Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Tagebuchblätter eines Soimtagsxhilosophen. Mannes ein unsägliches Martyrium gewesen sein muß; gerade durch dieses Be¬ Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. 7. Lin nicht anerkannter Vers von Goethe. er Vers von Goethe, der zuletzt mit zu benutzen war, weil es Mau fühlt sich von dem einfachen Einträge dieses Namens mitten in der Tagebuchblätter eines Soimtagsxhilosophen. Mannes ein unsägliches Martyrium gewesen sein muß; gerade durch dieses Be¬ Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. 7. Lin nicht anerkannter Vers von Goethe. er Vers von Goethe, der zuletzt mit zu benutzen war, weil es Mau fühlt sich von dem einfachen Einträge dieses Namens mitten in der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0088" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201517"/> <fw type="header" place="top"> Tagebuchblätter eines Soimtagsxhilosophen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_175" prev="#ID_174"> Mannes ein unsägliches Martyrium gewesen sein muß; gerade durch dieses Be¬<lb/> streben, die Schande von sich abzuwälzen, hat sich Bahrdt ein Denkmal seiner<lb/> Schande errichtet.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen.<lb/> 7. Lin nicht anerkannter Vers von Goethe. </head><lb/> <p xml:id="ID_176"> er Vers von Goethe, der zuletzt mit zu benutzen war, weil es<lb/> der Gedankengang in seinem Geiste mit sich brachte, der aber<lb/> noch nicht in den Werken steht, verdient oder fordert noch eine<lb/> weitere Betrachtung, zugleich als Rechtfertigung seiner Benutzung.<lb/> Es war ni der Jlmenauer Landschaft, diesem schönen Stück<lb/> deutscher Erde, das zugleich wie ein G»ethischer Lichtkreis geworden ist, in dem<lb/> sein bestes Licht am reinsten leuchtet, daß ich ihn vor fünfzehn Jahren kennen<lb/> lernte. Da ist unweit dem Städtchen ein kurzes, aber besonders schönes Berg¬<lb/> thal, das Körnbachthal genannt, an dessen Mündung in die Ane auf einer Seite<lb/> eine Felspartie ragt, zum Besteigen eingerichtet, von den Leuten dort als Goethe-<lb/> fclsen bezeichnet, weil er ihn gern bestiegen habe, und auch in golonen Buch¬<lb/> staben des Dichters Namen tragend, ihm gegenüber, auf der andern Seite der<lb/> Thalmünduug, eine malerische.Mühle, eine sogenannte Massenmühle, worin<lb/> Schwerspath zu Mehl vermahlen wird. Sie muß schon zur Zeit von Goethes<lb/> letztem Besuche in Ilmenau im Jahre 1831 gestanden haben, denn in der von<lb/> Mehlstaub bestiebten niedrigen Stube liegt ein Fremdenbuch aus, das, irre ich<lb/> nicht, mit den zwanziger Jahren beginnt und im Sommer 1M1 mitten uuter<lb/> Besuchern aus Gotha, Rudolstadt u. dergl. den Namen Goethes zeigt, eigen¬<lb/> händig eingetragen, darunter sein Begleiter von Fritsch, mit dem Datum des<lb/> 23. August.</p><lb/> <p xml:id="ID_177" next="#ID_178"> Mau fühlt sich von dem einfachen Einträge dieses Namens mitten in der<lb/> Reihe dunkler Ehrenmänner gleich in den Tagen, wo er vor der Unruhe seiner<lb/> letzten Geburtstagsfeier in Weimar entwichen war in den Kreis hierher, der<lb/> auch für ihn der schönste und reichste Lichtkreis seines Lebens war. um i» diesem<lb/> gleichsam in sich und für sich sein Testament zu machen, denn so etwas lag<lb/> doch in seinen Gedanken, selbst als Grundgedanke. Man braucht nur, um ihm<lb/> das nachzufühlen, an seinen Abschiedsbesuch auf dem Gickelhcchn zu denken, wie<lb/> er da vor der berühmten Bleistiftschrift in dem Bretterhünschen deren Worte<lb/> laut ablas unter quellenden Thränen und hinzufügte: „Ja, warte nur, balde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0088]
Tagebuchblätter eines Soimtagsxhilosophen.
Mannes ein unsägliches Martyrium gewesen sein muß; gerade durch dieses Be¬
streben, die Schande von sich abzuwälzen, hat sich Bahrdt ein Denkmal seiner
Schande errichtet.
Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen.
7. Lin nicht anerkannter Vers von Goethe.
er Vers von Goethe, der zuletzt mit zu benutzen war, weil es
der Gedankengang in seinem Geiste mit sich brachte, der aber
noch nicht in den Werken steht, verdient oder fordert noch eine
weitere Betrachtung, zugleich als Rechtfertigung seiner Benutzung.
Es war ni der Jlmenauer Landschaft, diesem schönen Stück
deutscher Erde, das zugleich wie ein G»ethischer Lichtkreis geworden ist, in dem
sein bestes Licht am reinsten leuchtet, daß ich ihn vor fünfzehn Jahren kennen
lernte. Da ist unweit dem Städtchen ein kurzes, aber besonders schönes Berg¬
thal, das Körnbachthal genannt, an dessen Mündung in die Ane auf einer Seite
eine Felspartie ragt, zum Besteigen eingerichtet, von den Leuten dort als Goethe-
fclsen bezeichnet, weil er ihn gern bestiegen habe, und auch in golonen Buch¬
staben des Dichters Namen tragend, ihm gegenüber, auf der andern Seite der
Thalmünduug, eine malerische.Mühle, eine sogenannte Massenmühle, worin
Schwerspath zu Mehl vermahlen wird. Sie muß schon zur Zeit von Goethes
letztem Besuche in Ilmenau im Jahre 1831 gestanden haben, denn in der von
Mehlstaub bestiebten niedrigen Stube liegt ein Fremdenbuch aus, das, irre ich
nicht, mit den zwanziger Jahren beginnt und im Sommer 1M1 mitten uuter
Besuchern aus Gotha, Rudolstadt u. dergl. den Namen Goethes zeigt, eigen¬
händig eingetragen, darunter sein Begleiter von Fritsch, mit dem Datum des
23. August.
Mau fühlt sich von dem einfachen Einträge dieses Namens mitten in der
Reihe dunkler Ehrenmänner gleich in den Tagen, wo er vor der Unruhe seiner
letzten Geburtstagsfeier in Weimar entwichen war in den Kreis hierher, der
auch für ihn der schönste und reichste Lichtkreis seines Lebens war. um i» diesem
gleichsam in sich und für sich sein Testament zu machen, denn so etwas lag
doch in seinen Gedanken, selbst als Grundgedanke. Man braucht nur, um ihm
das nachzufühlen, an seinen Abschiedsbesuch auf dem Gickelhcchn zu denken, wie
er da vor der berühmten Bleistiftschrift in dem Bretterhünschen deren Worte
laut ablas unter quellenden Thränen und hinzufügte: „Ja, warte nur, balde
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