Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Toynbee-Hall. Wiederholungen; gewöhnlich ist der Inhalt der vorhergehenden Vorlesung Gegen¬ Die Gegenstände der Vorlesungen zerfallen in drei Klassen: 1. Literatur Am Schlüsse jeder Exteusionvorlesnng findet eine Prüfung statt, welche *) Z. B, die staatliche Kunstschule in South-Kensington.
Toynbee-Hall. Wiederholungen; gewöhnlich ist der Inhalt der vorhergehenden Vorlesung Gegen¬ Die Gegenstände der Vorlesungen zerfallen in drei Klassen: 1. Literatur Am Schlüsse jeder Exteusionvorlesnng findet eine Prüfung statt, welche *) Z. B, die staatliche Kunstschule in South-Kensington.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200525"/> <fw type="header" place="top"> Toynbee-Hall.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1318" prev="#ID_1317"> Wiederholungen; gewöhnlich ist der Inhalt der vorhergehenden Vorlesung Gegen¬<lb/> stand der Besprechungen in der Klasse. Zugleich werden von Woche zu Woche<lb/> schriftliche Arbeiten abgegeben, die, wie ausdrücklich vorbehalten ist, auch<lb/> namenlos sein dürfen, um Leute, die mit der Feder wenig vertraut sind, nicht<lb/> etwa abzuschrecken. Diese Aufsätze werden vom Lehrer in der nächsten Stunde<lb/> verbessert zurückgegeben. Bei naturwissenschaftlichen Vorlesungen werden die<lb/> Experimente in den Klassen von den Schülern vielfach selbständig wiederholt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1319"> Die Gegenstände der Vorlesungen zerfallen in drei Klassen: 1. Literatur<lb/> und Geschichte, 2. Naturwissenschaft und 3. Kunst. Der ersten Klasse gehören<lb/> Vorlesungen über englische und antike Literatur an, ferner eingehende Kurse<lb/> über englische Geschichte und Verfassnngsentwicklung, europäische Geschichte und<lb/> Nationalökonomie; die zweite Klasse bietet Vorträge über alle Fächer der Natur¬<lb/> wissenschaft. Was die Kunstklasse angeht, so ist sie natürlich der Zahl der<lb/> Gegenstände nach beschränkter als die beiden vorhergehenden. Man will diese<lb/> .Waffen nicht als Kunstschulen aufgefaßt wissen, in denen etwa Unterricht in<lb/> Malerei, Skulptur ?e. erteilt werden soll. Für dieses Gebiet sorgt in England<lb/> der Staat.") Das Extension-Movement will nur Kunstverständnis und Kuust-<lb/> würdigung verbreiten. Und es läßt sich nicht leugnen, daß Verbreitung von<lb/> Kenntnissen auf diesem Gebiete ein wahrhaft humanes Werk ist. Tausende und<lb/> cibertausende werden alljährlich aufgewandt, um Kunstwerke anzuschaffen. Manche<lb/> Stadt stürzt sich durch Museumsbautcu in Schulden, obwohl jene Prachtpaläste<lb/> nur für einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer Bevölkerung von Wert sind.<lb/> Hier fürwahr wäre es nützlich, wenn ein etwas demokratischerer Windzug wehte<lb/> und jene Städte, anstatt tote Schätze aufzuspeichern, ihre Angehörigen lehrten,<lb/> das, was sie besitzen, zu würdigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1320" next="#ID_1321"> Am Schlüsse jeder Exteusionvorlesnng findet eine Prüfung statt, welche<lb/> nicht der Lehrer abhält, sondern ein von der Universität zu diesem Zweck ab¬<lb/> geordneter Examinator. Die Prüfung ist natürlich freiwillig, zugelassen werden<lb/> jedoch nur solche, die zur Zufriedenheit des Lehrers an den Arbeiten in der<lb/> Klasse teilgenommen haben. Wenn der Schüler die Prüfung bestanden hat, so<lb/> wird ihm darüber ein Zeugnis ausgestellt. Auf die Erteilung desselben ist<lb/> jedoch nicht nnr das Urteil des Examinators, sondern auch das des Lehrers<lb/> über die wöchentlichen Leistungen von Einfluß. Die Zeugnisse enthalten zwei<lb/> Grade, l'-W oder vislinotioii. Jede weitere Abstufung ist deshalb unthun-<lb/> lich, weil es sich um Leute des verschiedensten Alters und aller Bildungsgrade<lb/> handelt. Das Zeugnis hat zunächst Wert in sich selbst. Gerade in den untern<lb/> Mittelklassen legt man auf eine solche Bescheinigung einer gewissen Wildling<lb/> großen Wert, und unter mehreren, sonst gleich zu achtenden Bewerbern mag sie<lb/> oft den Ausschlag geben. Außerdem aber erhebt eine bestimmt vorgeschriebene</p><lb/> <note xml:id="FID_49" place="foot"> *) Z. B, die staatliche Kunstschule in South-Kensington.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
Toynbee-Hall.
