Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. wußten recht, was und wie da alles herabgestiegen und hcrangckrabbelt kam. Du bist wohl der Schmiedt? rief ein kleines Herrchen und zupfte den ge¬ Ach, wie schon! Mama, sieh doch hier! Sieh doch! rief eine andre Es überkommt uns ein eignes Gefühl, gnädige Frau, tönte es verlegen Es war nicht zu leugnen, daß die gnädige Frau selbst sich etwas un¬ Während nun die Kinder, denen unglaublich oft eingeprägt worden war, Dn siehst recht müde aus, meine Liebe, bemerkte Cäcilie nach einer kühlen Freilich, sagte Bohemund Niffelshauseu, kommt einmal her, meine jungen Es entzückte Cäcilie, daß die beiden Kleinen ihr artig die Hand küßten, Als kurz nachher die Familie, Herrn Trakelberg und Mademoiselle Adcline Bleibe nur hier, Valerian! sagte er, als der Kleine abermals entfliehen Du bist wohl der Onkel, der nur an der Krücke gehen kaun? Aus der Lhronik derer von Riffelshausen. wußten recht, was und wie da alles herabgestiegen und hcrangckrabbelt kam. Du bist wohl der Schmiedt? rief ein kleines Herrchen und zupfte den ge¬ Ach, wie schon! Mama, sieh doch hier! Sieh doch! rief eine andre Es überkommt uns ein eignes Gefühl, gnädige Frau, tönte es verlegen Es war nicht zu leugnen, daß die gnädige Frau selbst sich etwas un¬ Während nun die Kinder, denen unglaublich oft eingeprägt worden war, Dn siehst recht müde aus, meine Liebe, bemerkte Cäcilie nach einer kühlen Freilich, sagte Bohemund Niffelshauseu, kommt einmal her, meine jungen Es entzückte Cäcilie, daß die beiden Kleinen ihr artig die Hand küßten, Als kurz nachher die Familie, Herrn Trakelberg und Mademoiselle Adcline Bleibe nur hier, Valerian! sagte er, als der Kleine abermals entfliehen Du bist wohl der Onkel, der nur an der Krücke gehen kaun? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0339" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199059"/> <fw type="header" place="top"> Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_969" prev="#ID_968"> wußten recht, was und wie da alles herabgestiegen und hcrangckrabbelt kam.<lb/> Ehe man nur halb die stürmische Begrüßung des Familienoberhauptes erwiedert<lb/> hatte, befand sich bereits im Flur eine solche Anzahl von Neisemänteln mit<lb/> Inhalt, daß man garnicht wußte, wohin zunächst sich wenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_970"> Du bist wohl der Schmiedt? rief ein kleines Herrchen und zupfte den ge¬<lb/> rührt lächelnden Diener am Ärmel.</p><lb/> <p xml:id="ID_971"> Ach, wie schon! Mama, sieh doch hier! Sieh doch! rief eine andre<lb/> jugendliche Stimme.</p><lb/> <p xml:id="ID_972"> Es überkommt uns ein eignes Gefühl, gnädige Frau, tönte es verlegen<lb/> von einer männlichen Gestalt, deren triefender Mantel von einem Platz auf<lb/> dem Kutschbvcke zeugte und der sich wie ein Tanzbär um sich selber drehte.</p><lb/> <p xml:id="ID_973"> Es war nicht zu leugnen, daß die gnädige Frau selbst sich etwas un¬<lb/> behaglich fühlte. Sie fürchtete sich vor den Verwandten, die sie nur aus den<lb/> Schilderungen ihres Gatten kannte.</p><lb/> <p xml:id="ID_974"> Während nun die Kinder, denen unglaublich oft eingeprägt worden war,<lb/> sich still und artig zu verhalte», mit Lärm und Eifer die Bekanntschaft des<lb/> Schmiedt und der Minna machten, übernahm es endlich der Hofmarschall, Frau<lb/> und Schwester mit einander bekannt zu machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_975"> Dn siehst recht müde aus, meine Liebe, bemerkte Cäcilie nach einer kühlen<lb/> Umarmung, du mußt dich ausruhen. Und das sind also Eure Kinder?</p><lb/> <p xml:id="ID_976"> Freilich, sagte Bohemund Niffelshauseu, kommt einmal her, meine jungen<lb/> Freunde. Anton, mein Ältester, ist ja in Potsdam im Kadcttenhansc. Das<lb/> ist der andre Junge, der Valerian, ein Haupttaugeuichts. Nun, sei einmal nicht<lb/> blöde, wandte er sich an den Knaben, hier ist die gute Tante Cäcilie, die artige<lb/> Neffen recht lieb hat. Und hier, Cäcilie, sind die beiden Mädchen, Mathilde<lb/> lind Julie.