Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.volaxük. den Anfang sprachlicher Entwicklung setzte, statt es aus möglichst abgeschliffenen [Beginn Spaltensatz] Latein: ImiäadMtur, Volapük: Modoms, und Deutsch: sie wurden gelobt, Englisch: tus^ vero xi'lusoä, Französisch: ils ötaiont locws. Sehr wunderbar müßte es zugehen, wenn neben den mancherlei sonstigen Ver- Die äußerliche Betvnnngsregel, nach welcher der Wortaecent nicht auf die Schwerer fällt in die Wagschale der schwankende Charakter mancher Regeln, Über den vielgerühmten Wohlklang des Volapük läßt sich je nach der volaxük. den Anfang sprachlicher Entwicklung setzte, statt es aus möglichst abgeschliffenen [Beginn Spaltensatz] Latein: ImiäadMtur, Volapük: Modoms, und Deutsch: sie wurden gelobt, Englisch: tus^ vero xi'lusoä, Französisch: ils ötaiont locws. Sehr wunderbar müßte es zugehen, wenn neben den mancherlei sonstigen Ver- Die äußerliche Betvnnngsregel, nach welcher der Wortaecent nicht auf die Schwerer fällt in die Wagschale der schwankende Charakter mancher Regeln, Über den vielgerühmten Wohlklang des Volapük läßt sich je nach der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0221" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201000"/> <fw type="header" place="top"> volaxük.</fw><lb/> <p xml:id="ID_663" prev="#ID_662"> den Anfang sprachlicher Entwicklung setzte, statt es aus möglichst abgeschliffenen<lb/> und widerstandsfähigen Material zu bilden, hat er die Gefahr auseinander-<lb/> laufender Wandlungen unbedacht vergrößert und seiner Geschicklichkeit nicht eben<lb/> das beste Zeugnis ausgestellt. Eine lateinische Form wie Ig.uäg.bMwr ist gewiß<lb/> einfach, kurz und bezeichnend, und doch hat das Bedürfnis nach Erleichterung<lb/> und größerer Verständlichkeit im Französischen das längere it« öwisnt louvs<lb/> dafür zurecht gemacht. Es kann darum nicht zweifelhaft sein, wohin die Ent¬<lb/> scheidung sich neigen muß, wenn für den Weltverkehr die Wahl z. B. gestellt<lb/> ist zwischen</p><lb/> <cb type="start"/> <list> <item> Latein: ImiäadMtur,</item> <item> Volapük: Modoms,</item> </list> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_664" next="#ID_665"> und</p> <list> <item> Deutsch: sie wurden gelobt,</item> <item> Englisch: tus^ vero xi'lusoä,</item> <item> Französisch: ils ötaiont locws.</item> </list> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_665" prev="#ID_664"> Sehr wunderbar müßte es zugehen, wenn neben den mancherlei sonstigen Ver-<lb/> besserungs- und Änderungsvorschlägen über kurz oder lang nicht auch der<lb/> hervorträte, die Flexion im Volapük möglichst abzuschaffen und dafür Präpo¬<lb/> sitionen oder zusammengesetzte Formen anzuwenden. Ob freilich Modows sich<lb/> etwa zu 01N8 Utum Movöl umwandeln könne, ohne daß der gebrechliche Volapük-<lb/> mcchanismus bei dem Eingriff in einen wüsten Trümmerhaufen zusammen¬<lb/> sinken würde, steht auf einem andern Blatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_666"> Die äußerliche Betvnnngsregel, nach welcher der Wortaecent nicht auf die<lb/> Stammsilbe, sondern beständig auf die letzte Silbe des Wortes fällt und diese<lb/> dehnt, ist kaum eine glückliche zu nennen, denn sie kann beim Sprechen leicht<lb/> dahin führen, daß durch Zurücktreten und Verschlucken des meist einsilbigen<lb/> Stammes die begriffliche Hauptsache schwindet und dadurch natürlich das Ver¬<lb/> ständnis beeinträchtigt wird. Da jedoch die Sprache Schleyers vielmehr eine<lb/> geschriebene als einen gesprochene werdeu soll, so ist dieses Bedenken von ge¬<lb/> ringerer Bedeutung.</p><lb/> <p xml:id="ID_667"> Schwerer fällt in die Wagschale der schwankende Charakter mancher Regeln,<lb/> deren unbestimmte Fassung nicht allein unpädagogisch ist, sondern auch ver¬<lb/> hängnisvoll werden muß für die Einheit des Volapük. Nur drakonische Strenge<lb/> in den Regeln, die jedes Entweder-Oder ausschließt, würde bei einer künstlich<lb/> verfertigten Sprache die Einheit erhalten können, und es war deshalb unvor¬<lb/> sichtig von Herrn Schleyer, so mancherlei cwdia, im Volapük zu lassen. Die<lb/> MsrtW in äuoüs öffnet bei einem von Volksseele nicht getragenen Sprach¬<lb/> fabrikat willkürlichen Auslegungen und Andern» gsgelüsten Thür und Thor, wie<lb/> die Erfahrung während der wenigen Lebensjahre des Volapük schon sattsam<lb/> bewiesen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_668" next="#ID_669"> Über den vielgerühmten Wohlklang des Volapük läßt sich je nach der<lb/> Landsmannschaft des Beurteilers sehr streiten. Die Völker gehen in der Ge¬<lb/> schmacksrichtung ebensosehr auseinander wie die Einzelwesen — cle Zustidus<lb/> non oft cliLxuwlläum. Jedenfalls genügt die Thatsache, daß in Kroatien schon</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0221]
volaxük.
