Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.fünfzigtausend Soldaten." Ähnliche patriotische Hochgefühle äußerten im Senat Dieser Entwurf trug am Schlüsse eine von Jules Ferrys Hand herrührende Die ganze Familie Ferry beteiligte sich an diesem Schnappen nach Beute. fünfzigtausend Soldaten." Ähnliche patriotische Hochgefühle äußerten im Senat Dieser Entwurf trug am Schlüsse eine von Jules Ferrys Hand herrührende Die ganze Familie Ferry beteiligte sich an diesem Schnappen nach Beute. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0261" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201690"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_603" prev="#ID_602"> fünfzigtausend Soldaten." Ähnliche patriotische Hochgefühle äußerten im Senat<lb/> Dietz-Morin und Bozerian und ernteten damit den Beifall der hohen Versammlung.<lb/> Da legte Andrieux eines schonen Tages der Kommission für Tonking ein Dokument<lb/> vor, welches die Begeisterung jener Patrioten von einer ganz neuen Seite be¬<lb/> leuchtet. Dasselbe lautet: „Vorschlag zur Gründung einer großen Staatspacht-<lb/> gesellschaft in Hinterindien. Artikel 1: Der Konseilspräsident, Minister der aus¬<lb/> wärtigen Angelegenheiten, bewilligt im Namen des Staates die Errichtung einer<lb/> französisch-hinterindischen Gesellschaft, vertreten durch die Herren N. N., welche<lb/> die Konzession annehmen, wie folgt: 1. Dieselbe wird auf neunundneunzig Jahre<lb/> verliehen und umfaßt alles, was sich in Cochinchina, Auern, Tonking und Kam¬<lb/> bodscha an Ländereien, Forsten und nicht in Betrieb stehenden Bergwerken vorfindet,<lb/> soweit sie nicht die Eigenschaft von Domänen tragen; 2. wird der Gesellschaft<lb/> das ausschließliche Recht zugesprochen, in Tcmking eine Zahl-, Leib- und Diskonto¬<lb/> bank zu errichten, welche dieselben Rechte und Privilegien genießen soll >vie die,<lb/> welche der into-chinesischen Bank durch das Dekret vom 21. Januar 1875 verliehen<lb/> worden find. Ferner die Befugnis, solche Eisenbahnstrecken anzulegen und für<lb/> ihren Nutzen zu betreiben, welche die französische Regierung genehmigen wird,<lb/> desgleichen auf den Flüssen und der See Transportlinien, dann Häfen, Kanäle,<lb/> Docks und Waarenlager, wie sie es für vorteilhaft hält. Endlich wird ihr die<lb/> Beitreibung der Grundsteuer nach anamitischem Gesetz sowohl in Baarem als<lb/> in Naturalien, sowie der Umsatz der letzter» in Geld für Rechnung des Staates<lb/> gegen festzusetzende Entschädigung übertragen."</p><lb/> <p xml:id="ID_604"> Dieser Entwurf trug am Schlüsse eine von Jules Ferrys Hand herrührende<lb/> und mit seinem Namen unterzeichnete Bemerkung, dahin lautend, daß dieser<lb/> Finanzvertrag ihm von einer Anzahl Deputirten und Senatoren übergeben<lb/> worden sei, die aufgezählt waren, und unter denen sich — Tableau und Trvm-<lb/> Petentusch mit Paukenschall — die Namen Tontu, Dietz-Morin und Bozerian,<lb/> jene glühenden Schwärmer für die Ehre der französischen Fahne, leuchtend<lb/> hervorhoben.</p><lb/> <p xml:id="ID_605" next="#ID_606"> Die ganze Familie Ferry beteiligte sich an diesem Schnappen nach Beute.<lb/> Der Berner Bankier Bavier-Chanffour, ein Vetter des Ministers, bekam den<lb/> Auftrag, in Hinterindien das Interesse Frankreichs zu wahren, und er schloß<lb/> mit dem Hofe von Auern einen Vertrag, der ihm auf hundert Jahre den<lb/> Bodenbesitz der Insel Kebciv über und unter der Erde sowie das Kohlen¬<lb/> becken von Hngao in der Bucht von Allong verschaffte. Das reizte zur Nach¬<lb/> ahmung. Als sich die Kunde vom Abschlüsse dieses Vertrages verbreitete, erfuhr<lb/> Man, daß eine Anzahl von Kaufleuten und Geldmänneru, an deren Spitze selbst¬<lb/> verständlich die Juden Günzburg, Ullmann und Ernest Levy standen, sich<lb/> un Lokal der Syndikatskammer ans der Rue Lancry zu einer Gründung in<lb/> Tvnking zusammengefunden habe, und es erging ein Zirkular, nach welchem<lb/> man es vorzüglich auf Goldgraben abgesehen hatte. Schwerlich waren die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0261]
fünfzigtausend Soldaten." Ähnliche patriotische Hochgefühle äußerten im Senat
Dietz-Morin und Bozerian und ernteten damit den Beifall der hohen Versammlung.