</p><lb/> <p xml:id="ID_977"> Es entzückte Cäcilie, daß die beiden Kleinen ihr artig die Hand küßten,<lb/> wobei sie niedliche Knixchen machten; aber ein wahrer Schreck erfaßte sie, als<lb/> sie in das auffallend häßliche Gesicht des Neffen sah. Zwar gewann sie es<lb/> über sich, einen Ausruf des Entsetzens zu unterdrücken und ihn freundlich zu<lb/> begrüßen, allein weder dem Knaben noch seiner Mutter war der erste Eindruck<lb/> entgangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_978"> Als kurz nachher die Familie, Herrn Trakelberg und Mademoiselle Adcline<lb/> eingerechnet, sich im Eßzimmer an den Tisch setzte, zog sich Valerian in eine<lb/> dunkle Ecke des Zimmers zurück. Er blieb neben einem alten Ledersessel in<lb/> der Vertiefung am Ofen stehen und blickte halb ängstlich, halb trotzig nach der<lb/> heitern Gesellschaft. Georg bemerkte ihn, verließ seinen Platz und begab sich<lb/> nach dem Sessel in der Nische.</p><lb/> <p xml:id="ID_979"> Bleibe nur hier, Valerian! sagte er, als der Kleine abermals entfliehen<lb/> wollte. Denkst du, ich beiße?</p><lb/> <p xml:id="ID_980"> Du bist wohl der Onkel, der nur an der Krücke gehen kaun?</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0339]
Aus der Lhronik derer von Riffelshausen.
wußten recht, was und wie da alles herabgestiegen und hcrangckrabbelt kam.
Ehe man nur halb die stürmische Begrüßung des Familienoberhauptes erwiedert
hatte, befand sich bereits im Flur eine solche Anzahl von Neisemänteln mit
Inhalt, daß man garnicht wußte, wohin zunächst sich wenden.
Du bist wohl der Schmiedt? rief ein kleines Herrchen und zupfte den ge¬
rührt lächelnden Diener am Ärmel.
Ach, wie schon! Mama, sieh doch hier! Sieh doch! rief eine andre
jugendliche Stimme.
Es überkommt uns ein eignes Gefühl, gnädige Frau, tönte es verlegen
von einer männlichen Gestalt, deren triefender Mantel von einem Platz auf
dem Kutschbvcke zeugte und der sich wie ein Tanzbär um sich selber drehte.
Es war nicht zu leugnen, daß die gnädige Frau selbst sich etwas un¬
behaglich fühlte. Sie fürchtete sich vor den Verwandten, die sie nur aus den
Schilderungen ihres Gatten kannte.
Während nun die Kinder, denen unglaublich oft eingeprägt worden war,
sich still und artig zu verhalte», mit Lärm und Eifer die Bekanntschaft des
Schmiedt und der Minna machten, übernahm es endlich der Hofmarschall, Frau
und Schwester mit einander bekannt zu machen.
Dn siehst recht müde aus, meine Liebe, bemerkte Cäcilie nach einer kühlen
Umarmung, du mußt dich ausruhen. Und das sind also Eure Kinder?
Freilich, sagte Bohemund Niffelshauseu, kommt einmal her, meine jungen
Freunde. Anton, mein Ältester, ist ja in Potsdam im Kadcttenhansc. Das
ist der andre Junge, der Valerian, ein Haupttaugeuichts. Nun, sei einmal nicht
blöde, wandte er sich an den Knaben, hier ist die gute Tante Cäcilie, die artige
Neffen recht lieb hat. Und hier, Cäcilie, sind die beiden Mädchen, Mathilde
lind Julie.
Es entzückte Cäcilie, daß die beiden Kleinen ihr artig die Hand küßten,
wobei sie niedliche Knixchen machten; aber ein wahrer Schreck erfaßte sie, als
sie in das auffallend häßliche Gesicht des Neffen sah. Zwar gewann sie es
über sich, einen Ausruf des Entsetzens zu unterdrücken und ihn freundlich zu
begrüßen, allein weder dem Knaben noch seiner Mutter war der erste Eindruck
entgangen.
Als kurz nachher die Familie, Herrn Trakelberg und Mademoiselle Adcline
eingerechnet, sich im Eßzimmer an den Tisch setzte, zog sich Valerian in eine
dunkle Ecke des Zimmers zurück. Er blieb neben einem alten Ledersessel in
der Vertiefung am Ofen stehen und blickte halb ängstlich, halb trotzig nach der
heitern Gesellschaft. Georg bemerkte ihn, verließ seinen Platz und begab sich
nach dem Sessel in der Nische.
Bleibe nur hier, Valerian! sagte er, als der Kleine abermals entfliehen
wollte. Denkst du, ich beiße?
Du bist wohl der Onkel, der nur an der Krücke gehen kaun?
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |