Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Skizzen aus unserm heutigen Volksleben.

ehesten Interesse. Durchlaucht spendeten 50 Mark und sprachen den menschen¬
freundlichen und segensreichen Bestrebungen ihre Anerkennung und ihre besten
Wünsche aus. Die Frau Rätin schwamm ganz oben. Sie setzte nun noch durch,
daß bei der nächsten "Reunion" gesammelt und zum Besten der Verkäuferinnen
eine Segelpartie veranstaltet wurde, und zog mit Hochgefühl und 104 Mark heim.

Es ist merkwürdig, wie man sich über das Wichtige in der Welt täuschen
kann. Die Frau Rätin hatte sich allen jenen Bestrebungen zugewandt, deren
Wichtigkeit in Schrift und Wort gar nicht eindringlich genug betont werden kann,
sie hatte sich beteiligt am Missionsnähen, an der Strickschule, an der Diakonie,
an der Herberge, am Rettungshause, am Jungfrauenvereine, an den Vereinen gegen
die Trunksucht und für entlassene Sträflinge; und in dieser ganzen Reihe von
Anstalten, von deren Notwendigkeit sie bisher so überzeugt gewesen war, befand
sich kein Heim für Verkäuferinnen, eine Sache, die doch unbedingt verdiente, in
den allervordersten Vordergrund gestellt zu werden. Ja, das Verkäuferinnenheim,
und dies vor alleu andern, mußte die Herzen und Hände in Bewegung setzen.
Wie hatte doch Durchlaucht gesagt? Ich beglückwünsche Sie zu der außerordentlich
glücklichen Idee. Möge sie bald Verwirklichung finden. Es währte nicht lange,
so gab es für die Frau Rätin nur uoch das Verkäuferinueühcim.

Hatte die Frau Rätin Unrecht? Als Frau gewiß nicht. Denn es ist das
Wesen der Frau, sich ihrer Aufgabe mit liebevoller Einseitigkeit zu widmen. Den
Ueberblick über weitere Gebiete, die Ausgleichung der verschiedenartigen Anforde¬
rungen mögen andre besorgen. Wir machen also der Frau Rätin keinen Vorwurf
darüber, daß sie in ihrem Verkäuferinnenheim förmlich aufging, ja wir müssen ein
gewisses Talent, ihren Ideen einen Massenumsatz zu verschaffen und Personen und
Dinge zu beherrschen, anerkennen. Jetzt war ihr eine neue Aufgabe geworden --
das Verkäuferinnenheim. Diese Aufgabe begleitete sie Tag und Nacht. Es gab
nur noch das Verkäuferinnenheim. Alles andre in der Welt ward Vorhalle zu
diesem Heiligtum. Das Wort Verkäuferinnenheim fand in dem Wortschatze weiter
Kreise Aufnahme, bereits fing man an, sich dem neuen Sterne zuzuwenden. Wie
hatte doch Se. Durchlaucht gesagt? Ich werde mich freuen, zu vernehmen, daß
Ihr Unternehmen in den weitesten Kreisen gewürdigt wird.

Aber einer mußte nun die wohl vorbereitete Sache in Gang bringen, und
dieser eine konnte niemand anders als der Herr Hauptpastor sein. Der Herr Haupt¬
pastor war zwar überladen mit Arbeit, hatte andre Aufgaben in Hülle und Fülle,
hatte sich auch einigermaßen skeptisch über die Sache ausgesprochen (unbegreiflich,
unglaublich!), es half aber nichts. Eben setzte die Frau Rätin zum siebenten male an,
um ihn zu bestimmen, eine Versammlung zu berufen und darin den Vorsitz zu führen.

