Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit der Diogeneslaterne.
Die Gestalten der Tragödien,
Vandevillen und Komödien,
Wie sie Dachs im Aberwitze
Totstach mit der Federspitze.
schaurig sang der Thor der Geister:
Dachs, es naht dein Strafgericht.
Kaum begrüßten wir das Dasein,
Stahlst du uns das Lebenslicht.
Sollst deshalb, es wird dich richten,
Fortan selber Dramen dichten,
Die, um unsern Mord zu klagen,
sämtlich unsre Züge tragen!
Wehe, was die Schatten drohten,
Furchtbar in Erfüllung geht.
Dachs, das kritische Orakel,
Ist dramatischer Ooet.
Doch die Herren Intendanten
Das Genie noch nicht erkannten,
Seufzen bei dem Stückesieben:
Dachs hat wieder abgeschrieben!
Ringe der Mluse.
Gott Vater, höre mich und meine Alage!
Als Himmelsbotin stieg ich hin zur Grde,
Auf daß es dort vom Strahl der Schönheit tage,
In Aünstlerschaft der Mensch gottähnlich werde. Da kam ein Weib, ein Trugbild, das mich äffte,
Gesamte von dem Versucher, deinem Spötter.
Ls prahlte höhnend: Auch im RunstgeschLfte
Ist abgethan der Glaube an die Götter. An jene gebt den Preis, die das vermodern
Getreulich schildern als Naturkopisten I
Drob rief die Menge in Begeistrungslodern:
Wir wollen Wahrheit! Hoch die Realisten!
Gin GelellWrief.
Mein Freund, wer will Romane schreiben,
Muß heut es hübsch manierlich treiben.
Nicht was da unten stiegt und kriecht,
Nach Armut und nach Arbeit riecht,
Darf deine Schaffenslust begeistern,
von höhern Zielen laß dich meistern.

Mit der Diogeneslaterne.
Die Gestalten der Tragödien,
Vandevillen und Komödien,
Wie sie Dachs im Aberwitze
Totstach mit der Federspitze.
schaurig sang der Thor der Geister:
Dachs, es naht dein Strafgericht.
Kaum begrüßten wir das Dasein,
Stahlst du uns das Lebenslicht.
Sollst deshalb, es wird dich richten,
Fortan selber Dramen dichten,
Die, um unsern Mord zu klagen,
sämtlich unsre Züge tragen!
Wehe, was die Schatten drohten,
Furchtbar in Erfüllung geht.
Dachs, das kritische Orakel,
Ist dramatischer Ooet.
Doch die Herren Intendanten
Das Genie noch nicht erkannten,
Seufzen bei dem Stückesieben:
Dachs hat wieder abgeschrieben!
Ringe der Mluse.
Gott Vater, höre mich und meine Alage!
Als Himmelsbotin stieg ich hin zur Grde,
Auf daß es dort vom Strahl der Schönheit tage,
In Aünstlerschaft der Mensch gottähnlich werde. Da kam ein Weib, ein Trugbild, das mich äffte,
Gesamte von dem Versucher, deinem Spötter.
Ls prahlte höhnend: Auch im RunstgeschLfte
Ist abgethan der Glaube an die Götter. An jene gebt den Preis, die das vermodern
Getreulich schildern als Naturkopisten I
Drob rief die Menge in Begeistrungslodern:
Wir wollen Wahrheit! Hoch die Realisten!
Gin GelellWrief.
Mein Freund, wer will Romane schreiben,
Muß heut es hübsch manierlich treiben.
