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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Donatello.

donnai gezeigt wurde. Zu diesem xulxito Zölla vmtolÄ lieferte Doncitello die
Brüstung, die er mit tanzenden und singenden Engeln in starkem Relief schmückte.
Ein Vergleich dieser derb lustigen, fast unmäßig bewegten Kindergestalten und
der wenige Jahre später gearbeiteten Putten an der Orgelbrüstuug des Floren¬
tiner Doms (jetzt im Bargello) mit den zierlich gerundeten und graziös tänzelnden
Kinderfiguren Luca della Robbias (ebenfalls im Bargello) läßt recht deutlich die
energische Eigenart Douatcllos gegenüber seinem jugendlicheren Mitbewerber
empfinden.

1432 pilgerte unser Künstler zum zweitenmale nach Rom, wo er sich an
der Herrichtung des Festapparates für die Kaiserkrönung Sigismnuds beteiligt
haben soll. Nur unbedeutende Spuren seiner Thätigkeit hat er hier hinterlassen,
die Grabplatte des apostolischen Schreibers Crivelli, die, in den Fußboden der
Klosterkirche Ära Coeli eingelassen, durch die Fußtritte der Gläubigen bis zur
Unkenntlichkeit zerstört ist. und ein Ciboriumtabcrnakel in Se. Peter, das bisher
für verschollen galt und erst neuestens durch Schmarsow aus seiner Verborgen¬
heit hervorgezogen worden ist. Der glückliche Entdecker ist begreiflicherweise
geneigt, das wiedergefundene Werk in seiner Bedeutung für die Entwicklungs¬
geschichte des Meisters zu überschätzen, während ein nüchterner Beurteiler einige
Bedenken über die völlige Originalität desselben (namentlich der Pudel am Fuße
der Säulen) nur schwer unterdrücken kann. In jedem Falle bleibt es eine im
einzelnen ziemlich flüchtige Werkstattarbeit, deren künstlerischer Charakter uns
entschieden auf eine spätere Entstehungszeit, etwa anfangs der vierziger Jahre,
hinweist.

In den nächsten Jahren 1434 bis 1443 arbeitete Donatello vorzugsweise
für Aufträge einzelner vornehmen Florentiner Familien. Wahrscheinlich brachten
ihn seiue archäologischen Studien und Funde in nähere Beziehung zu der den
Martellis befreundeten Familie Medici, die ihn nicht nur mit Aufträgen, sondern
auch mit Liebe und Hochschätzung überschüttete. Donatello hatte hauptsächlich
in Cosimo ti Medici den Wunsch rege gemacht, antike Kunstwerke zu sammeln,
und er leistete ihm bei der Restauration derselben seine Dienste. Es ist be¬
zeichnend für die leidenschaftliche Verehrung der Antike, daß Cosimo sich nicht
daran genügen ließ, antike geschnittene Steine zu sammeln, sein künstlerischer
Sinn konnte sich an diesen Darstellungen nicht satt sehen. Donatello mußte sie
in großem Maßstabe in Mannormedaillvns wiederholen, die in den Bogen-
zwickeln des im Jahre 1430 von Michelozzo erbauten Arkadenhofes seines
Palastes angebracht wurden. Neben dein gewissenhaften und verständnisvollen
Studium der Antike ist es namentlich die technische Behandlung des Reliefs,
die unsre Bewunderung erregt. Jener flüchenhaftc Charakter, der auch den
Hochrelifs Douatcllos stets anhaftet, ist hier zum ausschlaggebenden Prinzip
erhoben. Nur wenig heben sich die Gestalten von dem Hintergrunde ab, und
ihre Oberfläche zeigt fast gar keine rundliche Modellirnng. Vasari hebt mit


Donatello.

donnai gezeigt wurde. Zu diesem xulxito Zölla vmtolÄ lieferte Doncitello die
Brüstung, die er mit tanzenden und singenden Engeln in starkem Relief schmückte.
Ein Vergleich dieser derb lustigen, fast unmäßig bewegten Kindergestalten und
der wenige Jahre später gearbeiteten Putten an der Orgelbrüstuug des Floren¬
tiner Doms (jetzt im Bargello) mit den zierlich gerundeten und graziös tänzelnden
Kinderfiguren Luca della Robbias (ebenfalls im Bargello) läßt recht deutlich die
energische Eigenart Douatcllos gegenüber seinem jugendlicheren Mitbewerber
empfinden.

1432 pilgerte unser Künstler zum zweitenmale nach Rom, wo er sich an
der Herrichtung des Festapparates für die Kaiserkrönung Sigismnuds beteiligt
haben soll. Nur unbedeutende Spuren seiner Thätigkeit hat er hier hinterlassen,
die Grabplatte des apostolischen Schreibers Crivelli, die, in den Fußboden der
Klosterkirche Ära Coeli eingelassen, durch die Fußtritte der Gläubigen bis zur
Unkenntlichkeit zerstört ist. und ein Ciboriumtabcrnakel in Se. Peter, das bisher
für verschollen galt und erst neuestens durch Schmarsow aus seiner Verborgen¬
heit hervorgezogen worden ist. Der glückliche Entdecker ist begreiflicherweise
geneigt, das wiedergefundene Werk in seiner Bedeutung für die Entwicklungs¬
geschichte des Meisters zu überschätzen, während ein nüchterner Beurteiler einige
Bedenken über die völlige Originalität desselben (namentlich der Pudel am Fuße
der Säulen) nur schwer unterdrücken kann. In jedem Falle bleibt es eine im
einzelnen ziemlich flüchtige Werkstattarbeit, deren künstlerischer Charakter uns
entschieden auf eine spätere Entstehungszeit, etwa anfangs der vierziger Jahre,
hinweist.

