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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.

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Mit der Diogeneslaterne.
Angewandte.Moralsentenz.
Wir sollen ihn zum Vorstand wählen,^
Ihn achten als Autorität, 5
Der mit dem Regiment zu Hause'
Im Zeichen des Pantoffels steht? Li, Freund, der Mann, den du bekrittelst,
Ist Philosoph wie Praktikus.
Lr weiß, wer andern will gebieten,
Erst selbst gehorchen lernen muß.
Wer Teufel und die Seele.
Die Seele sprach: Zur Hölle soll ich fahren?
Herr Teufel, liegt nicht hier ein Irrtum vor?
Ich zog den Beutel, ohne je zu sparen,
Da, wo die Armut hungerte und fror. Wer sah mich Sonntags in dem Wirtshaus liegen,
Wenn Glockenton die fromme Mahnung wart
Zur Gnadenstufe bin ich aufgestiegen,
Ich stiftete den Teppich am Altar. Der Teufel sprach: Du Heuchler, hast gegeben,
Damit die Zeitung deinen Namen pries,
Und all dein Frommthun diente dem Bestreben,
Daß man den Rirchenbau dir überließ. Die Seele sprach: Weh, nichts kann dich erweichen,
Drum bitte ich, vergönne mir noch Frist.
Ein junges Weibchen will die Hand mir reichen,
Was grauen Haaren süße Tröstung ist. Da lachte Satan: Wie du willst, geschehe I
Bekomme so das Weibchen noch in Kauf;
Und du rufst bald: Hilf, Teufel, aus der Ehe,
Nimm gnädigst mich in deine Hölle auf!
Bolca.esvrÄch.
Lina ist durch Huld Apollos Mutter von Romangestalten, ^
Doch verdrießt es ihren Gatten, noch Stiefkinder zu erhalten.
Alte Jungfern, sagt er, mögen mit dem Dichtergotte kosen,
Als Ersatz für die auf Erden nicht gepflückten Liebesrosen. ' '
G ihr Männer, ruft nun Lina, auch dem stärkeren Geschlechte ^ >
Ziemer nicht Barbarensitten. Ehret unsrer Klugheit Rechte. ^ ?
Nahm einst Loa von den Früchten, die am Jauberbaume lachten,
naschte sie aus Wißbegierde, weil die Äpfel weise machten. ,
Zart erwiederte der Gatte: Als zu dir das Herz mich führte,
War es deines Geistes Wehen, das der Liebe Funken schürte.

Mit der Diogeneslaterne.
Angewandte.Moralsentenz.
Wir sollen ihn zum Vorstand wählen,^
Ihn achten als Autorität, 5
Der mit dem Regiment zu Hause'
Im Zeichen des Pantoffels steht? Li, Freund, der Mann, den du bekrittelst,
Ist Philosoph wie Praktikus.
Lr weiß, wer andern will gebieten,
Erst selbst gehorchen lernen muß.
Wer Teufel und die Seele.
Die Seele sprach: Zur Hölle soll ich fahren?
Herr Teufel, liegt nicht hier ein Irrtum vor?
Ich zog den Beutel, ohne je zu sparen,
Da, wo die Armut hungerte und fror. Wer sah mich Sonntags in dem Wirtshaus liegen,
Wenn Glockenton die fromme Mahnung wart
Zur Gnadenstufe bin ich aufgestiegen,
Ich stiftete den Teppich am Altar. Der Teufel sprach: Du Heuchler, hast gegeben,
Damit die Zeitung deinen Namen pries,
Und all dein Frommthun diente dem Bestreben,
Daß man den Rirchenbau dir überließ. Die Seele sprach: Weh, nichts kann dich erweichen,
Drum bitte ich, vergönne mir noch Frist.
Ein junges Weibchen will die Hand mir reichen,
Was grauen Haaren süße Tröstung ist. Da lachte Satan: Wie du willst, geschehe I
Bekomme so das Weibchen noch in Kauf;
Und du rufst bald: Hilf, Teufel, aus der Ehe,
Nimm gnädigst mich in deine Hölle auf!
Bolca.esvrÄch.
Lina ist durch Huld Apollos Mutter von Romangestalten, ^
Doch verdrießt es ihren Gatten, noch Stiefkinder zu erhalten.
Alte Jungfern, sagt er, mögen mit dem Dichtergotte kosen,
Als Ersatz für die auf Erden nicht gepflückten Liebesrosen. ' '
G ihr Männer, ruft nun Lina, auch dem stärkeren Geschlechte ^ >
Ziemer nicht Barbarensitten. Ehret unsrer Klugheit Rechte. ^ ?
Nahm einst Loa von den Früchten, die am Jauberbaume lachten,
naschte sie aus Wißbegierde, weil die Äpfel weise machten. ,
Zart erwiederte der Gatte: Als zu dir das Herz mich führte,
War es deines Geistes Wehen, das der Liebe Funken schürte.

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[0196] Mit der Diogeneslaterne. Angewandte.Moralsentenz. Wir sollen ihn zum Vorstand wählen,^ Ihn achten als Autorität, 5 Der mit dem Regiment zu Hause' Im Zeichen des Pantoffels steht? Li, Freund, der Mann, den du bekrittelst, Ist Philosoph wie Praktikus. Lr weiß, wer andern will gebieten, Erst selbst gehorchen lernen muß. Wer Teufel und die Seele. Die Seele sprach: Zur Hölle soll ich fahren? Herr Teufel, liegt nicht hier ein Irrtum vor? Ich zog den Beutel, ohne je zu sparen, Da, wo die Armut hungerte und fror. Wer sah mich Sonntags in dem Wirtshaus liegen, Wenn Glockenton die fromme Mahnung wart Zur Gnadenstufe bin ich aufgestiegen, Ich stiftete den Teppich am Altar. Der Teufel sprach: Du Heuchler, hast gegeben, Damit die Zeitung deinen Namen pries, Und all dein Frommthun diente dem Bestreben, Daß man den Rirchenbau dir überließ. Die Seele sprach: Weh, nichts kann dich erweichen, Drum bitte ich, vergönne mir noch Frist. Ein junges Weibchen will die Hand mir reichen, Was grauen Haaren süße Tröstung ist. Da lachte Satan: Wie du willst, geschehe I Bekomme so das Weibchen noch in Kauf; Und du rufst bald: Hilf, Teufel, aus der Ehe, Nimm gnädigst mich in deine Hölle auf! Bolca.esvrÄch. Lina ist durch Huld Apollos Mutter von Romangestalten, ^ Doch verdrießt es ihren Gatten, noch Stiefkinder zu erhalten. Alte Jungfern, sagt er, mögen mit dem Dichtergotte kosen, Als Ersatz für die auf Erden nicht gepflückten Liebesrosen. ' ' G ihr Männer, ruft nun Lina, auch dem stärkeren Geschlechte ^ > Ziemer nicht Barbarensitten. Ehret unsrer Klugheit Rechte. ^ ? Nahm einst Loa von den Früchten, die am Jauberbaume lachten, naschte sie aus Wißbegierde, weil die Äpfel weise machten. , Zart erwiederte der Gatte: Als zu dir das Herz mich führte, War es deines Geistes Wehen, das der Liebe Funken schürte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_201428/196>, abgerufen am 22.07.2024.