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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die Aaiserwcihl vom Jahre ^5^9 und Rarls V, Anfänge.

heit und die Unwahrheit der neuen Beleidigung Eide und Meineide nach Ver¬
langen schwören, und so breitet sich das Gift, welches den Keim zu zahllosen
Meineiden enthält, immer weiter aus.

Wenn eine Epidemie verheerend ein Land durchzieht, können Wissenschaft
und Polizei vielfach nachweisen, wie der Krankheisstoff von einem Orte zum
andern getragen worden ist, oft aber gelingt auch der Nachweis nicht, und doch
muß eine solche Übertragung stattgefunden haben. Bei der Mcincidpest ist ein
solcher Nachweis noch schwerer zu führen, deun die Fälle, wo sich das Gift
entwickelt, und die Wege, auf denen es sich ausbreitet, sind nicht immer so kraß
und so in die Augen fallend wie in dem angeführten Beispiele; darum aber,
weil in vielen Fällen über das Wie? der Ansteckung keine Gewißheit beschafft
werden kann, darf die Thatsache der Ansteckung nicht einfach geleugnet werden.

(Schluß folgt.)




Die Kaiserwahl vom Jahre ^5^9
und Aarls V. Anfänge.
(Fortsetzung.)

lese Rüstungen veranlaßten natürlich in den Niederlanden Gegen-
maßregeln; in der Grasschnft Namur wurden rasch 2000 Fu߬
gänger aufgehoben; die Grenzplätze gegen Frankreich wurden mit
Geschützen und Lebensmitteln versehen und besonders Luxem¬
burg stark besetzt; Margarethe bot alles auf, um den Franzosen
nötigenfalls energisch zu begegnen. Vor allem aber wurde es vou Bedeutung,
daß der Herzog von Würtemberg durch seinen Handstreich gegen Nentlingen den
schwäbischen Bund herausgefordert hatte. Wenn die Truppen, welche er sam¬
melte und zu denen vom 8. bis zum 10. März 10 000, nach andern sogar 14 000
Wveizcrischc Söldner stießen, als eine französische Streitmacht im Herzen Deutsch¬
lands angesehen werde" mußten, so war damit von selbst gegeben, daß das Heer,
das nun der Bund aufstellte, für Karl I. in die Wagschale fiel; wer wider
Ulrich war, der war wider Franz und für Karl. Vor allem betrieben die
Herzöge von Baiern, Wilhelm und Ludwig, um die Mißhandlung ihrer Schwester
Sabine zu rächen, die Ausstellung eines großen Heeres; Ende März waren in
Ulm 25 000 Manu beisammen, über welche Herzog Wilhelm den Oberbefehl
übernahm. Ehe der Ausmarsch erfolgte, war der Feldzug schon entschieden;


Die Aaiserwcihl vom Jahre ^5^9 und Rarls V, Anfänge.

heit und die Unwahrheit der neuen Beleidigung Eide und Meineide nach Ver¬
langen schwören, und so breitet sich das Gift, welches den Keim zu zahllosen
Meineiden enthält, immer weiter aus.

Wenn eine Epidemie verheerend ein Land durchzieht, können Wissenschaft
und Polizei vielfach nachweisen, wie der Krankheisstoff von einem Orte zum
andern getragen worden ist, oft aber gelingt auch der Nachweis nicht, und doch
muß eine solche Übertragung stattgefunden haben. Bei der Mcincidpest ist ein
solcher Nachweis noch schwerer zu führen, deun die Fälle, wo sich das Gift
entwickelt, und die Wege, auf denen es sich ausbreitet, sind nicht immer so kraß
und so in die Augen fallend wie in dem angeführten Beispiele; darum aber,
weil in vielen Fällen über das Wie? der Ansteckung keine Gewißheit beschafft
werden kann, darf die Thatsache der Ansteckung nicht einfach geleugnet werden.

(Schluß folgt.)




