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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.

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Kleinere Mitteilungen.

sich ein "stilvolles" Atelier einzurichten und mit orientalischem Luxus auszu¬
statten.

Durch den Grafen Froberg wurde Adam, wie bereits erwähnt, in den Stand
gesetzt, den Feldzug Napoleons gegen Oesterreich im Jahre 1809 mitzumachen.
Er kam bis nach Wien, und hier geriet er in den Strudel der französischen und
baierischen Offiziere hinein, welche ihn derartig mit Aufträgen, meist Porträts, über¬
häuften, daß er an eine Rückkehr nach München und eine ruhige Fortsetzung seiner
Studien nicht denken konnte. "Hätte ich im Buche der Zukunft lesen können
-- sagt er in richtiger Selbsterkenntnis -->, so wäre ich wohl zufrieden mit dem,
was ich gesehen, erlebt und in mich aufgenommen hatte, nach München zurück¬
gekehrt, um mich, meinem innern Drange zu genügen, einem ernstern und tiefern
Studium der Kunst hinzugeben; und es unterliegt keinem Zweifel, daß ich auf
diesem Wege ein größerer Künstler geworden wäre. Aber mein Glück war mir
vorausgeeilt, zu früh wurde ich in das große Leben hineingeworfen. Ich war
für dieses nicht reif und vorbereitet und verlor dadurch zu viele Zeit für das
Studiren ernsterer und höherer Zwecke. Ich konnte den Zwiespalt in meiner Brust
nicht loswerden, welcher mich in die Ferne trieb und auf der andern Seite wieder
zu einem stillen, ernsten Kunsttreiben zurückzog." In Wien machte Adam auch
die Bekanntschaft des Prinzen Eugen von Leuchtenberg, vielleicht des einzigen
unter deu höhern Offizieren Napoleons, dem es mit der Kunstliebe Ernst war.
Der Prinz nahm den jungen Künstler als Hofmaler in seine Dienste, und in dieser
Eigenschaft verlebte Adam den größten Teil der Zeit bis zum Ausbruch des rus¬
sischen Krieges in Mailand, wo der Prinz als Vizekönig residirte.

Der Uebergang zu dein zweiten Teile von Adams Erinnerungen bildet eine
Schilderung des Künstlerlebens in München, wohin er im Sommer 1815 von
Mailand übersiedelte, und seiner Thätigkeit bis zum Jahre 1843. Dieser Abschnitt
ist wegen der feinen Bemerkungen Adams über die Münchener Künstler dieser
Periode von Wichtigkeit, und Holland hat sich redliche Mühe gegeben, diese Be¬
merkungen durch biographische Nachweise zu vervollständigen. Der zweite Haupt-
teil des Buches erzählt die Erlebnisse Adams auf seinen Reisen und währeud seines
Aufenthaltes in Oberitnlieu, welche in die Jahre 1348 bis 1850 fallen. "Es
schmerzte mich immer im Stillen -- schreibt er --, daß in Oesterreich garnichts
geschah, Züge der Tapferkeit der österreichischen Truppen zu verherrlichen. Ein
einziges Bild aus dem Feldzuge von 1813 bekam ich im Auftrage des Fürsten
Windischgrätz zu malen. Umso begieriger ergriff ich deshalb die Ereignisse des
Jahres 1843 in Italien. Nicht Spekulation, sondern Begeisterung für die deutsche
Sache trieb mich dorthin; es war mir, als hätte ich eine alte Schuld abzutragen.
Nach meiner Rückkehr ans Italien hatte ich oft Gelegenheit, zu bemerken, daß mir
dieser Schritt als eine Art Demonstration für die gute Sache angerechnet wurde;
besonders bemerkte ich dies an König Ludwig. Von nun an richtete er seine Auf¬
merksamkeit auf meine Werke und beglückte mich mit seiner besondern Gunst."
Trotz der Begeisterung, mit welcher Adam noch als Sechziger an neue, große
Aufgaben ging, bietet dieses Kapitel seiner Erinnerungen schon deshalb ein ge¬
ringeres Interesse, weil er den Schlachten, die er darstellte, nicht persönlich bei¬
gewohnt, sondern nur nachträglich das Terrain studirt und die Mitteilungen von
Augenzeugen und Mitkämpfern benutzt hatte. Wenn sich gleichwohl Gemälde wie
die Schlachten bei Custozza und Novara durch Lebendigkeit der Schilderung, Ueber-
sichtlichkeit der Komposition und Vollendung des technischen Vortrages in hohem
Grade auszeichnen und unter den zahlreichen Schöpfungen Adams die erste Stelle


Kleinere Mitteilungen.

sich ein „stilvolles" Atelier einzurichten und mit orientalischem Luxus auszu¬
statten.

