Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. auf ihre beiden Söhne zurück. Euer Onkel ist kein Richard von Glocester! Trotz Vaters eifersüchtiger Anwandlungen waren die zwei Brüder ein Herz Aber um alles in der Welt, Mathilde, sagte Anton, während er sich von Valer zog seine Bluse aus und hing sie in den Sonnenschein. Dn hättest Aber warum sieht ihr denn nnr wie toll auf einander los? fragte Mathilde. Weil Valer es dem Papa nicht nachmachen soll, antwortete Anton, das Du willst uns wohl imponiren, alter Philister? rief Valer vom Fenster Sei doch nicht so abscheulich, Valer! wandte sich Mathilde an diesen. Natürlich, fuhr Valer in dem geringschätzigen Tone fort, dn mußt ja gleich seine Mathilde war dem Weinen näher als dem Lachen. Zum Glück rief jetzt Augenblicklich war aller Streit vergessen, und alle Hände rührten sich. Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. auf ihre beiden Söhne zurück. Euer Onkel ist kein Richard von Glocester! Trotz Vaters eifersüchtiger Anwandlungen waren die zwei Brüder ein Herz Aber um alles in der Welt, Mathilde, sagte Anton, während er sich von Valer zog seine Bluse aus und hing sie in den Sonnenschein. Dn hättest Aber warum sieht ihr denn nnr wie toll auf einander los? fragte Mathilde. Weil Valer es dem Papa nicht nachmachen soll, antwortete Anton, das Du willst uns wohl imponiren, alter Philister? rief Valer vom Fenster Sei doch nicht so abscheulich, Valer! wandte sich Mathilde an diesen. Natürlich, fuhr Valer in dem geringschätzigen Tone fort, dn mußt ja gleich seine Mathilde war dem Weinen näher als dem Lachen. Zum Glück rief jetzt Augenblicklich war aller Streit vergessen, und alle Hände rührten sich. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199394"/> <fw type="header" place="top"> Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_82" prev="#ID_81"> auf ihre beiden Söhne zurück. Euer Onkel ist kein Richard von Glocester!<lb/> dachte sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_83"> Trotz Vaters eifersüchtiger Anwandlungen waren die zwei Brüder ein Herz<lb/> und eine Seele. Einmal nur kam es während Antons Ferienzeit zu ernstem<lb/> Streit zwischen ihnen. Es war dies bei Gelegenheit einer Valerianschen Auf¬<lb/> führung, in welcher nicht zum erstenmale der Papa eine etwas lächerliche Rolle<lb/> spielte. Sobald sich Anton von seinem Lachanfall erholt hatte, überfiel er<lb/> entrüstet seinen Bruder. Die beiden jungen Helden wälzten sich in wildem<lb/> Handgemenge auf dem Teppich Trakelbergs, dessen Zimmer zum Schallplatze<lb/> ihrer Thaten erlesen war. Sie stießen ihre Köpfe gegen Tisch- und Stuhlbeine<lb/> und schlugen mit den Fäusten, wohin sie trafen, und hätte Julie nicht mit aller<lb/> Macht Widerstand geleistet, so wäre die herabhängende Tischdecke mit samt dem<lb/> Tintenfasse und sonstigen Gerätschaften ein Opfer der Kamvfcswut geworden.<lb/> Mathilde, der diese Szene ernste Besorgnis erregte, eilte nach Trakelbergs<lb/> Schlafgemach, schleppte dessen Wasserkrug herbei und leerte ihn über den Köpfen<lb/> der Streiter, ein Verfahren, dessen Anwendung sie bei Hühnerhunden, die in<lb/> einander verbissen waren, gesehen hatte. Das Mittet wirkte anch hier. 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Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.
auf ihre beiden Söhne zurück. Euer Onkel ist kein Richard von Glocester!
dachte sie.
Trotz Vaters eifersüchtiger Anwandlungen waren die zwei Brüder ein Herz
und eine Seele. Einmal nur kam es während Antons Ferienzeit zu ernstem
Streit zwischen ihnen. Es war dies bei Gelegenheit einer Valerianschen Auf¬
führung, in welcher nicht zum erstenmale der Papa eine etwas lächerliche Rolle
spielte. Sobald sich Anton von seinem Lachanfall erholt hatte, überfiel er
entrüstet seinen Bruder. Die beiden jungen Helden wälzten sich in wildem
Handgemenge auf dem Teppich Trakelbergs, dessen Zimmer zum Schallplatze
ihrer Thaten erlesen war. Sie stießen ihre Köpfe gegen Tisch- und Stuhlbeine
und schlugen mit den Fäusten, wohin sie trafen, und hätte Julie nicht mit aller
Macht Widerstand geleistet, so wäre die herabhängende Tischdecke mit samt dem
Tintenfasse und sonstigen Gerätschaften ein Opfer der Kamvfcswut geworden.
Mathilde, der diese Szene ernste Besorgnis erregte, eilte nach Trakelbergs
Schlafgemach, schleppte dessen Wasserkrug herbei und leerte ihn über den Köpfen
der Streiter, ein Verfahren, dessen Anwendung sie bei Hühnerhunden, die in
einander verbissen waren, gesehen hatte. Das Mittet wirkte anch hier. Unsre
Helden ließen einander los und brummten unter Pusten und Schütteln die arme
Mathilde an, die, den geleerten Krug in der Hand, trotz ihres Erfolges etwas
betroffen dastand.
Aber um alles in der Welt, Mathilde, sagte Anton, während er sich von
der lachenden Julie abreiben ließ, was machst du denn nnr?
Valer zog seine Bluse aus und hing sie in den Sonnenschein. Dn hättest
uns wenigstens ans die Dorade vorbereiten sollen, damit wir uns in Kostüme
hätten werfen können! Du, Julie, könntest auch etwas besseres thun als wie
ein Kobold zu grinsen.
Aber warum sieht ihr denn nnr wie toll auf einander los? fragte Mathilde.
Weil Valer es dem Papa nicht nachmachen soll, antwortete Anton, das
ist furchtbar ungezogen und schickt sich nicht. Danke, Julie, jetzt bin ich schon
trocken. Nein, Mathilde, das ist wirklich sehr unrecht von Valer.
Du willst uns wohl imponiren, alter Philister? rief Valer vom Fenster
her, wo er seine trocknende Bluse bewachte.
Sei doch nicht so abscheulich, Valer! wandte sich Mathilde an diesen.
Natürlich, fuhr Valer in dem geringschätzigen Tone fort, dn mußt ja gleich seine
Partei nehmen. Ist mir aber ganz egal, und du bist auch nicht viel wert, Mathilde.
Mathilde war dem Weinen näher als dem Lachen. Zum Glück rief jetzt
Julie aus: Es ist schon zwölf Uhr! Herr Trakelberg wird gleich kommen.
Schnell, helft mir Ordnung machen.
Augenblicklich war aller Streit vergessen, und alle Hände rührten sich.
Der Krug verschwand; ein paar reine Handtücher, die Tante Cäcilie erst heute
herausgegeben hatte, wurden dazu benutzt, den Teppich abzureiben, Tische und
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