Die Kaiserwahl vom Jahre ^5^9
und Aarls V. Anfänge.
(Fortsetzung.)

lese Rüstungen veranlaßten natürlich in den Niederlanden Gegen-
maßregeln; in der Grasschnft Namur wurden rasch 2000 Fu߬
gänger aufgehoben; die Grenzplätze gegen Frankreich wurden mit
Geschützen und Lebensmitteln versehen und besonders Luxem¬
burg stark besetzt; Margarethe bot alles auf, um den Franzosen
nötigenfalls energisch zu begegnen. Vor allem aber wurde es vou Bedeutung,
daß der Herzog von Würtemberg durch seinen Handstreich gegen Nentlingen den
schwäbischen Bund herausgefordert hatte. Wenn die Truppen, welche er sam¬
melte und zu denen vom 8. bis zum 10. März 10 000, nach andern sogar 14 000
Wveizcrischc Söldner stießen, als eine französische Streitmacht im Herzen Deutsch¬
lands angesehen werde» mußten, so war damit von selbst gegeben, daß das Heer,
das nun der Bund aufstellte, für Karl I. in die Wagschale fiel; wer wider
Ulrich war, der war wider Franz und für Karl. Vor allem betrieben die
Herzöge von Baiern, Wilhelm und Ludwig, um die Mißhandlung ihrer Schwester
Sabine zu rächen, die Ausstellung eines großen Heeres; Ende März waren in
Ulm 25 000 Manu beisammen, über welche Herzog Wilhelm den Oberbefehl
übernahm. Ehe der Ausmarsch erfolgte, war der Feldzug schon entschieden;


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[0367] Die Aaiserwcihl vom Jahre ^5^9 und Rarls V, Anfänge. heit und die Unwahrheit der neuen Beleidigung Eide und Meineide nach Ver¬ langen schwören, und so breitet sich das Gift, welches den Keim zu zahllosen Meineiden enthält, immer weiter aus. Wenn eine Epidemie verheerend ein Land durchzieht, können Wissenschaft und Polizei vielfach nachweisen, wie der Krankheisstoff von einem Orte zum andern getragen worden ist, oft aber gelingt auch der Nachweis nicht, und doch muß eine solche Übertragung stattgefunden haben. Bei der Mcincidpest ist ein solcher Nachweis noch schwerer zu führen, deun die Fälle, wo sich das Gift entwickelt, und die Wege, auf denen es sich ausbreitet, sind nicht immer so kraß und so in die Augen fallend wie in dem angeführten Beispiele; darum aber, weil in vielen Fällen über das Wie? der Ansteckung keine Gewißheit beschafft werden kann, darf die Thatsache der Ansteckung nicht einfach geleugnet werden. (Schluß folgt.) Die Kaiserwahl vom Jahre ^5^9 und Aarls V. Anfänge. (Fortsetzung.) lese Rüstungen veranlaßten natürlich in den Niederlanden Gegen- maßregeln; in der Grasschnft Namur wurden rasch 2000 Fu߬ gänger aufgehoben; die Grenzplätze gegen Frankreich wurden mit Geschützen und Lebensmitteln versehen und besonders Luxem¬ burg stark besetzt; Margarethe bot alles auf, um den Franzosen nötigenfalls energisch zu begegnen. Vor allem aber wurde es vou Bedeutung, daß der Herzog von Würtemberg durch seinen Handstreich gegen Nentlingen den schwäbischen Bund herausgefordert hatte. Wenn die Truppen, welche er sam¬ melte und zu denen vom 8. bis zum 10. März 10 000, nach andern sogar 14 000 Wveizcrischc Söldner stießen, als eine französische Streitmacht im Herzen Deutsch¬ lands angesehen werde» mußten, so war damit von selbst gegeben, daß das Heer, das nun der Bund aufstellte, für Karl I. in die Wagschale fiel; wer wider Ulrich war, der war wider Franz und für Karl. Vor allem betrieben die Herzöge von Baiern, Wilhelm und Ludwig, um die Mißhandlung ihrer Schwester Sabine zu rächen, die Ausstellung eines großen Heeres; Ende März waren in Ulm 25 000 Manu beisammen, über welche Herzog Wilhelm den Oberbefehl übernahm. Ehe der Ausmarsch erfolgte, war der Feldzug schon entschieden;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/367>, abgerufen am 03.07.2024.