den Anfang sprachlicher Entwicklung setzte, statt es aus möglichst abgeschliffenen
und widerstandsfähigen Material zu bilden, hat er die Gefahr auseinander-
laufender Wandlungen unbedacht vergrößert und seiner Geschicklichkeit nicht eben
das beste Zeugnis ausgestellt. Eine lateinische Form wie Ig.uäg.bMwr ist gewiß
einfach, kurz und bezeichnend, und doch hat das Bedürfnis nach Erleichterung
und größerer Verständlichkeit im Französischen das längere it« öwisnt louvs
dafür zurecht gemacht. Es kann darum nicht zweifelhaft sein, wohin die Ent¬
scheidung sich neigen muß, wenn für den Weltverkehr die Wahl z. B. gestellt
ist zwischen
Latein: ImiäadMtur,
Volapük: Modoms,
und
Deutsch: sie wurden gelobt,
Englisch: tus^ vero xi'lusoä,
Französisch: ils ötaiont locws.
Sehr wunderbar müßte es zugehen, wenn neben den mancherlei sonstigen Ver-
besserungs- und Änderungsvorschlägen über kurz oder lang nicht auch der
hervorträte, die Flexion im Volapük möglichst abzuschaffen und dafür Präpo¬
sitionen oder zusammengesetzte Formen anzuwenden. Ob freilich Modows sich
etwa zu 01N8 Utum Movöl umwandeln könne, ohne daß der gebrechliche Volapük-
mcchanismus bei dem Eingriff in einen wüsten Trümmerhaufen zusammen¬
sinken würde, steht auf einem andern Blatte.
Die äußerliche Betvnnngsregel, nach welcher der Wortaecent nicht auf die
Stammsilbe, sondern beständig auf die letzte Silbe des Wortes fällt und diese
dehnt, ist kaum eine glückliche zu nennen, denn sie kann beim Sprechen leicht
dahin führen, daß durch Zurücktreten und Verschlucken des meist einsilbigen
Stammes die begriffliche Hauptsache schwindet und dadurch natürlich das Ver¬
ständnis beeinträchtigt wird. Da jedoch die Sprache Schleyers vielmehr eine
geschriebene als einen gesprochene werdeu soll, so ist dieses Bedenken von ge¬
ringerer Bedeutung.
Schwerer fällt in die Wagschale der schwankende Charakter mancher Regeln,
deren unbestimmte Fassung nicht allein unpädagogisch ist, sondern auch ver¬
hängnisvoll werden muß für die Einheit des Volapük. Nur drakonische Strenge
in den Regeln, die jedes Entweder-Oder ausschließt, würde bei einer künstlich
verfertigten Sprache die Einheit erhalten können, und es war deshalb unvor¬
sichtig von Herrn Schleyer, so mancherlei cwdia, im Volapük zu lassen. Die
MsrtW in äuoüs öffnet bei einem von Volksseele nicht getragenen Sprach¬
fabrikat willkürlichen Auslegungen und Andern» gsgelüsten Thür und Thor, wie
die Erfahrung während der wenigen Lebensjahre des Volapük schon sattsam
bewiesen hat.
Über den vielgerühmten Wohlklang des Volapük läßt sich je nach der
Landsmannschaft des Beurteilers sehr streiten. Die Völker gehen in der Ge¬
schmacksrichtung ebensosehr auseinander wie die Einzelwesen — cle Zustidus
non oft cliLxuwlläum. Jedenfalls genügt die Thatsache, daß in Kroatien schon
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