Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Wallensteins erstes Generalat.

Verzinsen, als das Betriebskapital eines Industriellen oder Kaufmanns.") Es
kommt daher alles darauf an, daß das fixe Kapital fo klein, daß Betriebskapital
so groß als möglich sei.

Nun aber findet in der Regel das umgekehrte Verhältnis statt, denn die
meisten Landwirte verwenden, von dem Wunsche geleitet, ein möglichst großes
Gut zu besitzen, ihr ganzes Vermögen, ja noch weit mehr, auf den Ankauf, indem
sie einen Teil des Kaufpreises als Hypothek schuldig bleiben. Es ist dann
natürlich, daß sie in der Beschaffung des Betriebskapitals Schwierigkeit"!? finden.
Da ist denn das Rufen nach Erleichterung des Kredits sehr begreiflich. Andre
freilich halten eine gründliche und planmäßige Entlastung des Bodens für
durchaus erforderlich, und so spielt die Frage der hypothekarischen Verschuldung
eme große Rolle in der agrarischen Debatte. Ich muß daher auf die Sache
etwas näher eingehen. (Fortsetzung folgt.)




Wallensteins erstes Generalat.

chillers oft zitirtes Wort aus dem Prolog zum ,. Wallenstein"
hat durch die Veröffentlichungen Hildebrands und Gädetes für
den Historiker seine Erledigung gefunden; an dem Verrate Wallen-
steins ist jetzt nicht mehr zu zweifeln. Wenn Förster einst Bilder
^ aus Wallensteins Leben geboten hatte, welche manches noch un¬
bestimmt ließen, im ganzen aber doch auf eine Verteidigung, namentlich gegen
den Wiener Hof, hinausliefen, so war der Freiherr von Arelim zu dem ent'
gegengesetzten Ergebnisse gelangt, er war von dem Verrate Wallensteins über¬
zeugt. Seiner Meinung stimmt in diesem Punkte Ranke bei, doch hebt er die-
Mlgen Züge hervor, welche dem Feldherrn und seinem Schicksale die menschliche
^eilnahme zuzuwenden geeignet sind, dadurch, daß er die gewaltige Erscheinung
des kaiserlichen Feldhauptmanns 4>or uns hinstellt, welcher den Neligionsfrieden
wiederherstellen und die Fremden, auch die Spanier, von dem Reiche ausschließen
wollte. Mit energischer Einseitigkeit zeichnet dagegen Schebeck einen durchaus
schuldlosen Charakter, der gegenüber den ihn bekämpfenden Mächten, insonderheit
gegenüber dem böhmischen Kanzler Slawata, sich fast allenthalben in seinem
Rechte befindet; er nimmt Wallenstein nicht nur in Schutz gegen allerhand Au-
s-Nffe. sondern stellt die den General anklagenden Schriftstücke durchaus als
verleumderisches Machwerk Slawatas hin.



la ^" Farmer in England rechnet in gewöhnlichen Zeiten, mit seinem Betriebskapital
Prozent zu verdienen, bei Anlegung von Kapital in Grund und Boden begnügt er sich
"Ne 2V- bis 3V" Prozent. Vergl. Nasse, Agrarische Zustände in Frankreich und England
in den Schriften des Vereins sür Sozialpolitik XXVII. S. 134.
Grenzboten III. 1886. 53
Wallensteins erstes Generalat.

Verzinsen, als das Betriebskapital eines Industriellen oder Kaufmanns.") Es
kommt daher alles darauf an, daß das fixe Kapital fo klein, daß Betriebskapital
so groß als möglich sei.

Nun aber findet in der Regel das umgekehrte Verhältnis statt, denn die
meisten Landwirte verwenden, von dem Wunsche geleitet, ein möglichst großes
Gut zu besitzen, ihr ganzes Vermögen, ja noch weit mehr, auf den Ankauf, indem
sie einen Teil des Kaufpreises als Hypothek schuldig bleiben. Es ist dann
natürlich, daß sie in der Beschaffung des Betriebskapitals Schwierigkeit«!? finden.
Da ist denn das Rufen nach Erleichterung des Kredits sehr begreiflich. Andre
freilich halten eine gründliche und planmäßige Entlastung des Bodens für
durchaus erforderlich, und so spielt die Frage der hypothekarischen Verschuldung
eme große Rolle in der agrarischen Debatte. Ich muß daher auf die Sache
etwas näher eingehen. (Fortsetzung folgt.)




