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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Notizen.

daß in der letzten Zeit zahlreiche gelehrte Reisende, wie Humboldt, Ehrenberg,
Cotta, Gmelin, Middendorf, Klnproth und Castren, es nach verschiednen Richtungen
hin studirt und beschrieben haben. Infolgedessen heißen wir einen neuen Beitrag
zu seiner Kenntnis willkommen, der soeben unter dem Titel: Sibirien. Geo¬
graphische, ethnographische und historische Studien von N. Jcidrinzew (Jena,
Costenoble) erschienen ist. Der Verfasser, ein geborner Sibirier, ist eine der erste"
Autoritäten ans diesem Gebiete, der Bearbeiter seines Werkes, Professor Petri in
Bern, hat dasselbe in dankenswerter Weise vervollständigt, und die beigegebuen
Jllustrationen können gleichfalls als Bereicherung unsers Wissens bezeichnet werden.
Besondres Interesse beanspruchen die Kapitel über die Sibirier der Gegenwart,
über die Deportation, über die ökonomischen Zustände und über die mögliche Zu¬
kunft Sibiriens. Sibirien ist uicht bloß ein großes, sondern auch ein in vielen
Beziehungen von der Natur reich gesegnetes Land, dessen Entdeckung für die Russen
dieselbe Wirkung hätte haben sollen wie für die Westeuropäer die. Entdeckung Ame¬
rikas. Dies ist aber nicht der Fall. Die Schätze Sibiriens sind lange nicht so
energisch ausgebeutet worden wie die des transatlantischen Weltteils, und die Aus¬
wanderung nach Nvrdnsien betrug nicht deu zwanzigsten Teil derjenigen nach Ame¬
rika, sodaß jenes noch heute uicht mehr als 4 Millionen Einwohner hat. Das
Land besitzt sehr bedeutende mineralische Schätze, darunter umfangreiche Steinkohlen¬
lager, es eignet sich im Süden und in der Mitte in vorzüglicher Weise sür die
Landwirtschaft, es hat herrliche Wälder und schiffbare Ströme von bedeutender
Länge, Jagdtiere mit kostbarem Pelzwerk in Menge und Fische in ungeheuern
Massen. Aber bis jetzt werden diese Vorteile nur wenig benutzt, und viele haben
fast noch gar keine Berücksichtigung gefunden, während andre dem Raubbau ver¬
fallen und rasch erschöpft worden sind. Die moralischen und intellektuellen Kräfte
der Russen reichten eben nicht hin, um Sibirien auch nur annähernd auf die Stufe
wirtschaftlicher Entwicklung zu heben, auf der es stehen könnte, und auf die es
gelangt sein würde, wenn es der englischen oder der deutschen Nation gehörte.
Die Erforschung und Gewinnung der Naturschätze wurde weder mit Kenntnis und
Geschick, noch mit System betrieben. Bis auf die neueste Zeit hatten die sibirischen
Goldsucher ihre Entdeckungen uicht der Wissenschaft, sondern den Angaben der Tun-
gusen zu verdanken. Das Gold in Gestalt von Goldsand wurde erst vor etwa
vierzig Jahren aufgefunden. Auf die Erze des Altai wiesen erst die Spuren des Berg¬
baus hin, deu die Tschudcn hier getrieben hatten. Der Zobel wurde fleißig ge¬
jagt, aber niemand gab sich die Mühe, seine Lebensweise zu studiren, und jetzt ist
er fast ausgerottet. Wenig ist für die Hebung der Schafzucht, nichts für die Ziegen¬
zucht geschehen. Der Unterhalt hat sehr langsame Fortschritte gemacht. Tabak
wurde lange Zeit garnicht gepflanzt, obwohl er im Süden prächtig gedeiht. Sibirien
ist das Vaterland des Rhabarbers, aber die Sibirier schenken seiner Kultur keiner¬
lei Beachtung. Westsibirien besitzt nach offiziellen Nachrichten, die hinter der wnhreu
Ziffer zurückbleiben, an Pferden 2, an Rindern 1/-^, an Schafen 3, an Schweinen
^ Millionen Stück, aber trotz dieser bedeutenden Zahlen sind verhältnismäßig Acker¬
bau und Viehzucht ungenügend entwickelt. Mnu treibt hier die Landwirtschaft in
ganz irrationeller Art. Reiche Weiden bleiben ein totes Kapital. Herden von Schafen
und Pferden gehen ohne Pflege auf der Steppe durch Seuchen und Wetterunbilden
zu Grunde. Im Gouvernement Tobolsk stürzten in einem Zeitraume von nur
fünfundzwanzig Jahren über 57 000 Pferde und 290 000 Rinder, im Gouvernement
Tomsk von 1860 bis 1866, also in sieben Jahren, 177 145 Stück Vieh. Zahlreiche
tierische Produkte Iveiß der sibirische Bauer garnicht zu verwenden. Die Vieh-


Notizen.

