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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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Mit der Diogeneslaterne.
Acceutirt.
Begreife das, wer kann! Er ist ein loser Schwätzer,
verketzert alle Welt, der Lügenbold, der Hetzer!
Spottreden hat er feil, sitzt einer 'mal in Nöten;
Mit seinen Späßen bringt er andre zum Erröten.
Und doch wird dem Patron das alles nicht verdacht,
Im Gegenteil, dem Herrn sogar der Hof gemacht.
Man freut sich, wenn er kommt, man schüttelt ihm die Hand
Li Freund, das wundert dich? Der Rerl ist amüsant I
.Nachruf.
Nie ein Streber, hat bescheiden
Ihm genügt, Loupons zu schneiden.
Um gemütlich zu gedeihen,
Feind von allen Wühlereien,
Las er die Lokalberichte,
Machten andre Weltgeschichte.
Hat als Junggesell die Schönen
Doch verstanden zu versöhnen,
Und wie schien's ihn froh zu machen,
Eigne Späße zu belachen.
Er ist toll Ls fehlt dem Rate
Nun der dritte Mann beim Skate.
wer ersetzt ihn? -- Ja, sie haben
Einen guten Mann begraben.
Auf die Müden.
Anstatt im Geschöpfe den Schöpfer zu schauen,
Erwecke euch die nackte Schönheit ein Grauen.
Mit den Händen bedeckt ihr das Angesicht,
Denn ihr wißt, in das Herz hinein sieht man nicht.
Wie Aure LZeitung.
Meine Zeitung wird mir täglich lieber.
Politik bringt hier kein Gallenfieber,
Denn geschehen ärgerliche Sachen,
weiß mein Blatt ein Späßchen drauf zu machen.
Bin geehrt am Stammtisch, kann berichten
Stets von neusten Jagd- und Mordgeschichten.
Meine Frau mit: Bitte, noch ein Schälchen l
schöpft aus ihm die nettsten Stadtskandälchen,
Und den Sinn am Schönen zu erhalten,
Gffnet's Grtspoeten seine Spalten.
Doch als Hauptempfehlnng dient wohl diese:
Meine Zeitung hat 'ne "Eselswiese."

Mit der Diogeneslaterne.
Acceutirt.
Begreife das, wer kann! Er ist ein loser Schwätzer,
verketzert alle Welt, der Lügenbold, der Hetzer!
Spottreden hat er feil, sitzt einer 'mal in Nöten;
Mit seinen Späßen bringt er andre zum Erröten.
Und doch wird dem Patron das alles nicht verdacht,
Im Gegenteil, dem Herrn sogar der Hof gemacht.
Man freut sich, wenn er kommt, man schüttelt ihm die Hand
Li Freund, das wundert dich? Der Rerl ist amüsant I
.Nachruf.
Nie ein Streber, hat bescheiden
Ihm genügt, Loupons zu schneiden.
Um gemütlich zu gedeihen,
Feind von allen Wühlereien,
Las er die Lokalberichte,
Machten andre Weltgeschichte.
Hat als Junggesell die Schönen
Doch verstanden zu versöhnen,
Und wie schien's ihn froh zu machen,
Eigne Späße zu belachen.
Er ist toll Ls fehlt dem Rate
Nun der dritte Mann beim Skate.
wer ersetzt ihn? — Ja, sie haben
Einen guten Mann begraben.
Auf die Müden.
Anstatt im Geschöpfe den Schöpfer zu schauen,
Erwecke euch die nackte Schönheit ein Grauen.
Mit den Händen bedeckt ihr das Angesicht,
Denn ihr wißt, in das Herz hinein sieht man nicht.
Wie Aure LZeitung.
Meine Zeitung wird mir täglich lieber.
Politik bringt hier kein Gallenfieber,
Denn geschehen ärgerliche Sachen,
weiß mein Blatt ein Späßchen drauf zu machen.
Bin geehrt am Stammtisch, kann berichten
Stets von neusten Jagd- und Mordgeschichten.
Meine Frau mit: Bitte, noch ein Schälchen l
schöpft aus ihm die nettsten Stadtskandälchen,
Und den Sinn am Schönen zu erhalten,
Gffnet's Grtspoeten seine Spalten.
Doch als Hauptempfehlnng dient wohl diese:
Meine Zeitung hat 'ne „Eselswiese."

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[0450] Mit der Diogeneslaterne. Acceutirt. Begreife das, wer kann! Er ist ein loser Schwätzer, verketzert alle Welt, der Lügenbold, der Hetzer! Spottreden hat er feil, sitzt einer 'mal in Nöten; Mit seinen Späßen bringt er andre zum Erröten. Und doch wird dem Patron das alles nicht verdacht, Im Gegenteil, dem Herrn sogar der Hof gemacht. Man freut sich, wenn er kommt, man schüttelt ihm die Hand Li Freund, das wundert dich? Der Rerl ist amüsant I .Nachruf. Nie ein Streber, hat bescheiden Ihm genügt, Loupons zu schneiden. Um gemütlich zu gedeihen, Feind von allen Wühlereien, Las er die Lokalberichte, Machten andre Weltgeschichte. Hat als Junggesell die Schönen Doch verstanden zu versöhnen, Und wie schien's ihn froh zu machen, Eigne Späße zu belachen. Er ist toll Ls fehlt dem Rate Nun der dritte Mann beim Skate. wer ersetzt ihn? — Ja, sie haben Einen guten Mann begraben. Auf die Müden. Anstatt im Geschöpfe den Schöpfer zu schauen, Erwecke euch die nackte Schönheit ein Grauen. Mit den Händen bedeckt ihr das Angesicht, Denn ihr wißt, in das Herz hinein sieht man nicht. Wie Aure LZeitung. Meine Zeitung wird mir täglich lieber. Politik bringt hier kein Gallenfieber, Denn geschehen ärgerliche Sachen, weiß mein Blatt ein Späßchen drauf zu machen. Bin geehrt am Stammtisch, kann berichten Stets von neusten Jagd- und Mordgeschichten. Meine Frau mit: Bitte, noch ein Schälchen l schöpft aus ihm die nettsten Stadtskandälchen, Und den Sinn am Schönen zu erhalten, Gffnet's Grtspoeten seine Spalten. Doch als Hauptempfehlnng dient wohl diese: Meine Zeitung hat 'ne „Eselswiese."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/450>, abgerufen am 22.07.2024.