Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Mit der Diogeneslaterne. In Gnaden wirket Salomon, Ans Banden steigt der Höllensohn Und stattet höflich seinen Dank Den Frommen ab mit Schwefelstank. Ver, Finger GolleK. Als anch bei uns das Lieber (vvfer heischte,Der Todesengel dnrch die Häuser schritt, vernahm ich, wie ein Frommer zeternd kreischte: Erkennt, daß uns der Zorn des Herrn zertrittl Gb eurer Sünden schickt er solche Not; Ls ist der Finger Gottes, welcher droht. So tobte der Zelot. Ich ging von dannen, Erdfloh der Stadt bis in die Berge fort. Hier las ich in dem Dom von Fels und Tannen, Umweht von Duft und Glanz, das Hoffnungswort. In Wald und Flur schrieb Gottes Finger ein: Die Stanbgebornen dürfen fröhlich sein! Und war's nicht einst der Fingerzeig von oben, Als überwältigt von der Seele Zug, Dem Weib in Liebe Treue zu geloben, Ich meines Lieschens Bild im Herzen trug? Wie unter Schönen ich die Schöne sah --- Der Finger Gottes zeigte: Diese dal Wenn sündhaft von Geburt an unsre Triebe, So deckt wohl Gott auch eine Schwachheit zu. vertrauen darf ich seiner väterliche, Die mir des Abends zuruft: Schlaf in Ruh! Und hat man mich gehüllt ins Grabgewand, So reicht mir Gott vielleicht die ganze Hand. Mit der Diogeneslaterne. In Gnaden wirket Salomon, Ans Banden steigt der Höllensohn Und stattet höflich seinen Dank Den Frommen ab mit Schwefelstank. Ver, Finger GolleK. Als anch bei uns das Lieber (vvfer heischte,Der Todesengel dnrch die Häuser schritt, vernahm ich, wie ein Frommer zeternd kreischte: Erkennt, daß uns der Zorn des Herrn zertrittl Gb eurer Sünden schickt er solche Not; Ls ist der Finger Gottes, welcher droht. So tobte der Zelot. Ich ging von dannen, Erdfloh der Stadt bis in die Berge fort. Hier las ich in dem Dom von Fels und Tannen, Umweht von Duft und Glanz, das Hoffnungswort. In Wald und Flur schrieb Gottes Finger ein: Die Stanbgebornen dürfen fröhlich sein! Und war's nicht einst der Fingerzeig von oben, Als überwältigt von der Seele Zug, Dem Weib in Liebe Treue zu geloben, Ich meines Lieschens Bild im Herzen trug? Wie unter Schönen ich die Schöne sah -— Der Finger Gottes zeigte: Diese dal Wenn sündhaft von Geburt an unsre Triebe, So deckt wohl Gott auch eine Schwachheit zu. vertrauen darf ich seiner väterliche, Die mir des Abends zuruft: Schlaf in Ruh! Und hat man mich gehüllt ins Grabgewand, So reicht mir Gott vielleicht die ganze Hand. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0456" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201885"/> <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_99" type="poem"> <l> In Gnaden wirket Salomon,<lb/> Ans Banden steigt der Höllensohn<lb/> Und stattet höflich seinen Dank<lb/> Den Frommen ab mit Schwefelstank.</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_100" type="poem"> <head> Ver, Finger GolleK.</head> <l> Als anch bei uns das Lieber (vvfer heischte,<lb/> Der Todesengel dnrch die Häuser schritt,<lb/> vernahm ich, wie ein Frommer zeternd kreischte:<lb/> Erkennt, daß uns der Zorn des Herrn zertrittl<lb/> Gb eurer Sünden schickt er solche Not;<lb/> Ls ist der Finger Gottes, welcher droht. So tobte der Zelot. Ich ging von dannen,<lb/> Erdfloh der Stadt bis in die Berge fort.<lb/> Hier las ich in dem Dom von Fels und Tannen,<lb/> Umweht von Duft und Glanz, das Hoffnungswort.<lb/> In Wald und Flur schrieb Gottes Finger ein:<lb/> Die Stanbgebornen dürfen fröhlich sein! Und war's nicht einst der Fingerzeig von oben,<lb/> Als überwältigt von der Seele Zug,<lb/> Dem Weib in Liebe Treue zu geloben,<lb/> Ich meines Lieschens Bild im Herzen trug?<lb/> Wie unter Schönen ich die Schöne sah -—<lb/> Der Finger Gottes zeigte: Diese dal Wenn sündhaft von Geburt an unsre Triebe,<lb/> So deckt wohl Gott auch eine Schwachheit zu.<lb/> vertrauen darf ich seiner väterliche,<lb/> Die mir des Abends zuruft: Schlaf in Ruh!<lb/> Und hat man mich gehüllt ins Grabgewand,<lb/> So reicht mir Gott vielleicht die ganze Hand. </l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0456]
Mit der Diogeneslaterne.
In Gnaden wirket Salomon,
Ans Banden steigt der Höllensohn
Und stattet höflich seinen Dank
Den Frommen ab mit Schwefelstank.
Ver, Finger GolleK. Als anch bei uns das Lieber (vvfer heischte,
Der Todesengel dnrch die Häuser schritt,
vernahm ich, wie ein Frommer zeternd kreischte:
Erkennt, daß uns der Zorn des Herrn zertrittl
Gb eurer Sünden schickt er solche Not;
Ls ist der Finger Gottes, welcher droht. So tobte der Zelot. Ich ging von dannen,
Erdfloh der Stadt bis in die Berge fort.
Hier las ich in dem Dom von Fels und Tannen,
Umweht von Duft und Glanz, das Hoffnungswort.
In Wald und Flur schrieb Gottes Finger ein:
Die Stanbgebornen dürfen fröhlich sein! Und war's nicht einst der Fingerzeig von oben,
Als überwältigt von der Seele Zug,
Dem Weib in Liebe Treue zu geloben,
Ich meines Lieschens Bild im Herzen trug?
Wie unter Schönen ich die Schöne sah -—
Der Finger Gottes zeigte: Diese dal Wenn sündhaft von Geburt an unsre Triebe,
So deckt wohl Gott auch eine Schwachheit zu.
vertrauen darf ich seiner väterliche,
Die mir des Abends zuruft: Schlaf in Ruh!
Und hat man mich gehüllt ins Grabgewand,
So reicht mir Gott vielleicht die ganze Hand.
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