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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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(Lamoens.
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung,)

hr frevelt in Eurer irdischen Leidenschaft fort und fort, versetzte
Tellez Alucita. Alls Eurer Besorgnis, wie aus Euerm Groll
wider den König klingt es heraus, daß Ihr selbst nicht reinen
Herzens seid. Wolltet Ihr nichts als Gräfin Catarinn und den
König vor der Sünde behüten, Ihr würdet bellte wenigstens nicht
zweifeln, daß Euch Gottes Beistand gewiß ist. Geht in Euch, Senhor Luis,
prüft Herz und Nieren, ob Donna Catariua in Euerm Schutze besser bewahrt
sei als in dem des Königs.

Ihr wißt so gut wie ich, Fras Tellez, daß es Eurer Mahnung nicht be¬
darf, entgegnete Camoens unmutig. Das Höchste, was mein Herz wähnen und
wollen könnte, wäre, daß mir Gräfin Catarina ihre Hand schenkte -- und das
wage ich nicht zu wähnen! Aber ich hoffe, daß sie mir vergönnen wird, mich,
sobald Dom Sebastian zu Schiff ist, ganz ihrem Dienste zu widmen.

Verbergt Euch nicht selbst die Wahrheit, unterbrach ihn der Priester. Ihr
glüht und hofft Euern entsagenden Worten zum Trotz und zählt darauf, Euer"
ritterlichen Dienst mit einer Brautkrone gelohnt zu sehen. Ich will sür Euch
beten, Camoens, selbst für Eure irdischen Wünsche; mein Amt, den König bei
seinen Gelübden zu erhalten, kann es nur erleichtern, wenn Ihr in der Zwischen¬
zeit und bis wir aus dem Feldzuge wiederkehren, die Gräfin Palmeirim zur Ge¬
mahlin gewinnt. Und jetzt verzeiht mir, ich habe die wenigen Reisevorbereitungen,
deren ich bedarf, noch nicht getroffen. Lebewohl sage ich Euch morgen am Hafen,
bevor ich ins Boot steige.

Tellez Alucita machte das Zeichen des Segens und ging, mit unhör¬
baren Tritten, durch die lange Galerie, welche sich neben dem großen Thron¬
saal hin erstreckte. Camoens sah ihm mit düsterer Miene einige Minuten nach




(Lamoens.
Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung,)

hr frevelt in Eurer irdischen Leidenschaft fort und fort, versetzte
Tellez Alucita. Alls Eurer Besorgnis, wie aus Euerm Groll
wider den König klingt es heraus, daß Ihr selbst nicht reinen
Herzens seid. Wolltet Ihr nichts als Gräfin Catarinn und den
König vor der Sünde behüten, Ihr würdet bellte wenigstens nicht
zweifeln, daß Euch Gottes Beistand gewiß ist. Geht in Euch, Senhor Luis,
prüft Herz und Nieren, ob Donna Catariua in Euerm Schutze besser bewahrt
sei als in dem des Königs.

Ihr wißt so gut wie ich, Fras Tellez, daß es Eurer Mahnung nicht be¬
darf, entgegnete Camoens unmutig. Das Höchste, was mein Herz wähnen und
wollen könnte, wäre, daß mir Gräfin Catarina ihre Hand schenkte — und das
wage ich nicht zu wähnen! Aber ich hoffe, daß sie mir vergönnen wird, mich,
sobald Dom Sebastian zu Schiff ist, ganz ihrem Dienste zu widmen.

Verbergt Euch nicht selbst die Wahrheit, unterbrach ihn der Priester. Ihr
glüht und hofft Euern entsagenden Worten zum Trotz und zählt darauf, Euer»
ritterlichen Dienst mit einer Brautkrone gelohnt zu sehen. Ich will sür Euch
beten, Camoens, selbst für Eure irdischen Wünsche; mein Amt, den König bei
seinen Gelübden zu erhalten, kann es nur erleichtern, wenn Ihr in der Zwischen¬
zeit und bis wir aus dem Feldzuge wiederkehren, die Gräfin Palmeirim zur Ge¬
mahlin gewinnt. Und jetzt verzeiht mir, ich habe die wenigen Reisevorbereitungen,
deren ich bedarf, noch nicht getroffen. Lebewohl sage ich Euch morgen am Hafen,
bevor ich ins Boot steige.

Tellez Alucita machte das Zeichen des Segens und ging, mit unhör¬
baren Tritten, durch die lange Galerie, welche sich neben dem großen Thron¬
saal hin erstreckte. Camoens sah ihm mit düsterer Miene einige Minuten nach


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[0096] [Abbildung] (Lamoens. Roman von Adolf Stern. (Fortsetzung,) hr frevelt in Eurer irdischen Leidenschaft fort und fort, versetzte Tellez Alucita. Alls Eurer Besorgnis, wie aus Euerm Groll wider den König klingt es heraus, daß Ihr selbst nicht reinen Herzens seid. Wolltet Ihr nichts als Gräfin Catarinn und den König vor der Sünde behüten, Ihr würdet bellte wenigstens nicht zweifeln, daß Euch Gottes Beistand gewiß ist. Geht in Euch, Senhor Luis, prüft Herz und Nieren, ob Donna Catariua in Euerm Schutze besser bewahrt sei als in dem des Königs. Ihr wißt so gut wie ich, Fras Tellez, daß es Eurer Mahnung nicht be¬ darf, entgegnete Camoens unmutig. Das Höchste, was mein Herz wähnen und wollen könnte, wäre, daß mir Gräfin Catarina ihre Hand schenkte — und das wage ich nicht zu wähnen! Aber ich hoffe, daß sie mir vergönnen wird, mich, sobald Dom Sebastian zu Schiff ist, ganz ihrem Dienste zu widmen. Verbergt Euch nicht selbst die Wahrheit, unterbrach ihn der Priester. Ihr glüht und hofft Euern entsagenden Worten zum Trotz und zählt darauf, Euer» ritterlichen Dienst mit einer Brautkrone gelohnt zu sehen. Ich will sür Euch beten, Camoens, selbst für Eure irdischen Wünsche; mein Amt, den König bei seinen Gelübden zu erhalten, kann es nur erleichtern, wenn Ihr in der Zwischen¬ zeit und bis wir aus dem Feldzuge wiederkehren, die Gräfin Palmeirim zur Ge¬ mahlin gewinnt. Und jetzt verzeiht mir, ich habe die wenigen Reisevorbereitungen, deren ich bedarf, noch nicht getroffen. Lebewohl sage ich Euch morgen am Hafen, bevor ich ins Boot steige. Tellez Alucita machte das Zeichen des Segens und ging, mit unhör¬ baren Tritten, durch die lange Galerie, welche sich neben dem großen Thron¬ saal hin erstreckte. Camoens sah ihm mit düsterer Miene einige Minuten nach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/96>, abgerufen am 03.07.2024.