Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Deutsch-böhmische Briefe. Bei der Übersicht über das ganze deutsche Sprachgebiet Böhmens kommen Wir folgen dabei anSzuqsiveise der Schrift: "Zur Sprachen- und Nntionalittitenfragc in Böhmen." Von einem dentschböhmischen Abgeordneten Meiler, wie wir hören). Wien, 1833. Grenzboten I. 1887. 79
Deutsch-böhmische Briefe. Bei der Übersicht über das ganze deutsche Sprachgebiet Böhmens kommen Wir folgen dabei anSzuqsiveise der Schrift: „Zur Sprachen- und Nntionalittitenfragc in Böhmen." Von einem dentschböhmischen Abgeordneten Meiler, wie wir hören). Wien, 1833. Grenzboten I. 1887. 79
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Deutsch-böhmische Briefe.
Bei der Übersicht über das ganze deutsche Sprachgebiet Böhmens kommen
zunächst die reindeutschen, d. h. die Bezirke in Betracht, wo sich keine einzige
tschechische Gemeinde befindet. Durch das vereinzelte Vorkommen von Tschechen
in einem Bezirke wird dieser selbstverständlich so wenig zu einem gemischten als
Niederösterreich mit seinen 2,82 Prozent Tschechen ein Kronland mit gemischter
Bevölkerung genannt werden kann. Übrigens findet eine erhebliche Einwanderung
von Tschechen nur in solchen Ortschaften statt, wo sie in Fabriken oder als
Bergleute Beschäftigung finden, und der nationale Charakter der betreffenden
Gemeinde erleidet keine Veränderung, da er durch die ständige, besitzende und
direkte Steuer zahlende Bevölkerung gebildet wird. Bleiben wir also dabei, daß
die Bezirke, in denen keine tschechische Gemeinde besteht, als deutsch zu gelten
haben, so giebt es in Böhmen siebenundsiebzig deutsche Bezirke, welche in zwei
große Gruppen zerfallen. Die eine umfaßt die fünfundfünfzig deutschen Bezirke
der Kreisgerichtssprengel Eger, Brüx, Leitmeritz, Leipa und Reichenberg in Nord-
böhmcn und bildet ein kompaktes Ganze, die andre, zweiundzwanzig Bezirke
einschließend, zerfällt in vier kleinere Gruppen. Betrachten wir zunächst die
erste Hauptgruppe.") Im Egerschen Sprengel sind sämtliche Gerichtsbezirke
(Eger, Asch, Fcilkenan, Graslitz, Königswart, Wildstein, Breban, Elbogen,
Joachimsthal, Karlsbad, Luditz, Ncudeck, Petschau, Platten, Pfrcmmberg, Plan,
Tachau, Tepl und Wescritz) vollständig deutsch. Die „Zustündigen" (wir werden
diese spezifisch österreichische Bezeichnung, die oben erklärt wurde, der Kürze
halber beibehalten) zählen 420 346, und darunter befinden sich 418844, die sich
des Deutschen, 1492, die sich des Tschechischen, und 10, die sich eines andern
Idioms als Umgangssprache bedienen. Von dem Kreisgcrichtssprengel Brüx
sind die Bezirke Laun und Postelberg auszuscheiden, von denen der erstere, an
der Südgrenze des Sprengels gelegen und mit dem tschechischen Sprachgebiete
unmittelbar zusammenhängend, nur zwei deutsche Gemeinden und neben 32315
Tschechen nur 853 Deutsche aufweist, während der andre die tschechische Ge¬
meinde Inung-Opatschna hat. Die übrigen dreizehn Bezirke aber (Brüx, Bilin,
Dux, Görkau, Kathariunberg, Duppau, Kaden, Kommotau, Preßnitz, Sebastians¬
berg, Jechnitz, Podersam und Saaz) sind deutsch. Von der zuständigen Be¬
wohnerschaft derselben sprechen im gewöhnlichen Verkehr 257 348 deutsch, 12 701
tschechisch und 47 eine andre Sprache. Beim Kreisgerichtssprengel Leitmeritz
haben wir die Bezirke Raudnitz und Libochowitz als tschechisch, Leitmeritz und
Lobositz als mit tschechischen Gemeinden durchsetzt abzurechnen. Die übrigen
sieben (Aussig, Karbitz, Tetschen, Bensen, Teplitz, Auscha und Wegstädtel) sind
deutsch. Ihre zuständige Bevölkerung zerfällt in 198003 Seelen mit deutscher,
5592 mit tschechischer und 27 mit einer andern Umgangssprache. Die zehn
Wir folgen dabei anSzuqsiveise der Schrift: „Zur Sprachen- und Nntionalittitenfragc
in Böhmen." Von einem dentschböhmischen Abgeordneten Meiler, wie wir hören). Wien, 1833.
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