Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Land und Leute in Bulgarien,

ein Defizit von 4169 087 Leva auf, welches durch Erhöhung der Zölle und
der Holz- und Tabakssteuer sowie durch Einführung neuer Zölle an den süd¬
lichen Grenzen gedeckt werden sollte. Die Ausgaben verteilten sich folgender¬
maßen: Kriegswesen 11250 000, Inneres 8 860 367, Finanzen 3 697 400, Justiz
1404 200, Unterricht 1 372 120, Äußeres 677 000 Leva, Im Juni 1880 beschloß
das Sobrauje das Gesetz über das Münzwesen, nach welchem Goldstücke zu 20
und 10, Silbermünzen zu 5, 2, 1 und ^ Leva und Kupferstücke zu 10, 5,
2 und 1 Stotinik geprägt werden sollten. Es giebt aber im Verkehr nur
fremdes Gold, wogegen das umlaufende Silber meist in Stücken mit bulgarischen
Gepräge besteht. Eine in Aussicht genommene Münzkonvention mit Serbien
nud Rumänien kam nicht zustande. Das Vndgct von 1881--1882 ergab
28154 280 Leva Einnahmen und 29141814 Leva Ausgaben, also ein weit
geringeres Defizit als das vorige. Die Ausgaben verteilten sich wie folgt:
Militär 11249 999, Inneres 8 807 815, Finanzen 3 553 652, Justiz 1831520,
Unterricht 1 691 700, Zivilliste und Hofstaat 1300 000, Äußeres und Kultus
644528, Ministerrat 12 600 Leva. In diesem Jahre votirte das Sobmnje
Gesetze über die Behandlung des Budgets, über die Errichtung eines Ober-
rechnungshvfes, über die von Filialsteuerümtern und über das Zollwesen. Der
Zehnte vom Getreide wurde in Baargeld verwandelt. Ferner wurde die Vieh¬
steuer besser geordnet, und schließlich ergingen gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich
der Zinsbauern im Kreise Kvstendil, welche den von den türkischen Gutsherren
(Spahis) beanspruchten Zehnten nicht mehr entrichten wollten und nun nnter
Entschädigung der Türken mit Geld davon befreit wurden. 1882 wurde statt
des dem Staate zustehenden Zehnten eine Grundsteuer eingeführt, auch schritt
mau zur Errichtung einer Nationalbank in Sofia, zu der schon der russische
Gouverneur Dondukow-Korsakvw mit zwei Millionen den Grund gelegt hatte.
Für 1883 wurde das Budget auf 30 568 280 Leva Einnahmen und 31205 427
Leva Ausgaben festgesetzt. Das wieder verhältnismäßig geringe Defizit sollte
durch deu Nest der Devisen gedeckt werden. Im Oktober dieses Jahres nahm
die Volksvertretung einen mit Rußland abgeschlossenen Vertrag an, nach welchem
das Fürstentum der russischen Regierung zufolge des Berliner Friedens
10 618 250 Rubel an Olkupatiouskosten aus dem Kriege von 1877 schulden und
dieselben in halbjährigen Raten von je 400 000 Nudeln, vom 1. September 1883
angefangen, abzahlen sollte. Auf eine Vergütung von Zinsen leistete man in
Petersburg Verzicht.