daß in der letzten Zeit zahlreiche gelehrte Reisende, wie Humboldt, Ehrenberg,
Cotta, Gmelin, Middendorf, Klnproth und Castren, es nach verschiednen Richtungen
hin studirt und beschrieben haben. Infolgedessen heißen wir einen neuen Beitrag
zu seiner Kenntnis willkommen, der soeben unter dem Titel: Sibirien. Geo¬
graphische, ethnographische und historische Studien von N. Jcidrinzew (Jena,
Costenoble) erschienen ist. Der Verfasser, ein geborner Sibirier, ist eine der erste»
Autoritäten ans diesem Gebiete, der Bearbeiter seines Werkes, Professor Petri in
Bern, hat dasselbe in dankenswerter Weise vervollständigt, und die beigegebuen
Jllustrationen können gleichfalls als Bereicherung unsers Wissens bezeichnet werden.
Besondres Interesse beanspruchen die Kapitel über die Sibirier der Gegenwart,
über die Deportation, über die ökonomischen Zustände und über die mögliche Zu¬
kunft Sibiriens. Sibirien ist uicht bloß ein großes, sondern auch ein in vielen
Beziehungen von der Natur reich gesegnetes Land, dessen Entdeckung für die Russen
dieselbe Wirkung hätte haben sollen wie für die Westeuropäer die. Entdeckung Ame¬
rikas. Dies ist aber nicht der Fall. Die Schätze Sibiriens sind lange nicht so
energisch ausgebeutet worden wie die des transatlantischen Weltteils, und die Aus¬
wanderung nach Nvrdnsien betrug nicht deu zwanzigsten Teil derjenigen nach Ame¬
rika, sodaß jenes noch heute uicht mehr als 4 Millionen Einwohner hat. Das
Land besitzt sehr bedeutende mineralische Schätze, darunter umfangreiche Steinkohlen¬
lager, es eignet sich im Süden und in der Mitte in vorzüglicher Weise sür die
Landwirtschaft, es hat herrliche Wälder und schiffbare Ströme von bedeutender
Länge, Jagdtiere mit kostbarem Pelzwerk in Menge und Fische in ungeheuern
Massen. Aber bis jetzt werden diese Vorteile nur wenig benutzt, und viele haben
fast noch gar keine Berücksichtigung gefunden, während andre dem Raubbau ver¬
fallen und rasch erschöpft worden sind. Die moralischen und intellektuellen Kräfte
der Russen reichten eben nicht hin, um Sibirien auch nur annähernd auf die Stufe
wirtschaftlicher Entwicklung zu heben, auf der es stehen könnte, und auf die es
gelangt sein würde, wenn es der englischen oder der deutschen Nation gehörte.
Die Erforschung und Gewinnung der Naturschätze wurde weder mit Kenntnis und
Geschick, noch mit System betrieben. Bis auf die neueste Zeit hatten die sibirischen
Goldsucher ihre Entdeckungen uicht der Wissenschaft, sondern den Angaben der Tun-
gusen zu verdanken. Das Gold in Gestalt von Goldsand wurde erst vor etwa
vierzig Jahren aufgefunden. Auf die Erze des Altai wiesen erst die Spuren des Berg¬
baus hin, deu die Tschudcn hier getrieben hatten. Der Zobel wurde fleißig ge¬
jagt, aber niemand gab sich die Mühe, seine Lebensweise zu studiren, und jetzt ist
er fast ausgerottet. Wenig ist für die Hebung der Schafzucht, nichts für die Ziegen¬
zucht geschehen. Der Unterhalt hat sehr langsame Fortschritte gemacht. Tabak
wurde lange Zeit garnicht gepflanzt, obwohl er im Süden prächtig gedeiht. Sibirien
ist das Vaterland des Rhabarbers, aber die Sibirier schenken seiner Kultur keiner¬
lei Beachtung. Westsibirien besitzt nach offiziellen Nachrichten, die hinter der wnhreu
Ziffer zurückbleiben, an Pferden 2, an Rindern 1/-^, an Schafen 3, an Schweinen
^ Millionen Stück, aber trotz dieser bedeutenden Zahlen sind verhältnismäßig Acker¬
bau und Viehzucht ungenügend entwickelt. Mnu treibt hier die Landwirtschaft in
ganz irrationeller Art. Reiche Weiden bleiben ein totes Kapital. Herden von Schafen
und Pferden gehen ohne Pflege auf der Steppe durch Seuchen und Wetterunbilden
zu Grunde. Im Gouvernement Tobolsk stürzten in einem Zeitraume von nur
fünfundzwanzig Jahren über 57 000 Pferde und 290 000 Rinder, im Gouvernement
Tomsk von 1860 bis 1866, also in sieben Jahren, 177 145 Stück Vieh. Zahlreiche
tierische Produkte Iveiß der sibirische Bauer garnicht zu verwenden. Die Vieh-