Wallensteins erstes Generalat.

chillers oft zitirtes Wort aus dem Prolog zum ,. Wallenstein"
hat durch die Veröffentlichungen Hildebrands und Gädetes für
den Historiker seine Erledigung gefunden; an dem Verrate Wallen-
steins ist jetzt nicht mehr zu zweifeln. Wenn Förster einst Bilder
^ aus Wallensteins Leben geboten hatte, welche manches noch un¬
bestimmt ließen, im ganzen aber doch auf eine Verteidigung, namentlich gegen
den Wiener Hof, hinausliefen, so war der Freiherr von Arelim zu dem ent'
gegengesetzten Ergebnisse gelangt, er war von dem Verrate Wallensteins über¬
zeugt. Seiner Meinung stimmt in diesem Punkte Ranke bei, doch hebt er die-
Mlgen Züge hervor, welche dem Feldherrn und seinem Schicksale die menschliche
^eilnahme zuzuwenden geeignet sind, dadurch, daß er die gewaltige Erscheinung
des kaiserlichen Feldhauptmanns 4>or uns hinstellt, welcher den Neligionsfrieden
wiederherstellen und die Fremden, auch die Spanier, von dem Reiche ausschließen
wollte. Mit energischer Einseitigkeit zeichnet dagegen Schebeck einen durchaus
schuldlosen Charakter, der gegenüber den ihn bekämpfenden Mächten, insonderheit
gegenüber dem böhmischen Kanzler Slawata, sich fast allenthalben in seinem
Rechte befindet; er nimmt Wallenstein nicht nur in Schutz gegen allerhand Au-
s-Nffe. sondern stellt die den General anklagenden Schriftstücke durchaus als
verleumderisches Machwerk Slawatas hin.



la ^" Farmer in England rechnet in gewöhnlichen Zeiten, mit seinem Betriebskapital
Prozent zu verdienen, bei Anlegung von Kapital in Grund und Boden begnügt er sich
"Ne 2V- bis 3V« Prozent. Vergl. Nasse, Agrarische Zustände in Frankreich und England
in den Schriften des Vereins sür Sozialpolitik XXVII. S. 134.
Grenzboten III. 1886. 53
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0465" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199185"/>
            <fw type="header" place="top"> Wallensteins erstes Generalat.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1491" prev="#ID_1490"> Verzinsen, als das Betriebskapital eines Industriellen oder Kaufmanns.") Es<lb/>
kommt daher alles darauf an, daß das fixe Kapital fo klein, daß Betriebskapital<lb/>
so groß als möglich sei.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1492"> Nun aber findet in der Regel das umgekehrte Verhältnis statt, denn die<lb/>
meisten Landwirte verwenden, von dem Wunsche geleitet, ein möglichst großes<lb/>
Gut zu besitzen, ihr ganzes Vermögen, ja noch weit mehr, auf den Ankauf, indem<lb/>
sie einen Teil des Kaufpreises als Hypothek schuldig bleiben. Es ist dann<lb/>
natürlich, daß sie in der Beschaffung des Betriebskapitals Schwierigkeit«!? finden.<lb/>
Da ist denn das Rufen nach Erleichterung des Kredits sehr begreiflich. Andre<lb/>
freilich halten eine gründliche und planmäßige Entlastung des Bodens für<lb/>
durchaus erforderlich, und so spielt die Frage der hypothekarischen Verschuldung<lb/>
eme große Rolle in der agrarischen Debatte. Ich muß daher auf die Sache<lb/>
etwas näher eingehen. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Wallensteins erstes Generalat.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1493"> chillers oft zitirtes Wort aus dem Prolog zum ,. Wallenstein"<lb/>
hat durch die Veröffentlichungen Hildebrands und Gädetes für<lb/>
den Historiker seine Erledigung gefunden; an dem Verrate Wallen-<lb/>
steins ist jetzt nicht mehr zu zweifeln. Wenn Förster einst Bilder<lb/>
^ aus Wallensteins Leben geboten hatte, welche manches noch un¬<lb/>
bestimmt ließen, im ganzen aber doch auf eine Verteidigung, namentlich gegen<lb/>
den Wiener Hof, hinausliefen, so war der Freiherr von Arelim zu dem ent'<lb/>
gegengesetzten Ergebnisse gelangt, er war von dem Verrate Wallensteins über¬<lb/>
zeugt. Seiner Meinung stimmt in diesem Punkte Ranke bei, doch hebt er die-<lb/>
Mlgen Züge hervor, welche dem Feldherrn und seinem Schicksale die menschliche<lb/>
^eilnahme zuzuwenden geeignet sind, dadurch, daß er die gewaltige Erscheinung<lb/>
des kaiserlichen Feldhauptmanns 4&gt;or uns hinstellt, welcher den Neligionsfrieden<lb/>
wiederherstellen und die Fremden, auch die Spanier, von dem Reiche ausschließen<lb/>
wollte. Mit energischer Einseitigkeit zeichnet dagegen Schebeck einen durchaus<lb/>
schuldlosen Charakter, der gegenüber den ihn bekämpfenden Mächten, insonderheit<lb/>
gegenüber dem böhmischen Kanzler Slawata, sich fast allenthalben in seinem<lb/>
Rechte befindet; er nimmt Wallenstein nicht nur in Schutz gegen allerhand Au-<lb/>
s-Nffe. sondern stellt die den General anklagenden Schriftstücke durchaus als<lb/>
verleumderisches Machwerk Slawatas hin.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_61" place="foot"> la   ^" Farmer in England rechnet in gewöhnlichen Zeiten, mit seinem Betriebskapital<lb/>
Prozent zu verdienen, bei Anlegung von Kapital in Grund und Boden begnügt er sich<lb/>
"Ne 2V- bis 3V« Prozent. Vergl. Nasse, Agrarische Zustände in Frankreich und England<lb/>
in den Schriften des Vereins sür Sozialpolitik XXVII. S. 134.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 1886. 53</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0465] Wallensteins erstes Generalat. Verzinsen, als das Betriebskapital eines Industriellen oder Kaufmanns.") Es kommt daher alles darauf an, daß das fixe Kapital fo klein, daß Betriebskapital so groß als möglich sei. Nun aber findet in der Regel das umgekehrte Verhältnis statt, denn die meisten Landwirte verwenden, von dem Wunsche geleitet, ein möglichst großes Gut zu besitzen, ihr ganzes Vermögen, ja noch weit mehr, auf den Ankauf, indem sie einen Teil des Kaufpreises als Hypothek schuldig bleiben. Es ist dann natürlich, daß sie in der Beschaffung des Betriebskapitals Schwierigkeit«!? finden. Da ist denn das Rufen nach Erleichterung des Kredits sehr begreiflich. Andre freilich halten eine gründliche und planmäßige Entlastung des Bodens für durchaus erforderlich, und so spielt die Frage der hypothekarischen Verschuldung eme große Rolle in der agrarischen Debatte. Ich muß daher auf die Sache etwas näher eingehen. (Fortsetzung folgt.) Wallensteins erstes Generalat. chillers oft zitirtes Wort aus dem Prolog zum ,. Wallenstein" hat durch die Veröffentlichungen Hildebrands und Gädetes für den Historiker seine Erledigung gefunden; an dem Verrate Wallen- steins ist jetzt nicht mehr zu zweifeln. Wenn Förster einst Bilder ^ aus Wallensteins Leben geboten hatte, welche manches noch un¬ bestimmt ließen, im ganzen aber doch auf eine Verteidigung, namentlich gegen den Wiener Hof, hinausliefen, so war der Freiherr von Arelim zu dem ent' gegengesetzten Ergebnisse gelangt, er war von dem Verrate Wallensteins über¬ zeugt. Seiner Meinung stimmt in diesem Punkte Ranke bei, doch hebt er die- Mlgen Züge hervor, welche dem Feldherrn und seinem Schicksale die menschliche ^eilnahme zuzuwenden geeignet sind, dadurch, daß er die gewaltige Erscheinung des kaiserlichen Feldhauptmanns 4>or uns hinstellt, welcher den Neligionsfrieden wiederherstellen und die Fremden, auch die Spanier, von dem Reiche ausschließen wollte. Mit energischer Einseitigkeit zeichnet dagegen Schebeck einen durchaus schuldlosen Charakter, der gegenüber den ihn bekämpfenden Mächten, insonderheit gegenüber dem böhmischen Kanzler Slawata, sich fast allenthalben in seinem Rechte befindet; er nimmt Wallenstein nicht nur in Schutz gegen allerhand Au- s-Nffe. sondern stellt die den General anklagenden Schriftstücke durchaus als verleumderisches Machwerk Slawatas hin. la ^" Farmer in England rechnet in gewöhnlichen Zeiten, mit seinem Betriebskapital Prozent zu verdienen, bei Anlegung von Kapital in Grund und Boden begnügt er sich "Ne 2V- bis 3V« Prozent. Vergl. Nasse, Agrarische Zustände in Frankreich und England in den Schriften des Vereins sür Sozialpolitik XXVII. S. 134. Grenzboten III. 1886. 53

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/465
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/465>, abgerufen am 03.07.2024.