Der Voranschlag des Budgets für 1885 faßte sich in folgenden Ziffern
zusammen: Einnahmen 34 899 900 Leva, davon 19 575 000 an direkten,
13 520 700 an indirekten Steuern, sowie 1804 200 an verschiednen Einnahmen;
Ausgaben 35 780 324 Leva, von denen die "obere Verwaltung" 1210 900, die
öffentliche Schuld 2105 004, die Finanzen und öffentlichen Arbeiten 6 981100,
das Innere 5 372 230, das Äußere, die Posten und Telegraphen 3 346 800, der


Land und Leute in Bulgarien,

ein Defizit von 4169 087 Leva auf, welches durch Erhöhung der Zölle und
der Holz- und Tabakssteuer sowie durch Einführung neuer Zölle an den süd¬
lichen Grenzen gedeckt werden sollte. Die Ausgaben verteilten sich folgender¬
maßen: Kriegswesen 11250 000, Inneres 8 860 367, Finanzen 3 697 400, Justiz
1404 200, Unterricht 1 372 120, Äußeres 677 000 Leva, Im Juni 1880 beschloß
das Sobrauje das Gesetz über das Münzwesen, nach welchem Goldstücke zu 20
und 10, Silbermünzen zu 5, 2, 1 und ^ Leva und Kupferstücke zu 10, 5,
2 und 1 Stotinik geprägt werden sollten. Es giebt aber im Verkehr nur
fremdes Gold, wogegen das umlaufende Silber meist in Stücken mit bulgarischen
Gepräge besteht. Eine in Aussicht genommene Münzkonvention mit Serbien
nud Rumänien kam nicht zustande. Das Vndgct von 1881—1882 ergab
28154 280 Leva Einnahmen und 29141814 Leva Ausgaben, also ein weit
geringeres Defizit als das vorige. Die Ausgaben verteilten sich wie folgt:
Militär 11249 999, Inneres 8 807 815, Finanzen 3 553 652, Justiz 1831520,
Unterricht 1 691 700, Zivilliste und Hofstaat 1300 000, Äußeres und Kultus
644528, Ministerrat 12 600 Leva. In diesem Jahre votirte das Sobmnje
Gesetze über die Behandlung des Budgets, über die Errichtung eines Ober-
rechnungshvfes, über die von Filialsteuerümtern und über das Zollwesen. Der
Zehnte vom Getreide wurde in Baargeld verwandelt. Ferner wurde die Vieh¬
steuer besser geordnet, und schließlich ergingen gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich
der Zinsbauern im Kreise Kvstendil, welche den von den türkischen Gutsherren
(Spahis) beanspruchten Zehnten nicht mehr entrichten wollten und nun nnter
Entschädigung der Türken mit Geld davon befreit wurden. 1882 wurde statt
des dem Staate zustehenden Zehnten eine Grundsteuer eingeführt, auch schritt
mau zur Errichtung einer Nationalbank in Sofia, zu der schon der russische
Gouverneur Dondukow-Korsakvw mit zwei Millionen den Grund gelegt hatte.
Für 1883 wurde das Budget auf 30 568 280 Leva Einnahmen und 31205 427
Leva Ausgaben festgesetzt. Das wieder verhältnismäßig geringe Defizit sollte
durch deu Nest der Devisen gedeckt werden. Im Oktober dieses Jahres nahm
die Volksvertretung einen mit Rußland abgeschlossenen Vertrag an, nach welchem
das Fürstentum der russischen Regierung zufolge des Berliner Friedens
10 618 250 Rubel an Olkupatiouskosten aus dem Kriege von 1877 schulden und
dieselben in halbjährigen Raten von je 400 000 Nudeln, vom 1. September 1883
angefangen, abzahlen sollte. Auf eine Vergütung von Zinsen leistete man in
Petersburg Verzicht.

