Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Französische Lhcirakterköpfe, Ästhetiker seine glänzenden Vorträge über die Philosophie der Kunst (auch Die Lehrthätigkeit n" der Kunstakademie nahm Taines Schaffen jedoch Alle diese Schriften trugen das Gepräge seines originellen Geistes und Im Jahre 1867 erschien seine geistvolle Sittenschilderung des zweiten Die Begründung der Republik veranlaßte ihn, eine Anwendung seiner Als Gegenstück der Schilderung von Leben und Denken der französischen Französische Lhcirakterköpfe, Ästhetiker seine glänzenden Vorträge über die Philosophie der Kunst (auch Die Lehrthätigkeit n» der Kunstakademie nahm Taines Schaffen jedoch Alle diese Schriften trugen das Gepräge seines originellen Geistes und Im Jahre 1867 erschien seine geistvolle Sittenschilderung des zweiten Die Begründung der Republik veranlaßte ihn, eine Anwendung seiner Als Gegenstück der Schilderung von Leben und Denken der französischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200342"/> <fw type="header" place="top"> Französische Lhcirakterköpfe,</fw><lb/> <p xml:id="ID_676" prev="#ID_675"> Ästhetiker seine glänzenden Vorträge über die Philosophie der Kunst (auch<lb/> deutsch erschienen, 1866), das Ideal in der Kunst (1867). die Kunstphilosophic<lb/> in Griechenland (1867), die Kunstphilosophie in Italien (1866), in den Nieder¬<lb/> landen (1868) im Druck erscheinen ließ. Die Ernennung Taines an der Schule<lb/> der schönen Künste war eine jener liberalen Verfügungen des Kaiserreichs, welche<lb/> den Beifall der Opposition auf ihrer Seite hatten; denn diese betrachtete Taine<lb/> instinktiv als den ihrigen. Wenn er auch niemals ein politisches Glaubens¬<lb/> bekenntnis abgelegt hatte, so schloß man aus der freisinnigen Mitte, in der er<lb/> sich im lateinischen Viertel bewegt hatte, ans seiner Lauterkeit und Unerschrocken-<lb/> heit gegenüber der offiziösen philosophischen Glaubenslehre, aus seinen Ideen<lb/> und Anschauungen, daß er zur liberalen oder demokratischen Fahne schwöre.</p><lb/> <p xml:id="ID_677"> Die Lehrthätigkeit n» der Kunstakademie nahm Taines Schaffen jedoch<lb/> nicht in dein Grade in Anspruch, daß ihm nicht noch Muße zu weitern philo¬<lb/> sophischen Arbeiten geblieben wäre. Er übergab nach einem zweiten Aufenthalte<lb/> in England folgende drei Schriften der Öffentlichkeit: „Der englische Idealismus,"<lb/> Studien über Carlvle; „Der englische Positivismus," Studien über Stunrt<lb/> Mill (1864). und „Die zeitgenössischen englische» Schriftsteller" (186Ü). In<lb/> demselben Jahre (1865) folgte noch die zweite Serie kritischer und historischer<lb/> Essays, und von einer italienischen Studienreise brachte er seine „Italienische<lb/> Wanderung": Neapel, Rom, Florenz, Venedig — zuerst artikelweise in der<lb/> ^«Zvnv et<z» >!>>ux monäos erschienen — mit nach Hause.</p><lb/> <p xml:id="ID_678"> Alle diese Schriften trugen das Gepräge seines originellen Geistes und<lb/> unterhielten das stets wachsende Interesse, welches das gebildete Frankreich ihm<lb/> entgegenbrachte, boten auch dem Streite für und wider seine Ideen und An¬<lb/> schauungen in der Presse und Nevnculiteratur immer neue Nahrung.</p><lb/> <p xml:id="ID_679"> Im Jahre 1867 erschien seine geistvolle Sittenschilderung des zweiten<lb/> Kaiserreiches, welche den originellen Titel trügt: „Notizen über Paris oder<lb/> Leben und Meinungen von Friedrich Thomas Gerstenkorn" (deutsch von<lb/> I- V. Widmann). Ans dieses leichte, feuilletvnistisch gehaltene Erzeugnis seines<lb/> allen Gebieten und jedem Genre sich anschmiegenden Geistes folgte 1870 das<lb/> gediegene Werk: „Über die Intelligenz," das, wenn auch unvollendet, als der<lb/> Grundstein seines philosophischen Systems anzusehen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_680"> Die Begründung der