Sie traf bei dem Herrn Hauptpastor gerade die Frau Gräfin, welche seit
Heringsdorf einige Monate in Schlesien bei Verwandten gewesen war, die Ver¬
käuferinnen gänzlich vergessen hatte und ihre alte Melodie sang: Das ist eben das
besonders Schwere, man möchte doch so gern für die andern etwas sein, und man
müßte doch mehr thun. Obwohl der Herr Hauptpastor versprochen hatte, jetzt zu
allererst an das Verkäuferiuncnheim zu denken, so hatte er doch die Verkäuferinnen¬
sache gänzlich vergessen und empfahl der Mildherzigkeit der Frau Gräfin seine
Lieblingsmission unter den Hottentotten. In diesem Augenblicke rauschte die Frau
Rätin, erfüllt von ihrer Aufgabe, herein, hörte das letzte Wort von den Hotten¬
totten, durchschaute die Lage und machte Augen so groß wie Kaffeetassen. Dem
Herrn Hauptpastor und der Frau Gräfin fielen alle ihre Sünden ein. Die Frau
Rätin sagte kein Wort, aber sie benutzte ihren Sieg so gründlich, daß sie den Herrn


Skizzen aus unserm heutigen Volksleben.

ehesten Interesse. Durchlaucht spendeten 50 Mark und sprachen den menschen¬
freundlichen und segensreichen Bestrebungen ihre Anerkennung und ihre besten
Wünsche aus. Die Frau Rätin schwamm ganz oben. Sie setzte nun noch durch,
daß bei der nächsten „Reunion" gesammelt und zum Besten der Verkäuferinnen
eine Segelpartie veranstaltet wurde, und zog mit Hochgefühl und 104 Mark heim.

Es ist merkwürdig, wie man sich über das Wichtige in der Welt täuschen
kann. Die Frau Rätin hatte sich allen jenen Bestrebungen zugewandt, deren
Wichtigkeit in Schrift und Wort gar nicht eindringlich genug betont werden kann,
sie hatte sich beteiligt am Missionsnähen, an der Strickschule, an der Diakonie,
an der Herberge, am Rettungshause, am Jungfrauenvereine, an den Vereinen gegen
die Trunksucht und für entlassene Sträflinge; und in dieser ganzen Reihe von
Anstalten, von deren Notwendigkeit sie bisher so überzeugt gewesen war, befand
sich kein Heim für Verkäuferinnen, eine Sache, die doch unbedingt verdiente, in
den allervordersten Vordergrund gestellt zu werden. Ja, das Verkäuferinnenheim,
und dies vor alleu andern, mußte die Herzen und Hände in Bewegung setzen.
Wie hatte doch Durchlaucht gesagt? Ich beglückwünsche Sie zu der außerordentlich
glücklichen Idee. Möge sie bald Verwirklichung finden. Es währte nicht lange,
so gab es für die Frau Rätin nur uoch das Verkäuferinueühcim.

Hatte die Frau Rätin Unrecht? Als Frau gewiß nicht. Denn es ist das
Wesen der Frau, sich ihrer Aufgabe mit liebevoller Einseitigkeit zu widmen. Den
Ueberblick über weitere Gebiete, die Ausgleichung der verschiedenartigen Anforde¬
rungen mögen andre besorgen. Wir machen also der Frau Rätin keinen Vorwurf
darüber, daß sie in ihrem Verkäuferinnenheim förmlich aufging, ja wir müssen ein
gewisses Talent, ihren Ideen einen Massenumsatz zu verschaffen und Personen und
Dinge zu beherrschen, anerkennen. Jetzt war ihr eine neue Aufgabe geworden —
das Verkäuferinnenheim. Diese Aufgabe begleitete sie Tag und Nacht. Es gab
nur noch das Verkäuferinnenheim. Alles andre in der Welt ward Vorhalle zu
diesem Heiligtum. Das Wort Verkäuferinnenheim fand in dem Wortschatze weiter
Kreise Aufnahme, bereits fing man an, sich dem neuen Sterne zuzuwenden. Wie
hatte doch Se. Durchlaucht gesagt? Ich werde mich freuen, zu vernehmen, daß
Ihr Unternehmen in den weitesten Kreisen gewürdigt wird.