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[0053] Notizen. daß in der letzten Zeit zahlreiche gelehrte Reisende, wie Humboldt, Ehrenberg, Cotta, Gmelin, Middendorf, Klnproth und Castren, es nach verschiednen Richtungen hin studirt und beschrieben haben. Infolgedessen heißen wir einen neuen Beitrag zu seiner Kenntnis willkommen, der soeben unter dem Titel: Sibirien. Geo¬ graphische, ethnographische und historische Studien von N. Jcidrinzew (Jena, Costenoble) erschienen ist. Der Verfasser, ein geborner Sibirier, ist eine der erste» Autoritäten ans diesem Gebiete, der Bearbeiter seines Werkes, Professor Petri in Bern, hat dasselbe in dankenswerter Weise vervollständigt, und die beigegebuen Jllustrationen können gleichfalls als Bereicherung unsers Wissens bezeichnet werden. Besondres Interesse beanspruchen die Kapitel über die Sibirier der Gegenwart, über die Deportation, über die ökonomischen Zustände und über die mögliche Zu¬ kunft Sibiriens. Sibirien ist uicht bloß ein großes, sondern auch ein in vielen Beziehungen von der Natur reich gesegnetes Land, dessen Entdeckung für die Russen dieselbe Wirkung hätte haben sollen wie für die Westeuropäer die. Entdeckung Ame¬ rikas. Dies ist aber nicht der Fall. Die Schätze Sibiriens sind lange nicht so energisch ausgebeutet worden wie die des transatlantischen Weltteils, und die Aus¬ wanderung nach Nvrdnsien betrug nicht deu zwanzigsten Teil derjenigen nach Ame¬ rika, sodaß jenes noch heute uicht mehr als 4 Millionen Einwohner hat. Das Land besitzt sehr bedeutende mineralische Schätze, darunter umfangreiche Steinkohlen¬ lager, es eignet sich im Süden und in der Mitte in vorzüglicher Weise sür die Landwirtschaft, es hat herrliche Wälder und schiffbare Ströme von bedeutender Länge, Jagdtiere mit kostbarem Pelzwerk in Menge und Fische in ungeheuern Massen. Aber bis jetzt werden diese Vorteile nur wenig benutzt, und viele haben fast noch gar keine Berücksichtigung gefunden, während andre dem Raubbau ver¬ fallen und rasch erschöpft worden sind. Die moralischen und intellektuellen Kräfte der Russen reichten eben nicht hin, um Sibirien auch nur annähernd auf die Stufe wirtschaftlicher Entwicklung zu heben, auf der es stehen könnte, und auf die es gelangt sein würde, wenn es der englischen oder der deutschen Nation gehörte. Die Erforschung und Gewinnung der Naturschätze wurde weder mit Kenntnis und Geschick, noch mit System betrieben. Bis auf die neueste Zeit hatten die sibirischen Goldsucher ihre Entdeckungen uicht der Wissenschaft, sondern den Angaben der Tun- gusen zu verdanken. Das Gold in Gestalt von Goldsand wurde erst vor etwa vierzig Jahren aufgefunden. Auf die Erze des Altai wiesen erst die Spuren des Berg¬ baus hin, deu die Tschudcn hier getrieben hatten. Der Zobel wurde fleißig ge¬ jagt, aber niemand gab sich die Mühe, seine Lebensweise zu studiren, und jetzt ist er fast ausgerottet. Wenig ist für die Hebung der Schafzucht, nichts für die Ziegen¬ zucht geschehen. Der Unterhalt hat sehr langsame Fortschritte gemacht. Tabak wurde lange Zeit garnicht gepflanzt, obwohl er im Süden prächtig gedeiht. Sibirien ist das Vaterland des Rhabarbers, aber die Sibirier schenken seiner Kultur keiner¬ lei Beachtung. Westsibirien besitzt nach offiziellen Nachrichten, die hinter der wnhreu Ziffer zurückbleiben, an Pferden 2, an Rindern 1/-^, an Schafen 3, an Schweinen ^ Millionen Stück, aber trotz dieser bedeutenden Zahlen sind verhältnismäßig Acker¬ bau und Viehzucht ungenügend entwickelt. Mnu treibt hier die Landwirtschaft in ganz irrationeller Art. Reiche Weiden bleiben ein totes Kapital. Herden von Schafen und Pferden gehen ohne Pflege auf der Steppe durch Seuchen und Wetterunbilden zu Grunde. Im Gouvernement Tobolsk stürzten in einem Zeitraume von nur fünfundzwanzig Jahren über 57 000 Pferde und 290 000 Rinder, im Gouvernement Tomsk von 1860 bis 1866, also in sieben Jahren, 177 145 Stück Vieh. Zahlreiche tierische Produkte Iveiß der sibirische Bauer garnicht zu verwenden. Die Vieh-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/53>, abgerufen am 20.10.2024.