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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Noch^menai die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

arbeiten oft nur unter Seufzen." Auch redet der Verfasser von einem "leisen,
gönnen Druck," der auf den Geistlichen liege, und sucht von vielen Seiten
y r die Erklärung dafür. Auf den Hauptgrund aber von diesem "geheimen
^ruck" ist ^ "icht eingegangen.

loa ^ ^' °" Universitäten heutzutage die jungen Theo-
un^'' ""^ Möglichen beschwert werden, nicht sicher und bestimmt
liet/?^ ^ Fundament, auf dein sie als evangelische Geist-
ui d s bleiben in einem Schwanken über ihre Stellung zur Bibel,
' lo beschleicht sie ein Gefühl des Zwiespalts zwischen ihrem Beruf und der
ooernen Gedankenwelt. Dieser Zwiespalt würde sofort aufhören, wenn sie
ich und ihren Beruf von der bindenden Autorität auch des biblischen Buch-
avens loszumachen lernten. Noch klingt die Lessingsche Klage von der Knecht¬
walt ^ Vmhstabens fort. Es muß mehr Herzhaftigkeit in der Exegese
ohne daß, was mit der einen Hand gegeben, mit der andern wieder
L wnunen wird, wie jetzt so mancher nach Wahrheit verlangende junge Mann
fra / klangvollen Dvzentennamen
Schreck^"^^ ängstliche Vorsicht, die vor der Konsequenz zurück-
- Das weiß auch der junge Student schon aus dem, was er auf dein
Mnafium gehört und gelernt hat, daß die strenge Jnspirationslehre sich nicht
wie ? erhalten läßt. Wird er auf der Universität noch in sie eingeführt,
dies ^ ^ geschieht, und ist er von solchem geistigen Kaliber, daß er
do ^"ng verträgt, so gehen aus solcher Dressur von vornherein jene orthv-
saci?" Heißsporne hervor, die, wie Fabri in seiner jüngsten Schrift "Wie weiter?"
stand ""^ ^gentiles inneres Leben über alles, namentlich über den Glaubens-
>vie d aburteilen, die kein Verständnis, ja keine Ahnung haben,
, em gebildeten modernen Durchschnittsmenschen in religiösen Dingen heute
die s ^ ^'^ d^ri hat Fabri recht, daß solche Geister die Kluft,
. >'eh zwischen moderner Bildung und Kirchenlehre ausgethan hat, unwillkür-
^ erweitern. Die Reformation aber "hat freie Forschung in der heiligen
christ zum Angelpunkt ihres Geisteslebens gemacht. Darin muß auch die
angelische Kirche in der Gegenwart beharren, und sie soll nicht erschrecken,
w zu der freien Forschung in der Schrift heute sich auch die freie Forschung
er die Schrift gesellt hat." Aber die evangelische Kirche erschrickt in einer
^vßen Anzahl ihrer Vertreter bei diesem Punkte, und worauf es hier vor
em ankommt, die theologischen Professoren erschrecken, vielfach auch solche,
et^ Arztes Antlitz zu tragen scheinen. Sollte von einer Reform des
Alogischen Studiums die Rede sein, so müßte die Stellung der theologischen
da?s Schabe' namentlich des Neuen Testamentes, angefaßt werden. Aber
ist eine Sache, die in den Personen liegt, die man nicht ändern kann,
enieint ist hier besonders die Vermittlungstheologic, die Männer der "positiven"
"'"n, die jetzt auf bedeutenden Universitäten die Hauptkatheder besetzt halten.


Noch^menai die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

arbeiten oft nur unter Seufzen." Auch redet der Verfasser von einem „leisen,
gönnen Druck," der auf den Geistlichen liege, und sucht von vielen Seiten
y r die Erklärung dafür. Auf den Hauptgrund aber von diesem „geheimen
^ruck" ist ^ „icht eingegangen.

