Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus der Chronik derer von Riffelshausen. iLrzÄhlung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,) o kam der März, der Thmunonat. Der Westwind wehte warm Wenn der Schnee nicht geht, wirds auch nicht Frühling, dachte er, und Eines Tages, als die Sonne sich ganz ernstlich nach dem Befinden ihrer Er war nicht wenig überrascht, sie zu sehen, und fand sie stark verändert. Indessen äußerte sich Niffclshauscn hierüber nicht. Er begrüßte sie mit Aus der Chronik derer von Riffelshausen. iLrzÄhlung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,) o kam der März, der Thmunonat. Der Westwind wehte warm Wenn der Schnee nicht geht, wirds auch nicht Frühling, dachte er, und Eines Tages, als die Sonne sich ganz ernstlich nach dem Befinden ihrer Er war nicht wenig überrascht, sie zu sehen, und fand sie stark verändert. Indessen äußerte sich Niffclshauscn hierüber nicht. Er begrüßte sie mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0598" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199952"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_199353/figures/grenzboten_341843_199353_199952_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus der Chronik derer von Riffelshausen.<lb/><note type="byline"> iLrzÄhlung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow.</note> (Fortsetzung,)</head><lb/> <p xml:id="ID_2738"> o kam der März, der Thmunonat. Der Westwind wehte warm<lb/> und heftig über das Land, Briefträger und Botenleute hatten ihre<lb/> Not ans den durchweichten Wegen, und die „Gebildeten" klagten<lb/> über Kopfweh und Müdigkeit, Der Schmidt aber stand auf der<lb/> südlichen Höhe über dem Dorfe, die Grcifenberge benannt, und<lb/> sah nach West und Südwest, wo immer noch die blauen Wald¬<lb/> berge ihre Schneekuppen trugen.'</p><lb/> <p xml:id="ID_2739"> Wenn der Schnee nicht geht, wirds auch nicht Frühling, dachte er, und<lb/> geht er, so bekommen wir wieder großes Wasser.</p><lb/> <p xml:id="ID_2740"> Eines Tages, als die Sonne sich ganz ernstlich nach dem Befinden ihrer<lb/> Erdenkinder nasus, hatte Doktor Petri seiner Patientin im Sicbenhofner<lb/> Herrenhaus? erlaubt, das Krankenzimmer zu verlassen. Mathilde hüllte sie<lb/> möglichst gut eilt und ersuchte sie dringend, sich nicht über den oberen Flur<lb/> hiuauszuwageu. Doch Julie versprach nichts, sondern nachdem sie Mathilden<lb/> auf einen Spaziergang ausgeschickt hatte, begab sie sich die Treppe hinunter in<lb/> das Zimmer ihres Onkels.</p><lb/> <p xml:id="ID_2741"> Er war nicht wenig überrascht, sie zu sehen, und fand sie stark verändert.<lb/> Ihr schönes Haar war kurz geschnitten, Gesicht und Gestalt abgemagert, ihre<lb/> Haltung kraftlos, ihre Bewegungen müde. Tiefe Schatte» lagen unter ihren<lb/> großen grauen Augen, und noch hatte ihre Haut die böse, wachsgelbe Krcmkcnsarbc.</p><lb/> <p xml:id="ID_2742"> Indessen äußerte sich Niffclshauscn hierüber nicht. Er begrüßte sie mit<lb/> freudiger Herzlichkeit als endlich auferstanden, wies ihr einen Lehnstuhl nahe dem<lb/> Ofen an und befragte den Schmidt, wie es mit der Wärme des Zimmers be¬<lb/> schaffen sei, Dieses Biedermannes Thermometer schien sich in dem Holzkvrbe zu<lb/> befinden, denn nachdem er den Deckel aufgehoben und den Korb leer befunden<lb/> hatte, sagte er: Nun, Herr Baron, so eine heiße Stube taugt auch zu nichts;<lb/> nachher erkältet sich Fräulein Julchen erst recht. Der Schmidt warf noch einen<lb/> frohen Blick auf das Fräulein und entfernte sich.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0598]
[Abbildung]
Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
iLrzÄhlung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung,)
o kam der März, der Thmunonat. Der Westwind wehte warm
und heftig über das Land, Briefträger und Botenleute hatten ihre
Not ans den durchweichten Wegen, und die „Gebildeten" klagten
über Kopfweh und Müdigkeit, Der Schmidt aber stand auf der
südlichen Höhe über dem Dorfe, die Grcifenberge benannt, und
sah nach West und Südwest, wo immer noch die blauen Wald¬
berge ihre Schneekuppen trugen.'
Wenn der Schnee nicht geht, wirds auch nicht Frühling, dachte er, und
geht er, so bekommen wir wieder großes Wasser.
Eines Tages, als die Sonne sich ganz ernstlich nach dem Befinden ihrer
Erdenkinder nasus, hatte Doktor Petri seiner Patientin im Sicbenhofner
Herrenhaus? erlaubt, das Krankenzimmer zu verlassen. Mathilde hüllte sie
möglichst gut eilt und ersuchte sie dringend, sich nicht über den oberen Flur
hiuauszuwageu. Doch Julie versprach nichts, sondern nachdem sie Mathilden
auf einen Spaziergang ausgeschickt hatte, begab sie sich die Treppe hinunter in
das Zimmer ihres Onkels.
Er war nicht wenig überrascht, sie zu sehen, und fand sie stark verändert.
Ihr schönes Haar war kurz geschnitten, Gesicht und Gestalt abgemagert, ihre
Haltung kraftlos, ihre Bewegungen müde. Tiefe Schatte» lagen unter ihren
großen grauen Augen, und noch hatte ihre Haut die böse, wachsgelbe Krcmkcnsarbc.
Indessen äußerte sich Niffclshauscn hierüber nicht. Er begrüßte sie mit
freudiger Herzlichkeit als endlich auferstanden, wies ihr einen Lehnstuhl nahe dem
Ofen an und befragte den Schmidt, wie es mit der Wärme des Zimmers be¬
schaffen sei, Dieses Biedermannes Thermometer schien sich in dem Holzkvrbe zu
befinden, denn nachdem er den Deckel aufgehoben und den Korb leer befunden
hatte, sagte er: Nun, Herr Baron, so eine heiße Stube taugt auch zu nichts;
nachher erkältet sich Fräulein Julchen erst recht. Der Schmidt warf noch einen
frohen Blick auf das Fräulein und entfernte sich.
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