Da legte Andrieux eines schonen Tages der Kommission für Tonking ein Dokument
vor, welches die Begeisterung jener Patrioten von einer ganz neuen Seite be¬
leuchtet. Dasselbe lautet: „Vorschlag zur Gründung einer großen Staatspacht-
gesellschaft in Hinterindien. Artikel 1: Der Konseilspräsident, Minister der aus¬
wärtigen Angelegenheiten, bewilligt im Namen des Staates die Errichtung einer
französisch-hinterindischen Gesellschaft, vertreten durch die Herren N. N., welche
die Konzession annehmen, wie folgt: 1. Dieselbe wird auf neunundneunzig Jahre
verliehen und umfaßt alles, was sich in Cochinchina, Auern, Tonking und Kam¬
bodscha an Ländereien, Forsten und nicht in Betrieb stehenden Bergwerken vorfindet,
soweit sie nicht die Eigenschaft von Domänen tragen; 2. wird der Gesellschaft
das ausschließliche Recht zugesprochen, in Tcmking eine Zahl-, Leib- und Diskonto¬
bank zu errichten, welche dieselben Rechte und Privilegien genießen soll >vie die,
welche der into-chinesischen Bank durch das Dekret vom 21. Januar 1875 verliehen
worden find. Ferner die Befugnis, solche Eisenbahnstrecken anzulegen und für
ihren Nutzen zu betreiben, welche die französische Regierung genehmigen wird,
desgleichen auf den Flüssen und der See Transportlinien, dann Häfen, Kanäle,
Docks und Waarenlager, wie sie es für vorteilhaft hält. Endlich wird ihr die
Beitreibung der Grundsteuer nach anamitischem Gesetz sowohl in Baarem als
in Naturalien, sowie der Umsatz der letzter» in Geld für Rechnung des Staates
gegen festzusetzende Entschädigung übertragen."
Dieser Entwurf trug am Schlüsse eine von Jules Ferrys Hand herrührende
und mit seinem Namen unterzeichnete Bemerkung, dahin lautend, daß dieser
Finanzvertrag ihm von einer Anzahl Deputirten und Senatoren übergeben
worden sei, die aufgezählt waren, und unter denen sich — Tableau und Trvm-
Petentusch mit Paukenschall — die Namen Tontu, Dietz-Morin und Bozerian,
jene glühenden Schwärmer für die Ehre der französischen Fahne, leuchtend
hervorhoben.
Die ganze Familie Ferry beteiligte sich an diesem Schnappen nach Beute.
Der Berner Bankier Bavier-Chanffour, ein Vetter des Ministers, bekam den
Auftrag, in Hinterindien das Interesse Frankreichs zu wahren, und er schloß
mit dem Hofe von Auern einen Vertrag, der ihm auf hundert Jahre den
Bodenbesitz der Insel Kebciv über und unter der Erde sowie das Kohlen¬
becken von Hngao in der Bucht von Allong verschaffte. Das reizte zur Nach¬
ahmung. Als sich die Kunde vom Abschlüsse dieses Vertrages verbreitete, erfuhr
Man, daß eine Anzahl von Kaufleuten und Geldmänneru, an deren Spitze selbst¬
verständlich die Juden Günzburg, Ullmann und Ernest Levy standen, sich
un Lokal der Syndikatskammer ans der Rue Lancry zu einer Gründung in
Tvnking zusammengefunden habe, und es erging ein Zirkular, nach welchem
man es vorzüglich auf Goldgraben abgesehen hatte. Schwerlich waren die
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