Nicht was da unten stiegt und kriecht,
Nach Armut und nach Arbeit riecht,
Darf deine Schaffenslust begeistern,
von höhern Zielen laß dich meistern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0288" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201717"/>
          <fw type="header" place="top"> Mit der Diogeneslaterne.</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_50" type="poem">
            <l> Die Gestalten der Tragödien,<lb/>
Vandevillen und Komödien,<lb/>
Wie sie Dachs im Aberwitze<lb/>
Totstach mit der Federspitze.</l>
            <l> schaurig sang der Thor der Geister:<lb/>
Dachs, es naht dein Strafgericht.<lb/>
Kaum begrüßten wir das Dasein,<lb/>
Stahlst du uns das Lebenslicht.<lb/>
Sollst deshalb, es wird dich richten,<lb/>
Fortan selber Dramen dichten,<lb/>
Die, um unsern Mord zu klagen,<lb/>
sämtlich unsre Züge tragen!</l>
            <l> Wehe, was die Schatten drohten,<lb/>
Furchtbar in Erfüllung geht.<lb/>
Dachs, das kritische Orakel,<lb/>
Ist dramatischer Ooet.<lb/>
Doch die Herren Intendanten<lb/>
Das Genie noch nicht erkannten,<lb/>
Seufzen bei dem Stückesieben:<lb/>
Dachs hat wieder abgeschrieben!</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_51" type="poem">
            <l><fw type="header" place="top"> Ringe der Mluse.</fw> Gott Vater, höre mich und meine Alage!<lb/>
Als Himmelsbotin stieg ich hin zur Grde,<lb/>
Auf daß es dort vom Strahl der Schönheit tage,<lb/>
In Aünstlerschaft der Mensch gottähnlich werde. Da kam ein Weib, ein Trugbild, das mich äffte,<lb/>
Gesamte von dem Versucher, deinem Spötter.<lb/>
Ls prahlte höhnend: Auch im RunstgeschLfte<lb/>
Ist abgethan der Glaube an die Götter. An jene gebt den Preis, die das vermodern<lb/>
Getreulich schildern als Naturkopisten I<lb/>
Drob rief die Menge in Begeistrungslodern:<lb/>
Wir wollen Wahrheit! Hoch die Realisten! </l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_52" type="poem">
            <head> Gin GelellWrief.</head>
            <l> Mein Freund, wer will Romane schreiben,<lb/>
Muß heut es hübsch manierlich treiben.<lb/>
Nicht was da unten stiegt und kriecht,<lb/>
Nach Armut und nach Arbeit riecht,<lb/>
Darf deine Schaffenslust begeistern,<lb/>
von höhern Zielen laß dich meistern. </l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0288] Mit der Diogeneslaterne. Ringe der Mluse. Die Gestalten der Tragödien, Vandevillen und Komödien, Wie sie Dachs im Aberwitze Totstach mit der Federspitze. schaurig sang der Thor der Geister: Dachs, es naht dein Strafgericht. Kaum begrüßten wir das Dasein, Stahlst du uns das Lebenslicht. Sollst deshalb, es wird dich richten, Fortan selber Dramen dichten, Die, um unsern Mord zu klagen, sämtlich unsre Züge tragen! Wehe, was die Schatten drohten, Furchtbar in Erfüllung geht. Dachs, das kritische Orakel, Ist dramatischer Ooet. Doch die Herren Intendanten Das Genie noch nicht erkannten, Seufzen bei dem Stückesieben: Dachs hat wieder abgeschrieben! Gott Vater, höre mich und meine Alage! Als Himmelsbotin stieg ich hin zur Grde, Auf daß es dort vom Strahl der Schönheit tage, In Aünstlerschaft der Mensch gottähnlich werde. Da kam ein Weib, ein Trugbild, das mich äffte, Gesamte von dem Versucher, deinem Spötter. Ls prahlte höhnend: Auch im RunstgeschLfte Ist abgethan der Glaube an die Götter. An jene gebt den Preis, die das vermodern Getreulich schildern als Naturkopisten I Drob rief die Menge in Begeistrungslodern: Wir wollen Wahrheit! Hoch die Realisten! Gin GelellWrief. Mein Freund, wer will Romane schreiben, Muß heut es hübsch manierlich treiben. Nicht was da unten stiegt und kriecht, Nach Armut und nach Arbeit riecht, Darf deine Schaffenslust begeistern, von höhern Zielen laß dich meistern.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/288
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/288>, abgerufen am 22.07.2024.