. gelegentlich der schlimmsten Art, möglich, abgesehen davon, daß ihm sein gesetz¬ mäßiges Betragen womöglich als „Jnkvulanz" oder noch schlimmeres ange¬ rechnet wird. Wird die Neuregelung der Verhältnisse in der hier angedeuteten Weise vorgenommen, so wird der Apotheker in gewohnter Pflichttreue den Wünschen des Publikums dienstbar sein, aber nicht mehr, denn im Grunde ist er doch gleich dem Arzte kein Freund der Geheimmittel. Was die Preisstellung betrifft, für deren Freigebung wir bei den Patent- arzneicn eintreten, so sind wir entschieden der Meinung, daß dieselbe sich ii? den Grenzen der Taxe halten werde. Wird sie überschritten, so werden Gründe dafür maßgebend sein, denen sich auch die Neichstaxc fügen muß. Angebot und Nachfrage werden auch in diesem Falle die maßgebenden und allein richtigen Faktoren sein. Wenn wir schließlich noch einen Blick ans die vorgeschlagene Besteuerung werfen, so ist über deren Ertrag auch etwas nur annähernd der Wahrheit nahe¬ kommendes kaum zu sagen, eine immerhin nennenswerte Einnahme aber ist sicher vorauszusagen. Den Konsum an Schweizer Pillen schätzen wir jährlich in Deutschland auf mindestens 24V 000 Schachteln zu je 1 Mark, die bei fünf Prozent Wertsteuer 12000 Mark einbrachten! Eine höhere Besteuerung der ausländischen Mittel wäre natürlich sehr angebracht und der deutschen Industrie hochwill¬ komner. Neue Goethe-Studien. le letzte Zeit hat uns zwei neue Bücher über Goethe gebracht, die uns bedeutend genug erscheinen, um die Aufmerksamkeit unsrer Leser mit einigem Nachdruck auf sie zu lenken. Wir wissen sehr wohl, daß wir mit einiger, in manchen Kreisen gern gepflegter Voreingenommenheit gegen solche Schriften und Studien über Goethe und seine Werke zu rechnen haben. Die Kleinlichkeit, in welche die lommentirlustige Goetheliteratur hineingeraten ist, hat eine spöttische und nicht ungerechtfertigte Opposition bei allen jenen Verehrern des Genius hervorge¬ rufen, denen er aus weit höhern Gesichtspunkten lieb und teuer geworden ist. Mit solcher Kleinlichkeit haben, dies sei gleich gesagt, die Aufsätze Wilhelm Scherers*) über Goethe und die Studie Otto Harnacks**): Goethe in der *) Aufsätze über Goethe von Wilhelm Scherer. (Herausgegeben von Erich Schmidt.) Berlin, Weidmcnmsche Buchhandlung, 1886. Goethe in der Epoche seiner Vollendung. (180S-1832.) Versuch einer Darstellung seiner Denkweise und Weltbetrnchtung von Dr. Otto Harnack. Leipzig, I. C. Hmnchssche Buchhandlung, 1887.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/279>, abgerufen am 17.09.2024.