Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung. Welche das Beste von der Zukunft seines Schweizer Volkes hofft, und mit der Zweifellos steht dieses Werk hinter keinem einzigen der frühern Meisterstücke Moritz Necker. Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung. le Gestalt des ehrwürdigen Professors Grell, des Direktors der Aufsätze und Gutachten über Musik von Eduard Grell. Nach seinem Tode
herausgegeben von Heinrich Bellermann. Berlin, Springer, 1L37. Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung. Welche das Beste von der Zukunft seines Schweizer Volkes hofft, und mit der Zweifellos steht dieses Werk hinter keinem einzigen der frühern Meisterstücke Moritz Necker. Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung. le Gestalt des ehrwürdigen Professors Grell, des Direktors der Aufsätze und Gutachten über Musik von Eduard Grell. Nach seinem Tode
herausgegeben von Heinrich Bellermann. Berlin, Springer, 1L37. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0292" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200397"/> <fw type="header" place="top"> Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung.</fw><lb/> <p xml:id="ID_850" prev="#ID_849"> Welche das Beste von der Zukunft seines Schweizer Volkes hofft, und mit der<lb/> Charakteristik dieser gesunden Jugend seines Vaterlandes schließt er den Roman.</p><lb/> <p xml:id="ID_851"> Zweifellos steht dieses Werk hinter keinem einzigen der frühern Meisterstücke<lb/> der Kellerschen Kunst zurück, und es hat vor dem ersten Romane die größere<lb/> Gedrungenheit der Komposition und die reifste plastische Darstellung aller ein¬<lb/> zelnen Personen voraus. Hier ist kein einziger Strich, der nicht seine reiche<lb/> poetische Bedeutung hätte, und der Reichtum der Beziehungen, in welche die<lb/> Gestalten gebracht siud, ist erstaunlich. Man denke nur an Martin Sakaudcr,<lb/> der uns als Ehemann, als Vater, Geschäftsmann, Politiker, Freund und<lb/> schließlich noch in menschlichem Irrtum als Liebhaber vorgestellt wird! Man<lb/> thut daher Unrecht, mit kühler Hochachtung von diesem neuen Werke des<lb/> Züricher Meisters zu sprechen; fast möchte man eben diese kühle Reserve nach<lb/> allen literarischen Erfahrungen als das glänzendste Anzeichen für seine ruhm¬<lb/> reiche Zukunft ansehen. Wenn aber ein Rezensent den vor all den gesprochenen<lb/> Leitartikeln und Parlamentsreden bis auf fünfzehnhundert langweilige Seiten<lb/> aufgedunsenen Roman Spielhagens: „Was will das werden?" über Kellers<lb/> Werk setzt, so hat sich der Kritiker selbst ein Denkmal seiner Geschmacklosigkeit<lb/> gesetzt.</p><lb/> <note type="byline"> Moritz Necker.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Berliner Singakademie<lb/> und die musikalische Volksbildung.</head><lb/> <p xml:id="ID_852" next="#ID_853"> le Gestalt des ehrwürdigen Professors Grell, des Direktors der<lb/> Berliner Singakademie, wird vielen unsrer Leser in pietätvoller<lb/> Erinnerung fortleben. Im August 1886 starb er im sechsund-<lb/> cichtzigsten Lebensjahre zu Steglitz bei Berlin. Soeben hat nun<lb/> sein Schüler Professor Heinrich Bellermann nach dem Willen des<lb/> Verstorbenen ein Buch") veröffentlicht, das uns die tiefsten Bestrebungen Grells<lb/> wieder lebhaft vor Augen stellt. Es geziemt sich, daß wir bei der bleibenden<lb/> Bedeutung seines Wirkens uns etwas genauer über diese Bestrebungen unter¬<lb/> richten. Das Buch enthält — wie Grell selbst sagt — seine „musikalischen<lb/> Grundansichten," das Fundament seiner Lehre. Meist sind die in dem Buche<lb/> enthaltenen Aufsätze Gutachten, die vom Kultusminister amtlich erfordert wurden.</p><lb/> <note xml:id="FID_40" place="foot"> Aufsätze und Gutachten über Musik von Eduard Grell. Nach seinem Tode<lb/> herausgegeben von Heinrich Bellermann. Berlin, Springer, 1L37.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0292]
Die Berliner Singakademie und die musikalische Volksbildung.
Welche das Beste von der Zukunft seines Schweizer Volkes hofft, und mit der
Charakteristik dieser gesunden Jugend seines Vaterlandes schließt er den Roman.
Zweifellos steht dieses Werk hinter keinem einzigen der frühern Meisterstücke
der Kellerschen Kunst zurück, und es hat vor dem ersten Romane die größere
Gedrungenheit der Komposition und die reifste plastische Darstellung aller ein¬
zelnen Personen voraus. Hier ist kein einziger Strich, der nicht seine reiche
poetische Bedeutung hätte, und der Reichtum der Beziehungen, in welche die
Gestalten gebracht siud, ist erstaunlich. Man denke nur an Martin Sakaudcr,
der uns als Ehemann, als Vater, Geschäftsmann, Politiker, Freund und
schließlich noch in menschlichem Irrtum als Liebhaber vorgestellt wird! Man
thut daher Unrecht, mit kühler Hochachtung von diesem neuen Werke des
Züricher Meisters zu sprechen; fast möchte man eben diese kühle Reserve nach
allen literarischen Erfahrungen als das glänzendste Anzeichen für seine ruhm¬
reiche Zukunft ansehen. Wenn aber ein Rezensent den vor all den gesprochenen
Leitartikeln und Parlamentsreden bis auf fünfzehnhundert langweilige Seiten
aufgedunsenen Roman Spielhagens: „Was will das werden?" über Kellers
Werk setzt, so hat sich der Kritiker selbst ein Denkmal seiner Geschmacklosigkeit
gesetzt.
Moritz Necker.
Die Berliner Singakademie
und die musikalische Volksbildung.
le Gestalt des ehrwürdigen Professors Grell, des Direktors der
Berliner Singakademie, wird vielen unsrer Leser in pietätvoller
Erinnerung fortleben. Im August 1886 starb er im sechsund-
cichtzigsten Lebensjahre zu Steglitz bei Berlin. Soeben hat nun
sein Schüler Professor Heinrich Bellermann nach dem Willen des
Verstorbenen ein Buch") veröffentlicht, das uns die tiefsten Bestrebungen Grells
wieder lebhaft vor Augen stellt. Es geziemt sich, daß wir bei der bleibenden
Bedeutung seines Wirkens uns etwas genauer über diese Bestrebungen unter¬
richten. Das Buch enthält — wie Grell selbst sagt — seine „musikalischen
Grundansichten," das Fundament seiner Lehre. Meist sind die in dem Buche
enthaltenen Aufsätze Gutachten, die vom Kultusminister amtlich erfordert wurden.
Aufsätze und Gutachten über Musik von Eduard Grell. Nach seinem Tode
herausgegeben von Heinrich Bellermann. Berlin, Springer, 1L37.
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