Der Voranschlag des Budgets für 1885 faßte sich in folgenden Ziffern
zusammen: Einnahmen 34 899 900 Leva, davon 19 575 000 an direkten,
13 520 700 an indirekten Steuern, sowie 1804 200 an verschiednen Einnahmen;
Ausgaben 35 780 324 Leva, von denen die „obere Verwaltung" 1210 900, die
öffentliche Schuld 2105 004, die Finanzen und öffentlichen Arbeiten 6 981100,
das Innere 5 372 230, das Äußere, die Posten und Telegraphen 3 346 800, der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199569"/>
          <fw type="header" place="top"> Land und Leute in Bulgarien,</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_840" prev="#ID_839"> ein Defizit von 4169 087 Leva auf, welches durch Erhöhung der Zölle und<lb/>
der Holz- und Tabakssteuer sowie durch Einführung neuer Zölle an den süd¬<lb/>
lichen Grenzen gedeckt werden sollte. Die Ausgaben verteilten sich folgender¬<lb/>
maßen: Kriegswesen 11250 000, Inneres 8 860 367, Finanzen 3 697 400, Justiz<lb/>
1404 200, Unterricht 1 372 120, Äußeres 677 000 Leva, Im Juni 1880 beschloß<lb/>
das Sobrauje das Gesetz über das Münzwesen, nach welchem Goldstücke zu 20<lb/>
und 10, Silbermünzen zu 5, 2, 1 und ^ Leva und Kupferstücke zu 10, 5,<lb/>
2 und 1 Stotinik geprägt werden sollten. Es giebt aber im Verkehr nur<lb/>
fremdes Gold, wogegen das umlaufende Silber meist in Stücken mit bulgarischen<lb/>
Gepräge besteht. Eine in Aussicht genommene Münzkonvention mit Serbien<lb/>
nud Rumänien kam nicht zustande. Das Vndgct von 1881&#x2014;1882 ergab<lb/>
28154 280 Leva Einnahmen und 29141814 Leva Ausgaben, also ein weit<lb/>
geringeres Defizit als das vorige. Die Ausgaben verteilten sich wie folgt:<lb/>
Militär 11249 999, Inneres 8 807 815, Finanzen 3 553 652, Justiz 1831520,<lb/>
Unterricht 1 691 700, Zivilliste und Hofstaat 1300 000, Äußeres und Kultus<lb/>
644528, Ministerrat 12 600 Leva. In diesem Jahre votirte das Sobmnje<lb/>
Gesetze über die Behandlung des Budgets, über die Errichtung eines Ober-<lb/>
rechnungshvfes, über die von Filialsteuerümtern und über das Zollwesen. Der<lb/>
Zehnte vom Getreide wurde in Baargeld verwandelt. Ferner wurde die Vieh¬<lb/>
steuer besser geordnet, und schließlich ergingen gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich<lb/>
der Zinsbauern im Kreise Kvstendil, welche den von den türkischen Gutsherren<lb/>
(Spahis) beanspruchten Zehnten nicht mehr entrichten wollten und nun nnter<lb/>
Entschädigung der Türken mit Geld davon befreit wurden. 1882 wurde statt<lb/>
des dem Staate zustehenden Zehnten eine Grundsteuer eingeführt, auch schritt<lb/>
mau zur Errichtung einer Nationalbank in Sofia, zu der schon der russische<lb/>
Gouverneur Dondukow-Korsakvw mit zwei Millionen den Grund gelegt hatte.<lb/>
Für 1883 wurde das Budget auf 30 568 280 Leva Einnahmen und 31205 427<lb/>
Leva Ausgaben festgesetzt. Das wieder verhältnismäßig geringe Defizit sollte<lb/>
durch deu Nest der Devisen gedeckt werden. Im Oktober dieses Jahres nahm<lb/>
die Volksvertretung einen mit Rußland abgeschlossenen Vertrag an, nach welchem<lb/>
das Fürstentum der russischen Regierung zufolge des Berliner Friedens<lb/>
10 618 250 Rubel an Olkupatiouskosten aus dem Kriege von 1877 schulden und<lb/>
dieselben in halbjährigen Raten von je 400 000 Nudeln, vom 1. September 1883<lb/>
angefangen, abzahlen sollte. Auf eine Vergütung von Zinsen leistete man in<lb/>
Petersburg Verzicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_841" next="#ID_842"> Der Voranschlag des Budgets für 1885 faßte sich in folgenden Ziffern<lb/>
zusammen: Einnahmen 34 899 900 Leva, davon 19 575 000 an direkten,<lb/>
