Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Mit der Diogeneslaterne. So spricht und seufzt es in dem Geisterschwarme. -- Der Dichter träumt von einem torberkranz. Die Göttin winkt, er streckt nach ihr die Arme, Sie schmückt sein Haupt -- da weckt ihn Mondenglanz. Du Hehre, ruft der Arme, komme wiederI Und kehrst du nicht am Tage bei mir ein, So steige nachts als Traumbild zu mir nieder, Ein deutscher Dichter muß bescheiden sein. Wer Kat des Buddha. Ein vichtergreis vor Büchern saß,In denen er vom Buddha las, Wie dieses Weisen Findigkeit Geheilt ein Weib von Herzeleid. Sie bracht' ihm ihres Amtes Leiche, Gb so des Todes Starrheit weiche. Da sagte Buddha ihr die Worte: Geh, klopfe an vor jeder Pforte, Und kommst du wandernd an ein Haus, Wo nie der Tod ging ein und aus, So bitte sie, die glücklich leben, Dir eine Hand voll Reis zu geben. Als noch der Dichter weiter las, Wie bald das Weib vom Gram genas, Weil überall, wo es gefragt, Ein teurer Toter ward beklagt, vernimmt er an der Thür ein Pochen. Beim Handwerk wurde vorgesprochen. Ein Jüngling, schlank wie Tannenreis, verneigt sich vor dem Dichtergreis Und spricht: verzeiht, mich drängt zu dichten, Will nicht mehr Schreiberdienst verrichten, Der stumpf macht Geist und Phantasie. Erkennt und fördert mein Genie, Daß ich mit Ehren angethan Erklimme die Poetenbahnl Nachdenklich sieht der alte Mann Den Jüngling eine weile an, Sagt dann: Gern esse ich für Euch Schritte, Doch führt erst aus, um was ich bitte. Mit zwanzig Jahren greift wohl jeder, Ginmal zu reimen, nach der Federt So wandert denn von Haus zu Häus Und findet ihr den Züngling aus, Mit der Diogeneslaterne. So spricht und seufzt es in dem Geisterschwarme. — Der Dichter träumt von einem torberkranz. Die Göttin winkt, er streckt nach ihr die Arme, Sie schmückt sein Haupt — da weckt ihn Mondenglanz. Du Hehre, ruft der Arme, komme wiederI Und kehrst du nicht am Tage bei mir ein, So steige nachts als Traumbild zu mir nieder, Ein deutscher Dichter muß bescheiden sein. Wer Kat des Buddha. Ein vichtergreis vor Büchern saß,In denen er vom Buddha las, Wie dieses Weisen Findigkeit Geheilt ein Weib von Herzeleid. Sie bracht' ihm ihres Amtes Leiche, Gb so des Todes Starrheit weiche. Da sagte Buddha ihr die Worte: Geh, klopfe an vor jeder Pforte, Und kommst du wandernd an ein Haus, Wo nie der Tod ging ein und aus, So bitte sie, die glücklich leben, Dir eine Hand voll Reis zu geben. Als noch der Dichter weiter las, Wie bald das Weib vom Gram genas, Weil überall, wo es gefragt, Ein teurer Toter ward beklagt, vernimmt er an der Thür ein Pochen. Beim Handwerk wurde vorgesprochen. Ein Jüngling, schlank wie Tannenreis, verneigt sich vor dem Dichtergreis Und spricht: verzeiht, mich drängt zu dichten, Will nicht mehr Schreiberdienst verrichten, Der stumpf macht Geist und Phantasie. Erkennt und fördert mein Genie, Daß ich mit Ehren angethan Erklimme die Poetenbahnl Nachdenklich sieht der alte Mann Den Jüngling eine weile an, Sagt dann: Gern esse ich für Euch Schritte, Doch führt erst aus, um was ich bitte. Mit zwanzig Jahren greift wohl jeder, Ginmal zu reimen, nach der Federt So wandert denn von Haus zu Häus Und findet ihr den Züngling aus, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201720"/> <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_60" type="poem"> <l> So spricht und seufzt es in dem Geisterschwarme. —<lb/> Der Dichter träumt von einem torberkranz.<lb/> Die Göttin winkt, er streckt nach ihr die Arme,<lb/> Sie schmückt sein Haupt — da weckt ihn Mondenglanz.<lb/></l> <l> Du Hehre, ruft der Arme, komme wiederI<lb/> Und kehrst du nicht am Tage bei mir ein,<lb/> So steige nachts als Traumbild zu mir nieder,<lb/> Ein deutscher Dichter muß bescheiden sein.</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_61" type="poem"> <head> Wer Kat des Buddha.</head> <l> Ein vichtergreis vor Büchern saß,<lb/> In denen er vom Buddha las,<lb/> Wie dieses Weisen Findigkeit<lb/> Geheilt ein Weib von Herzeleid.<lb/> Sie bracht' ihm ihres Amtes Leiche,<lb/> Gb so des Todes Starrheit weiche.<lb/> Da sagte Buddha ihr die Worte:<lb/> Geh, klopfe an vor jeder Pforte,<lb/> Und kommst du wandernd an ein Haus,<lb/> Wo nie der Tod ging ein und aus,<lb/> So bitte sie, die glücklich leben,<lb/> Dir eine Hand voll Reis zu geben. 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Mit der Diogeneslaterne.
So spricht und seufzt es in dem Geisterschwarme. —
Der Dichter träumt von einem torberkranz.
Die Göttin winkt, er streckt nach ihr die Arme,
Sie schmückt sein Haupt — da weckt ihn Mondenglanz.
Du Hehre, ruft der Arme, komme wiederI
Und kehrst du nicht am Tage bei mir ein,
So steige nachts als Traumbild zu mir nieder,
Ein deutscher Dichter muß bescheiden sein.
Wer Kat des Buddha. Ein vichtergreis vor Büchern saß,
In denen er vom Buddha las,
Wie dieses Weisen Findigkeit
Geheilt ein Weib von Herzeleid.
Sie bracht' ihm ihres Amtes Leiche,
Gb so des Todes Starrheit weiche.
Da sagte Buddha ihr die Worte:
Geh, klopfe an vor jeder Pforte,
Und kommst du wandernd an ein Haus,
Wo nie der Tod ging ein und aus,
So bitte sie, die glücklich leben,
Dir eine Hand voll Reis zu geben. Als noch der Dichter weiter las,
Wie bald das Weib vom Gram genas,
Weil überall, wo es gefragt,
Ein teurer Toter ward beklagt,
vernimmt er an der Thür ein Pochen.
Beim Handwerk wurde vorgesprochen.
Ein Jüngling, schlank wie Tannenreis,
verneigt sich vor dem Dichtergreis
Und spricht: verzeiht, mich drängt zu dichten,
Will nicht mehr Schreiberdienst verrichten,
Der stumpf macht Geist und Phantasie.
Erkennt und fördert mein Genie,
Daß ich mit Ehren angethan
Erklimme die Poetenbahnl
Nachdenklich sieht der alte Mann
Den Jüngling eine weile an,
Sagt dann: Gern esse ich für Euch Schritte,
Doch führt erst aus, um was ich bitte.
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Ginmal zu reimen, nach der Federt
So wandert denn von Haus zu Häus
Und findet ihr den Züngling aus,
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