In den nächsten Jahren 1434 bis 1443 arbeitete Donatello vorzugsweise
für Aufträge einzelner vornehmen Florentiner Familien. Wahrscheinlich brachten
ihn seiue archäologischen Studien und Funde in nähere Beziehung zu der den
Martellis befreundeten Familie Medici, die ihn nicht nur mit Aufträgen, sondern
auch mit Liebe und Hochschätzung überschüttete. Donatello hatte hauptsächlich
in Cosimo ti Medici den Wunsch rege gemacht, antike Kunstwerke zu sammeln,
und er leistete ihm bei der Restauration derselben seine Dienste. Es ist be¬
zeichnend für die leidenschaftliche Verehrung der Antike, daß Cosimo sich nicht
daran genügen ließ, antike geschnittene Steine zu sammeln, sein künstlerischer
Sinn konnte sich an diesen Darstellungen nicht satt sehen. Donatello mußte sie
in großem Maßstabe in Mannormedaillvns wiederholen, die in den Bogen-
zwickeln des im Jahre 1430 von Michelozzo erbauten Arkadenhofes seines
Palastes angebracht wurden. Neben dein gewissenhaften und verständnisvollen
Studium der Antike ist es namentlich die technische Behandlung des Reliefs,
die unsre Bewunderung erregt. Jener flüchenhaftc Charakter, der auch den
Hochrelifs Douatcllos stets anhaftet, ist hier zum ausschlaggebenden Prinzip
erhoben. Nur wenig heben sich die Gestalten von dem Hintergrunde ab, und
ihre Oberfläche zeigt fast gar keine rundliche Modellirnng. Vasari hebt mit


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[0133] Donatello. donnai gezeigt wurde. Zu diesem xulxito Zölla vmtolÄ lieferte Doncitello die Brüstung, die er mit tanzenden und singenden Engeln in starkem Relief schmückte. Ein Vergleich dieser derb lustigen, fast unmäßig bewegten Kindergestalten und der wenige Jahre später gearbeiteten Putten an der Orgelbrüstuug des Floren¬ tiner Doms (jetzt im Bargello) mit den zierlich gerundeten und graziös tänzelnden Kinderfiguren Luca della Robbias (ebenfalls im Bargello) läßt recht deutlich die energische Eigenart Douatcllos gegenüber seinem jugendlicheren Mitbewerber empfinden. 1432 pilgerte unser Künstler zum zweitenmale nach Rom, wo er sich an der Herrichtung des Festapparates für die Kaiserkrönung Sigismnuds beteiligt haben soll. Nur unbedeutende Spuren seiner Thätigkeit hat er hier hinterlassen, die Grabplatte des apostolischen Schreibers Crivelli, die, in den Fußboden der Klosterkirche Ära Coeli eingelassen, durch die Fußtritte der Gläubigen bis zur Unkenntlichkeit zerstört ist. und ein Ciboriumtabcrnakel in Se. Peter, das bisher für verschollen galt und erst neuestens durch Schmarsow aus seiner Verborgen¬ heit hervorgezogen worden ist. Der glückliche Entdecker ist begreiflicherweise geneigt, das wiedergefundene Werk in seiner Bedeutung für die Entwicklungs¬ geschichte des Meisters zu überschätzen, während ein nüchterner Beurteiler einige Bedenken über die völlige Originalität desselben (namentlich der Pudel am Fuße der Säulen) nur schwer unterdrücken kann. In jedem Falle bleibt es eine im einzelnen ziemlich flüchtige Werkstattarbeit, deren künstlerischer Charakter uns entschieden auf eine spätere Entstehungszeit, etwa anfangs der vierziger Jahre, hinweist. In den nächsten Jahren 1434 bis 1443 arbeitete Donatello vorzugsweise für Aufträge einzelner vornehmen Florentiner Familien. Wahrscheinlich brachten ihn seiue archäologischen Studien und Funde in nähere Beziehung zu der den Martellis befreundeten Familie Medici, die ihn nicht nur mit Aufträgen, sondern auch mit Liebe und Hochschätzung überschüttete. Donatello hatte hauptsächlich in Cosimo ti Medici den Wunsch rege gemacht, antike Kunstwerke zu sammeln, und er leistete ihm bei der Restauration derselben seine Dienste. Es ist be¬ zeichnend für die leidenschaftliche Verehrung der Antike, daß Cosimo sich nicht daran genügen ließ, antike geschnittene Steine zu sammeln, sein künstlerischer Sinn konnte sich an diesen Darstellungen nicht satt sehen. Donatello mußte sie in großem Maßstabe in Mannormedaillvns wiederholen, die in den Bogen- zwickeln des im Jahre 1430 von Michelozzo erbauten Arkadenhofes seines Palastes angebracht wurden. Neben dein gewissenhaften und verständnisvollen Studium der Antike ist es namentlich die technische Behandlung des Reliefs, die unsre Bewunderung erregt. Jener flüchenhaftc Charakter, der auch den Hochrelifs Douatcllos stets anhaftet, ist hier zum ausschlaggebenden Prinzip erhoben. Nur wenig heben sich die Gestalten von dem Hintergrunde ab, und ihre Oberfläche zeigt fast gar keine rundliche Modellirnng. Vasari hebt mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/133>, abgerufen am 17.09.2024.