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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

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hat- ganz Recht, wenn er von "gefahrvollen Umwälzungen" redet, nur daß diese
nicht bloß die Kirche, die evangelische Kirche treffen würden, sondern vor allem
den Staat.

Er sucht nun durch eine Reform der gegenwärtigen Methode des theo¬
logischen Studiums die..kränkende evangelische Christenheit" zu hellen. Gesetzt,
man wäre berechtigt, von einer "krankenden evangelischen Christenheit" heute mehr
M reden als früher (ich glaube das nicht; das Unchristliche ist nnr nicht mehr
so latent wie früher, weil'ihm die Freiheit sich zu regen gestattet ist; dagegen
ist das Glaubensleben in, Christi Sinn als eine Hingebung des Willens an
Gott, der ein hohes sittliches Ideal innewohnt. mindestens in gleicher Er¬
hebung wie früher vorhanden); also gesetzt, die evangelische Christenheit tränke
Letzt mehr als früher, ist darum schon die Methode des gegenwärtigen theo¬
logischen Studiums zu ändern, da doch diese Methode in der evangelischen
Kirche im Grunde immer dieselbe war und sein muß, eben zu lehren w-c der
Christ das edle Werk des Glaubens treibe nud damit zugleich dem sittlichen
Ideal der Menschenliebe zustrebe? Ist die Christenheit wirklich heute kranker
°is je. so hilft ihr nicht eine andre Methode des theologischen See.den.us von
der es sehr fra lieh ist. ob sie. anch wenn wir die Ansichten des Vers ers
unsers Schriftchens ins Auge fassen, besser wäre, s^ern man ^h°"Pt, anßer dem geistlichen Amte, zu dem das ^heolog^ che S u -um a -
leiten hat. noch andre Hilfsmittel für die Heilung der Chr.steuhett aus find g
Wochen. Das ist aber eine ganz andre Frage, eine Frage d^e "llerdmgv u
bejahen ist und auf deren Erledigung die heutige christliche Gesellschaft seh
w>l bedacht ist; aber diese Frage hat garnichts zu thun nut der Änderung d.r
Methode des theologischen Studiums. ebensowenig wie mit der Änderung des
geistlichen Amtes selbst.

^^....Und hier kommen wir um ans den HauP^reuen de Ver asser. u r
Schrift. Er giebt dem geistlichen Amte als solchem eine v.el zu we u -
ehnung. und darum verlangt er eine Vorbereitung auf dasselbe, asio e es^logisches Studium, die garnicht geboten werden k°n". " ^Studium selbst über alle der theologischen Wissenschaft und d r Slud.euz
gezogenen Grenzen hinaus erweiten, wollen. Und wollten w r .
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°?t bis zehn Jahre auf Universitäten lassen, so wurde das "ins in.r g
ehedem. um die Erfahrung zu machen, daß die Sonne naht cM "
denen sie leuchtet. Die Wissenschaft kann gelehrt machen, das Erleben.
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gesagt.der Verfasser verlangt eine "ndre Methode^^eil er dcV An tsbeariff oder sagen wir lieber die Aufgabe des geistlichen
Amte, gan uuV'mL 'U ausdehnt und damit Forderten an den
geistlichen Amtsträger stellt, die der oder jener einmal in freier Weise auf sich


Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums.

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hat- ganz Recht, wenn er von „gefahrvollen Umwälzungen" redet, nur daß diese
nicht bloß die Kirche, die evangelische Kirche treffen würden, sondern vor allem
den Staat.

Er sucht nun durch eine Reform der gegenwärtigen Methode des theo¬
logischen Studiums die..kränkende evangelische Christenheit" zu hellen. Gesetzt,
man wäre berechtigt, von einer „krankenden evangelischen Christenheit" heute mehr
M reden als früher (ich glaube das nicht; das Unchristliche ist nnr nicht mehr
so latent wie früher, weil'ihm die Freiheit sich zu regen gestattet ist; dagegen
ist das Glaubensleben in, Christi Sinn als eine Hingebung des Willens an
Gott, der ein hohes sittliches Ideal innewohnt. mindestens in gleicher Er¬
hebung wie früher vorhanden); also gesetzt, die evangelische Christenheit tränke
Letzt mehr als früher, ist darum schon die Methode des gegenwärtigen theo¬
logischen Studiums zu ändern, da doch diese Methode in der evangelischen
Kirche im Grunde immer dieselbe war und sein muß, eben zu lehren w-c der
Christ das edle Werk des Glaubens treibe nud damit zugleich dem sittlichen
Ideal der Menschenliebe zustrebe? Ist die Christenheit wirklich heute kranker
°is je. so hilft ihr nicht eine andre Methode des theologischen See.den.us von
der es sehr fra lieh ist. ob sie. anch wenn wir die Ansichten des Vers ers
unsers Schriftchens ins Auge fassen, besser wäre, s^ern man ^h°"Pt, anßer dem geistlichen Amte, zu dem das ^heolog^ che S u -um a -
leiten hat. noch andre Hilfsmittel für die Heilung der Chr.steuhett aus find g
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Methode des theologischen Studiums. ebensowenig wie mit der Änderung des
geistlichen Amtes selbst.

