Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.Innere Kolonisation. Wolscley wurde Earl und erhielt eine stattliche Geldsumme, Graham bekam zeichnen. Anderswo würde man die Herren vermutlich fiir immer kaltgestellt Innere Kolonisation. ^>L> Aber, um zu unserm Thema zu kommen, gilt nicht auch auf diesem Gebiete Innere Kolonisation. Wolscley wurde Earl und erhielt eine stattliche Geldsumme, Graham bekam zeichnen. Anderswo würde man die Herren vermutlich fiir immer kaltgestellt Innere Kolonisation. ^>L> Aber, um zu unserm Thema zu kommen, gilt nicht auch auf diesem Gebiete <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0607" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201386"/> <fw type="header" place="top"> Innere Kolonisation.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1983"> Wolscley wurde Earl und erhielt eine stattliche Geldsumme, Graham bekam<lb/> das Großkreuz des Michael- und Georgsordens und ebenfalls Geld. Außerdem<lb/> Pflegt die Londoner Presse seitdem den ersteren als our orü^ zu be¬</p><lb/> <p xml:id="ID_1984"> zeichnen. Anderswo würde man die Herren vermutlich fiir immer kaltgestellt<lb/> haben. Hier hat man nichts besseres.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Innere Kolonisation.</head><lb/> <p xml:id="ID_1985"> ^>L><lb/> «<lb/> MGn letzter Zeit ist wieder ein heftiger Streit über die Erfolge und<lb/> die Bedeutung unsrer ausländischen Kolonialbestrebungen geführt<lb/> worden. Es ist namentlich von den Kreisen unsers Volkes, die<lb/> diesen Bestrebungen, wenn auch nicht feindselig, so doch zunächst<lb/> etwas zweiflerisch gegenüber stehen, darauf hingewiesen worden,<lb/> daß die Kolonialbewegung, insofern als durch sie die Konzentrirung der deutschen<lb/> Auswanderung in deutsche Kolonial- oder Schutzgebiete bezweckt war, gewisser¬<lb/> maßen als im Sande verlaufen und verfehlt erscheine. Man mag nun über<lb/> die Begründung dieser Ansicht denken, wie man will, selbst wenn man andrer<lb/> Meinung wäre, müßte man immerhin das zugeben, daß selbst ein Zusammen¬<lb/> ballen deutscher Kräfte in auswärtigen deutschen Kolonien doch ein Verlust<lb/> dieser Kräfte für das Mutterland bedeutet. Denn das, was diese Kräfte in<lb/> unserm eignen Lande leisten, was sie zur Vermehrung des Nationalwohlstandes<lb/> beitragen könnten, vermögen sie fern von uns nicht, insbesondre nicht, wenn<lb/> man kriegerische Verwicklungen in Betracht zieht. Außerdem darf uicht ver¬<lb/> gessen werden, daß, wie das Beispiel der Kolonien aller andern Länder beweist,<lb/> die freiwillige oder erzwungene Lostrennung derartiger ausländischer Glieder<lb/> des Mutterkörpers doch nur immer die Frage einer kürzeren oder längeren<lb/> Zukunft ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1986"> Aber, um zu unserm Thema zu kommen, gilt nicht auch auf diesem Gebiete<lb/> das Goethische Wort: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt<lb/> w nah!" Für die deutsche Nation bedarf es gar nicht so sehr der Gewinnung<lb/> neuen, auswärtigen Landes. Es ist noch genug, übergenug deutscher Boden vor<lb/> Handen, der denjenigen Mitgliedern der Nation, die anderwärts keinen Platz<lb/> und Raum mehr finden, gegeben und von ihnen erworben werden kann. Hierzu<lb/> soll die innere Kolonisation dienen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0607]
Innere Kolonisation.
Wolscley wurde Earl und erhielt eine stattliche Geldsumme, Graham bekam
das Großkreuz des Michael- und Georgsordens und ebenfalls Geld. Außerdem
Pflegt die Londoner Presse seitdem den ersteren als our orü^ zu be¬
zeichnen. Anderswo würde man die Herren vermutlich fiir immer kaltgestellt
haben. Hier hat man nichts besseres.
Innere Kolonisation.
^>L>
«
MGn letzter Zeit ist wieder ein heftiger Streit über die Erfolge und
die Bedeutung unsrer ausländischen Kolonialbestrebungen geführt
worden. Es ist namentlich von den Kreisen unsers Volkes, die
diesen Bestrebungen, wenn auch nicht feindselig, so doch zunächst
etwas zweiflerisch gegenüber stehen, darauf hingewiesen worden,
daß die Kolonialbewegung, insofern als durch sie die Konzentrirung der deutschen
Auswanderung in deutsche Kolonial- oder Schutzgebiete bezweckt war, gewisser¬
maßen als im Sande verlaufen und verfehlt erscheine. Man mag nun über
die Begründung dieser Ansicht denken, wie man will, selbst wenn man andrer
Meinung wäre, müßte man immerhin das zugeben, daß selbst ein Zusammen¬
ballen deutscher Kräfte in auswärtigen deutschen Kolonien doch ein Verlust
dieser Kräfte für das Mutterland bedeutet. Denn das, was diese Kräfte in
unserm eignen Lande leisten, was sie zur Vermehrung des Nationalwohlstandes
beitragen könnten, vermögen sie fern von uns nicht, insbesondre nicht, wenn
man kriegerische Verwicklungen in Betracht zieht. Außerdem darf uicht ver¬
gessen werden, daß, wie das Beispiel der Kolonien aller andern Länder beweist,
die freiwillige oder erzwungene Lostrennung derartiger ausländischer Glieder
des Mutterkörpers doch nur immer die Frage einer kürzeren oder längeren
Zukunft ist.
Aber, um zu unserm Thema zu kommen, gilt nicht auch auf diesem Gebiete
das Goethische Wort: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt
w nah!" Für die deutsche Nation bedarf es gar nicht so sehr der Gewinnung
neuen, auswärtigen Landes. Es ist noch genug, übergenug deutscher Boden vor
Handen, der denjenigen Mitgliedern der Nation, die anderwärts keinen Platz
und Raum mehr finden, gegeben und von ihnen erworben werden kann. Hierzu
soll die innere Kolonisation dienen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |