Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus der Chronik derer von Riffelshausen. rascher nach der Stadt befördern, als Ihr Schimmel es vermöchte. Überdies Nu, wie Sie das meinen, sagte der Bauer und zuckte die Achseln. Trcckel- Gegen Mitternacht trat Petri in das Zimmer der Hofmarschallin. Die Cäcilie war über diesen plötzlichen Krankheitsfall höchst betreten. Ab¬ Er ist doch sonst nicht so unvernünftig, dachte sie, man wird ja krank, Ganz besonders aber erregte es ihre Verwunderung, daß Bohemund sich Nach einigem Überlegen beschloß Cäcilie bei dem Bruder einzudringen. Sie fand ihn am Schreibtisch sitzend, in die Betrachtung eines kleinen, Er fuhr auf. Wie du einen erschrecken kannst, Cäcilie! Was giebt es denn? Petri war da und ist bereits wieder fort. Er will gegen Morgen wiederkommen. Schön. Wann geht doch der Frühzug? Ich bitte dich! -- wohin denn? Nach der Residenz. Ich sagte dir doch, daß Friedrichs Berechnungen nicht Cäcilie konnte nicht umhin, trotz der Wichtigkeit, die sie selbst den Guts¬ Da willst du jetzt reisen? sagte sie zweifelnd. Sobald als möglich. Es thut mir leid, dich gerade jetzt, wo die Last des Aus der Chronik derer von Riffelshausen. rascher nach der Stadt befördern, als Ihr Schimmel es vermöchte. Überdies Nu, wie Sie das meinen, sagte der Bauer und zuckte die Achseln. Trcckel- Gegen Mitternacht trat Petri in das Zimmer der Hofmarschallin. Die Cäcilie war über diesen plötzlichen Krankheitsfall höchst betreten. Ab¬ Er ist doch sonst nicht so unvernünftig, dachte sie, man wird ja krank, Ganz besonders aber erregte es ihre Verwunderung, daß Bohemund sich Nach einigem Überlegen beschloß Cäcilie bei dem Bruder einzudringen. Sie fand ihn am Schreibtisch sitzend, in die Betrachtung eines kleinen, Er fuhr auf. Wie du einen erschrecken kannst, Cäcilie! Was giebt es denn? Petri war da und ist bereits wieder fort. Er will gegen Morgen wiederkommen. Schön. Wann geht doch der Frühzug? Ich bitte dich! — wohin denn? Nach der Residenz. Ich sagte dir doch, daß Friedrichs Berechnungen nicht Cäcilie konnte nicht umhin, trotz der Wichtigkeit, die sie selbst den Guts¬ Da willst du jetzt reisen? sagte sie zweifelnd. Sobald als möglich. Es thut mir leid, dich gerade jetzt, wo die Last des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199501"/> <fw type="header" place="top"> Aus der Chronik derer von Riffelshausen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_491" prev="#ID_490"> rascher nach der Stadt befördern, als Ihr Schimmel es vermöchte. Überdies<lb/> werde ich niemals ein Roß besteigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_492"> Nu, wie Sie das meinen, sagte der Bauer und zuckte die Achseln. Trcckel-<lb/> berg aber rannte mittels seiner langen Beine unglaublich schnell davon.</p><lb/> <p xml:id="ID_493"> Gegen Mitternacht trat Petri in das Zimmer der Hofmarschallin. Die<lb/> Minna hatte bereits allerhand Hausmittel gebraucht, „was man da so macht,"<lb/> und wollte auch bemerkt haben, daß der Zustand der Kranken bereits besser sei.<lb/> Aber Petri schüttelte den Kopf und sagte nichts, was bei ihm ein sehr bedenk¬<lb/> liches Zeichen war. Er sandte sogleich ein Rezept nach Nummelshausen in die<lb/> Apotheke und befahl dem Boten, sich sehr zu beeilen.</p><lb/> <p xml:id="ID_494"> Cäcilie war über diesen plötzlichen Krankheitsfall höchst betreten. Ab¬<lb/> wechselnd stand sie an dem Bette der stark fiebernden Schwägerin und lauschte<lb/> an der Thür vor des Hofmarschalls Zimmer. Der wanderte immer noch ruhelos<lb/> auf und nieder und versetzte sie durch sein hoffnungsloses Wesen wirklich in Angst.</p><lb/> <p xml:id="ID_495"> Er ist doch sonst nicht so unvernünftig, dachte sie, man wird ja krank,<lb/> Gott sei's geklagt! wird aber doch auch wieder gesund. Und sie liegt wahr¬<lb/> haftig noch nicht am Tode!</p><lb/> <p xml:id="ID_496"> Ganz besonders aber erregte es ihre Verwunderung, daß Bohemund sich<lb/> nicht zeigte, als der Doktor kam. Freilich sprach Petri sich in der Nacht noch<lb/> nicht aus, doch hätte Niffelshausen bei seiner übergroßen Besorgnis begierig<lb/> sein müssen, von ihm ein beruhigendes Wort zu hören.