Republik veranlaßte ihn, eine Anwendung seiner<lb/> Ideen anch ans politische Probleme zu versuchen, und so entstand die allerdings<lb/> unbemerkt vorbeigegangene Broschüre „ Über das allgemeine Stimmrecht und<lb/> die Art zu stimmen" (1871),</p><lb/> <p xml:id="ID_681" next="#ID_682"> Als Gegenstück der Schilderung von Leben und Denken der französischen<lb/> Weltstadt unter dein zweiten Kaiserreiche entwarf er dann 1372, von einer<lb/> dritten Reise in England zurückgekehrt, in dem Buche „Aufzeichnungen über<lb/> England" ein interessantes Bild des englischen Lebens, englischer Zustände und<lb/> Anschauungen. Bei demselben Anlasse kenn auch die „Übersetzung": Ein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
Französische Lhcirakterköpfe,
Ästhetiker seine glänzenden Vorträge über die Philosophie der Kunst (auch
deutsch erschienen, 1866), das Ideal in der Kunst (1867). die Kunstphilosophic
in Griechenland (1867), die Kunstphilosophie in Italien (1866), in den Nieder¬
landen (1868) im Druck erscheinen ließ. Die Ernennung Taines an der Schule
der schönen Künste war eine jener liberalen Verfügungen des Kaiserreichs, welche
den Beifall der Opposition auf ihrer Seite hatten; denn diese betrachtete Taine
instinktiv als den ihrigen. Wenn er auch niemals ein politisches Glaubens¬
bekenntnis abgelegt hatte, so schloß man aus der freisinnigen Mitte, in der er
sich im lateinischen Viertel bewegt hatte, ans seiner Lauterkeit und Unerschrocken-
heit gegenüber der offiziösen philosophischen Glaubenslehre, aus seinen Ideen
und Anschauungen, daß er zur liberalen oder demokratischen Fahne schwöre.
Die Lehrthätigkeit n» der Kunstakademie nahm Taines Schaffen jedoch
nicht in dein Grade in Anspruch, daß ihm nicht noch Muße zu weitern philo¬
sophischen Arbeiten geblieben wäre. Er übergab nach einem zweiten Aufenthalte
in England folgende drei Schriften der Öffentlichkeit: „Der englische Idealismus,"
Studien über Carlvle; „Der englische Positivismus," Studien über Stunrt
Mill (1864). und „Die zeitgenössischen englische» Schriftsteller" (186Ü). In
demselben Jahre (1865) folgte noch die zweite Serie kritischer und historischer
Essays, und von einer italienischen Studienreise brachte er seine „Italienische
Wanderung": Neapel, Rom, Florenz, Venedig — zuerst artikelweise in der
^«Zvnv et<z» >!>>ux monäos erschienen — mit nach Hause.
Alle diese Schriften trugen das Gepräge seines originellen Geistes und
unterhielten das stets wachsende Interesse, welches das gebildete Frankreich ihm
entgegenbrachte, boten auch dem Streite für und wider seine Ideen und An¬
schauungen in der Presse und Nevnculiteratur immer neue Nahrung.
Im Jahre 1867 erschien seine geistvolle Sittenschilderung des zweiten
Kaiserreiches, welche den originellen Titel trügt: „Notizen über Paris oder
Leben und Meinungen von Friedrich Thomas Gerstenkorn" (deutsch von
I- V. Widmann). Ans dieses leichte, feuilletvnistisch gehaltene Erzeugnis seines
allen Gebieten und jedem Genre sich anschmiegenden Geistes folgte 1870 das
gediegene Werk: „Über die Intelligenz," das, wenn auch unvollendet, als der
Grundstein seines philosophischen Systems anzusehen ist.
Die Begründung der Republik veranlaßte ihn, eine Anwendung seiner
Ideen anch ans politische Probleme zu versuchen, und so entstand die allerdings
unbemerkt vorbeigegangene Broschüre „ Über das allgemeine Stimmrecht und
die Art zu stimmen" (1871),
Als Gegenstück der Schilderung von Leben und Denken der französischen
Weltstadt unter dein zweiten Kaiserreiche entwarf er dann 1372, von einer
dritten Reise in England zurückgekehrt, in dem Buche „Aufzeichnungen über
England" ein interessantes Bild des englischen Lebens, englischer Zustände und
Anschauungen. Bei demselben Anlasse kenn auch die „Übersetzung": Ein
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