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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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solle. Dieser Akt des Wohlwollens war auf eine Steinplatte verzeichnet worden,
die früher in dem Garten aufgestellt war -- man will sie noch im Jahre 1843
gesehen haben --, später aber von dem Besitzer entfernt wurde. Ihre In¬
schrift lautete: Villns La-A'ils8mo ?inownao dusto" laco eäwo cM8tM8 68
si lidsr Jo^um e,oniV<zcI<Z8 nie timög,8 lo Mo vois" votitv (ZMö oupi"
Mto lzuanäo vo1s8 sxteris wÄZis Kseo xarantur c^uMu llsro in aurso saeoulo
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Gerichtsverhandlungen fanden vor dem Tribunal am 11., 13., 14. und 17. No¬
vember 1885 statt. Das Ergebnis war vorläufig, daß der Fürst die Benutzung
seines Besitztumes dem Publikum nicht vorenthalten darf. Der Prozeß ist noch
nicht zum Abschluß gekommen und wird, wie man behauptet, auch nicht zu Ende
geführt werdeu können. Auf irgend eine Weise muß früher oder später ein Über¬
einkommen getroffen werden. Der herrliche Park bleibt aber in jedem Falle
den Bewohnern Roms erhalten.

Vor der Port" Scilarici liegt die Villa Albani, jetzt im Besitze des Fürsten
Torlonia. Sie hat geschichtliche Bedeutung erhalten durch ihren Gründer, den
gelehrten Kardinal Alexander Albani, und durch Winckelmann, der hier die
meisten Anregungen für heilt großes Werk empfing. Das Casino gehört zu
den schönsten Bauten, die man aus der Barockzeit in Rom antrifft, und auch
der Garten mit seinen mächtigen, immergrünen Eichen und der Fülle der darin
aufgestellten Statuen und Köpfe und mit seinen regelmäßigen, im Geschmacke
der Zeit angelegten Wegen und Gängen übt einen unvergleichlichen Reiz aus.
Von dem herrlichen Blicke, den mau hatte, wenn das Auge über die weite
Fläche der römischen Campagna hinüber zu dem Monte Gennarv und den
Sabinerbergen mit ihren malerisch gelegenen Ortschaften schweifte, wußte man
überall zu erzählen, wenn man vou den Schönheiten Roms sprach. Da wird
nun behauptet: Es ist nur eine Frage der Zeit, für wie viel Millionen die Villa
den Gcldgesellschaften zum Opfer füllt, die in dieser Richtung vorgehen. Für
eine derartige Behauptung, die für den jetzigen Besitzer entschieden kränkend
sein muß, da sie ihn mindestens als pietätlos erscheinen läßt, müßte aber doch
der Beweis erbracht werden. Und dieser Beweis ist nicht erbracht worden,
kann überhaupt nicht erbracht werden, da man an den Verkauf der Villa nicht
im entferntesten denkt. Auch in Zukunft wird man nicht daran denken können
und dürfen, da die neue Bauordnung von Rom, wie noch zu berühren sein
wird, dem mit Entschiedenheit vorbeugen würde. Richtig ist, daß rings um die
Villa Albani neue Häuserviertel entstehen und daß durch diese, was nicht
genug beklagt werden kann, die herrliche Aussicht schon jetzt beinahe ganz
verbaut worden ist. Wozu aber hieraus für den Bestand der Villa selbst eine
Schlußfolgerung ableiten, die nnr Vermutung ist und doch viel böses Blut
macht?

Noch eine Reihe andrer Villen soll ebenfalls dem Untergange geweiht sein.


solle. Dieser Akt des Wohlwollens war auf eine Steinplatte verzeichnet worden,
die früher in dem Garten aufgestellt war — man will sie noch im Jahre 1843
gesehen haben —, später aber von dem Besitzer entfernt wurde. Ihre In¬
schrift lautete: Villns La-A'ils8mo ?inownao dusto« laco eäwo cM8tM8 68
si lidsr Jo^um e,oniV<zcI<Z8 nie timög,8 lo Mo vois» votitv (ZMö oupi«
Mto lzuanäo vo1s8 sxteris wÄZis Kseo xarantur c^uMu llsro in aurso saeoulo
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Gerichtsverhandlungen fanden vor dem Tribunal am 11., 13., 14. und 17. No¬
vember 1885 statt. Das Ergebnis war vorläufig, daß der Fürst die Benutzung
seines Besitztumes dem Publikum nicht vorenthalten darf. Der Prozeß ist noch
nicht zum Abschluß gekommen und wird, wie man behauptet, auch nicht zu Ende
geführt werdeu können. Auf irgend eine Weise muß früher oder später ein Über¬
einkommen getroffen werden. Der herrliche Park bleibt aber in jedem Falle
den Bewohnern Roms erhalten.

Vor der Port« Scilarici liegt die Villa Albani, jetzt im Besitze des Fürsten
Torlonia. Sie hat geschichtliche Bedeutung erhalten durch ihren Gründer, den
gelehrten Kardinal Alexander Albani, und durch Winckelmann, der hier die
meisten Anregungen für heilt großes Werk empfing. Das Casino gehört zu
den schönsten Bauten, die man aus der Barockzeit in Rom antrifft, und auch
der Garten mit seinen mächtigen, immergrünen Eichen und der Fülle der darin
aufgestellten Statuen und Köpfe und mit seinen regelmäßigen, im Geschmacke
der Zeit angelegten Wegen und Gängen übt einen unvergleichlichen Reiz aus.
Von dem herrlichen Blicke, den mau hatte, wenn das Auge über die weite
Fläche der römischen Campagna hinüber zu dem Monte Gennarv und den
Sabinerbergen mit ihren malerisch gelegenen Ortschaften schweifte, wußte man
überall zu erzählen, wenn man vou den Schönheiten Roms sprach. Da wird
nun behauptet: Es ist nur eine Frage der Zeit, für wie viel Millionen die Villa
den Gcldgesellschaften zum Opfer füllt, die in dieser Richtung vorgehen. Für
eine derartige Behauptung, die für den jetzigen Besitzer entschieden kränkend
sein muß, da sie ihn mindestens als pietätlos erscheinen läßt, müßte aber doch
der Beweis erbracht werden. Und dieser Beweis ist nicht erbracht worden,
kann überhaupt nicht erbracht werden, da man an den Verkauf der Villa nicht
im entferntesten denkt. Auch in Zukunft wird man nicht daran denken können
und dürfen, da die neue Bauordnung von Rom, wie noch zu berühren sein
wird, dem mit Entschiedenheit vorbeugen würde. Richtig ist, daß rings um die
Villa Albani neue Häuserviertel entstehen und daß durch diese, was nicht
genug beklagt werden kann, die herrliche Aussicht schon jetzt beinahe ganz
verbaut worden ist. Wozu aber hieraus für den Bestand der Villa selbst eine
Schlußfolgerung ableiten, die nnr Vermutung ist und doch viel böses Blut
macht?

Noch eine Reihe andrer Villen soll ebenfalls dem Untergange geweiht sein.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/376>, abgerufen am 22.07.2024.