so ergiebt sich selbst bei einem höhern Jahresverdienste noch seine Steuerfreiheit oder aber eine ganz seiner Stcuerkraft angemessene geringe Steuersumme.
Daß dnrch eine derartige gerechte Stcuerverteilung und durch die in ihr liegende Entlastung der zahlreichern oder mit Schulden belasteten Familien deren zur Zeit so mißliche Verhältnisse wesentlich verbessert werden könnten, daß hierdurch deren Konsumkräfte zum Vorteile der einheimischen Produktion bedeutend erhöht werden könnten, dürfte nicht zu verkeimen sein, zumal wenn man bedenkt, daß die direkten Steuersummen ja auch für andere Auslagen!e. maßgebend zu sein pflegen, wie z. B, für die Umlagen, Schul- und Kollegiengelder, für die Verteilung der Einquartierungslasten, für Armeurechtsvcrleihungen, Freistellen, Stipendien?e. Würden aber hierdurch die wirtschaftlichen Verhältnisse so vieler hartbedrängten Familien wesentlich verbessert und hierdurch diese konsnmfähiger und dem ewig drohenden Steuerexekntor entrückt, so müßte das gegenwärtige Mißverhältnis zwischen Produktion und Konsumtion sich wieder mehr aus¬ gleichen, der grelle Unterschied zwischen Reich und Arm sich wieder mehr ver¬ wischen und der erbitterte Kampf zwischen den besitzenden und besitzlosen Be¬ völkerungsschichten erlahmen. Der Besitz selbst würde, indem er seiner drückenden Herrschaft entkleidet und in gerechterer Weise zu den öffentlichen Lasten herbei¬ gezogen würde, nicht mehr in dein Grade wie jetzt angefeindet werden. Die ungleiche Besitzverteilung würde eben durch die den einzelnen Stenerträften ganz angemessene Lastenverteilung wesentlich gemildert und hierdurch erträglicher ge¬ macht werden. Der größte Vorteil aber würde durch die handliche Besitzsteuer den sie einführenden Staaten dadurch zugehen, daß es bei ihnen unanfbring- liche Defizits nicht mehr geben würde, daß sie hierdurch nicht nur unabhängiger und freier vom Großkapitale werden, sondern daß sie dieses sogar aus dem Gebiete der hohen Politik in das seiner natürlichen Grenzen zurückweisen könnten.
Von unsern Gymnasien.
rarhs geistreiches Buch: l^g. anöstion ein l-Mu, das in kurzer Zeit die vierte Auflage erlebt hat, lehrt, daß eines jenseits des Rheins die Frage nach dem Wert oder Unwert unsrer klassischen Erziehung die Gemüter der Gebildeten weithin bewegt/") So wenig wie in Frankreich ist bei uns die Frage abgeschlossen und wird es voraussichtlich noch lange nicht sein. Unsre Schulverwaltungen zögern,
*) 1''i-n,r/, Iiü, yaosüov, An 1s>to. 4"no Mei<in. ?-u'i", 1886. 381 S, Dagegen: IIviiu'IÄl, I.S xroovs <1u latü". OIisorv-Mons Sllr lo livro tlo N. liiwul 1>'r>u'/. 1886.
von unsern Gymnasien.
so ergiebt sich selbst bei einem höhern Jahresverdienste noch seine Steuerfreiheit oder aber eine ganz seiner Stcuerkraft angemessene geringe Steuersumme.
Daß dnrch eine derartige gerechte Stcuerverteilung und durch die in ihr liegende Entlastung der zahlreichern oder mit Schulden belasteten Familien deren zur Zeit so mißliche Verhältnisse wesentlich verbessert werden könnten, daß hierdurch deren Konsumkräfte zum Vorteile der einheimischen Produktion bedeutend erhöht werden könnten, dürfte nicht zu verkeimen sein, zumal wenn man bedenkt, daß die direkten Steuersummen ja auch für andere Auslagen!e. maßgebend zu sein pflegen, wie z. B, für die Umlagen, Schul- und Kollegiengelder, für die Verteilung der Einquartierungslasten, für Armeurechtsvcrleihungen, Freistellen, Stipendien?e. Würden aber hierdurch die wirtschaftlichen Verhältnisse so vieler hartbedrängten Familien wesentlich verbessert und hierdurch diese konsnmfähiger und dem ewig drohenden Steuerexekntor entrückt, so müßte das gegenwärtige Mißverhältnis zwischen Produktion und Konsumtion sich wieder mehr aus¬ gleichen, der grelle Unterschied zwischen Reich und Arm sich wieder mehr ver¬ wischen und der erbitterte Kampf zwischen den besitzenden und besitzlosen Be¬ völkerungsschichten erlahmen. Der Besitz selbst würde, indem er seiner drückenden Herrschaft entkleidet und in gerechterer Weise zu den öffentlichen Lasten herbei¬ gezogen würde, nicht mehr in dein Grade wie jetzt angefeindet werden. Die ungleiche Besitzverteilung würde eben durch die den einzelnen Stenerträften ganz angemessene Lastenverteilung wesentlich gemildert und hierdurch erträglicher ge¬ macht werden. Der größte Vorteil aber würde durch die handliche Besitzsteuer den sie einführenden Staaten dadurch zugehen, daß es bei ihnen unanfbring- liche Defizits nicht mehr geben würde, daß sie hierdurch nicht nur unabhängiger und freier vom Großkapitale werden, sondern daß sie dieses sogar aus dem Gebiete der hohen Politik in das seiner natürlichen Grenzen zurückweisen könnten.