13 520 700 an indirekten Steuern, sowie 1804 200 an verschiednen Einnahmen;<lb/>
Ausgaben 35 780 324 Leva, von denen die &#x201E;obere Verwaltung" 1210 900, die<lb/>
öffentliche Schuld 2105 004, die Finanzen und öffentlichen Arbeiten 6 981100,<lb/>
das Innere 5 372 230, das Äußere, die Posten und Telegraphen 3 346 800, der</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0215] Land und Leute in Bulgarien, ein Defizit von 4169 087 Leva auf, welches durch Erhöhung der Zölle und der Holz- und Tabakssteuer sowie durch Einführung neuer Zölle an den süd¬ lichen Grenzen gedeckt werden sollte. Die Ausgaben verteilten sich folgender¬ maßen: Kriegswesen 11250 000, Inneres 8 860 367, Finanzen 3 697 400, Justiz 1404 200, Unterricht 1 372 120, Äußeres 677 000 Leva, Im Juni 1880 beschloß das Sobrauje das Gesetz über das Münzwesen, nach welchem Goldstücke zu 20 und 10, Silbermünzen zu 5, 2, 1 und ^ Leva und Kupferstücke zu 10, 5, 2 und 1 Stotinik geprägt werden sollten. Es giebt aber im Verkehr nur fremdes Gold, wogegen das umlaufende Silber meist in Stücken mit bulgarischen Gepräge besteht. Eine in Aussicht genommene Münzkonvention mit Serbien nud Rumänien kam nicht zustande. Das Vndgct von 1881—1882 ergab 28154 280 Leva Einnahmen und 29141814 Leva Ausgaben, also ein weit geringeres Defizit als das vorige. Die Ausgaben verteilten sich wie folgt: Militär 11249 999, Inneres 8 807 815, Finanzen 3 553 652, Justiz 1831520, Unterricht 1 691 700, Zivilliste und Hofstaat 1300 000, Äußeres und Kultus 644528, Ministerrat 12 600 Leva. In diesem Jahre votirte das Sobmnje Gesetze über die Behandlung des Budgets, über die Errichtung eines Ober- rechnungshvfes, über die von Filialsteuerümtern und über das Zollwesen. Der Zehnte vom Getreide wurde in Baargeld verwandelt. Ferner wurde die Vieh¬ steuer besser geordnet, und schließlich ergingen gesetzliche Bestimmungen hinsichtlich der Zinsbauern im Kreise Kvstendil, welche den von den türkischen Gutsherren (Spahis) beanspruchten Zehnten nicht mehr entrichten wollten und nun nnter Entschädigung der Türken mit Geld davon befreit wurden. 1882 wurde statt des dem Staate zustehenden Zehnten eine Grundsteuer eingeführt, auch schritt mau zur Errichtung einer Nationalbank in Sofia, zu der schon der russische Gouverneur Dondukow-Korsakvw mit zwei Millionen den Grund gelegt hatte. Für 1883 wurde das Budget auf 30 568 280 Leva Einnahmen und 31205 427 Leva Ausgaben festgesetzt. Das wieder verhältnismäßig geringe Defizit sollte durch deu Nest der Devisen gedeckt werden. Im Oktober dieses Jahres nahm die Volksvertretung einen mit Rußland abgeschlossenen Vertrag an, nach welchem das Fürstentum der russischen Regierung zufolge des Berliner Friedens 10 618 250 Rubel an Olkupatiouskosten aus dem Kriege von 1877 schulden und dieselben in halbjährigen Raten von je 400 000 Nudeln, vom 1. September 1883 angefangen, abzahlen sollte. Auf eine Vergütung von Zinsen leistete man in Petersburg Verzicht. Der Voranschlag des Budgets für 1885 faßte sich in folgenden Ziffern zusammen: Einnahmen 34 899 900 Leva, davon 19 575 000 an direkten, 13 520 700 an indirekten Steuern, sowie 1804 200 an verschiednen Einnahmen; Ausgaben 35 780 324 Leva, von denen die „obere Verwaltung" 1210 900, die öffentliche Schuld 2105 004, die Finanzen und öffentlichen Arbeiten 6 981100, das Innere 5 372 230, das Äußere, die Posten und Telegraphen 3 346 800, der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/215
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/215>, abgerufen am 27.09.2024.