</p><lb/> <p xml:id="ID_497"> Nach einigem Überlegen beschloß Cäcilie bei dem Bruder einzudringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_498"> Sie fand ihn am Schreibtisch sitzend, in die Betrachtung eines kleinen,<lb/> Georg vorstellenden Pastellbildes dermaßen vertieft, daß er ihren Eintritt nicht<lb/> bemerkte. Sie blieb einige Augenblicke hinter ihm stehen, dann fragte sie er¬<lb/> staunt: Was machst du denn da?</p><lb/> <p xml:id="ID_499"> Er fuhr auf. Wie du einen erschrecken kannst, Cäcilie! Was giebt es denn?</p><lb/> <p xml:id="ID_500"> Petri war da und ist bereits wieder fort. Er will gegen Morgen wiederkommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_501"> Schön. Wann geht doch der Frühzug?</p><lb/> <p xml:id="ID_502"> Ich bitte dich! — wohin denn?</p><lb/> <p xml:id="ID_503"> Nach der Residenz. Ich sagte dir doch, daß Friedrichs Berechnungen nicht<lb/> zu brauchen sind. Da ist mir der Einfall gekommen, nach Hofe zu fahren und<lb/> zu sehen, ob mir Hoheit seinen Meier überlassen kann. Der würde uus die<lb/> Sache rasch ordnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_504"> Cäcilie konnte nicht umhin, trotz der Wichtigkeit, die sie selbst den Guts¬<lb/> angelegenheiten beimaß, sich zu wundern, daß der Bruder jetzt von diesen so<lb/> völlig eingenommen schien.</p><lb/> <p xml:id="ID_505"> Da willst du jetzt reisen? sagte sie zweifelnd.</p><lb/> <p xml:id="ID_506"> Sobald als möglich. Es thut mir leid, dich gerade jetzt, wo die Last des<lb/> Hauswesens auf dir allein liegt, verlassen zu müssen; doch wirst du an Trakel-<lb/> berg und der braven Minna wackere Stützen haben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
rascher nach der Stadt befördern, als Ihr Schimmel es vermöchte. Überdies
werde ich niemals ein Roß besteigen.
Nu, wie Sie das meinen, sagte der Bauer und zuckte die Achseln. Trcckel-
berg aber rannte mittels seiner langen Beine unglaublich schnell davon.
Gegen Mitternacht trat Petri in das Zimmer der Hofmarschallin. Die
Minna hatte bereits allerhand Hausmittel gebraucht, „was man da so macht,"
und wollte auch bemerkt haben, daß der Zustand der Kranken bereits besser sei.
Aber Petri schüttelte den Kopf und sagte nichts, was bei ihm ein sehr bedenk¬
liches Zeichen war. Er sandte sogleich ein Rezept nach Nummelshausen in die
Apotheke und befahl dem Boten, sich sehr zu beeilen.
Cäcilie war über diesen plötzlichen Krankheitsfall höchst betreten. Ab¬
wechselnd stand sie an dem Bette der stark fiebernden Schwägerin und lauschte
an der Thür vor des Hofmarschalls Zimmer. Der wanderte immer noch ruhelos
auf und nieder und versetzte sie durch sein hoffnungsloses Wesen wirklich in Angst.
Er ist doch sonst nicht so unvernünftig, dachte sie, man wird ja krank,
Gott sei's geklagt! wird aber doch auch wieder gesund. Und sie liegt wahr¬
haftig noch nicht am Tode!
Ganz besonders aber erregte es ihre Verwunderung, daß Bohemund sich
nicht zeigte, als der Doktor kam. Freilich sprach Petri sich in der Nacht noch
nicht aus, doch hätte Niffelshausen bei seiner übergroßen Besorgnis begierig
sein müssen, von ihm ein beruhigendes Wort zu hören.
Nach einigem Überlegen beschloß Cäcilie bei dem Bruder einzudringen.
Sie fand ihn am Schreibtisch sitzend, in die Betrachtung eines kleinen,
Georg vorstellenden Pastellbildes dermaßen vertieft, daß er ihren Eintritt nicht
bemerkte. Sie blieb einige Augenblicke hinter ihm stehen, dann fragte sie er¬
staunt: Was machst du denn da?
Er fuhr auf. Wie du einen erschrecken kannst, Cäcilie! Was giebt es denn?
Petri war da und ist bereits wieder fort. Er will gegen Morgen wiederkommen.
Schön. Wann geht doch der Frühzug?
Ich bitte dich! — wohin denn?
Nach der Residenz. Ich sagte dir doch, daß Friedrichs Berechnungen nicht
zu brauchen sind. Da ist mir der Einfall gekommen, nach Hofe zu fahren und
zu sehen, ob mir Hoheit seinen Meier überlassen kann. Der würde uus die
Sache rasch ordnen.
Cäcilie konnte nicht umhin, trotz der Wichtigkeit, die sie selbst den Guts¬
angelegenheiten beimaß, sich zu wundern, daß der Bruder jetzt von diesen so
völlig eingenommen schien.
Da willst du jetzt reisen? sagte sie zweifelnd.
Sobald als möglich. Es thut mir leid, dich gerade jetzt, wo die Last des
Hauswesens auf dir allein liegt, verlassen zu müssen; doch wirst du an Trakel-
berg und der braven Minna wackere Stützen haben.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |