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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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als gegen die Einheimischen (die Deutschböhmen) zu streiten." Einige Orte, wo
die nationalen Fanatiker bereits überwogen, wurden ans friedlichem Wege
tschechisirt, in andern gelang dies erst nach heftigen Kämpfen. So in Klattau,
Pisek, Scmtz, Königsgrätz, Lamm, Prachatitz, Schiittenhofen "ut Schirm schon
1420. Länger wehrten sich gegen den Ansturm Kuttenberg, Czaslau, Kaurschim,
Kolin, Leitincritz, Nienburg, Budweis und die im Grcnzgürtcl liegenden Städte
wie Brüx, Kommotau, Eger und Elbvgen. Aber 1421 erlagen auch sie und
viele andre deu vereinigten Präger" und Taboriten. Die Bürger derjenigen,
welche sich ergaben, mußten entweder Hussiten werden oder als "Feinde der
Wahrheit" auswandern und ihren Besitz den Siegern überlassen; die, welche
Widerstand leisteten, wurden mit Schwert und Feuer verwüstet. Als Prachatitz
erstürmt war, ließ Ziska 83 der Einwohner in der Kirche verbrennen und die
übrigen mit Morgensternen und Dreschflegeln erschlagen. Ähnlich erging es den
Deutschen in Wodninn und Neubistritz, in Kommotau und Beraun, in Böhmisch¬
brod, Hohenmauth und Pvlitschka. Jarvmirsch kapitnlirte zwar, aber trotzdem
wurden viele seiner Bürger ertränkt oder verbrannt. Im Juli wütete der
Morgenstern der Kelchbrüder in Bilin und Dux, im Januar 1422 wurde
Dcutschbrod dermaßen behandelt, daß es sieben Jahre öde lag. Nokhtzau,
Schlau, Metrik, Kaurschim, Kolin, Czaslau und Nienburg übergaben sich freiwillig
dcmHussitismus und wurden dauernd tschechisirt. Chrndim,Leitomischl, Königinhos,
Vunzlau, Leitmeritz und Raudnitz verloren nur teilweise ihren deutschen Charakter.
Pilsen, Brüx und Elbogen erwiesen sich uneinnehmbar. Aussig, Leipa und
Tachau, die später erstürmt und verheert wurden, erstanden wieder als deutsche
Städte. Kuttenberg, bisher das "prächtige" genannt, sah nach seiner Übergabe
alle wohlhabenden deutschen Einwohner auswandern und deren Häuser in
tschechische Hände geraten, in denen sie großenteils verblieben.

Als der Krieg vorüber war, wußten die Tschechen sich das, was sie während
desselben gewonnen hatten, gesetzlich zu sichern. Auf dem Landtage von 1435
verlangte der Adel, daß "künftig kein Deutscher oder andrer Fremdling in
Böhmen ein Amt erhalten oder ein Schloß oder Gut besitzen dürfe." Die
tschechische Bürgerschaft aber ging weiter. "Wer nicht unter beiderlei Gestalt
kommunizirt -- so forderte sie vom Könige Sigismund --, soll in keine Stadt
aufgenommen werden. Der Untertammerer (welcher die Oberaufsicht über die
königlichen Städte hatte) soll ein Prager oder doch ein Utraauist sein, kein
Deutscher aber darf, gleichviel, ob er utraquistisch oder nicht, eine Ratsstclle
oder einen Beamtenposten bekleiden." Und um sich das den Deutschen während
des Krieges geraubte Grundeigentum zu wahren, verlangten die tschechischen
Neubürger, daß die aus deu Städten vertriebenen nicht wieder zurückkehren
dürften, es möchte ihnen denn die Gemeinde diese Gnade erweisen, und ebenso¬
wenig sollten sie ihre Güter wieder erhalten, außer mit Erlaubnis der Gemeinde.
Auch von deu Kirchen wurden die Deutschen ausgeschlossen; denn es wurde


als gegen die Einheimischen (die Deutschböhmen) zu streiten." Einige Orte, wo
die nationalen Fanatiker bereits überwogen, wurden ans friedlichem Wege
tschechisirt, in andern gelang dies erst nach heftigen Kämpfen. So in Klattau,
Pisek, Scmtz, Königsgrätz, Lamm, Prachatitz, Schiittenhofen »ut Schirm schon
1420. Länger wehrten sich gegen den Ansturm Kuttenberg, Czaslau, Kaurschim,
Kolin, Leitincritz, Nienburg, Budweis und die im Grcnzgürtcl liegenden Städte
wie Brüx, Kommotau, Eger und Elbvgen. Aber 1421 erlagen auch sie und
viele andre deu vereinigten Präger» und Taboriten. Die Bürger derjenigen,
welche sich ergaben, mußten entweder Hussiten werden oder als „Feinde der
Wahrheit" auswandern und ihren Besitz den Siegern überlassen; die, welche
Widerstand leisteten, wurden mit Schwert und Feuer verwüstet. Als Prachatitz
erstürmt war, ließ Ziska 83 der Einwohner in der Kirche verbrennen und die
übrigen mit Morgensternen und Dreschflegeln erschlagen. Ähnlich erging es den
Deutschen in Wodninn und Neubistritz, in Kommotau und Beraun, in Böhmisch¬
brod, Hohenmauth und Pvlitschka. Jarvmirsch kapitnlirte zwar, aber trotzdem
wurden viele seiner Bürger ertränkt oder verbrannt. Im Juli wütete der
Morgenstern der Kelchbrüder in Bilin und Dux, im Januar 1422 wurde
Dcutschbrod dermaßen behandelt, daß es sieben Jahre öde lag. Nokhtzau,
Schlau, Metrik, Kaurschim, Kolin, Czaslau und Nienburg übergaben sich freiwillig
dcmHussitismus und wurden dauernd tschechisirt. Chrndim,Leitomischl, Königinhos,
Vunzlau, Leitmeritz und Raudnitz verloren nur teilweise ihren deutschen Charakter.
Pilsen, Brüx und Elbogen erwiesen sich uneinnehmbar. Aussig, Leipa und
Tachau, die später erstürmt und verheert wurden, erstanden wieder als deutsche
Städte. Kuttenberg, bisher das „prächtige" genannt, sah nach seiner Übergabe
alle wohlhabenden deutschen Einwohner auswandern und deren Häuser in
tschechische Hände geraten, in denen sie großenteils verblieben.

Als der Krieg vorüber war, wußten die Tschechen sich das, was sie während
desselben gewonnen hatten, gesetzlich zu sichern. Auf dem Landtage von 1435
verlangte der Adel, daß „künftig kein Deutscher oder andrer Fremdling in
Böhmen ein Amt erhalten oder ein Schloß oder Gut besitzen dürfe." Die
tschechische Bürgerschaft aber ging weiter. „Wer nicht unter beiderlei Gestalt
kommunizirt — so forderte sie vom Könige Sigismund —, soll in keine Stadt
aufgenommen werden. Der Untertammerer (welcher die Oberaufsicht über die
königlichen Städte hatte) soll ein Prager oder doch ein Utraauist sein, kein
Deutscher aber darf, gleichviel, ob er utraquistisch oder nicht, eine Ratsstclle
oder einen Beamtenposten bekleiden." Und um sich das den Deutschen während
des Krieges geraubte Grundeigentum zu wahren, verlangten die tschechischen
Neubürger, daß die aus deu Städten vertriebenen nicht wieder zurückkehren
dürften, es möchte ihnen denn die Gemeinde diese Gnade erweisen, und ebenso¬
wenig sollten sie ihre Güter wieder erhalten, außer mit Erlaubnis der Gemeinde.
Auch von deu Kirchen wurden die Deutschen ausgeschlossen; denn es wurde


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/410>, abgerufen am 23.12.2024.