Von unsern Gymnasien.
rarhs geistreiches Buch: l^g. anöstion ein l-Mu, das in kurzer Zeit die vierte Auflage erlebt hat, lehrt, daß eines jenseits des Rheins die Frage nach dem Wert oder Unwert unsrer klassischen Erziehung die Gemüter der Gebildeten weithin bewegt/") So wenig wie in Frankreich ist bei uns die Frage abgeschlossen und wird es voraussichtlich noch lange nicht sein. Unsre Schulverwaltungen zögern,
*) 1''i-n,r/, Iiü, yaosüov, An 1s>to. 4«no Mei<in. ?-u'i», 1886. 381 S, Dagegen: IIviiu'IÄl, I.S xroovs <1u latü». OIisorv-Mons Sllr lo livro tlo N. liiwul 1>'r>u'/. 1886.
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[0422]
von unsern Gymnasien.
so ergiebt sich selbst bei einem höhern Jahresverdienste noch seine Steuerfreiheit
oder aber eine ganz seiner Stcuerkraft angemessene geringe Steuersumme.
Daß dnrch eine derartige gerechte Stcuerverteilung und durch die in ihr
liegende Entlastung der zahlreichern oder mit Schulden belasteten Familien deren
zur Zeit so mißliche Verhältnisse wesentlich verbessert werden könnten, daß
hierdurch deren Konsumkräfte zum Vorteile der einheimischen Produktion bedeutend
erhöht werden könnten, dürfte nicht zu verkeimen sein, zumal wenn man bedenkt,
daß die direkten Steuersummen ja auch für andere Auslagen!e. maßgebend zu
sein pflegen, wie z. B, für die Umlagen, Schul- und Kollegiengelder, für die
Verteilung der Einquartierungslasten, für Armeurechtsvcrleihungen, Freistellen,
Stipendien?e. Würden aber hierdurch die wirtschaftlichen Verhältnisse so vieler
hartbedrängten Familien wesentlich verbessert und hierdurch diese konsnmfähiger
und dem ewig drohenden Steuerexekntor entrückt, so müßte das gegenwärtige
Mißverhältnis zwischen Produktion und Konsumtion sich wieder mehr aus¬
gleichen, der grelle Unterschied zwischen Reich und Arm sich wieder mehr ver¬
wischen und der erbitterte Kampf zwischen den besitzenden und besitzlosen Be¬
völkerungsschichten erlahmen. Der Besitz selbst würde, indem er seiner drückenden
Herrschaft entkleidet und in gerechterer Weise zu den öffentlichen Lasten herbei¬
gezogen würde, nicht mehr in dein Grade wie jetzt angefeindet werden. Die
ungleiche Besitzverteilung würde eben durch die den einzelnen Stenerträften ganz
angemessene Lastenverteilung wesentlich gemildert und hierdurch erträglicher ge¬
macht werden. Der größte Vorteil aber würde durch die handliche Besitzsteuer
den sie einführenden Staaten dadurch zugehen, daß es bei ihnen unanfbring-
liche Defizits nicht mehr geben würde, daß sie hierdurch nicht nur unabhängiger
und freier vom Großkapitale werden, sondern daß sie dieses sogar aus dem
Gebiete der hohen Politik in das seiner natürlichen Grenzen zurückweisen könnten.
Von unsern Gymnasien.
rarhs geistreiches Buch: l^g. anöstion ein l-Mu, das in kurzer
Zeit die vierte Auflage erlebt hat, lehrt, daß eines jenseits des
Rheins die Frage nach dem Wert oder Unwert unsrer klassischen
Erziehung die Gemüter der Gebildeten weithin bewegt/") So
wenig wie in Frankreich ist bei uns die Frage abgeschlossen und
wird es voraussichtlich noch lange nicht sein. Unsre Schulverwaltungen zögern,
*) 1''i-n,r/, Iiü, yaosüov, An 1s>to. 4«no Mei<in. ?-u'i», 1886. 381 S, Dagegen:
IIviiu'IÄl, I.S xroovs <1u latü». OIisorv-Mons Sllr lo livro tlo N. liiwul 1>'r>u'/. 1886.
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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/422>, abgerufen am 24.01.2025.
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