Aber einer mußte nun die wohl vorbereitete Sache in Gang bringen, und
dieser eine konnte niemand anders als der Herr Hauptpastor sein. Der Herr Haupt¬
pastor war zwar überladen mit Arbeit, hatte andre Aufgaben in Hülle und Fülle,
hatte sich auch einigermaßen skeptisch über die Sache ausgesprochen (unbegreiflich,
unglaublich!), es half aber nichts. Eben setzte die Frau Rätin zum siebenten male an,
um ihn zu bestimmen, eine Versammlung zu berufen und darin den Vorsitz zu führen.

Sie traf bei dem Herrn Hauptpastor gerade die Frau Gräfin, welche seit
Heringsdorf einige Monate in Schlesien bei Verwandten gewesen war, die Ver¬
käuferinnen gänzlich vergessen hatte und ihre alte Melodie sang: Das ist eben das
besonders Schwere, man möchte doch so gern für die andern etwas sein, und man
müßte doch mehr thun. Obwohl der Herr Hauptpastor versprochen hatte, jetzt zu
allererst an das Verkäuferiuncnheim zu denken, so hatte er doch die Verkäuferinnen¬
sache gänzlich vergessen und empfahl der Mildherzigkeit der Frau Gräfin seine
Lieblingsmission unter den Hottentotten. In diesem Augenblicke rauschte die Frau
Rätin, erfüllt von ihrer Aufgabe, herein, hörte das letzte Wort von den Hotten¬
totten, durchschaute die Lage und machte Augen so groß wie Kaffeetassen. Dem
Herrn Hauptpastor und der Frau Gräfin fielen alle ihre Sünden ein. Die Frau
Rätin sagte kein Wort, aber sie benutzte ihren Sieg so gründlich, daß sie den Herrn