loa ^ ^' °" Universitäten heutzutage die jungen Theo-
un^'' ""^ Möglichen beschwert werden, nicht sicher und bestimmt
liet/?^ ^ Fundament, auf dein sie als evangelische Geist-
ui d s bleiben in einem Schwanken über ihre Stellung zur Bibel,
' lo beschleicht sie ein Gefühl des Zwiespalts zwischen ihrem Beruf und der
ooernen Gedankenwelt. Dieser Zwiespalt würde sofort aufhören, wenn sie
ich und ihren Beruf von der bindenden Autorität auch des biblischen Buch-
avens loszumachen lernten. Noch klingt die Lessingsche Klage von der Knecht¬
walt ^ Vmhstabens fort. Es muß mehr Herzhaftigkeit in der Exegese
ohne daß, was mit der einen Hand gegeben, mit der andern wieder
L wnunen wird, wie jetzt so mancher nach Wahrheit verlangende junge Mann
fra / klangvollen Dvzentennamen
Schreck^"^^ ängstliche Vorsicht, die vor der Konsequenz zurück-
- Das weiß auch der junge Student schon aus dem, was er auf dein
Mnafium gehört und gelernt hat, daß die strenge Jnspirationslehre sich nicht
wie ? erhalten läßt. Wird er auf der Universität noch in sie eingeführt,
dies ^ ^ geschieht, und ist er von solchem geistigen Kaliber, daß er
do ^»ng verträgt, so gehen aus solcher Dressur von vornherein jene orthv-
saci?" Heißsporne hervor, die, wie Fabri in seiner jüngsten Schrift „Wie weiter?"
stand ""^ ^gentiles inneres Leben über alles, namentlich über den Glaubens-
>vie d aburteilen, die kein Verständnis, ja keine Ahnung haben,
, em gebildeten modernen Durchschnittsmenschen in religiösen Dingen heute
die s ^ ^'^ d^ri hat Fabri recht, daß solche Geister die Kluft,
. >'eh zwischen moderner Bildung und Kirchenlehre ausgethan hat, unwillkür-
^ erweitern. Die Reformation aber „hat freie Forschung in der heiligen
christ zum Angelpunkt ihres Geisteslebens gemacht. Darin muß auch die
angelische Kirche in der Gegenwart beharren, und sie soll nicht erschrecken,
w zu der freien Forschung in der Schrift heute sich auch die freie Forschung
er die Schrift gesellt hat." Aber die evangelische Kirche erschrickt in einer
^vßen Anzahl ihrer Vertreter bei diesem Punkte, und worauf es hier vor
em ankommt, die theologischen Professoren erschrecken, vielfach auch solche,
et^ Arztes Antlitz zu tragen scheinen. Sollte von einer Reform des
Alogischen Studiums die Rede sein, so müßte die Stellung der theologischen
da?s Schabe' namentlich des Neuen Testamentes, angefaßt werden. Aber
ist eine Sache, die in den Personen liegt, die man nicht ändern kann,
enieint ist hier besonders die Vermittlungstheologic, die Männer der „positiven"
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[0259] Noch^menai die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums. arbeiten oft nur unter Seufzen." Auch redet der Verfasser von einem „leisen, gönnen Druck," der auf den Geistlichen liege, und sucht von vielen Seiten y r die Erklärung dafür. Auf den Hauptgrund aber von diesem „geheimen ^ruck" ist ^ „icht eingegangen. loa ^ ^' °" Universitäten heutzutage die jungen Theo- un^'' ""^ Möglichen beschwert werden, nicht sicher und bestimmt liet/?^ ^ Fundament, auf dein sie als evangelische Geist- ui d s bleiben in einem Schwanken über ihre Stellung zur Bibel, ' lo beschleicht sie ein Gefühl des Zwiespalts zwischen ihrem Beruf und der ooernen Gedankenwelt. Dieser Zwiespalt würde sofort aufhören, wenn sie ich und ihren Beruf von der bindenden Autorität auch des biblischen Buch- avens loszumachen lernten. Noch klingt die Lessingsche Klage von der Knecht¬ walt ^ Vmhstabens fort. Es muß mehr Herzhaftigkeit in der Exegese ohne daß, was mit der einen Hand gegeben, mit der andern wieder L wnunen wird, wie jetzt so mancher nach Wahrheit verlangende junge Mann fra / klangvollen Dvzentennamen Schreck^"^^ ängstliche Vorsicht, die vor der Konsequenz zurück- - Das weiß auch der junge Student schon aus dem, was er auf dein Mnafium gehört und gelernt hat, daß die strenge Jnspirationslehre sich nicht wie ? erhalten läßt. Wird er auf der Universität noch in sie eingeführt, dies ^ ^ geschieht, und ist er von solchem geistigen Kaliber, daß er do ^»ng verträgt, so gehen aus solcher Dressur von vornherein jene orthv- saci?" Heißsporne hervor, die, wie Fabri in seiner jüngsten Schrift „Wie weiter?" stand ""^ ^gentiles inneres Leben über alles, namentlich über den Glaubens- >vie d aburteilen, die kein Verständnis, ja keine Ahnung haben, , em gebildeten modernen Durchschnittsmenschen in religiösen Dingen heute die s ^ ^'^ d^ri hat Fabri recht, daß solche Geister die Kluft, . >'eh zwischen moderner Bildung und Kirchenlehre ausgethan hat, unwillkür- ^ erweitern. Die Reformation aber „hat freie Forschung in der heiligen christ zum Angelpunkt ihres Geisteslebens gemacht. Darin muß auch die angelische Kirche in der Gegenwart beharren, und sie soll nicht erschrecken, w zu der freien Forschung in der Schrift heute sich auch die freie Forschung er die Schrift gesellt hat." Aber die evangelische Kirche erschrickt in einer ^vßen Anzahl ihrer Vertreter bei diesem Punkte, und worauf es hier vor em ankommt, die theologischen Professoren erschrecken, vielfach auch solche, et^ Arztes Antlitz zu tragen scheinen. Sollte von einer Reform des Alogischen Studiums die Rede sein, so müßte die Stellung der theologischen da?s Schabe' namentlich des Neuen Testamentes, angefaßt werden. Aber ist eine Sache, die in den Personen liegt, die man nicht ändern kann, enieint ist hier besonders die Vermittlungstheologic, die Männer der „positiven" "'"n, die jetzt auf bedeutenden Universitäten die Hauptkatheder besetzt halten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/259>, abgerufen am 17.09.2024.