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Schrift. Er giebt dem geistlichen Amte als solchem eine v.el zu we u -
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denen sie leuchtet. Die Wissenschaft kann gelehrt machen, das Erleben.
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gesagt.der Verfasser verlangt eine «ndre Methode^^eil er dcV An tsbeariff oder sagen wir lieber die Aufgabe des geistlichen
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[0251] Noch einmal die Unzulänglichkeit des theologischen Studiums. ___ hat- ganz Recht, wenn er von „gefahrvollen Umwälzungen" redet, nur daß diese nicht bloß die Kirche, die evangelische Kirche treffen würden, sondern vor allem den Staat. Er sucht nun durch eine Reform der gegenwärtigen Methode des theo¬ logischen Studiums die..kränkende evangelische Christenheit" zu hellen. Gesetzt, man wäre berechtigt, von einer „krankenden evangelischen Christenheit" heute mehr M reden als früher (ich glaube das nicht; das Unchristliche ist nnr nicht mehr so latent wie früher, weil'ihm die Freiheit sich zu regen gestattet ist; dagegen ist das Glaubensleben in, Christi Sinn als eine Hingebung des Willens an Gott, der ein hohes sittliches Ideal innewohnt. mindestens in gleicher Er¬ hebung wie früher vorhanden); also gesetzt, die evangelische Christenheit tränke Letzt mehr als früher, ist darum schon die Methode des gegenwärtigen theo¬ logischen Studiums zu ändern, da doch diese Methode in der evangelischen Kirche im Grunde immer dieselbe war und sein muß, eben zu lehren w-c der Christ das edle Werk des Glaubens treibe nud damit zugleich dem sittlichen Ideal der Menschenliebe zustrebe? Ist die Christenheit wirklich heute kranker °is je. so hilft ihr nicht eine andre Methode des theologischen See.den.us von der es sehr fra lieh ist. ob sie. anch wenn wir die Ansichten des Vers ers unsers Schriftchens ins Auge fassen, besser wäre, s^ern man ^h°"Pt, anßer dem geistlichen Amte, zu dem das ^heolog^ che S u -um a - leiten hat. noch andre Hilfsmittel für die Heilung der Chr.steuhett aus find g Wochen. Das ist aber eine ganz andre Frage, eine Frage d^e "llerdmgv u bejahen ist und auf deren Erledigung die heutige christliche Gesellschaft seh w>l bedacht ist; aber diese Frage hat garnichts zu thun nut der Änderung d.r Methode des theologischen Studiums. ebensowenig wie mit der Änderung des geistlichen Amtes selbst. ^^....Und hier kommen wir um ans den HauP^reuen de Ver asser. u r Schrift. Er giebt dem geistlichen Amte als solchem eine v.el zu we u - ehnung. und darum verlangt er eine Vorbereitung auf dasselbe, asio e es^logisches Studium, die garnicht geboten werden k°n". « ^Studium selbst über alle der theologischen Wissenschaft und d r Slud.euz gezogenen Grenzen hinaus erweiten, wollen. Und wollten w r . l°unter wir es könnten wir unsre jungen Leute anstatt .rei do we r^al °?t bis zehn Jahre auf Universitäten lassen, so wurde das «ins in.r g ehedem. um die Erfahrung zu machen, daß die Sonne naht cM « denen sie leuchtet. Die Wissenschaft kann gelehrt machen, das Erleben. ^ gesagt.der Verfasser verlangt eine «ndre Methode^^eil er dcV An tsbeariff oder sagen wir lieber die Aufgabe des geistlichen Amte, gan uuV'mL 'U ausdehnt und damit Forderten an den geistlichen Amtsträger stellt, die der oder jener einmal in freier Weise auf sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/251>, abgerufen am 17.09.2024.