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0548" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201977"/>
            <fw type="header" place="top"> Skizzen aus unserm heutigen Volksleben.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1456" prev="#ID_1455"> ehesten Interesse. Durchlaucht spendeten 50 Mark und sprachen den menschen¬<lb/>
freundlichen und segensreichen Bestrebungen ihre Anerkennung und ihre besten<lb/>
Wünsche aus. Die Frau Rätin schwamm ganz oben. Sie setzte nun noch durch,<lb/>
daß bei der nächsten &#x201E;Reunion" gesammelt und zum Besten der Verkäuferinnen<lb/>
eine Segelpartie veranstaltet wurde, und zog mit Hochgefühl und 104 Mark heim.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1457"> Es ist merkwürdig, wie man sich über das Wichtige in der Welt täuschen<lb/>
kann. Die Frau Rätin hatte sich allen jenen Bestrebungen zugewandt, deren<lb/>
Wichtigkeit in Schrift und Wort gar nicht eindringlich genug betont werden kann,<lb/>
sie hatte sich beteiligt am Missionsnähen, an der Strickschule, an der Diakonie,<lb/>
an der Herberge, am Rettungshause, am Jungfrauenvereine, an den Vereinen gegen<lb/>
die Trunksucht und für entlassene Sträflinge; und in dieser ganzen Reihe von<lb/>
Anstalten, von deren Notwendigkeit sie bisher so überzeugt gewesen war, befand<lb/>
sich kein Heim für Verkäuferinnen, eine Sache, die doch unbedingt verdiente, in<lb/>
den allervordersten Vordergrund gestellt zu werden. Ja, das Verkäuferinnenheim,<lb/>
und dies vor alleu andern, mußte die Herzen und Hände in Bewegung setzen.<lb/>
Wie hatte doch Durchlaucht gesagt? Ich beglückwünsche Sie zu der außerordentlich<lb/>
glücklichen Idee. Möge sie bald Verwirklichung finden. Es währte nicht lange,<lb/>
so gab es für die Frau Rätin nur uoch das Verkäuferinueühcim.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1458"> Hatte die Frau Rätin Unrecht? Als Frau gewiß nicht. Denn es ist das<lb/>
Wesen der Frau, sich ihrer Aufgabe mit liebevoller Einseitigkeit zu widmen. Den<lb/>
Ueberblick über weitere Gebiete, die Ausgleichung der verschiedenartigen Anforde¬<lb/>
rungen mögen andre besorgen. Wir machen also der Frau Rätin keinen Vorwurf<lb/>
darüber, daß sie in ihrem Verkäuferinnenheim förmlich aufging, ja wir müssen ein<lb/>
gewisses Talent, ihren Ideen einen Massenumsatz zu verschaffen und Personen und<lb/>
Dinge zu beherrschen, anerkennen. Jetzt war ihr eine neue Aufgabe geworden &#x2014;<lb/>
das Verkäuferinnenheim. Diese Aufgabe begleitete sie Tag und Nacht. Es gab<lb/>
nur noch das Verkäuferinnenheim. Alles andre in der Welt ward Vorhalle zu<lb/>
diesem Heiligtum. Das Wort Verkäuferinnenheim fand in dem Wortschatze weiter<lb/>
Kreise Aufnahme, bereits fing man an, sich dem neuen Sterne zuzuwenden. Wie<lb/>
hatte doch Se. Durchlaucht gesagt? Ich werde mich freuen, zu vernehmen, daß<lb/>
Ihr Unternehmen in den weitesten Kreisen gewürdigt wird.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1459"> Aber einer mußte nun die wohl vorbereitete Sache in Gang bringen, und<lb/>
dieser eine konnte niemand anders als der Herr Hauptpastor sein. Der Herr Haupt¬<lb/>
pastor war zwar überladen mit Arbeit, hatte andre Aufgaben in Hülle und Fülle,<lb/>
hatte sich auch einigermaßen skeptisch über die Sache ausgesprochen (unbegreiflich,<lb/>
unglaublich!), es half aber nichts. Eben setzte die Frau Rätin zum siebenten male an,<lb/>
um ihn zu bestimmen, eine Versammlung zu berufen und darin den Vorsitz zu führen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1460" next="#ID_1461"> Sie traf bei dem Herrn Hauptpastor gerade die Frau Gräfin, welche seit<lb/>
Heringsdorf einige Monate in Schlesien bei Verwandten gewesen war, die Ver¬<lb/>
käuferinnen gänzlich vergessen hatte und ihre alte Melodie sang: Das ist eben das<lb/>
besonders Schwere, man möchte doch so gern für die andern etwas sein, und man<lb/>
müßte doch mehr thun. Obwohl der Herr Hauptpastor versprochen hatte, jetzt zu<lb/>
allererst an das Verkäuferiuncnheim zu denken, so hatte er doch die Verkäuferinnen¬<lb/>
sache gänzlich vergessen und empfahl der Mildherzigkeit der Frau Gräfin seine<lb/>
Lieblingsmission unter den Hottentotten. In diesem Augenblicke rauschte die Frau<lb/>
Rätin, erfüllt von ihrer Aufgabe, herein, hörte das letzte Wort von den Hotten¬<lb/>
