Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.All!- der Chronik derer von Riffelshausen. Ein Heiliger würde die Geduld verlieren über diesen Kleinigkeitskrämer! So können wir Georg an dessen Stelle in den Kalender setzen lassen, er¬ Sie ärgern sich nur krank mit dem Menschen, sagte der Moosdorfer, lassen Aber Georg schrieb einen bedenklichen Brief nach dem andern und ermahnte Siebzehntes Aapitel. Der Sommermorgen war schön, aber der Inspektor sehr bekümmert. Wer Heute packte Klee sorgenvoll seine Habseligkeiten und rief die Großmagd, Nu, was haben Sie so viel einzustecken, Herr Inspektor? Ach, du wirst es wohl wissen! brummte Klee und zog die Riemen an. Die Großmagd wurde gerührt. Sie schnappte auf wie ein Fisch und sagte Was reden sie denn? Ja, 's wäre schon so, und sie Haltens immer gesagt: Wenn der Herr Baron Durch Schwatzen hat noch keiner was verbessert. Es kommt, wie Gott All!- der Chronik derer von Riffelshausen. Ein Heiliger würde die Geduld verlieren über diesen Kleinigkeitskrämer! So können wir Georg an dessen Stelle in den Kalender setzen lassen, er¬ Sie ärgern sich nur krank mit dem Menschen, sagte der Moosdorfer, lassen Aber Georg schrieb einen bedenklichen Brief nach dem andern und ermahnte Siebzehntes Aapitel. Der Sommermorgen war schön, aber der Inspektor sehr bekümmert. Wer Heute packte Klee sorgenvoll seine Habseligkeiten und rief die Großmagd, Nu, was haben Sie so viel einzustecken, Herr Inspektor? Ach, du wirst es wohl wissen! brummte Klee und zog die Riemen an. Die Großmagd wurde gerührt. Sie schnappte auf wie ein Fisch und sagte Was reden sie denn? Ja, 's wäre schon so, und sie Haltens immer gesagt: Wenn der Herr Baron Durch Schwatzen hat noch keiner was verbessert. Es kommt, wie Gott <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0579" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199299"/> <fw type="header" place="top"> All!- der Chronik derer von Riffelshausen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1982"> Ein Heiliger würde die Geduld verlieren über diesen Kleinigkeitskrämer!<lb/> rief der Hofmarschall.</p><lb/> <p xml:id="ID_1983"> So können wir Georg an dessen Stelle in den Kalender setzen lassen, er¬<lb/> wiederte Cäcilie kalt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1984"> Sie ärgern sich nur krank mit dem Menschen, sagte der Moosdorfer, lassen<lb/> Sie ihn doch laufen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1985"> Aber Georg schrieb einen bedenklichen Brief nach dem andern und ermahnte<lb/> seinen Bruder immer wieder, dem zuverlässigen Klee zu vertrauen. Dann nahm<lb/> sich Bohemund fest vor, seine Ungeduld zu zügeln, und es ging eine Weile, bis<lb/> erhöhte Reizbarkeit doch endlich zum Bruch führte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Siebzehntes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1986"> Der Sommermorgen war schön, aber der Inspektor sehr bekümmert. Wer<lb/> seine beste Kraft jahrelang einem Werke gewidmet hat, sieht es ungern in fremde<lb/> Hände übergehen, besonders wenn diese zur Arbeit nicht geschickt sind. Nur<lb/> seine Anhänglichkeit an das Gut und den Baron Georg hatten ihn vermocht,<lb/> so lange das unverständige Schalten des Hofmarschalls mit anzusehen. Wenn<lb/> dieser noch die Leitung seiner Geschäfte fähigen Beamten überlassen hätte. Aber<lb/> er hielt es für seine Pflicht, bis auf die kleinste Angelegenheit alles nach eignem<lb/> Ermessen anzuordnen. Und nun obendrein diesen leichtsinnigen Moosdorfer<lb/> als Ratgeber!</p><lb/> <p xml:id="ID_1987"> Heute packte Klee sorgenvoll seine Habseligkeiten und rief die Großmagd,<lb/> die er im Flur poltern hörte. Hier, Ananda, setze dich einmal auf den Koffer¬<lb/> deckel, ich kann das alte Ding nicht zukriegen. So — Vorsicht! sonst bricht<lb/> er. Recht, so wirds gehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1988"> Nu, was haben Sie so viel einzustecken, Herr Inspektor?