Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit der Diogeneslaterne.
Dankbar ehrten die verwandten
Ihn mit manchem Toast und Schmaus,
Ihn, der seinen Ruhmestempel
Machte zum Familienhaus.
Wer -Maler in Moden.
N)le kann mir mein Pinsel schaffen, was ich suche, Ruhm und Gold,
Da die Menge übersättigt Künstlern kargen Beifall zollt?
Soll ich mit Gefühlen ködern, die man patriotisch nennt,
Malen, wie der Deutsche zugreift in dem schwarzen Kontinent?
Vber ob es besser lohnet mit verwegner Künstlerhand
Fliehnde Nymphen hinzuzaubern, die vergaßen ihr Gewand?
Würde es nicht Schule machen, stieg' ich in den Schlamm hinein,
Die Partie Konteuse der Großstadt lebenswahr zu konterfein?
Kann die Wissenschaft mir helfen? Db ich aus der Rentierzeit
Waldidyllen male, oder -- um der Farben Seltsamkeit --
Szenerien aus dem Monde, silberhell das Felsgeklüft --?
Himmel, gieb mir einen Einfall, der das Publikum "verblüfft"!
GrvljeuS am Ulavier.
Du glaubst, weil deinem Spiele lauschte stumm
Das vorher überlaute Publikum,
Der neue Brpheus am Klavier zu sein?
Die du zu zähmen meintest, schliefen ein.
Ein gelehrter.Münchgausen.
Kupf weiß von jedem Buch,
Kennt alle Novitäten,
Und zweifelt jemand dran,
Gs macht ihn nicht betreten.
Denn eben jenes Werk,
Das hier zu kritisiren,
Sei eins von denen, die
Ihn anonym zitiren.
Der Autor -- lieber Gott,
Man gönn' es ihm, zu glänzen,
Benutzte indiskret
Privatkorrespondenzen.
So läßt Kupf generös
Mit seinen Rindern pflügen.
Bleibt Kupfers Ruhm doch groß --
Im wissen? Nein, im Lügen.

Mit der Diogeneslaterne.
Dankbar ehrten die verwandten
Ihn mit manchem Toast und Schmaus,
Ihn, der seinen Ruhmestempel
Machte zum Familienhaus.
Wer -Maler in Moden.
N)le kann mir mein Pinsel schaffen, was ich suche, Ruhm und Gold,
Da die Menge übersättigt Künstlern kargen Beifall zollt?
Soll ich mit Gefühlen ködern, die man patriotisch nennt,
Malen, wie der Deutsche zugreift in dem schwarzen Kontinent?
Vber ob es besser lohnet mit verwegner Künstlerhand
Fliehnde Nymphen hinzuzaubern, die vergaßen ihr Gewand?
Würde es nicht Schule machen, stieg' ich in den Schlamm hinein,
Die Partie Konteuse der Großstadt lebenswahr zu konterfein?
Kann die Wissenschaft mir helfen? Db ich aus der Rentierzeit
Waldidyllen male, oder — um der Farben Seltsamkeit —
Szenerien aus dem Monde, silberhell das Felsgeklüft —?
Himmel, gieb mir einen Einfall, der das Publikum „verblüfft"!
GrvljeuS am Ulavier.
Du glaubst, weil deinem Spiele lauschte stumm
Das vorher überlaute Publikum,
Der neue Brpheus am Klavier zu sein?
Die du zu zähmen meintest, schliefen ein.
Ein gelehrter.Münchgausen.
Kupf weiß von jedem Buch,
Kennt alle Novitäten,
Und zweifelt jemand dran,
Gs macht ihn nicht betreten.
Denn eben jenes Werk,
Das hier zu kritisiren,
Sei eins von denen, die
Ihn anonym zitiren.
Der Autor — lieber Gott,
Man gönn' es ihm, zu glänzen,
Benutzte indiskret
Privatkorrespondenzen.
So läßt Kupf generös
Mit seinen Rindern pflügen.