Durch den Grafen Froberg wurde Adam, wie bereits erwähnt, in den Stand
gesetzt, den Feldzug Napoleons gegen Oesterreich im Jahre 1809 mitzumachen.
Er kam bis nach Wien, und hier geriet er in den Strudel der französischen und
baierischen Offiziere hinein, welche ihn derartig mit Aufträgen, meist Porträts, über¬
häuften, daß er an eine Rückkehr nach München und eine ruhige Fortsetzung seiner
Studien nicht denken konnte. „Hätte ich im Buche der Zukunft lesen können
— sagt er in richtiger Selbsterkenntnis —>, so wäre ich wohl zufrieden mit dem,
was ich gesehen, erlebt und in mich aufgenommen hatte, nach München zurück¬
gekehrt, um mich, meinem innern Drange zu genügen, einem ernstern und tiefern
Studium der Kunst hinzugeben; und es unterliegt keinem Zweifel, daß ich auf
diesem Wege ein größerer Künstler geworden wäre. Aber mein Glück war mir
vorausgeeilt, zu früh wurde ich in das große Leben hineingeworfen. Ich war
für dieses nicht reif und vorbereitet und verlor dadurch zu viele Zeit für das
Studiren ernsterer und höherer Zwecke. Ich konnte den Zwiespalt in meiner Brust
nicht loswerden, welcher mich in die Ferne trieb und auf der andern Seite wieder
zu einem stillen, ernsten Kunsttreiben zurückzog." In Wien machte Adam auch
die Bekanntschaft des Prinzen Eugen von Leuchtenberg, vielleicht des einzigen
unter deu höhern Offizieren Napoleons, dem es mit der Kunstliebe Ernst war.
Der Prinz nahm den jungen Künstler als Hofmaler in seine Dienste, und in dieser
Eigenschaft verlebte Adam den größten Teil der Zeit bis zum Ausbruch des rus¬
sischen Krieges in Mailand, wo der Prinz als Vizekönig residirte.

Der Uebergang zu dein zweiten Teile von Adams Erinnerungen bildet eine
Schilderung des Künstlerlebens in München, wohin er im Sommer 1815 von
Mailand übersiedelte, und seiner Thätigkeit bis zum Jahre 1843. Dieser Abschnitt
ist wegen der feinen Bemerkungen Adams über die Münchener Künstler dieser
Periode von Wichtigkeit, und Holland hat sich redliche Mühe gegeben, diese Be¬
merkungen durch biographische Nachweise zu vervollständigen. Der zweite Haupt-
teil des Buches erzählt die Erlebnisse Adams auf seinen Reisen und währeud seines
Aufenthaltes in Oberitnlieu, welche in die Jahre 1348 bis 1850 fallen. „Es
schmerzte mich immer im Stillen — schreibt er —, daß in Oesterreich garnichts
geschah, Züge der Tapferkeit der österreichischen Truppen zu verherrlichen. Ein
einziges Bild aus dem Feldzuge von 1813 bekam ich im Auftrage des Fürsten
Windischgrätz zu malen. Umso begieriger ergriff ich deshalb die Ereignisse des
Jahres 1843 in Italien. Nicht Spekulation, sondern Begeisterung für die deutsche
Sache trieb mich dorthin; es war mir, als hätte ich eine alte Schuld abzutragen.
Nach meiner Rückkehr ans Italien hatte ich oft Gelegenheit, zu bemerken, daß mir
dieser Schritt als eine Art Demonstration für die gute Sache angerechnet wurde;
besonders bemerkte ich dies an König Ludwig. Von nun an richtete er seine Auf¬
merksamkeit auf meine Werke und beglückte mich mit seiner besondern Gunst."
Trotz der Begeisterung, mit welcher Adam noch als Sechziger an neue, große
Aufgaben ging, bietet dieses Kapitel seiner Erinnerungen schon deshalb ein ge¬
ringeres Interesse, weil er den Schlachten, die er darstellte, nicht persönlich bei¬
gewohnt, sondern nur nachträglich das Terrain studirt und die Mitteilungen von
Augenzeugen und Mitkämpfern benutzt hatte. Wenn sich gleichwohl Gemälde wie
die Schlachten bei Custozza und Novara durch Lebendigkeit der Schilderung, Ueber-
sichtlichkeit der Komposition und Vollendung des technischen Vortrages in hohem
Grade auszeichnen und unter den zahlreichen Schöpfungen Adams die erste Stelle


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200104/198>, abgerufen am 23.12.2024.