totten, durchschaute die Lage und machte Augen so groß wie Kaffeetassen. Dem<lb/>
Herrn Hauptpastor und der Frau Gräfin fielen alle ihre Sünden ein. Die Frau<lb/>
Rätin sagte kein Wort, aber sie benutzte ihren Sieg so gründlich, daß sie den Herrn</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0548] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben. ehesten Interesse. Durchlaucht spendeten 50 Mark und sprachen den menschen¬ freundlichen und segensreichen Bestrebungen ihre Anerkennung und ihre besten Wünsche aus. Die Frau Rätin schwamm ganz oben. Sie setzte nun noch durch, daß bei der nächsten „Reunion" gesammelt und zum Besten der Verkäuferinnen eine Segelpartie veranstaltet wurde, und zog mit Hochgefühl und 104 Mark heim. Es ist merkwürdig, wie man sich über das Wichtige in der Welt täuschen kann. Die Frau Rätin hatte sich allen jenen Bestrebungen zugewandt, deren Wichtigkeit in Schrift und Wort gar nicht eindringlich genug betont werden kann, sie hatte sich beteiligt am Missionsnähen, an der Strickschule, an der Diakonie, an der Herberge, am Rettungshause, am Jungfrauenvereine, an den Vereinen gegen die Trunksucht und für entlassene Sträflinge; und in dieser ganzen Reihe von Anstalten, von deren Notwendigkeit sie bisher so überzeugt gewesen war, befand sich kein Heim für Verkäuferinnen, eine Sache, die doch unbedingt verdiente, in den allervordersten Vordergrund gestellt zu werden. Ja, das Verkäuferinnenheim, und dies vor alleu andern, mußte die Herzen und Hände in Bewegung setzen. Wie hatte doch Durchlaucht gesagt? Ich beglückwünsche Sie zu der außerordentlich glücklichen Idee. Möge sie bald Verwirklichung finden. Es währte nicht lange, so gab es für die Frau Rätin nur uoch das Verkäuferinueühcim. Hatte die Frau Rätin Unrecht? Als Frau gewiß nicht. Denn es ist das Wesen der Frau, sich ihrer Aufgabe mit liebevoller Einseitigkeit zu widmen. Den Ueberblick über weitere Gebiete, die Ausgleichung der verschiedenartigen Anforde¬ rungen mögen andre besorgen. Wir machen also der Frau Rätin keinen Vorwurf darüber, daß sie in ihrem Verkäuferinnenheim förmlich aufging, ja wir müssen ein gewisses Talent, ihren Ideen einen Massenumsatz zu verschaffen und Personen und Dinge zu beherrschen, anerkennen. Jetzt war ihr eine neue Aufgabe geworden — das Verkäuferinnenheim. Diese Aufgabe begleitete sie Tag und Nacht. Es gab nur noch das Verkäuferinnenheim. Alles andre in der Welt ward Vorhalle zu diesem Heiligtum. Das Wort Verkäuferinnenheim fand in dem Wortschatze weiter Kreise Aufnahme, bereits fing man an, sich dem neuen Sterne zuzuwenden. Wie hatte doch Se. Durchlaucht gesagt? Ich werde mich freuen, zu vernehmen, daß Ihr Unternehmen in den weitesten Kreisen gewürdigt wird. Aber einer mußte nun die wohl vorbereitete Sache in Gang bringen, und dieser eine konnte niemand anders als der Herr Hauptpastor sein. Der Herr Haupt¬ pastor war zwar überladen mit Arbeit, hatte andre Aufgaben in Hülle und Fülle, hatte sich auch einigermaßen skeptisch über die Sache ausgesprochen (unbegreiflich, unglaublich!), es half aber nichts. Eben setzte die Frau Rätin zum siebenten male an, um ihn zu bestimmen, eine Versammlung zu berufen und darin den Vorsitz zu führen. Sie traf bei dem Herrn Hauptpastor gerade die Frau Gräfin, welche seit Heringsdorf einige Monate in Schlesien bei Verwandten gewesen war, die Ver¬ käuferinnen gänzlich vergessen hatte und ihre alte Melodie sang: Das ist eben das besonders Schwere, man möchte doch so gern für die andern etwas sein, und man müßte doch mehr thun. Obwohl der Herr Hauptpastor versprochen hatte, jetzt zu allererst an das Verkäuferiuncnheim zu denken, so hatte er doch die Verkäuferinnen¬ sache gänzlich vergessen und empfahl der Mildherzigkeit der Frau Gräfin seine Lieblingsmission unter den Hottentotten. In diesem Augenblicke rauschte die Frau Rätin, erfüllt von ihrer Aufgabe, herein, hörte das letzte Wort von den Hotten¬ totten, durchschaute die Lage und machte Augen so groß wie Kaffeetassen. Dem Herrn Hauptpastor und der Frau Gräfin fielen alle ihre Sünden ein. Die Frau Rätin sagte kein Wort, aber sie benutzte ihren Sieg so gründlich, daß sie den Herrn

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/548
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/548>, abgerufen am 22.07.2024.