Bleibt Kupfers Ruhm doch groß —
Im wissen? Nein, im Lügen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0293" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201722"/>
          <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_66" type="poem">
            <l> Dankbar ehrten die verwandten<lb/>
Ihn mit manchem Toast und Schmaus,<lb/>
Ihn, der seinen Ruhmestempel<lb/>
Machte zum Familienhaus.</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_67" type="poem">
            <head> Wer -Maler in Moden.</head>
            <l> N)le kann mir mein Pinsel schaffen, was ich suche, Ruhm und Gold,<lb/>
Da die Menge übersättigt Künstlern kargen Beifall zollt?<lb/>
Soll ich mit Gefühlen ködern, die man patriotisch nennt,<lb/>
Malen, wie der Deutsche zugreift in dem schwarzen Kontinent?<lb/>
Vber ob es besser lohnet mit verwegner Künstlerhand<lb/>
Fliehnde Nymphen hinzuzaubern, die vergaßen ihr Gewand?<lb/>
Würde es nicht Schule machen, stieg' ich in den Schlamm hinein,<lb/>
Die Partie Konteuse der Großstadt lebenswahr zu konterfein?<lb/>
Kann die Wissenschaft mir helfen?  Db ich aus der Rentierzeit<lb/>
Waldidyllen male, oder &#x2014; um der Farben Seltsamkeit &#x2014;<lb/>
Szenerien aus dem Monde, silberhell das Felsgeklüft &#x2014;?<lb/>
Himmel, gieb mir einen Einfall, der das Publikum &#x201E;verblüfft"! </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_68" type="poem">
            <head> GrvljeuS am Ulavier.</head>
            <l> Du glaubst, weil deinem Spiele lauschte stumm<lb/>
Das vorher überlaute Publikum,<lb/>
Der neue Brpheus am Klavier zu sein?<lb/>
Die du zu zähmen meintest, schliefen ein. </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_69" type="poem">
            <head> Ein gelehrter.Münchgausen.</head>
            <l>  Kupf weiß von jedem Buch,<lb/>
Kennt alle Novitäten,<lb/>
Und zweifelt jemand dran,<lb/>
Gs macht ihn nicht betreten.<lb/>
Denn eben jenes Werk,<lb/>
Das hier zu kritisiren,<lb/>
Sei eins von denen, die<lb/>
Ihn anonym zitiren.<lb/>
Der Autor &#x2014; lieber Gott,<lb/>
Man gönn' es ihm, zu glänzen,<lb/>
Benutzte indiskret<lb/>
Privatkorrespondenzen.<lb/>
So läßt Kupf generös<lb/>
Mit seinen Rindern pflügen.<lb/>
Bleibt Kupfers Ruhm doch groß &#x2014;<lb/>
Im wissen? Nein, im Lügen.<lb/></l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0293] Mit der Diogeneslaterne. Dankbar ehrten die verwandten Ihn mit manchem Toast und Schmaus, Ihn, der seinen Ruhmestempel Machte zum Familienhaus. Wer -Maler in Moden. N)le kann mir mein Pinsel schaffen, was ich suche, Ruhm und Gold, Da die Menge übersättigt Künstlern kargen Beifall zollt? Soll ich mit Gefühlen ködern, die man patriotisch nennt, Malen, wie der Deutsche zugreift in dem schwarzen Kontinent? Vber ob es besser lohnet mit verwegner Künstlerhand Fliehnde Nymphen hinzuzaubern, die vergaßen ihr Gewand? Würde es nicht Schule machen, stieg' ich in den Schlamm hinein, Die Partie Konteuse der Großstadt lebenswahr zu konterfein? Kann die Wissenschaft mir helfen? Db ich aus der Rentierzeit Waldidyllen male, oder — um der Farben Seltsamkeit — Szenerien aus dem Monde, silberhell das Felsgeklüft —? Himmel, gieb mir einen Einfall, der das Publikum „verblüfft"! GrvljeuS am Ulavier. Du glaubst, weil deinem Spiele lauschte stumm Das vorher überlaute Publikum, Der neue Brpheus am Klavier zu sein? Die du zu zähmen meintest, schliefen ein. Ein gelehrter.Münchgausen. Kupf weiß von jedem Buch, Kennt alle Novitäten, Und zweifelt jemand dran, Gs macht ihn nicht betreten. Denn eben jenes Werk, Das hier zu kritisiren, Sei eins von denen, die Ihn anonym zitiren. Der Autor — lieber Gott, Man gönn' es ihm, zu glänzen, Benutzte indiskret Privatkorrespondenzen. So läßt Kupf generös Mit seinen Rindern pflügen. Bleibt Kupfers Ruhm doch groß — Im wissen? Nein, im Lügen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/293
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/293>, abgerufen am 22.07.2024.