</p><lb/> <p xml:id="ID_1989"> Ach, du wirst es wohl wissen! brummte Klee und zog die Riemen an.<lb/> Aber mager bist du hier nicht geworden, Marte, setzte er mit einem gutmütigen<lb/> ^tick ans die stattliche Schöne hinzrt^ Ja ja! ich habe euch behandelt wie<lb/> meine Kinder, und so gut wirds euch auch nicht wieder, du kannst mirs glauben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1990"> Die Großmagd wurde gerührt. Sie schnappte auf wie ein Fisch und sagte<lb/> ^Min: Wissen denn der Herr Inspektor, daß sie im Dorfe alle dasselbe sagen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1991"> Was reden sie denn?</p><lb/> <p xml:id="ID_1992"> Ja, 's wäre schon so, und sie Haltens immer gesagt: Wenn der Herr Baron<lb/> Georg geht, nachher geht auch der Herr Inspektor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1993" next="#ID_1994"> Durch Schwatzen hat noch keiner was verbessert. Es kommt, wie Gott<lb/> ^til- Aber eins will ich dir noch sagen, Ananda: halte du mir die Mädchen<lb/> ^>f dem Hofe hübsch in Ordnung, daß hier nicht so ein Liedrian einreißt wie<lb/> w Moosdorf, woran freilich der Graf die meiste Schuld hat, hol' ihn — nein,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0579]
All!- der Chronik derer von Riffelshausen.
Ein Heiliger würde die Geduld verlieren über diesen Kleinigkeitskrämer!
rief der Hofmarschall.
So können wir Georg an dessen Stelle in den Kalender setzen lassen, er¬
wiederte Cäcilie kalt.
Sie ärgern sich nur krank mit dem Menschen, sagte der Moosdorfer, lassen
Sie ihn doch laufen!
Aber Georg schrieb einen bedenklichen Brief nach dem andern und ermahnte
seinen Bruder immer wieder, dem zuverlässigen Klee zu vertrauen. Dann nahm
sich Bohemund fest vor, seine Ungeduld zu zügeln, und es ging eine Weile, bis
erhöhte Reizbarkeit doch endlich zum Bruch führte.
Siebzehntes Aapitel.
Der Sommermorgen war schön, aber der Inspektor sehr bekümmert. Wer
seine beste Kraft jahrelang einem Werke gewidmet hat, sieht es ungern in fremde
Hände übergehen, besonders wenn diese zur Arbeit nicht geschickt sind. Nur
seine Anhänglichkeit an das Gut und den Baron Georg hatten ihn vermocht,
so lange das unverständige Schalten des Hofmarschalls mit anzusehen. Wenn
dieser noch die Leitung seiner Geschäfte fähigen Beamten überlassen hätte. Aber
er hielt es für seine Pflicht, bis auf die kleinste Angelegenheit alles nach eignem
Ermessen anzuordnen. Und nun obendrein diesen leichtsinnigen Moosdorfer
als Ratgeber!
Heute packte Klee sorgenvoll seine Habseligkeiten und rief die Großmagd,
die er im Flur poltern hörte. Hier, Ananda, setze dich einmal auf den Koffer¬
deckel, ich kann das alte Ding nicht zukriegen. So — Vorsicht! sonst bricht
er. Recht, so wirds gehen.
Nu, was haben Sie so viel einzustecken, Herr Inspektor?
Ach, du wirst es wohl wissen! brummte Klee und zog die Riemen an.
Aber mager bist du hier nicht geworden, Marte, setzte er mit einem gutmütigen
^tick ans die stattliche Schöne hinzrt^ Ja ja! ich habe euch behandelt wie
meine Kinder, und so gut wirds euch auch nicht wieder, du kannst mirs glauben.
Die Großmagd wurde gerührt. Sie schnappte auf wie ein Fisch und sagte
^Min: Wissen denn der Herr Inspektor, daß sie im Dorfe alle dasselbe sagen?
Was reden sie denn?
Ja, 's wäre schon so, und sie Haltens immer gesagt: Wenn der Herr Baron
Georg geht, nachher geht auch der Herr Inspektor.
Durch Schwatzen hat noch keiner was verbessert. Es kommt, wie Gott
^til- Aber eins will ich dir noch sagen, Ananda: halte du mir die Mädchen
^>f dem Hofe hübsch in Ordnung, daß hier nicht so ein Liedrian einreißt wie
w Moosdorf, woran freilich der Graf die meiste Schuld hat, hol' ihn — nein,
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