Wiederholungen; gewöhnlich ist der Inhalt der vorhergehenden Vorlesung Gegen¬
stand der Besprechungen in der Klasse. Zugleich werden von Woche zu Woche
schriftliche Arbeiten abgegeben, die, wie ausdrücklich vorbehalten ist, auch
namenlos sein dürfen, um Leute, die mit der Feder wenig vertraut sind, nicht
etwa abzuschrecken. Diese Aufsätze werden vom Lehrer in der nächsten Stunde
verbessert zurückgegeben. Bei naturwissenschaftlichen Vorlesungen werden die
Experimente in den Klassen von den Schülern vielfach selbständig wiederholt.
Die Gegenstände der Vorlesungen zerfallen in drei Klassen: 1. Literatur
und Geschichte, 2. Naturwissenschaft und 3. Kunst. Der ersten Klasse gehören
Vorlesungen über englische und antike Literatur an, ferner eingehende Kurse
über englische Geschichte und Verfassnngsentwicklung, europäische Geschichte und
Nationalökonomie; die zweite Klasse bietet Vorträge über alle Fächer der Natur¬
wissenschaft. Was die Kunstklasse angeht, so ist sie natürlich der Zahl der
Gegenstände nach beschränkter als die beiden vorhergehenden. Man will diese
.Waffen nicht als Kunstschulen aufgefaßt wissen, in denen etwa Unterricht in
Malerei, Skulptur ?e. erteilt werden soll. Für dieses Gebiet sorgt in England
der Staat.") Das Extension-Movement will nur Kunstverständnis und Kuust-
würdigung verbreiten. Und es läßt sich nicht leugnen, daß Verbreitung von
Kenntnissen auf diesem Gebiete ein wahrhaft humanes Werk ist. Tausende und
cibertausende werden alljährlich aufgewandt, um Kunstwerke anzuschaffen. Manche
Stadt stürzt sich durch Museumsbautcu in Schulden, obwohl jene Prachtpaläste
nur für einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer Bevölkerung von Wert sind.
Hier fürwahr wäre es nützlich, wenn ein etwas demokratischerer Windzug wehte
und jene Städte, anstatt tote Schätze aufzuspeichern, ihre Angehörigen lehrten,
das, was sie besitzen, zu würdigen.
Am Schlüsse jeder Exteusionvorlesnng findet eine Prüfung statt, welche
nicht der Lehrer abhält, sondern ein von der Universität zu diesem Zweck ab¬
geordneter Examinator. Die Prüfung ist natürlich freiwillig, zugelassen werden
jedoch nur solche, die zur Zufriedenheit des Lehrers an den Arbeiten in der
Klasse teilgenommen haben. Wenn der Schüler die Prüfung bestanden hat, so
wird ihm darüber ein Zeugnis ausgestellt. Auf die Erteilung desselben ist
jedoch nicht nnr das Urteil des Examinators, sondern auch das des Lehrers
über die wöchentlichen Leistungen von Einfluß. Die Zeugnisse enthalten zwei
Grade, l'-W oder vislinotioii. Jede weitere Abstufung ist deshalb unthun-
lich, weil es sich um Leute des verschiedensten Alters und aller Bildungsgrade
handelt. Das Zeugnis hat zunächst Wert in sich selbst. Gerade in den untern
Mittelklassen legt man auf eine solche Bescheinigung einer gewissen Wildling
großen Wert, und unter mehreren, sonst gleich zu achtenden Bewerbern mag sie
oft den Ausschlag geben. Außerdem aber erhebt eine bestimmt vorgeschriebene
*) Z. B, die staatliche Kunstschule in South-Kensington.
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